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Der Tote im Yachthafen -  Frauke Mohr

Der Tote im Yachthafen (eBook)

Tim Bronkaus erster Fall

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
140 Seiten
Kadera-Verlag
978-3-944459-28-8 (ISBN)
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Tim Bronkaus Handy dudelt die Star-Wars-Melodie. Ein Weckruf zum Einsatz. Ein Toter liegt auf den edlen Lederpolstern seiner protzigen Luxusyacht im Hafen von Grömitz. Mord? Dr. Qual hat eine Vermutung. Tims Dogge Bruno erschnüffelt die erste Spur. Für Kommissar Bronkau ist es der erste Mordfall seit der Polizeischule. Der Tote ist prominent, hatte sich ein wahres Schloss an der Steilküste gebaut - dort, wo eigentlich Naturschutz ist. Geld macht's möglich - aber wie verdient er sein Vermögen? Wer sind seine Feinde? Was ist das Mord-Motiv? Das komplette Neustädter Kripoteam ermittelt. Die »gute Nase« der Kripo leidet jedoch streckenweise heftig unter Brunos Blähungen. Das soll eine junge Tierärztin ändern, die auch Gefallen an Tim findet - aber das ist eine nebensächliche Angelegenheit. Im Mordfall führt die Spur nach Hamburg und wird für Tims Kollegen schließlich lebensgefährlich. Die Spannung steigt von Seite zu Seite, bis schließlich beim Leser die Erkenntnis reift: Das Beste am Norden - ist unsere Kripo.

FRAUKE MOHR aus Norderstedt hat in den Sommermonaten eine zweite Adresse: Ein Campingplatz am Ostseestrand, unweit von Neustadt. Dort hat sie »ihre Kripo« untergebracht und bereitet den Beamten ein aufregendes Leben - auf dem Papier. Das Rauschen des Meeres und die weißen Wolken am blauen Himmel beflügeln ihre Fantasie. Einen Schuss Fernweh mag sie aus Otterndorf an der Elbe mitgebracht haben; dort ist sie 1974 geboren und später in Hamburg aufgewachsen. So ist auch ihr OSTSEE-KRIMI ein bisschen weiträumiger als der familiäre Lebensraum an der Ostseeküste.




Mittwoch


Oles Handy macht sich mit dem Klingelton eines Telefons aus den 80er Jahren bemerkbar.

»Wir sollen Dr. Qual in der Pathologie besuchen. Er hat die Untersuchung zur Leiche Gandulf Ritter abgeschlossen. Dann muss der Campingplatz etwas warten.«

Pathologie! Tim erschauert. Die Kälte und der unangenehme Geruch! Ist nicht sein Ding! Joachim Bär kommt ihnen bereits entgegen. Auf den schmalen Lippen liegt die Spur eines Lächelns, seine Glatze glänzt im Licht der Neonröhren. Er sieht noch blasser aus als sonst.

»Ich habe die halbe Nacht durchgearbeitet.« Er schiebt sich mit ausgestrecktem Mittelfinger die heruntergerutschte Brille wieder höher auf die Nase. »Das ist mal ein ausgesprochen interessanter Fall. Habe ich selten erlebt in meiner Laufbahn so was!« Er schüttelt den Kopf.

»Nun machen Sie es nicht so spannend, Doc«, sagt Tim, der gern wieder an die frische Luft will. Sie gehen durch einen langen, weiß gekachelten Flur in einen Raum mit mehreren Untersuchungstischen.

Dr. Qual schlägt das Leichentuch zurück und Ole und Tim sehen auf das bläulich-bleiche Gesicht des toten Gandulf Ritter. Tim schluckt trocken.

»Ich habe seinen Mageninhalt untersucht – nichts außer Champagner und Kaviar.«

»Aha, und weiter?«

»Ich habe ihn auf äußere Gewalteinwirkung hin untersucht – nichts.«

Tim sieht ihn nervös an. »Ja, und?«

»Ich habe sein Blut untersucht – und etwas gefunden, wenn auch nur einen minimalen Rückstand!« Dr. Qual freut sich wie ein Kind beim Ostereiersuchen.

Ole atmet hörbar aus.

