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Der Insider - Myron Bolitar ermittelt (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016
376 Seiten
Goldmann (Verlag)
9783641178406 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Insider - Myron Bolitar ermittelt - Harlan Coben
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(CHF 9,75)
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Nachdem vor Jahren ein folgenschwerer Unfall die aktive Basketballkarriere von Myron Bolitar beendete, hat er sich notgedrungen eine neue Existenz als Sportagent und Privatermittler aufgebaut. Daher ist seine Verblüffung groß, als ihn jetzt noch einmal ein NBA-Manager anheuern will. Doch es geht nicht wirklich um Myrons Qualitäten am Ball: Als Insider soll Bolitar das Verschwinden des großen Superstars der Mannschaft aufklären. Ein Auftrag, der ihn gefährlich nahe an die dunklen, bisweilen lebensgefährlichen Abgründe des Spitzensports heranführt. Und ihm bewusst macht, dass er mit seiner eigenen Vergangenheit noch nicht abgeschlossen hat ...

Harlan Coben ist Nr.1- Spiegel- und Nr.1-New-York-Times-Bestsellerautor und einer der international erfolgreichsten Autoren. Seine Thriller wurden in 46 Sprachen übersetzt, erreichten in über einem Dutzend Länder Platz 1 der Bestsellerlisten und haben sich weltweit mehr als 90 Millionen Mal verkauft. Seine Myron-Bolitar-Reihe wurde mit den drei bedeutendsten Krimipreisen ausgezeichnet – dem Edgar Award, dem Shamus Award und dem Anthony Award. Coben ist zudem Urheber und Produzent zahlreicher TV-Serien, darunter der Nr.1-Netflix-Hits: Ich vermisse dich und In ewiger Schuld.

1


»Benehmen Sie sich anständig.«

»Ich?«, sagte Myron. »Ich bin doch immer ganz entzückend.«

Myron Bolitar wurde von Calvin Johnson, dem neuen Manager der New Jersey Dragons, durch einen Korridor in der unbeleuchteten Meadowlands-Arena geführt. Das Klicken der Absätze auf den Fliesen hallte zwischen den leeren Harry-M.-Stevens-Kiosken, Carvel-Eiskarren, Brezelbuden und Souvenirständen. Die Wände verströmten den Geruch von Sportstadion-Hotdogs – ein gummiartiges, chemisches und dabei doch herrlich nostalgisches Aroma. Die Stille des Ortes hüllte sie ein. Es gibt nichts Hohleres und Lebloseres als ein leeres Sportstadion.

Calvin Johnson blieb vor der Tür zu einer VIP-Loge stehen. »Auch wenn das Ganze Ihnen gleich ein bisschen seltsam vorkommt«, sagte er, »spielen Sie einfach mit, okay?«

»Okay.«

Calvin griff zur Klinke und atmete tief durch. »Clip Arnstein wartet da drin auf uns, der Eigentümer der Dragons.«

»Und doch erzittere ich nicht«, sagte Myron.

Calvin Johnson schüttelte den Kopf. »Verhalten Sie sich nicht wie ein Vollidiot.«

Myron deutete sich auf die Brust. »Ich hab doch sogar ’ne Krawatte um und alles.«

Calvin Johnson öffnete die Tür. Die VIP-Loge lag direkt über der Platzmitte. Ein paar Arbeiter montierten gerade den Basketballboden über dem Eishockey-Eis. Gestern hatten die Devils gespielt. Heute waren die Dragons dran. Die Loge war gemütlich eingerichtet: vierundzwanzig Polsterstühle, zwei Fernsehmonitore, auf der rechten Seite ein holzvertäfelter Tresen für das Essen – normalerweise Brathähnchen, Hotdogs, Kartoffelteigtaschen, Würstchen, Paprika-Sandwichs und Ähnliches. Links stand ein Messingkarren mit einer gut sortierten Bar und einem Minikühlschrank. Die Loge hatte sogar eine eigene Toilette – damit die erfolgreichen Geschäftsleute nicht inmitten des ungewaschenen Volks urinieren mussten.

Clip Arnstein drehte sich zu ihnen um. Er trug einen dunkelblauen Anzug und eine rote Krawatte. Über den Ohren zierten graue Haarbüschel seine Glatze. Er war ein kräftig gebauter Mann, der auch mit über siebzig Jahren noch eine breite, muskulöse Brust hatte. Auf seinen großen Händen zeigten sich braune Flecken und die Venen traten wie Gartenschläuche hervor. Keiner sagte etwas. Keiner bewegte sich. Clip musterte Myron einige Sekunden lang von Kopf bis Fuß.

