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Die Memoiren des Sherlock Holmes (eBook)

Erzählungen. Neu übersetzt von Henning Ahrens
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
304 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-403616-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Memoiren des Sherlock Holmes -  Arthur Conan Doyle
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»Ich folge einem alten Leitsatz, der besagt, dass das, was nach Ausschluss des Unmöglichen übrigbleibt, aller Widersinnigkeit zum Trotz die Wahrheit sein muss. « Maskierte Besucher, verzweifelte Pfandleiher, todbringende Briefe mit fünf Orangenkernen, ein blauer Karfunkel: Die berühmtesten Geschichten des Meisterdetektivs - zwölf teuflisch vertrackte Fälle mit atemberaubenden Lösungen. Andere Detektive haben Fälle, Sherlock Holmes erlebt Abenteuer - entdecken Sie sie neu in der großartigen Übersetzung von Henning Ahrens.

Arthur Conan Doyle, geboren am 22. Mai 1859 im schottischen Edinburgh, absolvierte dort ein Medizinstudium und unterhielt kurzlebige Praxen in Plymouth und Southsea. Aus Patientenmangel begann er zu schreiben, ab 1887 verfasste er Geschichten um die Detektivfigur Sherlock Holmes, die in den 1890er Jahren enorme Popularität erlangten. Außerdem verfasste er zahlreiche historische Romane und ab 1912 auch Science-Fiction. Doyle engagierte sich politisch und sozial, 1902 wurde er geadelt. Er starb am 7. Juli 1930 in Crowborough/Sussex.

Arthur Conan Doyle, geboren am 22. Mai 1859 im schottischen Edinburgh, absolvierte dort ein Medizinstudium und unterhielt kurzlebige Praxen in Plymouth und Southsea. Aus Patientenmangel begann er zu schreiben, ab 1887 verfasste er Geschichten um die Detektivfigur Sherlock Holmes, die in den 1890er Jahren enorme Popularität erlangten. Außerdem verfasste er zahlreiche historische Romane und ab 1912 auch Science-Fiction. Doyle engagierte sich politisch und sozial, 1902 wurde er geadelt. Er starb am 7. Juli 1930 in Crowborough/Sussex.  Henning Ahrens lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt am Main. Er veröffentlichte diverse Lyrikbände sowie die Romane »Lauf Jäger lauf«, »Langsamer Walzer«, »Tiertage« und »Glantz und Gloria«. Für S. Fischer übersetzte er Romane von Richard Powers, Kevin Powers, Khaled Hosseini. Zuletzt erschien sein Roman »Mitgift«. 

Das gelbe Gesicht


[Bei der Auswahl dieser Memoiren, beruhend auf den vielen Kriminalfällen, in denen wir durch die einzigartigen Fähigkeiten meines Freundes Sherlock Holmes zu Beobachtern, teils auch zu Akteuren in den ausgefallensten Dramen wurden, habe ich mich naturgemäß auf seine Erfolge konzentriert und die Misserfolge ausgespart. Nicht etwa, weil ich um seinen Ruf besorgt wäre – tatsächlich entfaltete er immer dann die größte Tatkraft und Vielseitigkeit, wenn er in der Sackgasse steckte –, sondern weil die meisten Fälle, an denen er sich die Zähne ausbiss, auch von niemand anderem gelöst werden konnten, anders gesagt, noch offen sind. Manchmal kam die Wahrheit aber auch ohne seine Mithilfe ans Licht. Ich habe ein halbes Dutzend solcher Fälle notiert; derjenige des Musgrave-Rituals und der folgende weisen die interessantesten Aspekte auf.]

 

Manche Männer betätigen sich körperlich, weil sie Spaß daran haben, Sherlock Holmes jedoch nicht. Er konnte eine immense Kraft entwickeln und zählte in seiner Gewichtsklasse zweifellos zu den besten Boxern, aber Bewegung ohne konkreten Anlass hielt er für Energievergeudung und raffte sich nur dazu auf, wenn sein Beruf dies verlangte. Dann erwies er sich als konditionsstark, ja unermüdlich. Erstaunlicherweise blieb er trotzdem fit, was wohl an seiner frugalen Ernährung und an seinen einfachen, fast asketischen Bedürfnissen lag. Außer einer gelegentlichen Dosis Kokain kannte er keine Laster, und wenn er auf die Droge zurückgriff, dann nur als Protest gegen die Monotonie des Daseins während jener Phasen, in denen es kaum Fälle gab und die Zeitungen nichts Interessantes zu bieten hatten.

Zu Beginn des Frühlings hatte er sich so weit entspannt, dass er schließlich einem Spaziergang im Park zustimmte, wo die Ulmen das erste zarte Grün zeigten und Blätter aus den klebrigen, spitzen Kastanientrieben hervorkamen. Wir waren zwei Stunden unterwegs, meist schweigend, wie es sich für Männer gehört, die einander gut kennen. Als wir in die Baker Street zurückkehrten, ging es auf siebzehn Uhr zu.

