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Über uns der Himmel, unter uns das Meer (eBook)

Spiegel-Bestseller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
512 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-49801-3 (ISBN)
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Ein berührender Roman über Hoffnung, Schicksal und Liebe - inspiriert von Jojo Moyes' eigener Familiengeschichte. Australien 1946. Sechshundert Frauen machen sich auf eine Reise ins Ungewisse. Ein Flugzeugträger soll sie nach England bringen, dort erwartet die Frauen ihre Zukunft: ihre Verlobten, ihre Ehemänner - englische Soldaten, mit denen sie oft nur wenige Tage verbracht hatten, bevor der Krieg sie wieder trennte. Unter den Frauen ist auch die Krankenschwester Frances. Während die anderen zu Schicksalsgenossinnen werden, ihre Hoffnungen und Ängste miteinander teilen, bleibt sie verschlossen. Nur in Marinesoldat Henry Nicol, der jede Nacht vor ihrer Kabine Wache steht und wie sie Schreckliches erlebt hat im Krieg, findet sie einen Vertrauten. Eines Tages jedoch holt Frances ausgerechnet der Teil ihrer Vergangenheit ein, vor dem sie ans andere Ende der Welt fliehen wollte ... Jeder von Jojo Moyes' Romanen eroberte die Spitze der Bestsellerliste. Ihre besondere Mischung aus Leichtigkeit und Tiefe, aus Humor und Dramatik begeistert weltweit Millionen Leser:innen.

Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die Sunday Morning Post in Hongkong und den Independent in London gearbeitet. Ihr Roman «Ein ganzes halbes Jahr» war ein internationaler Bestseller und eroberte weltweit die Herzen von über 16 Millionen Leser:innen. Zahlreiche weitere Nr.-1-Romane folgten. Jojo Moyes hat drei erwachsene Kinder und lebt in London.
Spiegel-Bestseller

Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die Sunday Morning Post in Hongkong und den Independent in London gearbeitet. Ihr Roman «Ein ganzes halbes Jahr» war ein internationaler Bestseller und eroberte weltweit die Herzen von über 16 Millionen Leser:innen. Zahlreiche weitere Nr.-1-Romane folgten. Jojo Moyes hat drei erwachsene Kinder und lebt in London. Katharina Naumann ist Autorin, freie Lektorin und Übersetzerin und lebt in Hamburg. Sie hat unter anderem Werke von Jojo Moyes, Anna McPartlin und Jeanine Cummins übersetzt.

Prolog


Indien, 2002

Sie war aufgewacht, weil jemand zeterte. Es klang wie das aufgeregte Gekläff eines kleinen Hündchens, das noch nicht genau weiß, aus welcher Richtung die Gefahr droht. Die alte Frau hob den Kopf vom Fenster, rieb sich den Nacken, wo die Kälte der Klimaanlage tief in ihre Knochen gedrungen war, und versuchte, sich aufzurichten. In den ersten verschwommenen Sekunden des Wachseins wusste sie nicht genau, wo oder wer sie war. Sie nahm Stimmen wahr, dann konnte sie Wörter unterscheiden, die sie aus ihrem traumlosen Schlaf in die Wirklichkeit zerrten.

«Ich sage ja gar nicht, dass ich die Paläste nicht mag. Oder die Tempel. Ich sage nur, dass ich schon zwei Wochen hier bin und nicht das Gefühl habe, das wahre Indien auch nur annähernd kennengelernt zu haben.»

«Was glaubst du denn, was ich bin?» Das kam vom Vordersitz, die Stimme klang leicht spöttisch.

«Du weißt schon, was ich meine.»

«Ich bin Inder. Ram hier ist Inder. Nur weil ich mein halbes Leben in England verbracht habe, bin ich nicht weniger ein Inder als die Inder hier.»

«Ach hör doch auf, Jay, du bist doch nun wirklich nicht typisch.»

«Typisch für was?»

«Ich weiß nicht. Für die Menschen, die hier leben.»

Der junge Mann schüttelte verständnislos den Kopf. «Du willst Elendstourismus betreiben. Du willst nach Hause fahren und deinen Freunden von all den schrecklichen Dingen erzählen können, die du gesehen hast. Ihnen sagen, dass sie keine Ahnung von all dem Leid haben. Und alles, was wir dir geboten haben, ist Coca-Cola und eine Klimaanlage.»

Gelächter. Die alte Frau blinzelte und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war beinahe halb zwölf: Sie hatte fast eine Stunde geschlafen.

Ihre Enkelin neben ihr beugte sich nach vorn und streckte den Kopf zwischen den Vordersitzen hindurch. «Schau mal, ich will doch nur etwas sehen, das mir zeigt, wie die Menschen hier wirklich leben. Ich meine, die Fremdenführer wollen uns immer nur die Prinzenresidenzen oder die Einkaufszentren zeigen.»

«Also willst du in die Elendsviertel.»

