Wenn du mich siehst (eBook)
592 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-10245-6 (ISBN)
Mitten auf einer einsamen nächtlichen Landstraße bleibt Marias Auto liegen. Ein Wagen hält, ein bedrohlich aussehender, muskelbepackter Mann steigt aus - und wechselt ihr freundlich den Reifen. Colin Hancock hat schon viele dumme Entscheidungen in seinem Leben getroffen und bitter dafür büßen müssen, eine Beziehung ist das Letzte, was er sucht. Doch so wenig Maria und Colin zusammenzupassen scheinen und so sehr sie sich auch dagegen wehren: Sie verlieben sich rettungslos ineinander. Aber ihnen droht größte Gefahr, denn ein finsteres Kapitel aus ihrer Vergangenheit holt Maria ein und lässt sie um ihr Leben fürchten. Werden die alten Dämonen alles zerstören, oder kann ihre Liebe Colin und Maria in der dunkelsten Stunde retten?
Nicholas Sparks, 1965 in Nebraska geboren, lebt in North Carolina. Mit seinen Romanen, die ausnahmslos die Bestsellerlisten eroberten und weltweit in über 50 Sprachen erscheinen, gilt Sparks als einer der meistgelesenen Autoren der Welt. Mehrere seiner Bestseller wurden erfolgreich verfilmt, drei weitere Filme sind derzeit in Planung. Alle seine Bücher sind bei Heyne erschienen.
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 37/2017) — Platz 17
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 36/2017) — Platz 15
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 35/2017) — Platz 12
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 34/2017) — Platz 11
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 32/2017) — Platz 10
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 31/2017) — Platz 9
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 30/2017) — Platz 5
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Hardcover (Nr. 20/2016) — Platz 15
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Hardcover (Nr. 18/2016) — Platz 15
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Hardcover (Nr. 17/2016) — Platz 17
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Hardcover (Nr. 16/2016) — Platz 11
Prolog
Schon nach seinem ersten Tag in Wilmington wusste er, dass er sich in so einer Stadt niemals dauerhaft niederlassen wollte. Sie war zu touristisch und wirkte wie aufs Geratewohl gewachsen, ohne jede Planung. In der historischen Innenstadt gab es zwar die typischen Häuser, die er erwartet hatte, mit Veranda und Säulen, aufwendiger Holzvertäfelung und ausladenden Magnolien in den Gärten. Aber diese hübschen Straßen gingen nach und nach in ein Gewerbegebiet mit Einkaufszentren, Supermärkten, Kettenrestaurants und Autohäusern über. Endlos schlängelte sich der Verkehr durch die Stadt, wurde im Sommer sicher noch unerträglicher.
Allerdings hatte ihn das Gelände der University of North Carolina angenehm überrascht. Aus irgendeinem Grund hatte er sich einen mit der hässlichen Architektur der 1960er und 1970er verbauten Campus vorgestellt. Ein paar solche Gebäude gab es auch, besonders am Rand, aber die zentralen Plätze hatten sich als Oase erwiesen – schattige Wege und gepflegter Rasen, dazu die im spätnachmittäglichen Sonnenlicht schimmernden Säulen und Backsteinfassaden der Hoggard Hall und der Kenan Hall.
Auch der kleine Park gefiel ihm sehr. Dort stand ein Uhrenturm, und bei seinem ersten Besuch hatte er dessen Spiegelung in dem dahinter gelegenen Teich betrachtet, gleichsam ein Abbild der Zeit selbst.
Für Ende September war es warm, die Studierenden trugen kurze Hosen und ärmellose Oberteile, überall viel Haut. Er fragte sich, ob sie auch im Unterricht so gekleidet waren. Wie sie hatte ihn ein Wissensdrang hergeführt. Innerhalb von drei Tagen war er dreimal da gewesen, aber es waren immer noch zu viele Menschen unterwegs, zu viele, die sich an ihn erinnern könnten, und er wollte nicht, dass man sich an ihn erinnerte. Jetzt überlegte er, ob er sich einen anderen Platz suchen sollte, kam aber zu dem Schluss, dass dazu kein Anlass bestand. Soweit er das beurteilen konnte, interessierte seine Anwesenheit niemanden.
