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Die Reise ins Morgen-Land. Tatarstan zwischen Moskau und Singapur.

Essays, Reportagen und Geschichte(n)
Buch | Softcover
242 Seiten
2016
Pop, Traian (Verlag)
978-3-86356-144-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Reise ins Morgen-Land. Tatarstan zwischen Moskau und Singapur. - Gudrun Wolff, Karl Wolff
CHF 23,10 inkl. MwSt
Essays, Reportagen und Geschichte(n). Tatarstan rühmt man für Realismus, Pragmatismus und Ideenreichtum im Rahmen seiner Möglichkeiten, gerade weil man das Unmögliche möchte. Es steht für uns daher symbolisch und perspektivisch auch für einen neuen Realismus im Bezug auf Russland, prüfend, kritisch, offen, die Dinge beim Namen nennend. Wieder einmal sind wir in der glücklichen Lage russlanderfahrener Pioniere. Wir wollen Subjektives und Objektives, Beobachtungen und Erfahrungen, eigene und fremde, zu einem farbenfrohen Bild einer Reise zusammenstellen. Eine Reise in ein Land, das schon heute ins Morgen aufgebrochen ist? Das wäre dann im doppelten Sinn eine Reise ins Morgen-Land.

Gudrun Wolff, *1945 in Nürtingen, studierte Slawistik, osteuropäische Geschichte und Kunstgeschichte an den Universitäten Tübingen und Wien. Nach Magister- und Staatsexamen arbeitete sie als Lehrerin für Russisch, Geschichte und Kunst am Gymnasium. Als Mitbegründerin und langjährige Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung der deutsch-russischen Beziehun- gen Münster/Münsterland e.V. (DRG) und als langjährige stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes deutscher West-Ost-Gesellschaften gilt ihr Engagement seit dreißig Jahren der interkulturellen Verständigung und Vernetzung sowie der Förderung zivilgesellschaftlicher Strukturen in Russland. Für die DRG Münster organisiert sie Informationsveranstaltungen zu politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themen Russlands und der GUS, veranstaltet Lesungen mit Autorinnen und Autoren aus Russland, der Ukraine und Georgien, führt Konzerttourneen russischer Barden und Rockgruppen und Ausstellungsprojekte mit deutschen und russischen Künstlern durch. 1999 bis 2013 unterstützte sie als interkulturelle Projektkoordinatorin den Aufbau und die Arbeit des „Gender Zentrums Rjasan e.V.“ in gemeinsamen Projekten. Sie ist Mitbegründerin und Projektkoordinatorin der Russischen Filmtage Münster. Als Vertreterin der DRG Münster ist sie beteiligt an der Realisierung des Ausstellungsprojektes „Verschiedene Kriege. Der Zweite Weltkrieg in den nationalen Geschichtsbüchern“ des EU-Russland - Zivilgesellschaftsforums und Autorin des deutschen Teils der Ausstellung. Autorin des Buches „Frauen in Georgien. Erzähltes Leben. Interviews“, Tiflis, 2009, Co-Autorin des Buches „Der Zeit voraus. Grenzgänge im Ural“, Pop Verlag, Ludwigsburg, 2011.

Karl Wolff, *1943 in Schwarzengrund, Schlesien. Verließ nach Kindheit und Jugend in Thüringen 1961 die DDR. Studium der Slawistik, Germanistik und Philosophie in Marburg und Tübingen. Von 1975-1995 Lehrer am Städt. Gymnasium Ahlen. 1988 Mitbegründer und zeitweise 1. Vorsitzender der Deutsch-Russischen Gesellschaft Münster. Organisation von Lesungen, Ausstellungen, Konzerten russischer Künstler. Er schreibt Lyrik, szenische Lesungen, Reiseliteratur, übersetzt russische (Rock)-Lyrik und Prosa. Stellte bei internationalen Ausstellungen in Moskau und St. Petersburg aus. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. „Bestes Projekt beim 6. Festival für experimentelle Kunst “, 2006, ebenso Diplom 2008, St. Petersburg. Internationales Literaturstipendium „Muse“ in Tbilissi, 2007, Ministerium für Bildung und Wissenschaft Georgiens. Karl Wolff ist Mitglied des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) und der europäischen Autorenvereinigung DIE KOGGE. Zahlreiche Veröffentlichungen. Zuletzt: „Das Knirschen des Schnees unter den Stiefeln“, 2013, „Stille lern ich von den Wolken, Oleg Mityaev, Lieder“, Auswahl und Übersetzung, 2013, „Der Zeit voraus. Grenzgänge im Ural“, 2011, gemeinsam mit Gudrun Wolff, „Alles Nebel oder was. Gedichte aus Absurdistan“,2010 und „Von Tiflis nach Tbilissi. Reise an den Ursprung einer Sehn-Sucht“,2009, alle im Pop Verlag, Ludwigsburg.

