Der Thron des Wüstenplaneten (eBook)
768 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-21021-2 (ISBN)
Vor dreiundachtzig Jahren wurden die Maschinen in der großen Schlacht von Corrin vernichtend geschlagen. Vor dreiundachtzig Jahren ernannte sich Faykan Butler zum Imperator des neuen, Planeten umspannenden Menschenreichs, und vor dreiundachtzig Jahren verschwand der große Kriegsheld Vorian Atreides. Inzwischen sitzt Faykans Nachfahre Salvador Corrin auf dem Thron des Sternenreiches, doch von Frieden kann man noch lange nicht sprechen: Vorians Feinde sind noch immer auf der Suche nach ihm; technologiefeindliche, fanatische Gruppen führen immer wieder Säuberungsaktionen durch und geheimnisvolle Mächte greifen nach der Vorherrschaft in der Galaxis. Eine davon ist der sagenumwobene Orden der Schwesternschaft der Bene Gesserit, die im Schutz des Dschungelplaneten Rossak eine Intrige schmieden, die das Schicksal der gesamten Menschheit für immer verändern könnte ...
Brian Herbert, der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst Science-Fiction-Romane verfasst, darunter den in Zusammenarbeit mit seinem Vater entstandenen »Mann zweier Welten«.
1
Nachdem man uns tausend Jahre lang in Sklaverei hielt, haben wir die Streitkräfte des Computer-Allgeists Omnius schließlich überwunden. Doch unser Kampf ist noch längst nicht vorbei. Serena Butlers Djihad mag ein Ende gefunden haben, doch der Krieg geht weiter. Wir müssen nun gegen einen heimtückischeren und gefährlicheren Feind antreten: die menschliche Schwäche für Technologie und die Versuchung, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.
Manford Torondo, Der einzige Weg
Manford Torondo hatte den Überblick über seine zahlreichen Missionen verloren. Einige wollte er vergessen, wie zum Beispiel jenen schrecklichen Tag, an dem ihn eine Explosion zerfetzt und ihn seinen Unterleib gekostet hatte. Doch diese neue Mission würde nicht nur einfacher sein, sondern darüber hinaus zutiefst befriedigend – es ging darum, weitere Überreste des größten Feinds der Menschheit auszuradieren.
Waffenstarrend und kalt hingen die Maschinenkriegsschiffe am Rande des Sonnensystems, wo das blasse Sternenlicht ihren Rümpfen nur einen schwachen Widerschein entlockte. Infolge der Vernichtung der überall verteilten Omnius-Allgeister hatte dieses Roboter-Kampfgeschwader niemals sein Ziel erreicht, und die Bevölkerung des nahen Sonnensystems der Liga hatte nicht einmal geahnt, dass sie ein Angriffsziel gewesen war. Jetzt hatten Manfords Kundschafter die Flotte aufgespürt.
Lange nach der Schlacht von Corrin hingen diese gefährlichen feindlichen Schiffe mit voll funktionsfähigen Waffensystemen reglos im All. Sie waren Relikte, Geisterschiffe – aber nichtsdestotrotz Abscheulichkeiten. Entsprechend war mit ihnen zu verfahren.
Als seine sechs kleinen Raumschiffe sich den mechanischen Monstren näherten, verspürte Manford ein urtümliches Erschaudern. Die treuen Anhänger seiner Butler-Bewegung waren darauf eingeschworen, alle Spuren verbotener Computertechnologie zu vernichten. Jetzt näherten sie sich ohne Zögern der herrenlosen Roboterflotte, wie Möwen, die über den Leichnam eines gestrandeten Wals herfielen.
Knisternd drang die Stimme von Schwertmeister Ellus, der sich auf einem Schiff in der Nähe befand, über die Sprechanlage. Bei dieser Operation flog der Schwertmeister an der Spitze und führte Butlers Jäger zu den heimtückischen Roboterschiffen, die jahrzehntelang unbemerkt durchs All getrieben waren. »Es handelt sich um ein Kampfgeschwader von fünfundzwanzig Schiffen, Manford – genau an der Stelle, die der Mentat uns genannt hat.«
Manford, der in einen eigens an seinen beinlosen Körper angepassten Sitz geschnallt war, nickte. Gilbertus Albans' geistige Kräfte beeindruckten ihn immer wieder. »Erneut beweist er mit seiner Mentatenschule, dass das menschliche Gehirn den Denkmaschinen überlegen ist.«
»Der Geist des Menschen ist heilig«, sagte Ellus.