»Und was denn nun?«

»Ein sehr seltenes Gift«, verrät Dr. Qual geheimnisvoll. »Das Gift wirkt ähnlich wie Arsen. Daher auch der bittere Geruch. Es hätte mich jedoch sehr gewundert, wenn ein Mörder unserer Zeit seine Opfer noch auf eine so altmodische Weise umbringt.«

Tim sieht grinsend zu Ole, was Ole mit einem drohenden Blick quittiert.

»Dieses Gift wird in Südamerika verwendet«, doziert Dr. Qual. »Bis jetzt weiß ich allerdings noch nicht, durch wen und wozu – das bekomme ich noch heraus! Das Gift wurde dem Opfer mit einer Spritze injiziert. Seht ihr? – Hier!«

Tatsächlich! Am Oberkörper der Leiche ist eine winzig kleine Einstichstelle zu erkennen.

»Dasselbe Gift war in der Flasche, die Bruno unter der Bank gefunden hat. Der Mörder muss es in eine Spritze aufgezogen und seinem Opfer injiziert haben. Die Einstichstelle ist an ungewöhnlicher Stelle. Vermutlich hat er sich gewehrt.«

»Kennen Sie den Todeszeitpunkt?«

»Zwischen 23 und null Uhr.«

»Wie immer bleiben fast keine Fragen offen, danke Dr. Bär. Können wir Frau Ritter zur Identifizierung herbestellen?«

»Ja, natürlich, kein Problem. Rufen Sie kurz vorher an, dann richte ich die Leiche her«, sagt er mit freudiger Stimme.

Sehr befremdlich! Jemand, der es schön findet, Leichen herzurichten! Im Übrigen hatte er selber ja ebenfalls ständig mit Toten zu tun, grübelt Tim vor sich hin und ist froh, diesen Ort verlassen zu können.


»Was hat Maggie denn zu deiner Namenswahl gesagt?«, fragt Tim seinen Kollegen.

Ole seufzt: »Naja, was soll ich sagen? Besonders begeistert war sie nicht. Als ich ihr als Alternative Fridolin vorschlug, hat sie mir keinen Nachtisch mehr gebracht.«

»Ole, du Armer! Fahren wir zum Campingplatz?«

Ole seufzt erneut, biegt nach links ab und fährt in Richtung Steilküste.

Der Campingplatz wirkt wie ausgestorben. Ende September haben nicht mehr viele Menschen Lust, sich hier den Hintern abzufrieren, schlussfolgert Tim.

Auch Platzwart Jochen Bruns ist nicht zu sehen. Aber die Frau an der Rezeption weiß, wo man ihn findet: »Der ist unten bei der Treppe an der Steilküste und repariert etwas. Sie können seinen kleinen weißen Golfwagen gar nicht verfehlen.«

Als sie bei ihm ankommen, hebt Jochen Bruns den Kopf. Unter dem Schirm einer speckigen Baseballkappe blitzen ihnen lebhafte Augen aus einem wettergegerbten Gesicht entgegen.

»Guten Tag, Herr Bruns. Dürfen wir Sie ein paar Minuten stören?«

»Worum geht’s?«, fragt Jochen Bruns etwas knurrig. »Auch einen Snack für echte Männer?« Er hält den Polizisten eine Tüte mit getrockneten Fleischstreifen hin.

Ole greift tatsächlich zu!

»Wohl doch kein echter Kerl, was?«, grinst Jochen Bruns, als Tim ablehnt.

»Ich habe auch nichts Appetitliches anzubieten«, kontert Tim cool und schildert den Vorfall von Dienstagnacht.

Der Platzwart reagiert erschüttert, wird sogar etwas heller in seinem braunen Gesicht. »Tragisch!«, sagt er. »Dass da was passiert ist, kam hier schon an. Aber wer denkt denn gleich an so was?«

»Aus welchem Grund waren Sie denn auf Ritters Yacht?«

»Hatte eine Einladung. Sollte wohl als Entschuldigung dafür gemeint sein, dass Ritter uns den halben Strand mit Sand und Steinen zugeschüttet hat, um sein Prunkschloss vor dem Wetter zu schützen. Der Spinner! Der wollte seinen Kelleraushub billig entsorgen. Wir kamen dadurch nicht mal mehr zu unserem Bootssteg! Auf der Yacht gab es nur Champagner und Kaviar zu essen. Ist was für echte Weicheier, wenn Sie mich fragen. Noch ein Stück?«, er hält Ole erneut die Tüte mit dem trockenen Fleisch hin.

