Demonica – Zhubaal (eBook)
160 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
978-3-7363-0514-4 (ISBN)
Eine neue Novella aus der Welt von Demonica
Der gefallene Engel Zhubaal ist die rechte Hand des Todes. Vor fast einem Jahrhundert verlor er die Liebe seines Lebens, doch nicht einmal der Tod kann ihn davon abhalten, nach ihr zu suchen. Denn er weiß, dass ihr eine zweite Chance gewährt wurde, ein zweites Leben in einem neuen Körper. Doch wie kann er sie finden, wenn sie selbst sich nicht an ihr früheres Leben erinnert?
<p>Mit der Demonica-Serie gelang Larissa Ione der große internationale Durchbruch. Zu ihren Lieblingsautoren gehören Stephen King, Robert Jordan und Marion Zimmer Bradley. </p>
Mit der Demonica-Serie gelang Larissa Ione der große internationale Durchbruch. Zu ihren Lieblingsautoren gehören Stephen King, Robert Jordan und Marion Zimmer Bradley.
1
In Sheoul, dem Dämonenreich, das zuweilen auch Hölle genannt wird, war das Böse überall.
Es triefte in Schlieren schwarzer Säure, die sich mit leisem Zischen in den Stein fraß, von den nackten Felswänden. Es waberte in Nebelschwaden durch die feuchte Luft, die nach Schwefel und verfaulendem Fleisch stank. Und es quoll unter Vex’ Blick aus einem Riss mitten in der Luft, den nur Leute wie sie sehen konnten.
Ihr schwarzes Haar mit den violetten Spitzen, das sowieso schon kurz und stachelig in die Luft ragte, richtete sich sogar noch mehr auf, als sich das Ding aus dem Riss quetschte: die Seele eines toten Dämons, die sich soeben aus irgendeinem Reich, einer mystischen Umfriedung oder etwas Ähnlichem herausgearbeitet hatte. Der zahnpastaähnliche Klumpen nahm eine durchsichtige, annähernd humanoide Gestalt an, nur seine glühenden, blutroten Augen waren klar und deutlich zu erkennen. Eine bösartige Welle der Wut und des Hasses ging von der Seele aus, sodass Vex zurückwich, auch wenn es ihr unmöglich war, zu entkommen.
Sie war das, was ihre Eltern einen daeman genannt hatten – eine Art Magnet für Dämonenseelen, eine Person, an der Seelen klebten wie Fliegen am Leim. Ihren Worten zufolge waren die meisten daemani nicht imstande, dies zu verhindern, und das war echt nervtötend. Wenn ein Dämon in der Nähe von Vex starb, hatten nicht mal die persönlichen daemani des Sensenmanns, Kreaturen namens Senslinge, eine Chance, die Seele einzusammeln, ehe sie in Vex hineingesaugt und als Glyphe auf ihrer Haut gespeichert wurde.
Der Dämon kreischte – ein Laut, den nur sie oder eine andere seelensensible Person hören konnte –, während er darum kämpfte, nicht in das Gefängnis ihres Körpers hineingesaugt zu werden. In dem vergeblichen Versuch, das Unvermeidliche zu vermeiden, flüchtete sie; ihre in festen Stiefeln steckenden Füße eilten behände über den mit Felsbrocken übersäten Boden, der in diesem Teil von Sheoul allgegenwärtig war.
Aber ganz gleich, wie schnell sie rannte, jedes Mal, wenn sie über die Schulter nach hinten sah, hatte sich die Entfernung zwischen ihr und der Seele verringert. Näher. Näher. Oh, Scheiße –
Eine Feuerkugel aus Schmerz explodierte an ihrem unteren Rücken und stieß sie um, sodass sie einen Abhang hinabstürzte, der mit dornenbesetzten Ranken überwuchert war, die ihr die Haut aufkratzten und um ein Haar den Rucksack abgerissen hätten. Aber was ihr die Tränen über die Wangen strömen ließ, war das Leid der Seele, das sich in ihr ausbreitete.
Grauenhafte Schmerzen erschütterten ihren Körper, als würden eine Million Höllenfeuerameisen unter ihrer Haut krabbeln, als sie sich mühsam aufrappelte und sich mithilfe ihrer Klauen den Abhang hinauf zum Pfad zurückarbeitete. Der Dämon in ihr attackierte ihren Geist, kreischte so hoch, dass es sie fast um den Verstand brachte.