Inhalt






Vorwort /7

Annäherung ans Fremde /11

Herrschaft & Architektur oder in hoc signo vinces /13

Imperfektes im Nachtzug /16

Ein Freund, ein guter Freund ... /19

Der Kreml ist nicht weit /21

KAZAN – WHERE EUROPE MEETS ASIA
Die Stadt im Selbstbild des Stadtmarketings /25

Die Baumannstraße, der alte Weg zum Nogaier Khanat /28

Der Silant, der heraldische Beschützer von Stadt und Land /34

Hymne und Staatswappen Tatarstans, eindeutige Zeichen der Vieldeutigkeit /37
Die bewegende und bewegte Geschichte der „Gottesmutter von Kasan“ /41

Herrschaft und Heil oder Wie hast du’s mit der Religion, Tatarstan? /45

Das tatarische Atlantis - die alten tatarischen Viertel /52

Etschpotschmak, Tschak Tschak und Kystypyj
Tatarische Gaumenfreuden /57

Nach Kasan zum Friseur /61

Alles MEGA oder was oder Die Hohe Schule des Shoppings /63

Kurzer Exkurs – lange Geschichte. Ein Überblick /65
Formierung des Wolgabulgarischen Reiches /65
Die Goldene Horde. Eroberung, Assimilation, Zerfall /67
Das kurze Leben des Khanats Kasan /68
Zerstörung und Annexion /69
Kolonialisierung /70
Kaiserin Katharina, die Große. Aufgeklärt und pragmatisch /71
Renaissance der tatarischen Nation /72
Hoffnungsvoller Aufbruch in eine finstere Epoche /73
Autonomie und Rezentralisierung /74

Im Gespräch mit den Professoren Chabutdinow
über Identitäts-und Sprachverlust /76

Die Geschichte der Tataren ist mehr als die der Bolgaren, aber weniger als die Geschichte der Goldenen Horde /80

Sergej Valentinowitsch Schegaljow, ein wortgewandter Interpret im Apparat des Präsidenten /85

Groß Bolgar, Rekonstruktion, Erinnerungsort
und Weltkulturerbe /93

Auf eine Zigarette /100

Die Insel-Stadt Swijaschsk /102

Ach, Jelabuga, Alabuga /109
Jelabuga, die Stadt der erfolgreichen Kaufmannsgilden /110
Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt
Die Teufelsburg aus der Zeit der Wolgabulgaren /114
A-la-bu-ga /115
„Kennst du Jelabuga?“ Titel einer Ausstellung 1999 in Osnabrück mit Fotografien von Klaus Sasse /117
Der Tod der Marina Zwetajewa /120

Der Silicon-Valley-Spirit. Sonderwirtschaftszone Alabuga und IT-Stadt Innopolis /123

Sabantuj /129

Pfingstreise nach Bilär /134

Lustiges Zusammensein der Stadt-Leute /139

Vier Ärzte, eine Familie: Die Sagitows /143

Salon und Musenhof
Zu Gast bei Tatjana und Natan Antropow /148

Ein praktizierender Lebenskünstler
Albert Sadrejewitsch Mingasow /152

Von Wölfen und Hunden im Dorf Musljumowo
Albert Sadrejewitsch Mingasow erzählt /156

Sujumbike und ihre Töchter /160
Ich bin Sujumbike, /160
Die Töchter Sujumbikes /166
Zu Gast bei Fliura Anasowna Kalmursinowa /166
Ensche Nurmuchamedowna Dautowa
Schicksal einer tatarischen Familie /169
Tatarische Frauen sind alle gebildet
sagt Subajda Chalipowna Saripowa /174
Alsu heißt Rosenwasser, /177
Sind Sie aus Deutschland? /181

Deutsche in Kasan und Tatarstan /186
Wohin gehen wir? Immer nach Haus. /189
Deutsche Wissenschaftler
als Mitbegründer der Universität Kasan /190
Dem Ingenieur ist nichts zu schwer
oder KFU, DAAD und GRIAT /195