»Wie gefällt Ihnen die Krawatte?«, fragte Myron.

Calvin Johnson warf ihm einen warnenden Blick zu.

Der Alte machte keine Anstalten, ihnen entgegenzukommen. »Wie alt sind Sie jetzt, Myron?«

Interessante Einstiegsfrage. »Zweiunddreißig.«

»Spielen Sie noch?«

»Ein bisschen«, sagte Myron.

»Halten Sie sich fit?«

»Soll ich ein paar Muskeln spielen lassen?«

»Nein danke, nicht nötig.«

Keiner bot Myron einen Stuhl an oder setzte sich. Natürlich gab es hier nur die Zuschauersitze, trotzdem war es eigenartig, bei einer Geschäftsbesprechung zu stehen. Da saß man eigentlich. Und so wurde das Stehen plötzlich schwierig. Myron fühlte sich ganz kribbelig. Er wusste nicht, wohin mit den Händen. Er zog einen Stift aus der Tasche und hielt ihn in der Hand, aber auch das fühlte sich falsch an. Zu Bob-Dole-artig. Er steckte die Hände in die Taschen und stellte sich seltsam schräg, wie der lässige Kerl im Sears-Versandhauskatalog.

»Myron, wir möchten Ihnen ein interessantes Angebot machen«, sagte Clip Arnstein.

»Angebot?« Der Verhörspezialist hakte nach.

»Ja. Sie wissen natürlich, dass ich es war, der Sie damals gedrafted hat.«

»Klar.«

»Vor zehn, elf Jahren, als ich noch bei den Celtics war.«

»Ich weiß.«

»In der ersten Runde.«

»Das weiß ich alles, Mr Arnstein.«

»Sie waren ein wirklich vielversprechender Spieler, Myron. Sie waren klug. Sie hatten unglaubliches Gespür fürs Spiel. Sie waren ein Riesentalent.«

»I coulda been a contenda«, sagte Myron.

Arnstein runzelte die Stirn. Sein Stirnrunzeln war berühmt, er hatte es fünfzig Jahre lang im professionellen Basketballgeschäft kultiviert. Zum ersten Mal war es in die Öffentlichkeit getreten, als Clip in den vierziger Jahren für die inzwischen aufgelösten Rochester Royals gespielt hatte. Größere Bekanntheit erreichte es, als die Boston Celtics unter ihm als Trainer zahlreiche Meisterschaften gewannen. Zum legendären Markenzeichen war es geworden, als er als Manager der Mannschaft die vielen berüchtigten Spielerwechsel durchzog (und dabei der Konkurrenz die Flügel stutzte, daher der Spitzname Clip.) Vor drei Jahren war er Mehrheitseigner der New Jersey Dragons geworden, so dass das Stirnrunzeln jetzt in East Rutherford residierte, gleich an der Ausfahrt 16 der New Jersey Turnpike. Er fragte mürrisch: »Sollte das Brando sein?«

»Gespenstisch, stimmt’s? Als wäre Marlon mitten unter uns.«

Clip Arnsteins Gesicht wurde weich. Er nickte bedächtig und warf Myron aus den dunklen Rehaugen einen väterlichen Blick zu. »Sie reißen Witze, um den Schmerz nicht an sich ranzulassen«, sagte er ernst. »Das verstehe ich.«

Dr. Joyce Brothers.

»Was kann ich für Sie tun, Mr Arnstein?«

»Sie haben als Basketballprofi nicht ein einziges Spiel gemacht, oder, Myron?«

»Nein. Das wissen Sie doch.«

Clip nickte. »Ihr erstes Vorbereitungsspiel. Im dritten Viertel. Sie hatten schon achtzehn Punkte gemacht, gar nicht schlecht für einen Rookie in seinem ersten ernsthaften Test. Und dann hat das Schicksal zugeschlagen.«

Das Schicksal in Gestalt des riesigen Burt Wesson von den Washington Bullets. Ein Zusammenstoß, ein stechender Schmerz, und dann war alles vorbei.

»Tragische Geschichte«, sagte Clip.

»Mhm.«

»Hat mir immer leidgetan, dass ausgerechnet Ihnen das passiert ist. Wirklich jammerschade.«

Myron warf Calvin Johnson einen Blick zu. Der wirkte abwesend, er hatte die Arme verschränkt, und seine glatten schwarzen Züge waren still wie ein Teich. »Mhm«, sagte Myron wieder.

»Deshalb möchte ich Ihnen eine zweite Chance geben.«

Myron war sich sicher, dass er sich verhört hatte. »Wie bitte?«

»Wir haben einen Platz frei im Team. Ich möchte Sie unter Vertrag nehmen.«

Myron wartete ab. Er sah zu Clip. Dann sah er zu Calvin Johnson. Keiner der beiden lachte. »Wo ist sie?«, fragte Myron.

