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Gilde der Jäger - Engelsmacht (eBook)

Spiegel-Bestseller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
576 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
978-3-7363-0154-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gilde der Jäger - Engelsmacht - Nalini Singh
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Naasir sehnt sich nach einer Gefährtin, einer Frau, die ihn so liebt, wie er ist: wild und ungezähmt. Von Raphael, dem Erzengel von New York, erhält er einen Auftrag: Naasir soll die Gelehrte Andromeda bei ihrer Suche nach Alexander, einem der Uralten, unterstützen und sie beschützen. Schon bei ihrer ersten Begegnung ist Naasir hingerissen von dem Engel, doch Andromeda hat ein Keuschheitsgelübde abgelegt, das sie nur unter einer Bedingung brechen wird. Bevor Naasir ihr Geheimnis ergründen kann, wird die Gelehrte entführt ...



<p>Nalini Singh wurde auf den Fidschi-Inseln geboren und ist in Neuseeland aufgewachsen. Nach verschiedenen Tätigkeiten, unter anderem als Rechtsanwältin und Englischlehrerin, begann sie 2003 eine Karriere als Liebesromanautorin. Mit ihrer Gestaltwandlerserie und der Gilde der Jäger feiert sie international große Erfolge.</p>

Nalini Singh wurde auf den Fidschi-Inseln geboren und ist in Neuseeland aufgewachsen. Nach verschiedenen Tätigkeiten, unter anderem als Rechtsanwältin und Englischlehrerin, begann sie 2003 eine Karriere als Liebesromanautorin. Mit ihrer Gestaltwandlerserie und der Gilde der Jäger feiert sie international große Erfolge.

1


Naasir war jetzt seit sieben Monaten auf der Jagd. Es war wirklich schon sieben Monate her, seit er Ashwini erzählt hatte, er sei jetzt bereit, nach einer Gefährtin Ausschau zu halten. Sieben Monate! Und immer noch hatte sie sich nicht gezeigt, sie, die zu ihm gehörte. Wusste sie denn nicht, dass er auf der Suche nach ihr war?

Er saß hoch oben auf einem Balkon des Turms. Der Balkon hatte kein Geländer, und Naasir knurrte. Langsam wurde er ungehalten.

Ein gerade vorbeifliegender Kämpfer der Legion wandte den Kopf, um ihm einen fragenden Blick zuzuwerfen. Naasir starrte zurück, schnappte fauchend mit den Zähnen und freute sich, als der Mann mit den Fledermausschwingen daraufhin seine Flugrichtung änderte und das neu geschaffene Heim der Legion ansteuerte, ein Haus, das Naasir gut gefiel, obwohl es Wände hatte und Wände eigentlich nicht so sein Fall waren. Die Legion residierte jetzt in einem eigens für sie zu einem riesigen Gewächshaus umgebauten Wolkenkratzer, aus dem einige Fenster entfernt worden waren, um mehr Platz für Balkone zu schaffen, während die Innenwände, wo immer es möglich gewesen war, durch Glasscheiben ersetzt worden waren. In der Mitte war ein Flugtunnel entstanden, der Flügeln ausreichend Platz bot.

Jetzt, da es kühler wurde und der Herbst die Bäume im Central Park in ein Meer aus roten, orangefarbenen und gelben Flammen verwandelt hatte, kamen auch die raffinierten »durchsichtigen« Vorhänge zum Einsatz, mit denen die Zugänge zum Legionshaus von den mit dem Umbau beauftragten Ingenieuren ausgestattet worden waren. Wie Illium Naasir erklärt hatte, bestanden diese Vorhänge aus einem Hightech-Material, das es den Legionären erlaubte, nach Belieben ein und aus zu fliegen, während im Innern des Hauses trotzdem eine gleichmäßige Temperatur gehalten wurde. Flog ein Legionär durch einen dieser Vorhänge, so schloss sich dieser gleich hinter ihm automatisch. So war ständig dafür gesorgt, dass die Wärme im Haus blieb.

Naasir, der jetzt seit zwei Wochen wieder in New York lebte, hatte sich kurz nach seiner Rückkehr ins Legionshaus geschlichen und war ziemlich beeindruckt gewesen. Was von den Decken und Fußböden im Innern so belassen worden war wie vordem, ragte in einer ungewöhnlichen Anordnung in den freien Raum, mit oft erheblichen Abständen zwischen den einzelnen festen Bauteilen. Naasir hatte besonders das üppige Grün im Haus bewundert: Die Ranken, die man an den Seiten emporgezogen hatte und die bereits anfingen, festen Halt zu finden, und die kleinen Bäume, die ihre Wurzeln vorsichtig in der Erde ausstreckten, während rings um sie üppig blühende Blumen wuchsen. Naasir hatte es trotz der ungewöhnlichen Bauweise des Hauses geschafft, sich ganz bis nach oben vorzuarbeiten, ohne dass ein einziger Legionär seine Anwesenheit in seinem Heim mitbekommen hätte.