Die Gesellschaftskammer
Ein Gremium zur Integration der Zivilgesellschaft? /197

„Agora“ und das „Kasaner Zentrum
zur Verteidigung der Menschenrechte“ /201

Schuld und Vergebung /207

Randbemerkungen zur Literatur /210
SMENA. Mehr als ein Klub /219

Die Sporthauptstadt Russlands /221

U are the world oder Zifferblatt. Der freie Raum /226

Von Tartarstan nach Tatarstan /229

Dank /233

Literaturangaben /234

Vorwort Die Welt ändert sich zum Besseren. Das behauptete eine Werbung der Stadt Moskau mehr als zehn Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Auch wir wollten das gerne glauben. Der optimistische Glaube an Russlands Rückkehr ins Europäische Haus und seinen spezifischen Beitrag im demokratischen Konzert der Völker spiegelt sich bereits im Titel meines ersten Russlandbuchs, 2003: „Ex oriente luxus. Infinitives aus Russland.“ Die Transformation im postsowjetischen Raum schaltete ihren Fortschrittsturbo auf Schneckentempo. Nur die neuen unabhängigen Republiken aus der Konkursmasse des Imperiums im Baltikum, Kaukasus und Zentralasien hätten sich eventuell nach dem ersten Jahrzehnt im neuen Millennium der Moskauer Stadtwerbung angeschlossen. Georgien nur bedingt, das nach dem Bürgerkrieg seine Souveränität im Augustkrieg 2008 gegen Russland verteidigen musste. „Von Tiflis nach Tbilissi. Reise an den Ursprung einer Sehn-Sucht“, hieß das Reisebuch, dass die Identität der Georgier und das postkoloniale Russland aus der Perspektive der kaukasischen Peripherie beschrieb. In diesem Buch wurde die Suche und Sehnsucht nach Weltkultur, nach Nähe, Wärme und Differenz als Herausforderung in der globalen Welt in der offenen Form des Kaleidoskops dargestellt. Im georgischen Fluchtpunkt Gori, dem Geburtsort Stalins, zog der sowjetische Vater der Gewalt mit in den Krieg. Wenn es in der Einleitung des folgenden Russlandbuches „Der Zeit voraus. Grenzgänge im Ural“ 2011 angesichts von Kriegen und weltweiten Finanz- und Bankenkrisen hieß, die Zeit ist aus den Fugen, so müsste dieser Satz heute gesteigert werden. Das ist in der Sprache nicht möglich, aber in der Wirklichkeit. Die erfolgreichen Recherchen im Ural, einer in Deutschland nahezu unbekannten Region mit den Gebieten Tscheljabinsk, Jekaterinburg und Perm und einer von Moskau sich unterscheidenden Ural-Identität, schien die These zu belegen: Die Kraft zur wirklichen Reform der russischen Föderation kommt nicht aus Moskau, sie kommt aus der Provinz. In Berlin unterstützten wir 2012 die Präsentation der Kandidatur der Gebietsregierung von Perm als europäische Kulturhauptstadt. Denn wir teilten ihre Überzeugung, Perm transformiere die negative Identität der Russischen Föderation in eine positive Identität durch ihre Verwandlung von einer Gulag-Region zu der Region der Erinnerungskultur, der Demokratiebewegung und Weltoffenheit, von der geschlossenen Waffenschmiede mit Namen Molotow zur europäischen Kulturhauptstadt Perm. In der Zeit der Perestrojka war das Bild des äußeren Feindes verschwunden. Wir konnten miterleben, wie die russische Zivilgesellschaft entstand und in ganz unterschiedlichen Formen und Fragen Partner unser 1988 in Münster gegründeten Deutsch-Russischen Gesellschaft nicht nur in der Partnerstadt Rjasan wurde und ist. In der dritten Präsidentschaft Putins kehrten die Feinbilder zurück. Die nationalistische Propaganda der Tui-Intellektuellen im Brechtischen Sinn und die Konfabulationen ihrer Verschwörungstheoretiker