»Was?«

»Die Kamera. Es muss so eine Sendung mit der versteckten Kamera sein, stimmt’s? Die mit Ed McMahon? Ich bin ein großer Fan von ihm.«

»Das ist kein Witz, Myron.«

»Es muss ein Witz sein, Mr Arnstein. Ich habe zehn Jahre lang nicht ernsthaft gespielt. Mein Knie ist völlig kaputt gewesen. Daran erinnern Sie sich doch noch?«

»Nur zu gut. Aber wie Sie selbst gerade sagten, ist das zehn Jahre her. Ich weiß, dass Sie in der Reha waren, um wieder in Form zu kommen.«

»Und Sie wissen auch, dass ich ein Comeback versucht habe. Das war vor sieben Jahren. Und das Knie hat nicht gehalten.«

»Vielleicht war das noch zu früh«, erwiderte Clip. »Sie haben doch gerade gesagt, dass Sie wieder spielen.«

»Hobbymäßig am Wochenende. Das ist nicht das gleiche wie die NBA.«

Clip tat den Einwand mit einer Handbewegung ab. »Sie sind in Form. Sie wollten sogar die Muskeln spielen lassen.«

Myron kniff die Augen zusammen und ließ den Blick von Clip zu Calvin Johnson und wieder zurück zu Clip schweifen. Ihre Mienen waren neutral. »Warum kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren«, fragte Myron, »dass ich irgendwas nicht mitkriege?«

Endlich lächelte Clip. Er warf Calvin Johnson einen Blick zu. Calvin Johnson erwiderte das Lächeln etwas forciert.

»Vielleicht sollte ich mich weniger …«, Clip zögerte und suchte nach dem Wort, »… undurchsichtig ausdrücken.«

»Das könnte ein Anfang sein.«

»Ich hätte Sie gern im Team. Ob Sie spielen oder nicht, interessiert mich dabei nur am Rande.«

Wieder wartete Myron ab. Als niemand fortfuhr, sagte er: »Das kommt mir immer noch ziemlich undurchsichtig vor.«

Clip stieß einen langen Seufzer aus. Er ging zur Bar, öffnete so einen kleinen Kühlschrank, wie man sie in Hotelzimmern findet, und nahm eine Dose Yoo-Hoo-Schokomilch heraus. Sie hatten Yoo-Hoos besorgt. Hm. Clip war gut vorbereitet. »Trinken Sie das Zeug immer noch?«

»Ja«, sagte Myron.

Er warf Myron die Dose zu und schenkte etwas aus einer Karaffe in zwei Gläser. Eins davon reichte er Calvin Johnson. Er deutete auf die Sitze am Fenster. Genau über der Mittellinie. Sehr hübsch. Dazu viel Beinfreiheit. Sogar der zwei Meter große Calvin konnte sich halbwegs ausstrecken. Die drei Männer saßen nebeneinander und blickten in die gleiche Richtung; auch wieder seltsam für eine geschäftliche Besprechung. Da saß man sich an einem Schreibtisch oder einem Konferenztisch gegenüber. Stattdessen saßen sie Schulter an Schulter und sahen den Arbeitern beim Verlegen des Basketballbodens zu.

»Prost«, sagte Clip.

Er nippte an seinem Whiskey. Calvin Johnson hielt seinen in der Hand. Myron befolgte die Gebrauchsanweisung auf der Dose und schüttelte sein Yoo-Hoo.

»Soweit mir bekannt ist«, fuhr Clip fort, »sind Sie jetzt Anwalt.«

»Ich habe eine Anwaltszulassung«, sagte Myron, »arbeite aber kaum in dem Bereich.«

»Sie sind Sportagent.«

»Ja.«

»Ich traue Agenten nicht«, sagte Clip.

»Ich auch nicht.«

»Die meisten sind unverschämte Blutsauger.«

»Wir bevorzugen die Bezeichnung ›parasitäre Lebensformen‹«, sagte Myron. »Das ist politisch...

Erscheint lt. Verlag 19.9.2016
Reihe/Serie Myron-Bolitar-Reihe
Myron-Bolitar-Reihe
Übersetzer Kathrin Passig, Gunnar Kwisinski
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Fade Away
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Basketball • eBooks • esperanza • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Myron Bolitar • New Jersey • Privatdetektiv • Serien • Spiegel-Bestseller-Autor • Spitzensport • Win
ISBN-13 9783641178406 / 9783641178406
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