»Entschuldigen Sie, Sir«, sagte unser junger Diener, als er die Tür öffnete, »aber ein Gentleman wollte Sie sprechen.«

Holmes sah mich vorwurfsvoll an. »Das hat man nun davon, wenn man am Nachmittag lustwandelt!«, sagte er. »Der Gentleman ist also schon fort?«

»Ja, Sir.«

»Haben Sie ihn nicht hereingebeten?«

»Doch, Sir. Er ist hereingekommen.«

»Wie lange hat er gewartet?«

»Eine halbe Stunde, Sir. Er war sehr unruhig, dieser Gentleman, Sir, und ist die ganze Zeit auf und ab getigert. Ich habe vor der Tür gewartet, Sir, und ich konnte ihn hören. Schließlich rannte er in den Flur und rief: ›Ja, kommt der Mann denn nie zurück?‹ Das waren seine Worte, Sir. ›Es kann nicht mehr lange dauern‹, sagte ich. ›Dann warte ich an der frischen Luft, denn ich bin am Ersticken‹, antwortete er. ›Ich bin bald wieder da.‹ Dann ist er auf und davon, und nichts, was ich sagte, konnte ihn zurückhalten.«

»Tja, Sie wollten nur mein Bestes«, sagte Holmes zu mir, als wir unser Wohnzimmer betraten. »Trotzdem sehr ärgerlich, Watson. Ich brauche dringend einen neuen Fall, und die Ungeduld des Mannes deutet auf ein wichtiges Anliegen hin. Sieh an! Die Pfeife auf dem Tisch gehört nicht Ihnen. Er hat sie offenbar vergessen. Eine schöne, alte Wurzelholzpfeife mit langem Stiel und Bernsteinmundstück. Wie viele Mundstücke aus echtem Bernstein mag es in London geben? Manche Menschen glauben, dass eine darin eingeschlossene Fliege ein Omen sei. Er muss schon ziemlich durcheinander gewesen sein, um eine Pfeife zu vergessen, die ihm so viel bedeutet.«

»Woher wollen Sie wissen, dass sie von Bedeutung für ihn ist?«, fragte ich.

»Diese Pfeife dürfte etwa sieben Shilling und sechs Pence gekostet haben. Wie Sie sehen, wurde sie an zwei Stellen repariert – am hölzernen Stiel und am Bernsteinmundstück, und zwar mit silbernen Bändern, die zweifellos teurer waren als die Pfeife selbst. Wenn der Mann diese Reparaturen vornehmen ließ, anstatt für die gleiche Summe eine neue Pfeife zu kaufen, muss ihm diese viel bedeuten.«

»Gibt es noch etwas?«, fragte ich, denn Holmes drehte die Pfeife hin und her und betrachtete sie auf seine typisch nachdenkliche Art.

Er reckte sie und tippte mit seinem langen, dünnen Zeigefinger dagegen wie ein Professor, der während einer Vorlesung einen Knochen präsentiert.

»Pfeifen können hochinteressant sein«, sagte er. »Außer Uhren und Schnürbändern gibt es nichts Individuelleres. Hier lässt sich allerdings wenig Markantes oder Wichtiges erkennen. Der Besitzer, ein Linkshänder, scheint muskulös zu sein und gesunde Zähne zu haben, neigt zur Nachlässigkeit und hat es nicht nötig, jeden Penny umzudrehen.«

Mein Freund ließ diese Informationen wie nebenbei verlauten, aber ich merkte, dass er nach mir schielte, um zu sehen, ob ich seinen Gedankengängen folgen konnte.

»Halten Sie jemanden, der eine Pfeife für schlappe sieben Shilling raucht, allen Ernstes für wohlhabend?«, fragte ich.

»Dreißig Gramm dieser Grosvenor-Mischung kosten acht Pence«, meinte Holmes, der etwas Tabak auf seine Handfläche klopfte. »Er könnte den gleichen Rauchgenuss für den halben Preis haben, muss also nicht auf sein Geld achten.«

»Und die anderen Erkenntnisse?«

»Er hat die Angewohnheit, seine Pfeife an Gasflammen oder Petroleumlampen zu entzünden. Wie Sie sehen, ist der Kopf auf einer Seite verkohlt. Ein Streichholz hätte das nicht verursachen können, und warum sollte man es auch an die Seite des Pfeifenkopfes halten? Wenn man jedoch eine Lampe zum Entfachen benutzt, wird der Kopf zwangsläufig verkohlt, in diesem Fall auf der rechten Seite, woraus zu schließen ist, dass es sich um einen Linkshänder handelt. Wenn Sie Ihre Pfeife an die Lampe halten, dann automatisch mit der linken Seite, weil Sie Rechtshänder sind, und sollten Sie es anders machen, dann entgegen Ihrer Gewohnheit. Diese Pfeife wurde stets von rechts entfacht. Außerdem ist der Bernstein durchgebissen, was auf einen kräftigen, energischen Mann hindeutet, der obendrein gesunde Zähne hat. Wenn mich nicht alles täuscht, kommt er gerade die Treppe herauf. Wir können also gleich etwas Interessanteres studieren als seine Pfeife.«

Kurz darauf wurde die Tür geöffnet, und ein junger Mann trat ein. Er trug einen teuren, aber schlichten dunkelgrauen Anzug und hielt einen braunen Hut aus weichem Filz in der Hand. Ich hätte ihn auf dreißig geschätzt, doch in Wahrheit war er einige Jahre älter.

