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Irgendwo im Glück (eBook)

Spiegel-Bestseller

*****

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
464 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-56801-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Irgendwo im Glück -  Anna McPartlin
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Du bist Mutter, Tochter, Freundin: Die Liebe endet nie. Der Schmerz endet nie. Maisie Bean ist eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. Gleich ihr erstes Date vor siebzehn Jahren mündete in einer überstürzten Ehe. Es dauerte Jahre, bis sich Maisie aus der darauf folgenden Hölle befreien konnte, doch sie nahm etwas Wundervolles daraus mit - ihre Kinder: den sensiblen, humorvollen Jeremy und die starrsinnige, schlaue Valerie. Mit Hilfe der beiden schafft Maisie es sogar, ihre demente Mutter zu Hause zu pflegen. Alle packen mit an. Als Maisie denkt, ihr Leben läuft endlich rund, geschieht das Unfassbare: Jeremy verschwindet eines Tages spurlos. Sie steht einem neuen Kampf gegenüber, dem Kampf ihres Lebens - für die Wahrheit über Jeremy, gegen Vorurteile und Ablehnung. Doch aufgeben kommt für Maisie niemals in Frage. «Das allerschönste Buch - einfühlsam, schonungslos, warm, authentisch und mutmachend.» (Marian Keyes) «Randvoll mit Leben - es wird Sie fesseln bis zum Ende.» (Sunday Mirror)

Anna McPartlin wurde 1972 in Dublin geboren und verbrachte dort ihre frühe Kindheit. Wegen einer Krankheit in ihrer engsten Familie zog sie als Teenager nach Kerry, wo Onkel und Tante sie als Pflegekind aufnahmen. Nach der Schule studierte Anna ziemlich unwillig Marketing. Nebenbei stand sie auch als Comedienne auf der Bühne, doch ihre wahre Liebe galt dem Schreiben, das sie bald zum Beruf machte. Bei der künstlerischen Arbeit lernte sie ihren späteren Ehemann Donal kennen. Mit ihm lebt sie heute in Dublin. Bereits ihr Debüt «Weil du bei mir bist» war international ein Bestseller. Mit dem Roman «Die letzten Tage von Rabbit Hayes», in dem Anna McPartlin viel von ihrer eigenen Vergangenheit verarbeitet hat, rührte und begeisterte sie unzählige Leserinnen und Leser und landete einen Riesenerfolg.

Anna McPartlin wurde 1972 in Dublin geboren und verbrachte dort ihre frühe Kindheit. Wegen einer Krankheit in ihrer engsten Familie zog sie als Teenager nach Kerry, wo Onkel und Tante sie als Pflegekind aufnahmen. Nach der Schule studierte Anna ziemlich unwillig Marketing. Nebenbei stand sie auch als Comedienne auf der Bühne, doch ihre wahre Liebe galt dem Schreiben, das sie bald zum Beruf machte. Bei der künstlerischen Arbeit lernte sie ihren späteren Ehemann Donal kennen. Mit ihm lebt sie heute in Dublin. Bereits ihr Debüt «Weil du bei mir bist» war international ein Bestseller. Mit dem Roman «Die letzten Tage von Rabbit Hayes», in dem Anna McPartlin viel von ihrer eigenen Vergangenheit verarbeitet hat, rührte und begeisterte sie unzählige Leserinnen und Leser und landete einen Riesenerfolg. Sabine Längsfeld übersetzt bereits in zweiter Generation Literatur verschiedenster Genres aus dem Englischen in ihre Muttersprache. Zu den von ihr übertragenen Autor:innen zählen Anna McPartlin, Sara Gruen, Glennon Doyle, Malala Yousafzai, Roddy Doyle und Simon Beckett.  