Wahrscheinlich war Handschwinge, der Anführer der Legion, nicht gerade erfreut gewesen, Naasir auf dem Glasdach des Hauses auftauchen zu sehen, aber er war Raphael treu ergeben, und Naasir war einer von Raphaels Sieben. Deshalb bestand zwischen den beiden Männern ein gewisser, wenn auch von vorsichtiger Wachsamkeit geprägter Waffenstillstand. Naasir juckte beim bloßen Gedanken an die Legion jedes Mal die Haut, und seine Muskeln spannten sich an, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.

Sie waren so alt und so anders – er musste oft gegen den Drang angehen, sie einfach zu beißen.

Trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Andersartigkeit hatte er manchmal das Gefühl, als seien ihm die Kämpfer, die sich auf federlosen Flügeln durch die Luft bewegten, ähnlicher als alle anderen Wesen auf der ganzen weiten Welt. Naasir mochte keine Flügel haben, aber anders war er auch. Nur dass es Siebenhundertsiebenundsiebzig Legionäre gab, während Naasir allein war.

Du bist wütend auf uns, weil wir viele sind, doch tief in deinem Innern ist dir bewusst, dass du einer von uns bist. Jämmerlich jung im Vergleich zu unserer eine Ewigkeit dauernden Existenz, aber mit einer uns ähnlichen ganz ursprünglichen Verbindung zum Leben und zur Natur.

So sah es der Anführer der Legion, er hatte es Naasir vor nicht allzu langer Zeit mit feierlicher Miene erklärt, und Naasir hatte gespürt, dass der Mann glaubte, was er sagte. Falls man in diesem Fall von »Mann« sprechen durfte … Wie dem auch sei, der Anführer der Legion ahnte nicht, wie wenig Naasir mit der ursprünglichen Natur gemein hatte. Nicht die Natur hatte Naasir erschaffen, nicht die Erde ihn geboren: Er verdankte seine Existenz einem Monster.

Einem Monster, dem er den Brustkorb aufgerissen hatte, um sein Herz und seine Leber zu fressen.

Hier saß er nun, zeigte Zähne und musterte den Balkon, der sich zwei Stockwerke tiefer links von ihm befand. Anders als der, auf dem Naasir saß, und auch anders als die meisten Balkone dieses Gebäudes verfügte der unter ihm über ein Geländer. Naasir dürfe nicht einfach von hier oben auf die Straße hinunterspringen, hatte Dmitri ihm erklärt, denn wenn er das täte, würde man ihn unten so platt wie einen Pfannkuchen vom Pflaster kratzen müssen. Aber der Sprung hinüber zu dem Balkon mit dem Geländer war überhaupt nicht weit, und der Wind hier oben, wenn auch frisch, würde ihn schon nicht gleich über die Kante schieben. Kaum eine Sekunde, nachdem er den anderen Balkon wahrgenommen hatte, spannte Naasir die Muskeln an und sprang.

Die kalte Luft schnitt ihm ins Gesicht, presste sein T-Shirt an seinen Oberkörper, bis es dort zu kleben schien, brannte in seinen Augen. Aber dann spürte er festen Boden unter den Füßen und schaffte es, den Aufprall mit dem ganzen Körper aufzufangen, weil er ganz bewusst in der kauernden Haltung einer springenden Katze gelandet war. Allerdings musste er feststellen, dass der Wind ihn doch weiter vom Haus weggedrückt hatte als angenommen: Nur wenige Zentimeter trennten ihn von dem Geländer. Gut, dass er nicht dort oben gelandet war! Sonst müsste er sich jetzt verzweifelt irgendwo festklammern, um nicht zu fallen.

Das war wieder einmal knapp gewesen. Naasir konnte darüber nur grinsen, aber dann hörte er jemanden eiligen Schrittes über den Balkon auf ihn zukommen und wusste auch, ohne sich umzudrehen, wer es war. Honors Duft war ihm so vertraut wie sein eigener. Rasch richtete er sich auf und wandte sich zu ihr um. Honors Wangen waren unter dem zarten Hauch Gold kreidebleich, ihre grünen Augen wirkten riesig.

