Elben, Orks, Zwerge - Helden! Das Fantasy Weihnachtspaket: 1787 Seiten Spannung (eBook)
1787 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-0593-9 (ISBN)
Es war schon Mitternacht, als sie sich schließlich von ihm verabschiedete, denn sie fing nun an, nach jedem zweiten Wort zu gähnen – und das konnte nun wohl kaum noch an der schlechten Luft des Bankettraums liegen, sondern hatte seinen Grund einfach darin, dass sie wohl hundemüde war.
Candric blieb noch in der Bibliothek.
Die Öllampen, die den Raum erhellten, flackerten nur noch und der Diener, dessen Aufgabe es eigentlich war, sie für die Nacht zu löschen, zog sich wieder zurück. Schließlich störte man den zukünftigen Herrscher nicht beim Lesen.
Und davon abgesehen war es auch keineswegs die erste Nacht, die Candric in der Bibliothek verbrachte, auch wenn seine Mutter ihn immer wieder ermahnte, dies zu lassen. Dennoch kam es immer wieder aufs Neue vor, dass er über einem interessanten Buch einfach einschlief.
Im Moment schwirrten ihm einfach so viele Gedanken durch den Kopf, dass er trotz großer Müdigkeit nicht hätte schlafen können. Er ging zu einem der Fenster und blickte hinaus. Die Bibliotheksräume gehörten zu den wenigen innerhalb des Palastes, die vollständig verglast waren – denn Glas war sehr teuer und kostbar und es gab nur wenige Handwerker, die es richtig verarbeiten konnten. Wie ein großes Auge stand tatsächlich der Vollmond am Himmel – so wie der Graf von der Drachenküste gesagt hatte.
Dieses verfluchte Turnier! Wenn ich nur irgendeinen Weg finden könnte, um dort nicht antreten zu müssen!, ging es ihm durch den Kopf.
Er sah sich schon auf dem letzten Platz in der Wertung stehen. Und alle anderen Teilnehmer würden sich hinter vorgehaltener Hand über ihn lustig machen. „Will König werden und kann noch nicht einmal mit dem Bogen schießen und ein großes Haus treffen, wenn er davor steht!“ Candric konnte sich die Kommentare lebhaft vorstellen.
Schließlich ging er zurück zu den Buchregalen und nahm sich einen Band heraus, in dem er besonders gerne und häufig las. „Die Geschichte der Elben, Orks und Menschen von Athranor“ hieß es und und ein unbekannter Verfasser hatte es vor vielen Jahrhunderten geschrieben.
Candric setzte sich auf den Boden und las in dem großen Lederfolianten, der so schwer war, dass man ihn nicht auf die Knie legen mochte, wenn man nicht wollte, dass einem die Beine einschliefen.
Er gähnte.
Und dann glaubte er zwischenzeitlich eine Stimme zu hören. Sie klang dumpf und dröhnend. Die Worte, die diese sprach, waren in einer andere Sprache. Sie hatten Ähnlichkeit mit den Zauberformeln, die der Elbenmagier Asanil hin und wieder vor sich hin murmelte und die ihm dabei halfen, das Himmelsschiff zu lenken.
Im ersten Augenblick schreckte Candric auf, denn er glaubte, diese Stimme wirklich gehört zu haben – bis er im nächsten Moment begriff, dass sie nur in seinen Gedanken existierte. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Du musst wirklich schon sehr, sehr müde sein!, ging es ihm durch den Kopf. Und einen Augenblick überlegte er tatsächlich, ob es nicht am Ende doch vielleicht das Beste war, sich ins Bett zu begeben und mal richtig auszuschlafen.
Aber er sich versah, wurde die Müdigkeit so stark, dass er einfach über dem Buch ins sich zusammensackt. Sein Gesicht lag auf den Seiten. Er nieste einmal, als ihm der Staub in die Nase stieg. Normalerweise konnte er trotz seiner großen Liebe zu Büchern den Staub nicht ausstehen, der jedesmal entstand, wenn man ein Buch aus dem Regal nahm oder auch nur unvorsichtig zuklappte. Deswegen hatte er sich angewöhnt, die Seiten immer nur sehr vorsichtig umzuschlagen, damit ihm ein Niesanfall nicht die ganze Freude verdarb.
Aber im Augenblick spielte das alles keine Rolle mehr.
Er dämmerte in einen Traum hinüber. In diesem Traum sah er ein Feuer, das in einer Höhle loderte. Im Hintergrund war ein Haufen von Büchern zu sehen, auf denen Elbenrunen prangten. Wie schändlich wurden diese Bücher behandelt! Als ob es sich um Abfall oder Lumpen handelte, hatte man sie einfach auf dem feuchten Boden abgelegt. Die Seiten wellten sich zum Teil schon und so mancher Einbad ging schon aus dem Leim.
Ein hässliches Geschöpf hockte an diesem Feuer.
Ein Ork, der im Gegensatz zu allen anderen Vertretern dieser Art, die Candric je zu Gesicht bekommen hatte, fünf Hauer besaß anstatt nur vier.
