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Wédora - Staub und Blut (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
608 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-43451-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wédora - Staub und Blut -  Markus Heitz
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Lebensspendend oder todbringend, geheimnisvoll oder verkommen - Juwel der Wüste oder Ende aller Hoffnung? Willkommen in Wéd?ra, dem Schauplatz von Markus Heitz' Dark-Fantasy-Bestseller 'Wéd?ra - Staub und Blut'. Im Mittelpunkt einer gigantischen Wüste liegt die schwer befestigte Stadt Wéd?ra. Sämtliche Handelswege der 15 Länder rings um das Sandmeer kreuzen sich hier, Karawanen, Kaufleute und Reisende finden Wasser und Schutz. In diese Stadt verschlägt es den Halunken Liothan und die Gesetzeshüterin Tomeija. Doch Wéd?ra steht kurz vor einem gewaltigen Krieg, denn die Grotte mit der unerschöpflichen Quelle, die die Stadt zum mächtigen Handelszentrum hat aufsteigen lassen, war einst das größte Heiligtum der Wüstenvölker. Nun rufen die geheimnisvollen Stämme der Sandsee zum Sturm auf die mächtige Stadt. Liothan und Tomeija geraten schnell in ein tödliches Netz aus Lügen und Verschwörungen, besitzen sie doch Fähigkeiten, die für viele Seiten interessant sind.

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um 'Die Zwerge' gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um "Die Zwerge" gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.

Kapitel I


Tomeija schlug bäuchlings auf weichem Boden auf, der unter ihrem Gewicht leise reibend wegrutschte und sie teppichgleich mitzog. Die Sand- und Aschereste in den Augen verhinderten, dass sie ihre Umgebung sah.

Dûrus ist ein verdammter Witgo! Sie stemmte sich mit Händen und Füßen gegen das Gleiten und kam zusammen mit dem tückischen Untergrund an dem Hang zum Ruhen. Sollte der Baron davon gewusst haben, müsste sie als Scīrgerēfa den König in Kenntnis setzen. Hexerei wurde gemäß den Reichsgesetzen Telonias nicht geduldet.

Tomeija spürte die unerwartete Kälte, die sie mit mal zarten, mal spürbaren Böen umstrich. Sie musste sich im Freien befinden, ein vielstimmiges Pfeifen und Säuseln stammte vom Wind, der sich an Kanten rieb. Das Rauschen von Blättern fehlte.

Was hat er mit uns getan? Tomeija drehte sich auf den Rücken und legte das Schwert quer über ihre Brust, blinzelte und rieb behutsam über ihre Augen, um die Fremdkörper zu entfernen. Eine Trinkflasche hatte sie nicht dabei, um die Augen zu spülen, daher halfen nur Geduld und stummes Verwünschen.

Ihr Körper schmerzte von den Attacken der Skeletthände, aber es fühlte sich nicht so an, als hätte sie eine Wunde davongetragen.

Das laute Rufen nach Liothan unterließ sie. Nur Anfänger brüllten herum, solange sie nicht imstande waren, sich zu wehren, oder wussten, wie sich ihr Umfeld gestaltete.

Die Kälte nahm zu, je länger sie lag. So frostig hatte sie die Sommernächte in Walfor nicht in Erinnerung. Das Singen des Windes endete nicht, feine Körnchen trieben unablässig gegen ihr Gesicht, als wirkte der Zauberspruch nach. Sie konnte sich an keine Stelle in der Baronie erinnern, wo es nicht einen Baum und dafür viel losen Sand gab.

Ihre Unruhe nahm zu.

Dann roch Tomeija frisches Blut und vernahm Schreie aus weiter Entfernung. Was geht hier vor?

Behutsam setzte sie sich auf, blickte sich zwinkernd in der nächtlichen Dunkelheit um. Ihre Ungläubigkeit stieg ins Unendliche.

Tomeija saß auf dem oberen Drittel eines gestirnbeschienenen Dünenhanges.

In hundert Schritt Entfernung unter ihr lief die Düne auf einer ebenen Fläche aus, auf der sich in unregelmäßigen Abständen hohe Felsblöcke emporstemmten. Der trockene Untergrund zeigte ein wirres Rissmuster, vereinzelt standen Dornenbüsche und Grasbüschel verloren herum und trotzten dem Wind. Das verwitterte Gestein wirkte, als sei es einst behauen worden, und zeigte halb geometrische Figuren. Es mochten Überreste einer Stadt oder monumentaler Bauwerke sein, die von der Wüste aufgefressen wurden.