Sonntag, 1. Januar 1995


Erstes Kapitel


«Jeremy»

Pearl Jam, 1992

Maisie

Bridie Bean, achtundsiebzig Jahre alt, tanzte in den Armen ihres Enkels Jeremy im Walzerschritt durch die Küche. Maisie sah ihnen zu. Bridie zählte bis drei und absolvierte die Drehung. Der Anblick war wunderschön, und die alte Frau wirkte völlig sorglos. Maisie hatte den Morgen damit verbracht, ihre Mutter zu baden und anzuziehen: eine blütenreine weiße Bluse, eine weiche graue Strickjacke und ihren Lieblingsrock. Er war aus Tweed und reichte ihr bis knapp übers Knie. Die langen weißen Haare hatte Maisie ordentlich zu einem lockeren Knoten hochgesteckt. Bridie mochte es ordentlich, und ihre Tochter sorgte dafür, dass sie immer makellos aussah. Das war das Mindeste, was Maisie für ihre Mutter tun konnte. Trotz ihres hohen Alters und der Demenz war Bridie für einen unschuldigen Flirt immer zu haben und außerdem meistens zu Scherzen aufgelegt. Sie war eine «liebenswerte alte Schachtel» und wurde von allen geliebt. Als sie herumschwang, bauschte sich der Rock und entblößte ihre bleistiftdünnen Beine, die sich im Takt der Musik bewegten. Sie hielt mühelos mit ihrem sechzehnjährigen Enkel Schritt, denn auch wenn ihr Verstand inzwischen völlig vernebelt war, war die ehemalige Armeekrankenschwester Bridie Bean körperlich immer noch fit wie ein Turnschuh. Im Radio lief «We’ll Meet Again» von Vera Lynn, und sie summte mit. «Ach, Arthur», sagte sie. «Es ist genau wie früher – du und ich und eine Buddel voll Rum.» Sie fing an zu kichern.

«Grammy, ich bin’s, Jeremy!» Als Bridie ihn das letzte Mal mit ihrem längst verstorbenen Ehemann verwechselt hatte, hatte Jeremy sie nicht korrigiert, woraufhin sie ihm sagte, wie sehr sie seine Männlichkeit vermisste – und als sie dann auch noch das Wort Muschi in den Mund genommen hatte, hatte das bei Maisies Erstgeborenem Würgreiz und heftigen Schwindel ausgelöst. Maisie war klar, dass Jeremy keine Lust auf eine Wiederholung dieser traumatischen Erfahrung hatte. Grinsend sah sie zu, wie er stehen blieb, seine Großmutter losließ und mit dem Finger auf sich deutete. «Jeremy. Dein Enkel. Also bitte, Grammy, kein Wort über deinen Intimbereich.»

«Ich weiß doch, wer du bist, mein Sonnenschein», sagte Bridie. «Ich hab nur ein bisschen mit deinem alten Opa oben im Himmel geplaudert.» Sie streckte die rechte Hand aus, und er ergriff sie mit der Linken. «Noch einmal um den Tisch, das bringt Glück.»

«Na gut, aber dann muss ich los. Heute ist mein letzter Ferientag, und ich hab schließlich auch noch ein Leben, weißt du?»

«Oh ja, weiß ich», flüsterte Bridie. «Ein sehr exotisches Leben, voller Mädchen und Heimlichkeiten.» Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an die Nase. «Ich habe nämlich auch meine Geheimnisse.»

«Oh nein, Himmel noch mal!», sagte er und schüttelte übertrieben erschöpft den Kopf. «Bitte nicht schon wieder.»

«Na gut, Liebling.»

Jeremy täuschte gern Genervtsein vor, weil sie sich so herrlich darüber amüsieren konnte. Maisie beobachtete die beiden oft bei diesem Geplänkel. Es war eine Art verkehrtes Rollenspiel: er, der Erwachsene und sie, das übermütige Kind. Bridie lächelte ihren Enkelsohn an und schob ihm die dunkelblonden Haare aus der Stirn. Sie sagte nichts, seufzte nur zufrieden und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. «Guter Junge», sagte sie. Sie reckte den Zeigefinger in die Luft, drehte sich langsam um die eigene Achse und zeigte auf den großen Aufkleber mit dem Wort «Kühlschrank». Sie ging entschlossen darauf zu und öffnete die Tür. «Ich will Käse.»

