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Mutter Teresa (eBook)

Die wunderbaren Geschichten

(Autor)

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2016 | 1. Auflage
312 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44257-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mutter Teresa -  Leo Maasburg
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Mutter Teresas Leben klingt wie eine Legende. Das albanische Mädchen, das mit 18 Jahren in einen irischen Orden eintrat, um als Missionarin nach Indien zu gehen, wurde zu einem Engel der Armen. Nicht nur Christen, sondern auch Muslime, Hindus und Ungläubige verehren diese rastlos tätige, 1979 mit dem Friedensnobelpreis geehrte Frau längst als Heilige. Von den Slums der indischen Metropole Kalkutta aus trug sie die Botschaft der christlichen Nächstenliebe in alle Welt. Leo Maasburg war dabei: als 'Father Leo', wie sie ihn nannte, war er viele Jahre als Priester und Ratgeber, als Reisebegleiter und Übersetzer an Mutter Teresas Seite. Rechtzeitig zu ihrem 100. Geburtstag und zu ihrer erwarteten Heiligsprechung hat 'Father Leo' nun erstmals die wunderbaren und köstlichen Geschichten, die kleinen und die großen Wunder zusammengefasst, die er an der Seite von Mutter Teresa erleben durfte. Hier wird eine humorvolle und geistreiche, eine weise und zupackende Frau sichtbar, die eine Botschaft der Hoffnung für unsere Zeit hat.

Leo Maasburg, 1948 in Graz geboren, studierte Rechts- und Politikwissenschaften, Theologie und Missiologie in Innsbruck, Oxford und Rom. 1982 wurde er in Fatima zum Priester geweiht und arbeitete in Rom für den slowakischen Exilbischof Pavol Hnilica. Hier, im Schatten des Vatikans, wurde er von Mutter Teresa 'entdeckt'. Viele Jahre begleitete er den 'Engel der Armen' in Indien, in Rom und auf zahllosen Reisen zwischen Moskau und New York. Er stand Mutter Teresa als Priester und geistlicher Begleiter zur Verfügung, aber auch als ihr Sondergesandter für so manche heikle Mission in der kommunistischen Sowjetunion oder im Kuba Fidel Castros. Nach ihrem Tod gehörte Leo Maasburg zu jenem Team, das Mutter Teresas Seligsprechung vorbereitete. Seit 2005 ist er Nationaldirektor der 'Päpstlichen Missionswerke in Österreich' (www.missio.at).

Leo Maasburg, 1948 in Graz geboren, studierte Rechts- und Politikwissenschaften, Theologie und Missiologie in Innsbruck, Oxford und Rom. 1982 wurde er in Fatima zum Priester geweiht und arbeitete in Rom für den slowakischen Exilbischof Pavol Hnilica. Hier, im Schatten des Vatikans, wurde er von Mutter Teresa "entdeckt". Viele Jahre begleitete er den "Engel der Armen" in Indien, in Rom und auf zahllosen Reisen zwischen Moskau und New York. Er stand Mutter Teresa als Priester und geistlicher Begleiter zur Verfügung, aber auch als ihr Sondergesandter für so manche heikle Mission in der kommunistischen Sowjetunion oder im Kuba Fidel Castros. Nach ihrem Tod gehörte Leo Maasburg zu jenem Team, das Mutter Teresas Seligsprechung vorbereitete. Seit 2005 ist er Nationaldirektor der "Päpstlichen Missionswerke in Österreich" (www.missio.at).

Kapitel 2


Im Vatikan

In den Vatikan soll ich Sie fahren? Ja, selbstverständlich. Gerne!« Ich hatte keinen Grund, Mutter Teresa diese kleine Bitte abzuschlagen. Außerdem war es eine gute Gelegenheit für einen erst vor wenigen Monaten geweihten Priester, einmal einen Blick hinter die Mauern des Vatikans zu werfen oder während des Wartens auf Mutter Teresa vielleicht gar ein paar Schritte in die sonst der Öffentlichkeit verwehrten Vatikanischen Gärten tun zu können.

»Ja gerne, jederzeit!«

Mit der Frage, wann ich sie denn abholen solle, um sie in den Vatikan zu fahren, begann meine erste kleine Diskussion mit Mutter Teresa.

»Father, wir müssen sehr pünktlich sein. Also ist es am besten, wir fahren von hier morgen um vier Uhr ab!«, begann sie unsere kleine Kontroverse.

»Um vier Uhr früh?« Ich sah mich schon bei Dunkelheit und völlig unausgeschlafen aufstehen, ging man in Rom doch selten vor ein Uhr nachts zu Bett – vor allem als Student. Da bahnte sich also ein wirkliches Opfer an.

Aber vielleicht konnte die Opferzeit noch ein wenig nach hinten verschoben werden? Zumindest versuchen wollte ich es: »Mutter Teresa, Sie sind doch sicher zur Morgenmesse des Heiligen Vaters eingeladen?«

Ein Lippenkräuseln und ein indisches Kopfwackeln, das uns Europäern »nein« signalisiert, in der indischen Wirklichkeit aber »ja« heißt, bestätigten meine Annahme. Ich sah meine Chancen steigen: »Mutter Teresa, die Messe des Papstes beginnt erst um sieben Uhr!«, trumpfte ich mit meinem Insiderwissen auf.