»Bitte entschuldigen Sie«, sagte er einigermaßen beschämt. »Ich hätte anklopfen sollen. Ja, ich hätte anklopfen müssen. Schieben Sie mein Versäumnis bitte darauf, dass ich ziemlich durch den Wind bin.« Er wischte sich über die Stirn, als wäre er benommen, und fiel dann eher auf einen Stuhl, als dass er sich gesetzt hätte.

»Ich sehe Ihnen an, dass Sie ein oder zwei Nächte kein Auge zugetan haben«, sagte Holmes auf seine offene, freundliche Art. »Schlafmangel strapaziert die Nerven stärker als Arbeit, ja sogar noch stärker als Freizeitvergnügen. Was kann ich für Sie tun?«

»Ich hätte gern Ihren Rat, Sir, denn ich weiß weder ein noch aus. Mein ganzes Leben scheint in Trümmern zu liegen.«

»Sie möchten mich als beratenden Detektiv engagieren?«

»Nicht nur das. Als vernünftiger Mann – als Mann von Welt – möchte ich Ihre Meinung hören. Ich muss wissen, was ich als Nächstes tun soll. Ich hoffe inständig, dass Sie mir einen Rat geben können.«

Die Sätze entwichen ihm stoßweise und abgehackt. Sein Widerwille gegen das Reden schien so groß, ja so schmerzhaft zu sein, dass er ihn die ganze Zeit mit aller Macht unterdrücken musste.

»Die Sache ist sehr heikel«, sagte er. »Privatangelegenheiten breitet man ungern vor Fremden aus. Es ist furchtbar, das Verhalten meiner Frau zwei mir vollkommen unbekannten Männern darlegen zu müssen. Schrecklich, dass ich mich dazu gezwungen sehe. Aber ich weiß nicht weiter und brauche einen Rat.«

»Mein lieber Mr Munro Grant …«, setzte Holmes an.

Unser Besucher sprang auf. »Wie?«, schrie er. »Sie kennen meinen Namen?«

»Wenn Sie Ihre Anonymität wahren wollen«, erwiderte Holmes lächelnd, »sollten Sie darauf verzichten, Ihren Namen auf das Futter Ihres Hutes zu schreiben und diesen auch noch so zu halten, dass Ihr Gesprächspartner hineinschauen kann. Ich wollte eben sagen, dass mein Freund und ich in diesem Zimmer vielen befremdlichen Geheimnissen gelauscht haben und oft das Glück hatten, Menschen von ihren Sorgen erlösen zu können. Ich glaube fest daran, dass wir auch in Ihrem Fall Erfolg haben werden. Bitte schildern Sie mir die Fakten ohne weitere Umschweife, denn vielleicht drängt die Zeit.«

Unser Besucher wischte sich wieder über die Stirn. Offenbar war es eine Tortur für ihn, sich zu erklären. Sein Mienenspiel und seine Gesten sagten mir, dass er ein selbstbeherrschter, reservierter Mann mit einem gewissen Stolz war, der seine Verletzungen lieber verbarg. Dann schwenkte er plötzlich wütend die Faust, als wollte er seine Zurückhaltung zum Teufel schicken, und begann zu erzählen.

»Folgende Faktenlage, Mr Holmes«, sagte er. »Ich bin seit drei Jahren verheiratet. Während dieser Zeit haben meine Frau und ich einander so geliebt und so glücklich zusammengelebt, wie es Menschen, die den Bund fürs Leben geschlossen haben, nur möglich ist. Wir hatten niemals einen Zwist, kein einziges Mal, weder in Gedanken noch mit Worten oder Taten. Aber jetzt, genauer...

Erscheint lt. Verlag 22.9.2016
Reihe/Serie Sherlock Holmes
Sherlock Holmes
Übersetzer Henning Ahrens
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Abenteuer • Baker Street • Detektiv • Dr. Watson • Geschichten • Holmes • Klassiker • Krimi • London • Memoiren • Professor Moriarty • Reichenbachfall • Reichenbach Fälle • Sherlock • Sherlock Holmes • Spannung • Weltliteratur
ISBN-10 3-10-403616-0 / 3104036160
ISBN-13 978-3-10-403616-8 / 9783104036168
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