»Frau.«
Die tiefe, raue Stimme erschreckte sie, so wie sie wohl auch die Seele erschreckt haben musste, die sich seit Neuestem als blinder Passagier bei ihr eingenistet hatte, da der Dämonengeist endlich Ruhe gab und ihr damit die Chance, zu Atem zu kommen.
Heimlich zog sie eine der Klingen hervor, die sie in ihrem Stiefel verborgen hatte, richtete sich auf und starrte zu dem riesigen, gepanzerten Ritter auf. Er musste wenigstens zweieinhalb Meter groß sein, und aus dem mattschwarzen Helm ragten Hörner. Die Haut seiner langen, mit Klauen bewehrten Hände und seines zerfurchten Gesichts, der einzigen sichtbaren Teile seines Körpers, war mahagonifarben. Sie verzog das Gesicht, als sich seine rissigen Lippen bewegten und schiefe und faulige, aber dennoch scharfe Zähne und gut fünfzehn Zentimeter lange Stoßzähne sichtbar wurden – der Albtraum jedes Zahnarztes.
»Wer bist du?« Das Symbol, das in das Schulterstück seines Panzers geritzt war, zeichnete ihn als Diener des Nekromanten aus, dessentwegen sie gekommen war. Aber seit Monaten schon versuchte jemand, sie zu töten, und bis sie wusste, um wen es sich handelte und warum man ihren Tod wollte, musste sie besonders vorsichtig sein.
»Ich bin Othog«, knurrte er. »Du bist hier, um den großen und grauenhaften Frank zu sehen?«
Das Wort Frank bedeutete in irgendeiner obskuren Dämonensprache sicher etwas Schauriges, aber Vex musste sich anstrengen, keine Miene zu verziehen.
»Ja«, erwiderte sie und verbarg die Klinge in ihrer Handfläche. Längst hatte sie einen Spalt in seiner Rüstung ausgemacht, in den sie das Messer stecken konnte, sollte ihr der Kerl komisch kommen. »Ich bin hier, um den … Frank zu sehen.«
Er machte eine weit ausholende Geste, woraufhin sein Panzer protestierend kreischte wie Nägel auf einer Tafel. »Hier entlang.«
Dämonen waren nicht unbedingt die vertrauenswürdigsten Leute, darum hielt sie ihre Waffe bereit, als sie ihm einen ausgetretenen Pfad entlang folgte, von dem sie hätte schwören können, dass er eben noch nicht da gewesen war. Während sie den Weg entlangtrotteten, stießen knochige Hände durch die Vegetation und schnappten nach ihnen, und immer wieder formten sich Pfützen einer Flüssigkeit, bei der es sich ihrem Dafürhalten nach nur um Blut handeln konnte, um sich gleich darauf wieder aufzulösen. Es kam ihr vor wie eine kleine Ewigkeit, auch wenn vermutlich nur einige Minuten vergangen waren, als sie einen Gang erreichten, der tief in einen Berg hineinzuführen schien. Auf den dunklen Wänden pulsierten Adern, als ob der Berg selbst lebendig wäre. Vielleicht war er das. Sheoul war seltsam und gefährlich. Darum hatte sie ja auch beschlossen, in der Welt der Menschen zu leben.
Nicht dass die Menschen nicht auch seltsam und gefährlich wären, aber als übernatürliches Wesen hatte sie von den schwachen Sterblichen wenig zu befürchten.
Ein paar Meter voraus strömte ein orangefarbenes Leuchten aus einer Öffnung im Berg, und als sie näher kamen, war die Luft nicht mehr feucht und heiß, sondern feucht und sengend heiß. Am Ende des Gangs bogen sie um eine Ecke, die von Säulen in Form von Fangzähnen gebildet wurde, so hoch wie ein Wolkenkratzer. Gleich darauf blieb sie wie angewurzelt stehen, und ihr Unterkiefer klappte nach unten.
Vor ihr lag eine gewaltige Höhle, die wie ein Bienenstock angelegt war; in die steil aufragenden Wände waren Löcher gehauen worden, zwischen denen bizarre, insektenartige Dämonen herumflitzten. Über ihren Köpfen befand sich etwas, von dem sie annahm, es handle sich um ausgehöhlte Tunnel, die wie verbindendes Gewebe kreuz und quer von einer Wand zur anderen verliefen.