»Ja, wir müssen nur sehr pünktlich sein! Aber gut, Abfahrt um halb fünf.«

Ein kleiner Teilsieg war errungen. Jetzt galt es, dranzubleiben: »Nein, Mother, halb sieben wäre bei weitem ausreichend. In diesen Morgenstunden sind die Straßen leer, und wir fahren längstens 15 Minuten von San Gregorio bis in den Vatikan.«

»Also gut, fünf Uhr, Father! Aber nicht später!«

Wieder ein Teilsieg. Sie war also für Argumente zugänglich, dachte ich. Und dabei war auch nicht die geringste Genervtheit oder Ungeduld zu spüren. Im Gegenteil: Ich glaubte, einen tiefen Schalk in den faszinierenden und so vertraut anmutenden Augen zu entdecken. Ich kam mir fast ein wenig wie Abraham bei seinem Handel um die Gerechten Sodoms vor. Freilich ging es hier nicht um Seelen, sondern nur um ein paar Stunden meines Schlafes am nächsten Morgen.

Trotzdem wollte ich es noch einmal versuchen, und das mit einem nicht ganz unwesentlichen Argument: »Mutter Teresa, das ist immer noch viel zu früh! Die Tore in den Vatikan werden überhaupt erst um sechs Uhr geöffnet!«

Wieder hatte ich gewonnen: »Halb sechs!«

Das war nun schon viel erträglicher als vier Uhr!

***

Pünktlich um halb sechs Uhr traf ich am nächsten Morgen in San Gregorio ein, um Mutter Teresa abzuholen. Sie und eine Schwester, die das Glück hatte, Mutter Teresa zum Heiligen Vater begleiten zu dürfen, standen schon bereit. Als der Vatikan um sechs Uhr seine Tore öffnete, war mein grüner Opel mit Münchener Nummer das erste Auto an der Einfahrt. Mit einem zackigen Gruß winkte uns der Schweizergardist durch, und wir fuhren die Rampe hinauf zum Cortile San Damaso, dem Sankt-Damasus-Hof; von hier aus gelangen die Gäste des Papstes mit einem Lift in den dritten Stock, wo sich der Eingang zu den Gemächern des Heiligen Vaters befindet.

Als ich das Auto vor dem Liftausgang anhielt, salutierte wieder ein Schweizergardist. »Guten Morgen, Mutter Teresa. Sie sind noch geräumig zu früh. Bitte warten Sie hier«, lautete seine knappe Anweisung. So hatte ich das Glück, fast eine Stunde lang mit Mutter Teresa im Auto zu warten. Das war mehr, als ich je erhofft hatte, und ich glaube, dass ich noch nie so gerne gewartet habe wie bei dieser Gelegenheit.

Mutter Teresa saß auf dem Beifahrersitz, und wir beteten gemeinsam den gesamten Psalter des Rosenkranzes und eine »Quick Novena«, eine schnelle Novene. Diese »Quick Novena« war so etwas wie Mutter Teresas spirituelle Schnellfeuerwaffe. Sie bestand aus zehn »Memorares« – nicht etwa aus neun, wie man aufgrund des Namens »Novene« hätte vermuten können. Novenen über neun Tage waren in der Kongregation der »Missionaries of Charity«, der »Missionarinnen der Nächstenliebe«, durchaus üblich. Bei der Fülle von Problemen, die an Mutter Teresa herangetragen wurden, und nicht zuletzt wegen ihres Reisetempos standen neun Tage für eine Antwort der himmlischen Regie oft einfach nicht zur Verfügung. Also hat sie die »Quick Novena« erfunden.

 

Ein »Memorare« hat folgenden Wortlaut:

»Gedenke, o mildreichste Jungfrau Maria, es ist noch niemals gehört worden, dass Du jemanden nicht erhörtest, der zu Dir seine Zuflucht nahm, Deine Hilfe anrief oder Deine Fürsprache erflehte. Von solchem Vertrauen beseelt, eile ich zu Dir, o Jungfrau der Jungfrauen, unsere Mutter. Zu Dir komme ich und stehe als Sünder seufzend vor Dir. O Mutter des ewigen Wortes, verschmähe nicht meine Worte, sondern höre mich gnädig und erhöre mich. Amen.«

 

Diese Gebetsform war bei Mutter Teresa in ständigem Einsatz: von Bitten um Heilung eines Kindes, vor wichtigen Gesprächen, bei verlorenen Reisepässen bis hin zur Bitte um himmlische Unterstützung, wenn der Treibstoffvorrat auf einer nächtlichen Missionsreise knapp wurde und das Ziel noch tief im Dunkeln lag. Die »Quick Novena« hat mit der Neun-Tage-Novene oder gar mit der Neun-Monats-Novene eines gemeinsam: das vertrauensvolle Bitten um den himmlischen Beistand, so wie es die Apostel im Obergemach »mit Maria, der Mutter Jesu, und den Frauen« (Apostelgeschichte 1,14) neun Tage lang praktizierten, als sie auf das Kommen des versprochenen Beistands, des Heiligen Geistes, warteten.