zielen auf die angeblichen Feinde im Innern wie die Zivilgesellschaften, die ungelöste gesellschaftliche, politische oder historische Probleme thematisieren und auf angebliche Feinde im „Westen“, allen voran die USA. Dieses Konstrukt eines von Feinden umgebenen starken Landes braucht einen starken Führer in der sportgestählten Person des Präsidenten, dessen kitschiger und wirksamer Personenkult den von den Problemen der Gegenwart Geängstigten suggeriert, er werde ihre Sorgen vertreiben, wenn es sein muss militärisch. Die Politik der eskalierenden Militarisierung anstelle der Modernisierung führt in eine Sackgasse, stammt aus dem 19. Jahrhundert und hat das 20. Jahrhundert in entsetzlicher Weise barbarisiert. Unsere gemeinsame Geschichte muss überall auf der Welt der Wahrheit und der Humanität dienen. Sie darf nie mehr instrumentalisiert werden. Was tun? Noch mehr tödliche Waffensysteme und Manöver? Gegen aggressive Rhetorik aggressive Rhetorik setzen? Es gibt schon genug Hass in diesem Diskurs, Ressentiments und Unwissenheit. Russophobie ist inakzeptabel, die Russophilie des französischen Front National und der AfD ebenfalls. Die gegenwärtige Krise in den deutsch-russischen Beziehungen kann durch vertieftes Wissen und durch Taten, die dem Frieden dienen, entspannt werden. Die Welt ändert sich nicht zum Besseren, wenn wir sie schönfärben oder schwarzmalen. Unsere bisherige Lebensgeschichte ist sehr eng mit den Menschen, mit den vielen Freunden in Russland verbunden. Das wird auch weiterhin so bleiben. In die Wut und in die Trauer über die politischen Fehlentwicklungen und ihre enttäuschende Akzeptanz von vielen Getäuschten mischt sich die Verantwortung, gerade als Freunde Russlands zur Aufklärung und zu einem komplexeren Verständnis beizutragen und mitzuhelfen, dass das Interesse an diesem Land nicht mehr und mehr schwindet. So ist die Idee und der Wunsch entstanden, eine Republik in der Russischen Föderation zu bereisen und zu beschreiben, die nicht nur ein in Deutschland nahezu gänzlich unbekanntes „orientalisches“ Land ist, noch unbekannter und fremder als Russlands Rückgrat, der Ural. In Tatarstan ist man sich der schmerzlichen Folgen der Geschichte und repressiver Politik bewusst. In klugen Analysen lesen wir, dass sich das Land bemüht, sie im Geist der Toleranz, der Bildung und des Fortschritts, in der Ethik der Verantwortung zu überwinden. Muss man nicht die zweitgrößte Ethnie in Russland unter diesen zeitgenössischen Paradigmen studieren? Welche Rolle spielt die Religion in einem Land, das länger islamisch ist als Russland christlich, gegenwärtig und in der Zukunft, als Nahtstelle zur islamischen und turksprachigen Welt? Auf jeden Fall jenseits der Stereotypen vom „Tatarenjoch“ und den „Enkeln Dschingis Khans“. Tatarstan rühmt man für Realismus, Pragmatismus und Ideenreichtum im Rahmen seiner Möglichkeiten, gerade weil man das Unmögliche möchte. Es steht für uns daher symbolisch und perspektivisch auch für einen neuen Realismus im Bezug auf Russland, prüfend, kritisch, offen, die Dinge beim Namen nennend. Wieder einmal sind wir in der glücklichen Lage russlanderfahrener Pioniere. Wir wollen Subjektives und Objektives, Beobachtungen und Erfahrungen, eigene und fremde, zu einem farbenfrohen Bild einer Reise zusammenstellen. Eine Reise in ein Land, das schon heute ins Morgen aufgebrochen ist? Das wäre dann im doppelten Sinn eine Reise ins Morgen-Land.