Der Ork spuckte in die Flammen, die daraufhin ihre Farbe leicht veränderten von grünlich in bläulich und anschließend wieder zurück. „Verfluchte Elbenmagie, warum funktionierst du nicht, wie es sein sollte!“, rief er aus und Candric wunderte sich darüber, dass er diese Sprache verstand, die aus einer Reihe von gurgelnden und zischenden Lauten zu bestehen schien - manchmal unterbrochen von Knack- und Würgelauten, die sich anhörten, als hätte der Ork genau jene Mittel genommen, die Kara ihm empfohlen hatte, um sich für das Turnier krank zu stellen.
Dann murmelte der Ork erneut eine Folge von Silben, deren Klang sich ganz anders anhörte und wieder viel mehr Ähnlichkeit mit der Sprache der Elbenmagie hatte, wie auch Asanil sie anwandte.
Das Traumbild, das Candric vor sich sah, verblasste und verschwamm innerhalb der nächsten Augenblicke. Die Stimme des Ork wurde dagegen lauter. Die magische Formel hallte unangenehm in Candrics Kopf wider – so intensiv, dass es schmerzte. Für einen kurzen Moment schien sich alles vor ihm zu drehen und er hatte das Gefühl, in einen dunklen Strudel zu fallen. War das noch ein gewöhnlicher Traum?
Im nächsten Moment sah er wieder den Ork in der Höhle vor sich.
Er sackte unsanft auf seinen Hintern und wandte den Kopf.
„Rhomroor?“, fragte der Ork am Feuer. Er kniff die Augen zusammen und kam auf Candric zu, fasste ihm an den Kopf und sah ihm ins linke Auge. Candric riss sich los, rappelte sich auf und lief auf den Ausgang der Höhle zu. Dort prallte er gegen eine unsichtbare Wand. Benommen taumelte er zu Boden, während sich abermals alles vor ihm drehte.
„Es hat geklappt! Endlich!“, rief der Ork und stimmte daraufhin ein lautes Gebrüll an. Mit den Fäusten trommelte er sich auf die Brust und stieß einen lauten Triumphgeschrei aus, der schließlich in einem lauten und langanhaltenden Rülpsen endete. „Drei Vollmonde musste ich abwarten und jetzt endlich! Diese verfluchte Elbenmagie ist ja doch besser als ihr Ruf!“
Es war schon etwas verwunderlich, so fand es Candric, dass er die Ork-Sprache, von der er niemals auch nur ein einziges Wort gelernt hatte, plötzlich offenbar fließend verstand.
Naja, in einem Traum ist schließlich alles möglich!, dachte er.
Candric erhob sich vorsichtig. Zum ersten Mal starrte er dabei auf eine Hände.
Ork-Pranken, wie sie größer und hässlicher nicht hätten sein können! Mit den krallenähnlichen Fingernägeln hätte man einen Apfel schälen können!.
Was ist dies nur für ein Albtraum!, durchfuhr es Candric, den jetzt ein namenloser Schrecken gepackt hatte. Er betastete nach und nach seinen Körper und konnte kaum glauben, was er da fühlte.
„Ich bin ein Ork!“, rief er – und seine Worte klangen eigenartig, so als wäre sie gar nicht für sein mit Hauern ausgestattetes Maul ausgedacht worden.
„Du sprichst noch die Menschensprache, das ist gut!“, meinte der Ork am Feuer, denn Candric zuvor weggestoßen hatte. „Damit ist jetzt sicher, dass der Austausch wirklich funktioniert hat!“ Der Ork rieb sich die Hände. „Wer hätte das gedacht ... der nächste König der vereinigten Reiche von Sydien und Westanien ist in Wahrheit ein Ork!“ Er kicherte vor sich hin, was dann in ein dumpfes Glucksen und Gurgeln überging.
„Austausch?“, fragte Candric. Diesmal benutzte er nicht seine Muttersprache, sondern die Sprache der Orks, die er offenbar nicht nur verstehen, sondern auch problemlos sprechen konnte. Ja, es war sogar so, dass es ihm viel leichter fiel, die Ork-Wörter auszusprechen, als es bei seiner Muttersprache der Fall war. „Was für ein Austausch?“, fragte Candric noch einmal. „Und wer bist du überhaupt? Ich muss in einen Albtraum geraten sein...“
„Eines kann ich dir versichern“, sagte der Ork. „Ein Traum ist das nicht, was du erlebst! Auch wenn du das im ersten Moment glauben magst!“ Er näherte sich Candrics Ork-Körper, packte ihn an dem schlammverschmierten Harnisch, den er trug und stellte ihn auf die Füße. Dann nahm er die riesenhafte Axt vom Boden auf, die wohl zuvor irgendwann dorthin gefallen war und drückte sie Candric in die Ork-Pranken. Dieser hatte eigentlich erwartet, dass die Streitaxt ihm schwer vorkommen würde – aber das war keineswegs der Fall. Sie fühlte sich so leicht an, dass Candric sich nur noch mehr wundern konnte.
Ich sollte versuchen mich ins Ohr zu kneifen!, dachte er. Vielleicht war dann dieser Schrecken genauso plötzlich zu Ende, wie er gekommen war.
Allerdings hatte der Königssohn inzwischen den leichten Verdacht, dass dem nicht so war.
„Sieh mich an!“, sagte der Ork. „Ich trage fünf Hauer in meinem Maul! Manche nenne das...
Erscheint lt. Verlag | 21.7.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
ISBN-10 | 3-7389-0593-6 / 3738905936 |
ISBN-13 | 978-3-7389-0593-9 / 9783738905939 |
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