Vom Fahrersitz kam die Stimme von Mister Vaghela: «Ich kann Sie leider nicht mit zu mir nach Hause nehmen, Miss Jennifer. Das wäre nämlich tatsächlich eine Elendsbehausung.»

Als die beiden jungen Leute nicht auf seine Bemerkung eingingen, hob er die Stimme: «Sehen Sie sich Mister Ram B. Vaghela hier genau an, dann finden Sie alles zusammen: die Armen, die Geknechteten und die Vertriebenen.» Er zuckte die Achseln. «Wissen Sie, es ist mir selbst unbegreiflich, wie ich so lange überleben konnte.»

«Wir wundern uns auch fast täglich darüber», warf Sanjay ein.

Die alte Frau setzte sich auf und überprüfte im Rückspiegel ihr Aussehen. Ihre Haare waren auf einer Seite ganz plattgedrückt, und der Kragen hatte eine tiefe rote Delle in ihrer blassen Haut hinterlassen.

Jennifer schaute sich um. «Geht’s dir gut, Großmama?» Das ärmellose Top war verrutscht und entblößte ein kleines Tattoo auf ihrer Hüfte.

«Alles gut, meine Liebe.» Hatte Jennifer ihr eigentlich von diesem Tattoo erzählt? «Es tut mir leid. Ich muss eingenickt sein.»

«Dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen», sagte Mister Vaghela. «Wir reiferen Mitbürger sollten uns jederzeit ausruhen dürfen, wenn wir das Bedürfnis danach verspüren.»

«Willst du damit sagen, dass ich fahren soll, Ram?», fragte Sanjay.

«Nein, nein, Mister Sanjay, Sir. Ich würde Ihren brillanten Diskurs nur äußerst ungern unterbrechen.»

Der Blick des alten Mannes fing ihren im Rückspiegel auf. Immer noch benebelt und dünnhäutig vom Schlaf, zwang sie sich zu einem Lächeln. Sie nahm an, dass er ihr zugezwinkert hatte.

Sie mussten schon seit drei Stunden unterwegs sein. Jennifer und sie hatten sich kurzfristig entschlossen, dem dichtgedrängten Reiseplan zu entfliehen. Ihre Fahrt nach Gujarat hatte als Abenteuer begonnen («Die Eltern meines alten Freundes aus dem College, er heißt Sanjay, haben uns für ein paar Nächte eingeladen, Großmama! Sie haben ein wundervolles Haus, fast einen Palast. Und es ist nur ein paar Stunden entfernt!») und fast in einer Katastrophe geendet, weil ihr Flug gestrichen worden war und ihnen jetzt nur noch ein Tag blieb, um ihren Anschlussflug in Bombay zu erreichen.

Die Reise hatte sie ohnehin sehr erschöpft, aber diese Verzögerung hatte sie fast verzweifeln lassen. Indien war eine echte Prüfung für ihre Sinne, und die Vorstellung, in Gujarat gestrandet zu sein, wenn auch innerhalb der palastartigen Räume der Singhs, erfüllte sie mit namenlosem Schrecken. Aber dann hatte Mrs. Singh ihren Wagen und ihren Fahrer zur Verfügung gestellt, um sicherzustellen, dass «die Ladies» es rechtzeitig nach Bombay schafften. Obwohl der Flughafen vierhundert Meilen entfernt lag. «Sie wollen sich wohl eher nicht auf Bahnhöfen aufhalten», hatte sie gesagt und auf Jennifers strahlend blondes Haar gedeutet. «Jedenfalls nicht ohne Begleitung.»

«Ich kann sie fahren», hatte Sanjay angeboten. Aber seine Mutter hatte irgendetwas von Versicherung und Fahrverbot gemurmelt, und ihr Sohn hatte schließlich eingewilligt, Mr. Vaghela zu begleiten, damit sichergestellt war, dass sie nicht belästigt würden, wenn sie irgendwo anhielten. Früher hätte sie sich darüber geärgert, dass man alleinreisenden Frauen nicht zutraute, auf sich selbst aufzupassen, aber jetzt war sie dankbar für diese altmodische Auffassung von Höflichkeit. Sie fühlte sich der Aufgabe, sich durch diese fremden Landschaften zu kämpfen, einfach nicht gewachsen, und sie machte sich ständig um ihre risikofreudige Enkelin Sorgen, die vor nichts Angst zu haben schien. Sie hatte sie mehrfach warnen wollen, sich dann aber zurückgehalten. Die Jungen hatten das Recht, furchtlos zu sein, hatte sie sich ermahnt. Erinnere dich an dich selbst, als du in ihrem Alter warst.

«Alles in Ordnung mit Ihnen, Madam?»

«Mir geht es gut, danke, Sanjay.»

«Wir haben noch eine ordentliche Strecke vor uns, fürchte ich. Es ist keine leichte Fahrt.»

«Es muss ziemlich anstrengend sein, wenn man nur sitzt», murmelte Mr. Vaghela.