VorwortDie Welt ändert sich zum Besseren. Das behauptete eine Werbung der Stadt Moskau mehr als zehn Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Auch wir wollten das gerne glauben. Der optimistische Glaube an Russlands Rückkehr ins Europäische Haus und seinen spezifischen Beitrag im demokratischen Konzert der Völker spiegelt sich bereits im Titel meines ersten Russlandbuchs, 2003: "Ex oriente luxus. Infinitives aus Russland." Die Transformation im postsowjetischen Raum schaltete ihren Fortschrittsturbo auf Schneckentempo. Nur die neuen unabhängigen Republiken aus der Konkursmasse des Imperiums im Baltikum, Kaukasus und Zentralasien hätten sich eventuell nach dem ersten Jahrzehnt im neuen Millennium der Moskauer Stadtwerbung angeschlossen. Georgien nur bedingt, das nach dem Bürgerkrieg seine Souveränität im Augustkrieg 2008 gegen Russland verteidigen musste. "Von Tiflis nach Tbilissi. Reise an den Ursprung einer Sehn-Sucht", hieß das Reisebuch, dass die Identität der Georgier und das postkoloniale Russland aus der Perspektive der kaukasischen Peripherie beschrieb. In diesem Buch wurde die Suche und Sehnsucht nach Weltkultur, nach Nähe, Wärme und Differenz als Herausforderung in der globalen Welt in der offenen Form des Kaleidoskops dargestellt. Im georgischen Fluchtpunkt Gori, dem Geburtsort Stalins, zog der sowjetische Vater der Gewalt mit in den Krieg. Wenn es in der Einleitung des folgenden Russlandbuches "Der Zeit voraus. Grenzgänge im Ural" 2011 angesichts von Kriegen und weltweiten Finanz- und Bankenkrisen hieß, die Zeit ist aus den Fugen, so müsste dieser Satz heute gesteigert werden. Das ist in der Sprache nicht möglich, aber in der Wirklichkeit. Die erfolgreichen Recherchen im Ural, einer in Deutschland nahezu unbekannten Region mit den Gebieten Tscheljabinsk, Jekaterinburg und Perm und einer von Moskau sich unterscheidenden Ural-Identität, schien die These zu belegen: Die Kraft zur wirklichen Reform der russischen Föderation kommt nicht aus Moskau, sie kommt aus der Provinz. In Berlin unterstützten wir 2012 die Präsentation der Kandidatur der Gebietsregierung von Perm als europäische Kulturhauptstadt. Denn wir teilten ihre Überzeugung, Perm transformiere die negative Identität der Russischen Föderation in eine positive Identität durch ihre Verwandlung von einer Gulag-Region zu der Region der Erinnerungskultur, der Demokratiebewegung und Weltoffenheit, von der geschlossenen Waffenschmiede mit Namen Molotow zur europäischen Kulturhauptstadt Perm. In der Zeit der Perestrojka war das Bild des äußeren Feindes verschwunden. Wir konnten miterleben, wie die russische Zivilgesellschaft entstand und in ganz unterschiedlichen Formen und Fragen Partner unser 1988 in Münster gegründeten Deutsch-Russischen Gesellschaft nicht nur in der Partnerstadt Rjasan wurde und ist. In der dritten Präsidentschaft Putins kehrten die Feinbilder zurück. Die nationalistische Propaganda der Tui-Intellektuellen im Brechtischen Sinn und die Konfabulationen ihrer Verschwörungstheoretiker zielen auf die angeblichen Feinde im Innern wie die Zivilgesellschaften, die ungelöste gesellschaftliche, politische oder historische Probleme thematisieren und auf angebliche Feinde im "Westen", allen voran die USA. Dieses Konstrukt eines von Feinden umgebenen starken Landes braucht einen starken Führer in der sportgestählten Person des Präsidenten, dessen kitschiger und wirksamer Personenkult den von den Problemen der Gegenwart Geängstigten suggeriert, er werde ihre Sorgen vertreiben, wenn es sein muss militärisch.Die Politik der eskalierenden Militarisierung anstelle der Modernisierung führt in eine Sackgasse, stammt aus dem 19. Jahrhundert und hat das 20. Jahrhundert in entsetzlicher Weise barbarisiert. Unsere gemeinsame Geschichte muss überall auf der Welt der Wahrheit und der Humanität dienen. Sie darf nie mehr instrumentalisiert werden. Was tun? Noch mehr tödliche Waffensysteme und Manöver? Gegen aggressive Rhetorik aggressive Rhetorik setzen? Es gibt sc

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Fragmentarium
Verlagsort Ludwigsburg
Sprache deutsch
Maße 145 x 200 mm
Gewicht 320 g
Einbandart kartoniert
Themenwelt Literatur
Reisen Reiseberichte Asien
Schlagworte Belletristik: allgemein und literarisch • Kaukasus • Politische Geographie • Regionale Geographie • Russland • Tatarstan • Tourismusgeographie
ISBN-10 3-86356-144-9 / 3863561449
ISBN-13 978-3-86356-144-4 / 9783863561444
Zustand Neuware
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