Es gab keine Wüste in Tomeijas Heimat, weder in Walfor noch in Telonia noch in einem ihr sonst bekannten Reich der Umgebung.

Wohin hat mich der Witgo verbannt? Tomeija hob voller böser Ahnung den Kopf.

Ein fremder Sternenhimmel und zwei verschieden große Monde, die versetzt über ihr schwebten und Silberschein auf sie warfen, beleuchteten das Land.

»Nein, ihr Götter!«, entfuhr es ihr keuchend, und sie sprang auf die Beine, die Füße versanken bis zu den Knöcheln im weichen Sand. Mit dem Schwert stützte Tomeija sich ab, um nicht zu fallen.

Ihr kam in den Sinn, dass Dûrus einen Täuschungszauber über sie geworfen hatte, der vorgaukelte, an diesem Ort zu sein. Ihr Körper könnte sich immer noch auf dem Teppich im Haus des Kaufmanns befinden.

Warum sollte er sich diese Mühe machen? Er hätte uns töten können. Sie tastete sich ab, war tatsächlich unverletzt geblieben. In ihrem Mund schmeckte es leicht verbrannt und nach Asche. Ob Trugbild oder nicht: Wie komme ich von hier weg?

Erneut erklangen die Schreie aus der Ferne. Tomeija sah keine Gestalten zwischen den Steinblöcken. Narrt mich dieses Land? Sind es die Felsen, die rufen? Doch sie hatte Blut gerochen.

Tomeija wandte sich zum Dünenkamm um. Von da oben sehe ich mehr.

Sie nahm ihren Hut und schüttelte den Sand ab, setzte ihn auf und stapfte aufwärts, kämpfte gegen den rutschenden Sand, dem es zu gefallen schien, ihr den Aufstieg so beschwerlich wie möglich zu machen. Die Anstrengung half gegen die empfindliche Kälte, die durch den leicht ramponierten Wappenrock blies.

Sie wusste nichts über die Wüste, kannte vage Beschreibungen allenfalls aus Büchern. Nachts sollte es kalt sein, tagsüber glühend heiß. Ohne Wasser würde sie rasch verdurstet sein.

Den Gefallen tue ich Dûrus nicht.

Tomeija erreichte keuchend den schmalen Grat und spähte auf die andere Seite.

Dort befand sich ein Sandmeer – bis zum nächtlichen Horizont. Düne reihte sich an Düne, die alle kleiner als jene waren, auf der sie stand. Dazwischen gab es Einbuchtungen, vergängliche Wellentäler, in denen der Wind mit den Körnern spielte und Schleier bildete.

Am Fuße des Berges aus Sand erkannte Tomeija zahlreiche liegende Gestalten, große und kleine, Menschen und Tiere. Der Untergrund hatte sich um sie schwarz gefärbt. Sie hatten Blut verloren. Viel Blut.

Daher kamen die Schreie. Die Böen trugen ihr erneut den feucht-süßlichen Kupfergeruch zu. Von den Angreifern sah sie keinen. Sie schienen blitzschnell zugeschlagen zu haben und verschwunden zu sein.

Vielleicht hatte einer von ihnen Wasser dabei? Tomeija begann vorsichtig mit dem Abstieg, rutschte und glitt auf dem Sand nach unten, der einen Wall zwischen den Wüstenregionen zu bilden schien. Sie behielt die Toten im Auge, blickte zwischendurch über die Dünen, die sich schier endlos ausbreiteten. Es hatte etwas Erhabenes, etwas Wunderschönes und zugleich Beängstigendes. Im Nachtlicht erschienen sie grau. Fahnengleich wirbelten lose Körner empor, schlängelten sich und lösten sich auf, wenn der Wind keine Lust mehr hatte, sie zu tragen.

Im Wald fand Tomeija stets etwas zu Essen und zu Trinken. Quellen, Moose, Flechten, Nüsse und Beeren. Nur Trottel verhungerten und verdursteten in einem Forst. Aber in einem Land, wo es nur Sand gab, würde es schwer werden.

Erst das Wasser, danach alles andere. Tomeija hielt ihr Schwert mit der Linken. Ihr verstorbener Gatte hatte ihr beigebracht, Waffen sowohl mit der rechten als auch der linken Hand oder beiden gleichzeitig zu führen, was in ihrem Leben vor dem Dasein als Scīrgerēfa von großem Nutzen gewesen war.