»Der Geist des Menschen ist heilig.« Es war eine Segnung, die Manford in einer gottgesandten Vision offenbart worden war, und inzwischen war sie zu einem beliebten Wahlspruch in Butlers Gefolge geworden. Manford unterbrach die Verbindung und verfolgte die anlaufende Operation weiter von seinem eigenen kleinen Schiff aus.
Schwertmeisterin Anari Idaho, die neben ihm im Cockpit saß, begutachtete die Positionen der Roboterschlachtschiffe auf dem Schirm und tat ihre Einschätzung der Lage kund. Sie trug eine schwarz-graue Uniform mit dem Symbol der Bewegung am Revers, einem stilisierten Siegel, auf dem eine blutrote Faust zu sehen war, die ein Maschinenzahnrad zerdrückte.
»Wir haben genug Feuerkraft, um sie aus der Entfernung zu zerstören«, erklärte sie, »wenn wir unsere Sprengköpfe klug einsetzen. Es gibt keinen Grund, ein Risiko einzugehen, indem wir die Schiffe entern. Zweifellos werden sie von Kampf-Meks und vernetzten Drohnen bewacht.«
Manford blickte zu seiner Gehilfin und Freundin auf und wahrte dabei eine steinerne Miene, obwohl ihm beim Klang ihrer Stimme immer warm ums Herz wurde. »Es besteht kein Risiko – der Allgeist ist tot. Und ich will diese Maschinendämonen sehen, bevor wir sie unschädlich machen.«
Da sie sich Manfords Sache und ihm persönlich verschrieben hatte, akzeptierte Anari seine Entscheidung. »Wie Sie wünschen. Ich werde für Ihre Sicherheit Sorge tragen.« Als Manford den Ausdruck auf ihrem breiten, unschuldigen Gesicht sah, begriff er, dass er in ihren Augen praktisch unfehlbar war – und weil Anari ihm so ergeben war, verteidigte sie ihn mit wilder Kraft.
Manford gab knappe Befehle. »Teile meine Gefolgsleute in mehrere Einsatzgruppen auf. Wir haben keinen Grund zur Eile – ich ziehe eine fehlerfreie Ausführung einer schnellen vor. Schwertmeister Ellus soll die Vernichtungssprengsätze auf den Maschinenschiffen koordinieren. Nicht ein Fetzen darf von ihnen übrig bleiben, wenn wir hier fertig sind.«
Aufgrund seiner körperlichen Behinderung war die Beobachtung von derlei Zerstörungswerk eine seiner wenigen Freuden. Denkmaschinen hatten Moroko zerstört, den Heimatplaneten seiner Vorfahren. Sie hatten seine menschlichen Bewohner gefangen genommen und ihre Seuchen auf sie losgelassen. Keiner hatte überlebt. Wären seine Ururgroßeltern nicht gerade in geschäftlichen Angelegenheiten auf Salusa Secundus gewesen, wären auch sie in Gefangenschaft geraten und getötet worden. Und Manford wäre niemals zur Welt gekommen.
Obwohl sich all das vor Generationen ereignet hatte, hasste er die Maschinen bis heute und hatte sich geschworen, den Kampf gegen sie fortzusetzen.
Unter den Butler-Gefolgsleuten waren fünf ausgebildete Schwertmeister, die Paladine der Menschheit, die während Serena Butlers Djihad im Nahkampf gegen die Denkmaschinen angetreten waren. In den Jahrzehnten seit dem großen Sieg auf Corrin hatten zahlreiche Schwertmeister die letzten über zahlreiche Sonnensysteme verteilten Reste des Roboterimperiums aufgespürt und ausgemerzt. Dank ihrer Erfolge waren inzwischen nur noch wenige solcher Relikte zu finden.