Warum Mutter Teresa aber immer zehn »Memorares« betete, hatte folgenden Grund: Für sie war das Mitwirken des Himmels so selbstverständlich, dass sie immer das Dankgebet für die erhaltene Gnade als zehntes Memorare gleich anschloss. So war es auch dieses Mal. Während wir im Auto warteten, beteten wir den gesamten Rosenkranz. Soeben hatten wir die »Quick Novena« beendet, als der Schweizergardist an die beschlagene Windschutzscheibe klopfte und meinte: »Mutter Teresa, ’s ist Zeit!« Mutter Teresa und die Schwester stiegen aus. Um zu vermeiden, dass mich der Gardist aus dem schönen Hof verjagte, rief ich Mutter Teresa noch nach: »Mother, ich warte hier auf Sie, bis Sie wieder herunterkommen. Dann bringe ich Sie nach Hause.« Aber es sollte ganz anders kommen.

Sie drehte sich nämlich um und rief: »Quick, Father, you come with us!« (Schnell, Pater, Sie kommen mit uns!) Hatte die »Quick Novena« am Ende dieses »Quick, Father …« bewirkt? Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn schon war Mutter Teresa auf dem Weg zum Lift, wobei Sie den zaghaften Protest des Schweizergardisten mit einem charmanten »Father is with us!« (Der Pater gehört zu uns!) und einem dankbaren Zwinkern ihrer fröhlichen Augen aus dem Weg räumte.

Ich glaubte zu wissen, warum mich der Gardist ohne weitere Einwände mitgehen ließ. Die Spielregeln waren eindeutig: Nur wer auf der Liste der Angemeldeten stand, durfte eintreten. Und darauf standen nun einmal nur Mutter Teresa und eine Schwester. Dem Gardisten war wahrscheinlich ebenso klar wie mir, dass es ohnehin keine Chance für mich gab. Selbst an der Hand einer Heiligen würde ich nicht am Liftwärter vorbeikommen – und noch viel weniger an der zivilen Polizei vor dem Eingang zum Appartement des Heiligen Vaters.

Dem zögernden Liftwärter und -begleiter versicherte Mutter Teresa nicht weniger charmant, aber zugleich ganz entschieden: »Wir können losfahren. Der Pater gehört zu uns.« Anstatt sich einer so klaren Weisung von Mutter Teresa zu widersetzen, zog es der Liftwärter offensichtlich vor, das Ende meines Vordringens in die päpstlichen Gemächer der Zivilpolizei zu überlassen. Als wir aus dem Lift stiegen, schien es, als ob er dem Polizisten auch in diesem Sinne zuwinkte.

Schon im Aufzug hatte ich immer wieder versucht, Mutter Teresa zu erklären, dass es nicht nur unüblich, sondern absolut unmöglich sei, unangemeldet zum Papst vorzudringen. Gegen ihr: »Nein, Father, Sie sind mit uns«, half aber auch mein Widerstand nicht. Da ich ja auch nicht in den Boden versinken konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als mich auf das endgültige »Aus« knapp vor dem ersehnten Ziel einzurichten. Ich hörte schon das Flüstern des Liftwärters und des Gardisten: »Wir haben es doch gleich gesagt«, wenn ich zurück zum Auto schleichen würde. Ob man mir wenigstens noch erlauben würde, im Hof zu warten?

Es ist ein langer Gang, der im dritten Stock des Palazzo Apostolico vom Lift zum ersten großen Empfangssalon der päpstlichen Gemächer führt. Allerdings nicht lang genug, um Mutter Teresa davon zu überzeugen, dass es besser für mich wäre, gleich umzukehren. Es würde mir auch gar nichts ausmachen, versuchte ich zaghaft zu erklären.

»You come with us!« (Sie kommen mit uns!), entgegnete sie mir mit fester Stimme. Da war wohl nichts zu machen. »Benevolent dictator«, einen wohlwollenden Diktator, nannten einige diese heilige Frau. Und langsam begann ich zu verstehen, warum.

Die Wände des Ganges, den wir nun schweigend entlangschritten, waren mit prachtvollen Gemälden ausgestattet und mit Verzierungen übersät. Die Aussicht aus den großen Fenstern war schlichtweg atemberaubend: Zu unseren Füßen lagen im leichten morgendlichen Nebel der Sankt-Damasus-Hof, der Petersplatz, der Hügel Gianicolo mit der Päpstlichen Universität Urbaniana und dem Nordamerika-Kolleg und schließlich das scheinbar endlose Dächermeer der Ewigen...

Erscheint lt. Verlag 9.5.2016
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-426-44257-4 / 3426442574
ISBN-13 978-3-426-44257-9 / 9783426442579
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