Er war nahe dran, so nahe, aber im Augenblick war es wichtig, geduldig zu bleiben. Er holte tief Luft und hielt sie einen Moment lang an, dann stieß er sie wieder aus. Auf einem Weg sah er zwei Studenten zum Unterricht laufen, den Rucksack über der Schulter, doch um diese Tageszeit waren diejenigen in der Überzahl, die schon früh ins Wochenende starteten. Hier und da standen sie zu dritt oder viert zusammen, plauderten und tranken aus Wasserflaschen, die, wie er vermutete, mit Alkohol gefüllt waren, während zwei Möchtegern-Abercrombie-Models ein Frisbee hin und her warfen und ihre Freundinnen sich etwas abseits unterhielten. Eine junge Frau stritt sich mit einem jungen Mann, ihr Gesicht war gerötet. Die Frau schubste ihren Freund, um Abstand zwischen ihnen zu schaffen. Darüber musste er lächeln, denn er respektierte ihre Wut, und im Gegensatz zu ihm selbst war sie nicht gezwungen, ihre Gefühle zu verbergen. Hinter dem Paar spielte ein weiteres Grüppchen eine Runde Football, mit der unbekümmerten Selbstvergessenheit derer, die keine echte Verantwortung trugen.
Er ging davon aus, dass viele der Studenten an diesem Abend und am nächsten vorhatten auszugehen. Wohnheimpartys. Bars. Klubs. Für viele von ihnen begann das Wochenende schon jetzt, da freitags nur wenige Kurse stattfanden. Das hatte ihn überrascht, als er es erfuhr. Bei den Kosten einer College-Ausbildung hätte er gedacht, dass die Studenten mehr Unterrichtszeit bei ihren Dozenten verlangten, keine verlängerten Wochenenden. Andererseits passte dieser Stundenplan vermutlich sowohl den Studierenden als auch den Lehrenden ganz gut. Wollte heutzutage nicht jeder, dass alles einfach war? Die geringstmögliche Mühe aufwenden? Abkürzungen nehmen?
Ja, dachte er. Genau das lernten die Studenten hier. Sie lernten, dass schwere Entscheidungen nicht notwendig waren, dass es unwichtig war, das Richtige zu wählen, besonders, wenn es zusätzlichen Aufwand erforderte. Warum an einem Freitagnachmittag lernen oder die Welt zu verändern versuchen, wenn man doch genauso gut die Sonne genießen konnte?
Mit einem langsam schweifenden Blick überlegte er, wie viele dieser Studenten wohl überhaupt groß darüber nachdachten, wie ihr Leben verlaufen sollte. Cassie früher schon, erinnerte er sich. Andauernd beschäftigte sie sich mit der Zukunft. Sie hatte Pläne. Mit siebzehn war ihr schon genau klar, wohin ihr Weg führen sollte. Wobei er noch wusste, dass er sie damals als irgendwie zögerlich empfunden und das Gefühl gehabt hatte, sie glaube selbst nicht ganz an sich oder das Gesicht, das sie der Welt zeigte. Warum sonst hätte sie diese Entscheidungen treffen sollen?
Er hatte damals versucht, ihr zu helfen. Er verhielt sich korrekt, befolgte die Gesetze, erstattete mehrfach Anzeige, sprach sogar mit der Staatsanwältin. Und bis zu diesem Punkt glaubte er auch noch an die Regeln der Gesellschaft. Er war der naiven Ansicht, dass das Gute letztlich über das Böse triumphierte, dass die Gefahr gebannt, dass Ereignisse kontrolliert werden konnten. Regeln waren zum Schutz eines Menschen da. Cassie glaubte das ebenfalls – brachte man das nicht den Kindern schon bei, wenn sie noch klein waren? Warum sonst sollten Eltern immer solche Dinge sagen? Schau nach links und nach rechts, bevor du die Straße überquerst. Steig nicht zu Fremden ins Auto. Putz dir die Zähne. Iss dein Gemüse. Schnall dich an. Die Liste war endlos, Regeln, um uns zu beschützen.
Aber Regeln konnten auch gefährlich sein, das hatte er gelernt.
Erfahrung war der schmerzhafteste Lehrer von allen. Seit fast zwei Jahren konnte er an nichts anderes denken als an die Lektionen, die er gelernt hatte. Sie hatten ihn beinahe zerstört, aber nach und nach war doch eine Klarheit entstanden. Sie hatte von der Gefahr gewusst. Er hatte sie gewarnt. Doch am Ende war ihr nur wichtig gewesen, die Regeln zu befolgen.
Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es Zeit war zu gehen. Er klappte das Buch zu und stand auf, sah sich kurz um, ob er jemanden auf sich aufmerksam gemacht hatte. Nein. Dann machte er sich auf den Weg über die Wiese, das Lehrbuch unter dem Arm. In seiner Tasche steckte ein Brief, den er geschrieben hatte, und er steuerte den Briefkasten vor dem Naturwissenschaftsgebäude an. Er schob den Umschlag durch den Schlitz und wartete. Ein paar Minuten später entdeckte er Serena, die genau pünktlich aus der Tür trat.
Er wusste bereits viel über sie. Heutzutage waren ja offenbar alle jungen Menschen auf Facebook und Twitter und Instagram und Snapchat und präsentierten ihr Leben jedem, der Lust hatte, die Puzzleteile zusammenzusetzen. Was sie gern mochten, mit wem sie befreundet waren, wo sie ihre Zeit verbrachten. Aus einem Facebook-Post wusste er schon, dass Serena und ihre Schwester an diesem Sonntag zum Brunch zu ihren Eltern gingen, und als er sie nun vor sich herlaufen sah, die dunkelbraunen Haare über den Schultern, fiel ihm erneut auf, wie schön sie war. Sie besaß eine natürliche Anmut und erntete ein anerkennendes Lächeln von den Männern, die ihr begegneten, was sie allerdings, ganz ins Gespräch vertieft, gar nicht zu bemerken schien. Neben ihr lief eine kleine, füllige Blonde, eine Kommilitonin, mit der sie gerade ein Pädagogik-Seminar gehabt hatte. Er wusste, dass sie Grundschullehrerin werden wollte. Sie hatte Pläne, genau wie Cassie früher.
Er hielt Abstand, angespornt von der Macht, die er in ihrer Gegenwart empfand. Der Macht, mit der er in den vergangenen zwei Jahren gehaushaltet hatte. Sie wusste ja nicht, wie nah oder zu was er fähig war. Sie sah sich nie über die Schulter um, aber warum auch? Er hatte keine Bedeutung für sie, er war nur eins von vielen Gesichtern in der Menge.
Er fragte sich, ob sie der Blonden wohl von ihren Wochenendplänen erzählte, herunterrasselte, wohin sie gehen oder wen sie treffen wollte. Er für seinen Teil hatte vor, sich am Sonntag zum Familienbrunch zu gesellen, wenn auch nicht als Gast. Vielmehr würde er sie aus einem Haus ganz in der Nähe, in einem durch und durch bürgerlichen Stadtviertel, beobachten. Das Haus stand seit einem Monat leer, die Eigentümer hatten es durch Zwangsvollstreckung verloren, es stand aber noch nicht zum Verkauf. Die Türschlösser waren zwar solide, doch es war ihm gelungen, sich ohne große Mühe durch ein Fenster Zutritt zu verschaffen. Vom Schlafzimmer aus hatte er Blick auf die Veranda und in die Küche von Serenas Familie. Am Sonntag würde er sie alle beim Lachen und Scherzen am Esstisch beobachten.
Über jeden von ihnen wusste er etwas. Felix Sanchez stellte die klassische Einwanderer-Erfolgsgeschichte dar, der stolz laminierte Zeitungsartikel im Restaurant beschrieb, wie er als Halbwüchsiger illegal und ohne ein Wort Englisch zu sprechen ins Land gekommen war und zunächst als Tellerwäscher gearbeitet hatte. Fünfzehn Jahre später, nach seiner Einbürgerung in die USA, hatte er genug Geld gespart, um ein eigenes Lokal in einem Einkaufszentrum zu eröffnen, La Cocina de la Familia, in dem er die Rezepte seiner Frau servierte. Sie kochte, und er machte alles...
Erscheint lt. Verlag | 8.3.2016 |
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Übersetzer | Astrid Finke |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | See Me |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | dunkles Geheimnis • eBooks • Film • Frauenromane • Gefahr • Liebesgeschichte • Liebesromane • New-York-Times-Bestseller • North Carolina • Romane für Frauen • Romantik • Spannung |
ISBN-10 | 3-641-10245-6 / 3641102456 |
ISBN-13 | 978-3-641-10245-6 / 9783641102456 |
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