«Es ist sehr freundlich von Ihnen, uns zu fahren.»

«Jay! Sieh dir das an!»

Sie hatten die Schnellstraße verlassen und fuhren durch ein Elendsviertel. Überall standen Lagerhallen voller Stahlträger und Holz. Die Straße säumte eine Wand, die aus Metallstücken notdürftig zusammengeschweißt worden war, und die Fahrbahn wurde immer löchriger und zerfurchter. Der schwarze Lexus kroch buchstäblich vorwärts, und sein Motor gab ein leises, ungeduldiges Grollen von sich. Immer wieder musste der Wagen Schlaglöchern oder sogar Kühen ausweichen.

Der Anlass für Jennifers Ausruf war jedoch keine Kuh gewesen (sie hatten bereits viele von ihnen gesehen), sondern ein Berg von weißen Keramikwaschbecken, aus dem die Abflussrohre wie durchschnittene Nabelschnüre hervorragten. Ein paar Meter davon entfernt lag ein Haufen Matratzen und daneben etwas, das wie ein Berg von Operationstischen aussah.

«Können wir mal anhalten?», fragte Jennifer. «Wo sind wir eigentlich?»

Der Fahrer legte seinen knotigen Finger auf einen Punkt der Karte, die neben ihm lag. «Alang.»

Sanjay runzelte die Stirn. «Ich glaube nicht, dass es gut wäre, hier anzuhalten.»

«Lass mich mal die Karte sehen.» Jennifer drängte sich zwischen die beiden Männer nach vorn. «Vielleicht liegt hier irgendetwas abseits der ausgetretenen Pfade. Irgendetwas … Interessantes.»

«Nein …» Sanjay schaute sich um. «Ich glaube, das ist wirklich nicht der richtige Ort …»

Die alte Frau rutschte auf ihrem Sitz herum. Sie sehnte sich nach etwas zu trinken und danach, ihre Beine auszustrecken. Außerdem hätte sie sich über den Besuch einer Toilette gefreut, aber in der kurzen Zeit, die sie in Indien verbracht hatte, hatte sie bereits gelernt, dass das außerhalb der größeren Hotels eher eine Tortur als eine Erleichterung bedeutete.

«Ich sage Ihnen was», sagte Sanjay. «Wir kaufen uns irgendwo ein paar Flaschen Cola und halten außerhalb der Stadt an, wo wir uns die Beine vertreten können.»

«Ist das hier irgendwie eine Art Schrottplatz-Stadt?» Jennifer blinzelte in Richtung eines Haufens von Kühlschränken.

Sanjay gab dem Fahrer ein Zeichen. «Halte hier an, Ram, direkt vor dem Laden. Da, neben dem Tempel. Ich hole ein paar kühle Getränke.»

«Wir holen ein paar kühle Getränke», verbesserte Jennifer. Der Wagen fuhr vor den Laden. «Ist es in Ordnung, wenn du im Wagen wartest, Großmama?» Doch sie wartete die Antwort nicht ab. Die beiden sprangen heraus und gingen lachend auf den Laden zu, der in der brütenden Hitze lag.

Ein paar Meter weiter hockte ein Grüppchen Männer am Straßenrand. Neugierig musterten sie den Wagen. Die alte Frau lauschte dem Brummen des Motors im Leerlauf und hatte plötzlich das Gefühl, sehr auffällig zu sein. Mr. Vaghela wandte sich zu ihr um. «Madam, darf ich Sie fragen – was zahlen Sie Ihrem Fahrer?» Es war die dritte Frage dieser Art, die er ihr stellte, wann immer Sanjay nicht im Wagen war.

«Ich habe keinen.»

«Was? Keine Hilfe?»

«Na ja, ich habe ein Mädchen, das mir hilft», gab sie schließlich zu. «Annette.»

«Hat sie ihre eigene Wohnung?»

Sie dachte an Annettes hübsches Eisenbahner-Häuschen und an die Geranien auf dem Fensterbrett. «Wenn man so will, ja.»

«Bezahlten Urlaub?»

«Ich fürchte, das weiß ich nicht genau.» Sie war drauf und dran, ihm die Arbeitsbeziehung...

Erscheint lt. Verlag 26.2.2016
Übersetzer Katharina Naumann
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Aufbruch • Australien • Braut • Bräute • bücher für frauen • Eine Handvoll Worte • Ein ganzes halbes Jahr • Ein ganz neues Leben • England • englische Soldaten • Flugzeugträger Victoria • Hoffnung • Indien • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesromane Bestseller • Liebesromane deutsch • liebesromane für erwachsene • romane bestseller frauen • romantischer Liebesroman • Roman Urlaub • Schicksal • Spiegel Bestseller-Autorin • The Ship of Brides deutsch • Weltkrieg
ISBN-10 3-644-49801-6 / 3644498016
ISBN-13 978-3-644-49801-3 / 9783644498013
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