Dieses Mal lehnt auch Ole ab. »Nein danke. Wann haben Sie denn die Yacht verlassen?«

»Schon um halb zehn. Da reichte mir diese Angebersause. Meine Frau hat mich abgeholt. Sie können sie direkt fragen, da kommt sie.«

»Die Rezeptionistin ist Ihre Ehefrau?«, fragt Tim.

»Ja, und das schon seit fast zwanzig Jahren. Wir haben den Platz vor fünfzehn Jahren von meinem Vater übernommen und ausgebaut. Alles war friedlich, bis dieser Fatzke von Ritter kam und sein Schloss hier hinbaute.«

»Konnten Sie sich denn mit Herrn Ritter einigen, nachdem er Sie so großzügig auf seine Yacht eingeladen hatte?«

»Naja, er hatte bereits einen Bagger kommen lassen und den Strand halbwegs wieder freigelegt. Nun ist wenigstens der Weg zum Steg begehbar. Ist jetzt halbwegs in Ordnung.«

Frau Bruns bestätigt, ihren Mann um halb zehn im Grömitzer Yachthafen abgeholt zu haben.

»Welche anderen Gäste nahmen denn an der Feier teil?«

»Ja, dieser durchgeknallte Vogeltyp und so ein Mensch von der Stadt. Bauamt oder sowas, glaube ich. Der ist noch nicht so lange dabei, dass ich was mit ihm zu tun haben musste. Der Vogeltyp war echt sauer auf den Ritter. Hat böse herumgeschrien und mit Tierschutz gedroht und so.«

»Waren die beiden noch an Bord, als Ihre Frau Sie abholte?«, will Ole wissen.

»Ja, die haben Champagner gesoffen ohne Ende. Hatten ganz schön einen im Tee, die beiden Lackaffen. Der Vogeltyp war noch halbwegs nüchtern.«

»Vielen Dank für die Informationen Herr Bruns. Sollten wir weitere Fragen haben, melden wir uns. Falls Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie uns bitte an.« Tim reicht dem Platzwart seine Visitenkarte.

»Geben Sie die lieber meiner Frau. Die ist ordentlicher mit sowas. Ich verlier‘ die bloß.«


Als sie außer Hörweite sind, stellt Tim fest: »War nicht sehr ergiebig, was meinst du?«

»Dem Vogelkundler sollten wir doch mal kräftig auf den Zahn fühlen. Halbwegs nüchtern ... hatte vielleicht noch was vor. Der scheint nicht ganz astrein zu sein«, überlegt Ole.

Tims Handy dudelt Star Wars. Es ist die Revierzentrale. »Wir holen jetzt Frau Ritter für die Identifizierung ab. Kommt ihr auch in die Gerichtsmedizin?«

»Okay, wir fahren hin.«

»Warst du eigentlich gestern bei meiner Schwester?«, will Ole wissen.

»Mmm, ja ich war da. Sie hat mir anderes Futter für Bruno mitgegeben. Außerdem kocht Frau Gründel ihm ab sofort immer Reis und Gemüse. Ich hoffe, es hilft.«

»Oh, vornehm, vornehm! Warum wirst du so verlegen? Yessica ist hübsch, oder?« Ole grinst in sich hinein.

»Ja!«, gibt Tim zu. »Ganz im Gegensatz zu dir!«

»Hehe, nun werd‘ mal nicht gemein!«, lacht Ole.

»Sag mal, hat deine Schwester etwas mit diesem Ornithologenverband zu tun? Da lagen Flyer von denen in ihrer Praxis.«

»Ja, jetzt wo du es sagst. Ich glaube, sie ist sogar Mitglied – aber das weiß ich nicht so genau. Du kannst sie ja mal befragen, wenn du willst«, sagt Ole mit einem ironischen Unterton.

Tim grinst ihn an. »Ja, das werde ich wohl tun...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-944459-28-8 / 3944459288
ISBN-13 978-3-944459-28-8 / 9783944459288
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