Der Sand unter ihren Stiefelsohlen raschelte leise, die Sohlen sanken kaum mehr ein. Der Untergrund wurde fester.

Behutsam näherte sich Tomeija den ersten Toten.

Es waren Menschen, die weite, helle Gewänder trugen. Das braune Zelt, in dem sie gewiss geschlafen hatten, lag zerschlitzt wie seine ehemaligen Bewohner auf dem Boden, die Plane wehte leise knatternd im Wind an den Resten des Gestänges.

Mehrere erstochene Pferde und Maultiere befanden sich einige Schritte entfernt, die Zügel führten zu einem Metallstab, der im Untergrund steckte. Wenn Tomeija die Spuren richtig deutete, fehlten weitere Tiere. Die Räuber hatten sie mitgenommen. Seltsame Abdrücke. Klein, mit langen Krallen. Pferde waren das nicht.

Sie betrachtete die Leichen. Keine trug Rüstung oder Waffen. Dem Anschein nach waren die Leute im Schlaf überfallen, die Bäuche und Hälse aufgeschnitten worden.

Tomeija begann ihre Suche, blickte sich dabei ständig um, falls die Angreifer zurückkehrten. Zwischen den knapp vierzig Leichen umherzustreifen, als wären sie Teil der Landschaft, machte Tomeija nichts aus. Tote verursachten keine Scherereien mehr. Vor deren Mördern blieb sie achtsam, denn einige der Toten besaßen beeindruckende Wertgegenstände. Kein Räuber lässt Beute zurück. Es gab anscheinend zu viel zum Schleppen.

Zu ihrer Freude fand sie viele gefüllte Wassergefäße, andere Beutel enthielten Branntwein, dem Geruch nach. Sie nahm einen großen Sack mit Trageriemen und packte ein, was sie für einen Aufenthalt in der Wüste als nützlich empfand. Fladenartiges Brot steckte sie dazu, den Schmuck ließ sie den Opfern. Dafür hatte sie keine Verwendung.

Nachdem Tomeija sich mit Vorräten eingedeckt hatte, setzte sie sich ein wenig abseits des Gemetzels in den Sand und dachte nach; mit einer erbeuteten Decke schützte sie sich gegen den eisigen Wind und zog ihren Hut tiefer.

Wo eine Karawane rastete, kommt sicherlich noch eine vorbei. Sie blickte zu den Sternen. Sie brauchte Wissen darüber, wo sie sich befand und ob man hier jemals von ihrer Heimat gehört hatte.

Tomeija hoffte, dass jemand ihre Sprache verstehen würde. Den Gedanken an ein magisches Truggebilde hatte sie verworfen. Doch warum Dûrus sie an diesen Ort gehext hatte, wusste ausschließlich er. Oder auch nicht. Tomeija vermutete, dass der Zauber des Hexers misslungen war. Es wäre einfacher gewesen, sie beide zu töten und verschwinden zu lassen oder es so aussehen zu lassen, als hätten sich Räuber und Scīrgerēfa gegenseitig erledigt. Der Witgo ergötzt sich gerade an dem Wissen, dass ich zumindest einen langen Tod sterben werde.

Zudem blieb die Frage: Wo steckt Liothan?

Es konnte sein, dass Liothan in Walfor geblieben oder an einem ganz anderen Ort gelandet war. Stünde er in diesem Moment bei ihr, sie hätte ihm einen Fausthieb verpasst. Ohne ihren Jugendfreund steckte sie nicht in diesem Schlamassel.

Ich habe ihn davor gewarnt, bei Dûrus einzusteigen. Grimmig stützte sie sich mit einer Hand auf den Schwertgriff und blickte über die übel zugerichteten Leichen.

Mit diesem Ausgang des Abends hatte sie beim besten Willen nicht gerechnet. Sie atmete lange aus, griff mit einer ledergeschützten Hand in den Sand, der sich ihrem Empfinden nach überall unter ihre...

Erscheint lt. Verlag 25.7.2016
Reihe/Serie Die Sandmeer-Chroniken
Die Sandmeer-Chroniken
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
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ISBN-10 3-426-43451-2 / 3426434512
ISBN-13 978-3-426-43451-2 / 9783426434512
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