Während die Schiffe der Butler-Bewegung sich der Maschinenflotte näherten, studierte Anari die Bilder auf ihrem Monitor. In einem leisen Tonfall, den sie nur Manford gegenüber verwendete, sinnierte sie: »Wie viele solche Flotten werden wir wohl noch aufspüren?«
Die Antwort war unmissverständlich. »Ich will sie alle.«
Die toten Roboter-Kriegsflotten waren leichte Ziele und die Siege über sie, die aufgezeichnet und ausgestrahlt wurden, rein symbolischer Natur. Doch in letzter Zeit machte sich Manford über die Fäulnis, Korruption und Versuchung Sorgen, die im neuen Corrino-Imperium zu beobachten waren. Wie konnten die Menschen die drohenden Gefahren nur so schnell vergessen? Schon bald würde er den Eifer seiner Gefolgsleute vielleicht in eine andere Richtung lenken und sie mit einer weiteren unvermeidlichen Säuberung unter den menschlichen Bevölkerungen beauftragen müssen …
Schwertmeister Ellus organisierte den Angriff, indem er ein Raster über die Roboterschiffe legte und den Gruppen ihre Ziele zuwies. Die fünf anderen Schiffe verharrten zwischen den herrenlosen Maschinen und hefteten sich jeweils an einen Rumpf. Dann sprengten die jeweiligen Gruppen Löcher in die Außenhüllen und gingen an Bord.
Die Angehörigen von Manfords Gruppe legten ihre Raumanzüge an und machten sich bereit, das größte der Roboterschiffe zu entern. Trotz der dadurch verursachten Umstände bestand er darauf, sie zu begleiten, um das Böse mit eigenen Augen zu sehen. Er würde sich niemals damit zufriedengeben, aus sicherer Entfernung zuzuschauen; er war es gewohnt, anstelle seiner Beine Anari zu haben und sein Schwert in der Hand zu halten. Sein stabiles Ledergeschirr war immer zur Hand, falls Manford sich ins Gefecht stürzen musste. Anari zog sich das Geschirr über die Schultern und rückte den Sitz auf dem Rücken zurecht. Dann befestigte sie die Gurte unter den Armen, über der Brust und an der Hüfte.
Anari war eine hochgewachsene und körperlich fitte Frau, und abgesehen davon, dass sie Manford gegenüber absolut loyal war, liebte sie ihn auch – das sah er ihr jedes Mal an, wenn er ihr in die Augen schaute. Aber all seine Gefolgsleute liebten ihn. Anaris Zuneigung war einfach nur unschuldiger und reiner als die der meisten anderen.
Es fiel ihr nicht schwer, seinen beinlosen Körper hochzuhieven und ihn in den Sitz hinter ihrem Kopf zu platzieren, wie sie es schon unzählige Male zuvor getan hatte. Er kam sich nicht wie ein Kind vor, wenn er auf ihren Schultern ritt; vielmehr fühlte er sich, als sei Anari ein Teil von ihm. Seine Beine waren von der Bombe eines geistesgestörten Technikfreunds abgerissen worden, die auch Rayna Butler getötet hatte, eine wahre Heilige, die die Bewegung gegen die Maschinen angeführt hatte. In den Sekunden, bevor sie ihren Verletzungen erlegen war, hatte sie Manford höchstpersönlich gesegnet.
Die Suk-Ärzte bezeichneten es als Wunder, dass er überlebt hatte, und genau das war es auch: ein Wunder. Es war ihm bestimmt gewesen, nach diesem grauenvollen Tag weiterzuleben. Trotz seines körperlichen Verlusts hatte Manford sich an die Spitze der Butler-Bewegung gesetzt und sie mit Feuereifer angeführt. Ein halber Mann und ein doppelt guter Anführer. Einige wenige Teile seiner Leistengegend waren ihm geblieben, doch unterhalb der Hüften war kaum noch etwas übrig. Trotzdem hatte er nach wie vor seinen Verstand und sein Herz, und sonst brauchte er nichts. Nichts außer seinen Gefolgsleuten.
Sein gekappter Leib passte genau in das Geschirr auf Anaris Rücken, sodass er weit oben auf ihren Schultern saß. Mit unmerklichen Gewichtsverlagerungen steuerte er sie, als wäre sie ein...
Erscheint lt. Verlag | 30.11.2016 |
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Reihe/Serie | Der Wüstenplanet - Great Schools of Dune | Der Wüstenplanet - Great Schools of Dune |
Übersetzer | Jakob Schmidt |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Sisterhood of Dune |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Atreides • Bene Gesserit • Brian Herbert • Butler's Djihad • Denis Villeneuve • Dune • eBooks • Frank Herbert • Harkonnen • Kevin J. Anderson • Prophecy • SPICE • TV-Serie • Wüstenplanet |
ISBN-10 | 3-641-21021-6 / 3641210216 |
ISBN-13 | 978-3-641-21021-2 / 9783641210212 |
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