Jeremy grinste seine Mutter an. Die alte Dame hatte einen guten Tag.

Maisie protestierte. «Von Käse kriegst du Blähungen, Ma.»

«Blähungen sind mir furzegal. Gut, oder?» Bridie lachte.

«Ach, Ma’sie, lass sie doch. Mach nur, Grammy, man lebt nur einmal.»

«Ach ja, mein Jeremy liebt mich so sehr, dass er mich in Frieden abkratzen lässt.»

Bridies Kopf steckte tief im Kühlschrank, und sie rumorte lautstark darin herum.

«Jeremy ist ein Teenager. Er muss die Töne aus deinem Hintern superlustig finden», sagte Maisie, und Jeremy grinste.

Bridie kam mit einem Stück Cheddar wieder zum Vorschein. «Ah! Käse!», sagte sie, und Maisie sah das Grinsen ihres Sohnes noch breiter werden. Jeremy Bean liebte seine Großmutter über alles. «Aber nur eine dünne Scheibe. Ich mache hier nämlich gerade Frühstück», sagte Maisie streng, und Bridie nickte ernst, wickelte den Käse aus der Folie und schlug hemmungslos ihre Zähne hinein.

 

Weil gleichzeitig der erste Tag des neuen Jahres und der letzte Ferientag war, hatte Maisie beschlossen, ein großes Sonntagsfrühstück mit allem Pipapo zu machen. Jeremy und Bridie waren bereits fröhlich bei der Sache. Maisie öffnete die Tür zum Zimmer ihrer Tochter Valerie. Sie lag im Bett und sang laut und schräg zu «Stay Another Day» von East 17 mit.

«Ich schreie mir seit fünf Minuten die Seele aus dem Leib, damit du frühstücken kommst, Valerie Bean!»

«Ich hab noch keinen Hunger, Ma’sie.»

«Du bewegst jetzt augenblicklich deinen knochigen Arsch in die Küche, sonst gehe ich dir an die Gurgel. Noch keinen Hunger? Was, glaubst du, ist das hier? Das Scheißritz?»

«Schön wär’s! Eher Scheißholiday Inn, maximal, zu mehr reicht’s hier doch gar nicht.»

«Sag nicht ständig ‹Scheiß› und beweg deinen Hintern aus dem Bett», sagte Maisie mit warnendem Unterton.

Grummelnd stand Valerie auf.

Mit ihren zwölf Jahren war sie der Inbegriff eines Tweens. Sie liebte laute Popmusik, schwarze Klamotten, ihr Zimmer und sonst eigentlich gar nichts. Als sie elf Jahre alt geworden war, hatte sie ihre Puppen und Kuscheltiere weggepackt und ein paar Wochen später einer Frau in die Hand gedrückt, die an der Haustür geklingelt und um ein paar Kleiderspenden gebeten hatte. Nur einen kleinen rosaroten Teddybären hatte sie behalten, den sie von ihrem Dad geschenkt bekommen hatte, bei seinem einzigen Besuch nach der Trennung. Das Kuscheltier lag in einem Schuhkarton unten in ihrem Schrank, zusammen mit ihrem unbenutzten Tagebuch und einem Riesenlutscher, den ihre beste und einzige Freundin Noleen Byrne ihr von einem Familienausflug nach Blackpool mitgebracht hatte. Valerie hatte den Lutscher ausgewickelt, daran geleckt, verkündet, er würde nach Kacke schmecken, und ihn wieder eingewickelt.