»Naasir!« Jetzt war sie bei ihm, fuhr ihm hektisch mit beiden Händen über Schultern und Arme. »Hast du dir wehgetan?«

»Nein.« Langsam dämmerte Naasir, dass es jetzt Ärger geben könnte. »Das war doch nur ein kurzer Sprung.«

»Ein kurzer Sprung?« Honor packte ihn mit einer Hand am Oberarm, als fürchte sie immer noch, er könne vom Balkon fallen. Die andere Hand hatte sie auf ihr Herz gepresst. »Du hast mich eben zu Tode erschreckt!«

Ganz langsam, um ihr bloß nicht noch mehr Angst einzujagen, schloss er die Arme um sie und barg sein Gesicht in ihren Haaren. »Verrate mich bloß nicht an Dmitri!«, flüsterte er leise.

»Du bist Naasir, du bist eine Person, du bist jemand!«, hatte der tödlich mächtige Vampir Dmitri damals vor vielen Jahren dem wilden, kleinen Kind Naasir erklärt, das wieder einmal im Spiel sein Leben riskiert hatte. »Wenn du stirbst, verliere ich einen Teil von mir. Einen Teil, den ich nie wiederbekommen kann.«

Dieser Augenblick hatte sich Naasir tief ins Gedächtnis gebrannt, er würde ihn nie vergessen. Er hatte bis dahin nicht gewusst, nicht wirklich verstanden, dass ihn jemand als reale Person sah. Als eine Person, die man vermisste, wenn es sie nicht mehr gab, die ein Recht auf Liebe, Wertschätzung und Fürsorge besaß. Er hatte an jenem lange zurückliegenden Tag in Dmitris Augen nicht nur Schmerz gesehen, sondern auch Zorn. Schmerz bei der Vorstellung von einer Welt ohne Naasir, Zorn darüber, dass sich der Kleine wieder einmal in Gefahr gebracht hatte. Beides, dieser Schmerz und der heftige Zorn, hatten den Jungen, der er gewesen war, grundlegend und dauerhaft verändert.

In vielerlei Hinsicht stellte dieser Augenblick seine eigentliche Geburt dar: die Geburt von Naasir als Person.

Selbst heute noch, als Erwachsener, gefiel Naasir der Gedanke nicht, dass Dmitri Angst um ihn haben oder wütend auf ihn sein könnte. Auch Honor sollte nicht leiden, weil er zu viel riskiert hatte, denn Honor war Dmitris Gefährtin und gehörte daher jetzt auch zu Naasirs Familie. Außerdem behandelte sie ihn so, als sei sie für ihn zuständig: Sie kümmerte sich um ihn, sie verwöhnte ihn, und sie berührte ihn so, wie man sich innerhalb einer Familie berührte. Sie kommandierte ihn auch herum. All das hätte seltsam sein müssen, war es aber nicht. Naasir fiel es überhaupt nicht schwer, Honors Befehlen zu folgen, obwohl er der weitaus Gefährlichere von beiden war.

Vielleicht, weil sie zu Dmitri gehörte – vielleicht aber auch, weil sie es fertigbrachte, dass er sich sicher und behütet fühlte. Auch das war seltsam, und er verstand nicht, wieso es so war. Wenn er mit Honor zusammen war und mit jedem Atemzug ihren zarten Duft einsog, fühlte er sich so, wie sich in seiner Fantasie ein Junges in der tröstenden, wärmenden Nähe seiner Mutter fühlen musste. Honor kümmerte sich um ihn und schaffte das, ohne dass sich bei ihm Widerspruchsgeist regte.

Jetzt lachte sie ein wenig zittrig, während sie ihm den Rücken streichelte. »Ich verrate dich schon nicht!«, versprach sie. »Aber du darfst nicht immer wieder solche Sachen machen!« Sie schob ihn von sich, bis sie ihm in die Augen sehen konnte, ihre eigenen Augen waren so klar und rein...

Erscheint lt. Verlag 7.4.2016
Reihe/Serie Elena-Deveraux-Serie
Elena-Deveraux-Serie
Übersetzer Dorothee Danzmann
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Archangels Enigma
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Engel • Erzengel • Fantasy • fast burn • Frauenunterhaltung • für Frauen • Gestaltwandler • he falls first • Jäger • Leidenschaft • Liebe • Liebesroman • Paranormal • Romantasy • Romantic Fantasy • Romantische Fantasy • Vampir
ISBN-10 3-7363-0154-5 / 3736301545
ISBN-13 978-3-7363-0154-2 / 9783736301542
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