»Der große und grauenhafte Frank ist dort.« Othog zeigte auf einen Kerl, der glatt als Zwilling ihrer Eskorte durchgehen könnte, nur dass Frank größer war. Und breiter. Und seine Hörner waren mit Blut und Stücken getrockneten Fleisches bedeckt.
Bezaubernd. Sie konnte Dämonen wirklich nicht ausstehen.
Dennoch drückte sie die Schultern durch und schritt über den Boden, der aus festgetretener Erde zu bestehen schien. Unterwegs stieß sie auf diverse alte Knochen und Schädel, die sie mit gezielten Fußtritten aus dem Weg beförderte. Frank stand neben einem blubbernden Bottich von der Größe eines Weinfasses; seine Hände bewegten sich durch den widerwärtigen grünbraunen Dampf, der aus der kochenden Flüssigkeit aufstieg.
»Entschuldigung, Sir«, sagte sie höflich. Dämonen wie er waren auf jede Menge anmaßendes Gehabe gefasst, darum war sie immer darauf aus, sie aus der Fassung oder aber dazu zu bringen, sie zu unterschätzen. »Ich bin gekommen, um dich zu sehen.«
Als er sich zu ihr umwandte, verzogen sich seine Lippen zu einem grotesken Grinsen. »Ein Emim.« Seine enormen Stoßzähne ließen seine Worte genuschelt klingen, als ob er betrunken wäre. »Eine von deiner Sorte habe ich schon seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen.«
Sie hatte keine Ahnung, woher er wusste, dass sie ein Emim war, das Kind zweier gefallener Engel. Aber das war vermutlich auch egal. »Ja, ich bin etwas richtig Besonderes«, erwiderte sie trocken. »Aber wenn wir jetzt zum Geschäftlichen kommen könnten.«
»Du hast mir also etwas anzubieten.«
»Seelen. Ich habe vier … nein, fünf Seelen zu verkaufen. Eine ist wenigstens Stufe vier auf der Ufelskala und mehr wert als die anderen vier zusammen –«
»Halt’s Maul, Seelenfledderer«, zischte er. Seine wachsamen Augen blickten zu dem ihm – abgesehen von Othog – am nächsten stehenden Dämon, einer runzligen, fetten Kreatur, der etwas aus dem ledrigen Gesicht ragte, das wie metallene Stacheln aussah. Frank senkte die Stimme. »Sprich nicht von solchen Dingen.«
»Zunächst einmal ist die politisch korrekte Bezeichnung für jemanden wie mich daeman.« Sie sprach leise, vermochte aber ihren Ärger darüber, dass er sie Seelenfledderer genannt hatte, nicht zu verbergen. »Zweitens muss ich ein paar Seelen loswerden, aber niemand kauft sie noch. Ich bin bereit, sie dir mit einem Nachlass von fünfzig Prozent zu überlassen. Eine halbe Million für jeden der vier schwächeren. Drei Millionen für alle zusammen. Das ist ein höllisches Schnäppchen, wenn du mir das Wortspiel verzeihst.« Der Kerl lächelte nicht mal. Schwieriges Publikum. »Man hat mir gesagt, du bräuchtest sie.«
»Oh, sicher brauche ich sie.« Er rümpfte die rüsselartige Nase. »Aber nicht genug, um meine eigene Seele zu riskieren.«
Argh! Das war so frustrierend. Nicht nur frustrierend, sondern erschreckend. Die Dämonen in ihr stritten unaufhörlich, befanden sich...
Erscheint lt. Verlag | 2.2.2017 |
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Reihe/Serie | Demonica-Reihe |
Demonica-Reihe | |
Demonica-Reihe | |
Übersetzer | Bettina Oder |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Z |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 20. - 21. Jahrhundert • Anastasia Steele • Dämon • Ekstase • EL James • Engel • Erotischer Liebesroman • erotischer Roman • Fantastischer Roman • fast burn • Gefallener Engel • grey • J.R. Ward • Lara Adrian • Leidenschaft • Liebe • Liebe / Beziehung • Passion • Romantische Fantasy • Sehnsucht • Sex • Shades • Shades of Grey • Steele • Underground Central • Unterwelt • USA • Verführung • Verlangen |
ISBN-10 | 3-7363-0514-1 / 3736305141 |
ISBN-13 | 978-3-7363-0514-4 / 9783736305144 |
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