Maisie hatte in den Weihnachtsferien eine Fluchkasse eingeführt, um ihre Tochter dazu zu bringen, sich ihre zwei Lieblingswörter abzugewöhnen, «Scheiß» und «Kacke», aber bis jetzt hatte die Erziehungsmaßnahme lediglich geholfen, Maisies eigenen fragwürdigen Sprachgebrauch ans Licht zu bringen. Dabei hatte sie wirklich ernsthaft versucht, sich am Riemen zu reißen, nachdem sie ins Direktorat von Valeries Schule zitiert worden war, um mit der Schulleiterin Valeries Gebrauch des Wortes «Flachwichser» zu diskutieren.

«Na ja, Mrs. Young, der Fairness halber sollte aber schon erwähnt werden, dass der Kerl ihr Tipp-Ex in die Haare geschmiert hat.»

«Darum geht es aber nicht, Ms. Bean.»

«Bei allem Respekt, da bin ich anderer Meinung.»

«Valerie lernt diese Sprache irgendwo, und zwar definitiv nicht an dieser Schule. Bei uns herrschen, was den Gebrauch von Kraftausdrücken anbelangt, strenge Regeln.» Die Direktorin händigte Maisie eine Liste mit Tabubegriffen aus. Sie überflog die Liste. Das meiste davon gehörte zu ihrem ganz normalen Sprachgebrauch. «Flachwichser ist gar nicht dabei», sagte sie im Versuch, die Stimmung aufzulockern.

Das fand Mrs. Young leider gar nicht lustig. «Mag sein, aber der Begriff ‹Wichser› ist, wie Sie sehen, sehr wohl dabei. Mit dem Ausdruck ‹flach› allein haben wir kein Problem.»

Mrs. Young benahm sich hochnäsig. Maisie vertrug so einiges, aber von oben herab behandelt zu werden, trieb sie auf die Palme. Maisie Bean hatte mit flammend roten Wangen dagesessen und sich auf die Lippen gebissen, denn sosehr Mrs. Youngs herablassende Art sie auch störte, die Frau hatte leider recht. Valerie hatte die wüsten Vokabeln zu Hause gelernt, von ihr und ihrer Mutter, und auch wenn Maisie auf ihr Recht pochte, sich auszudrücken, wie es ihr passte, waren fluchende Kinder tatsächlich unerträglich. In diesem Augenblick beschloss Maisie Bean, ihren Kindern ab sofort ein besseres Vorbild zu sein – so schwer konnte das doch wohl nicht sein.

Wie sich herausstellte, war es für eine alleinerziehende Mutter von zwei halbwüchsigen Kindern fast übermenschlich schwer, nicht zu fluchen, vor allem, wenn die eigene Mutter dement war, und man neben seinem Teilzeitjob in einer Zahnarztpraxis am Wochenende auch noch in die Fabrik zum Putzen ging.

Die Fluchkasse war jetzt schon randvoll. Maisie graute bereits vor dem nächsten Termin bei Mrs. Young.

Als es Bridie noch gutging, hatte sie oft gesagt, Valerie würde Maisie irgendwann ins Grab bringen. «Ich liebe sie aus tiefstem Herzen, aber dieses Kind ist eine Zumutung», hatte sie immer gesagt und dabei gelächelt, als gefiele ihr die Vorstellung. «Aber die wird schon. Sie ist genau wie meine Mutter – die hätte sich sogar mit Jesus am Kreuz angelegt – aber weißt du was, Maisie? Wenn es erst mal hart auf hart kommt, dann zeigt unsere Valerie, was wirklich in ihr steckt.»

Jeremy dagegen war der absolute Sonnenschein. Er kümmerte sich um seine Großmutter, um seine Mutter und sogar um seine kleine Schwester – sofern sie ihn...

Erscheint lt. Verlag 26.8.2016
Übersetzer Sabine Längsfeld
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bestseller • Die letzten Tage von Rabbit Hayes • Dublin • Familie • Irland • Rabbit Hayes
ISBN-10 3-644-56801-4 / 3644568014
ISBN-13 978-3-644-56801-3 / 9783644568013
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