Letzte Runde (eBook)
304 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-403576-5 (ISBN)
Moritz Matthies ist ein Pseudonym. Bei FISCHER sind von ihm die Romane ?Ausgefressen?, ?Voll Speed?, ?Dumm gelaufen?, ?Dickes Fell? und ?Letzte Runde? lieferbar. Die Hörbücher sind bei Argon erschienen und werden von Christoph Maria Herbst gelesen.
Moritz Matthies ist ein Pseudonym. Bei FISCHER sind von ihm die Romane ›Ausgefressen‹, ›Voll Speed‹, ›Dumm gelaufen‹, ›Dickes Fell‹ und ›Letzte Runde‹ lieferbar. Die Hörbücher sind bei Argon erschienen und werden von Christoph Maria Herbst gelesen.
›LetzteRunde‹ unterhält den Leser von der ersten bis zur letzten Seite und punktet mit viel Witz und Situationskomik.
Ein spannender Spaß! Wer beim Lesen gerne herzhaft lachen möchte, der ist bei diesem Erdmännchen-Krimi auf jeden Fall genau richtig.
wieder mit viel Humor, Situationskomik und einem Händchen für Tiere, was den Leser nicht nur an die Geschichte fesselt, sondern in zusätzlich noch bestens unterhält.
Ein tierischer Spaß, der sich nicht nur für jugendliche, sondern auch für erwachsene Leseratten bestens eignet.
Wer etwas für skurrile Handlungen übrig hat, ist hier genau richtig. Unbedingt lesen!
Ein tierischer Spaß für jedermann!
Aufgepasst! Es darf gelacht werden. […] Denn auch der fünfte Band des Erdmännchen-Ermittlerduos Ray und Rufus ist wieder zum Schreien komisch.
Kapitel 1
Kracks.
»Es ist wirklich erstaunlich …«
Von der Rückseite unseres Feldherrenhügels blickt Rufus hinunter in den Steinbruch und macht eine Pause, die lang genug ist, um sie mit einem ganzen Leben zu füllen. Also richtig lang. So lang, dass es keinen Zweifel daran geben kann, wie wichtig das ist, was nach der Pause kommt, wie wohl überlegt, wie erlebt und durch Erfahrung verdichtet. Vier Worte und eine Pause genügen meinem Bruder also, um mir mal wieder gesteigert auf die Nerven zu gehen.
Aber es kommt noch besser, denn bevor ich Gelegenheit habe, Rufus’ Pause für einen Power-Nap zu nutzen, fährt er fort: »Sobald man eigene Junge hat, verschieben sich zwangsläufig die Prioritäten.« Erneute Pause. »Dann lüftet sich der Schleier, und du erkennst, was im Leben wirklich wichtig ist.«
Gemeint ist natürlich der Schleier, der mich nachwuchslosen Tropf noch immer umgibt, weshalb ich gar nicht wissen kann, wovon mein Bruder so redet und froh sein muss, wenn er überhaupt das Wort an mich richtet.
Kracks.
Er wolle seine »Ressourcen bündeln«, hat Rufus mir erklärt, weshalb er »mittelfristig« sein »Engagement als Privatermittler drosseln« werde. So redet der. Übersetzt heißt das: Ich bin raus, Ray – ich habe jetzt Kinder. War toll – die Fälle, die wir zusammen gelöst, die Abenteuer, die wir erlebt haben. Aber: Ich habe jetzt Kinder! Setz dein Leben künftig alleine aufs Spiel, Ray. Ich habe jetzt Kinder!! Ich dagegen kann und will nicht anders, als zu denken: Leck mich an meinem pelzigen Arsch, Rufus. Du hast ja jetzt Kinder!!!
Dabei stimmt es nicht einmal. Rufus hat keine Kinder. Er hat ein Kind. Einzahl. Und das ist offiziell gar nicht seins, weil er es nämlich während einer Therapiesitzung mit Roxane gezeugt hat, die nicht nur unsere Schwester, sondern zudem Rockys Weibchen und somit unsere Clanchefin ist. Roxanes gesamter zweiter Wurf besteht also aus einem einzigen Erdmännchen. Archimedes. Benannt nach einem afrikanischen Sternenforscher, glaube ich. Von den meisten im Clan wird er Archi gerufen – außer von Rufus, der ihn ausschließlich mit seinem vollständigen Namen anredet, sowie den Girls aus dem fünften Wurf, die ihn vorzugsweise Arschi nennen.
Kracks.
Ich bin ja sonst nicht so der Fan von den Ladies aus dem fünften Wurf – also von Marcia, Minka und Mitzi. Von den Jungs aus dem fünften Wurf übrigens auch nicht, aber darum geht’s jetzt nicht. Sicher ist, Archi kann einem gehörig auf den Keks gehen. Der Spitzname kommt also nicht von ungefähr. Wie auch immer: Ma hat Rocky verboten, Archi und Rufus und Roxane und noch ein paar andere aus dem Clan zu werfen, oder sie, wie Rocky es gerne gemacht hätte, an das Gehege von Quasikongo zu binden. Von innen.
Quasikongo ist übrigens der Sekretärvogel bei uns im Zoo. Natürlicher Lebensraum: Savanne. Lieblingsnahrung: Kleinsäuger, die ebenfalls in der Savanne beheimatet sind. Kleinsäuger wie beispielsweise Erdmännchen. Jedenfalls hat Ma es ihm verboten. Wir würden schließlich nicht mehr im Mittelalter bei den Indianern leben.
Rufus hat mir gesteckt, dass es in der Savanne keine Indianer gibt. Und was die Sache mit dem Mittelalter angeht – das haut wohl so auch nicht hin. Allerdings hat er sich verkniffen, Ma zu korrigieren. Ich weiß gar nicht, wie er das geschafft hat. Andere zu verbessern ist ein Reflex bei Rufus. Kann er nichts gegen machen. Die offizielle Sprachregelung lautet seither: Rocky ist der Vater von Archimedes, Rufus sein »Patenonkel«. So würden es die Menschen auch machen, meinte Ma, und die hätten Erfahrung in so was.
Kracks.
Archi war kaum auf der Welt, da war praktisch jedem im Clan klar, dass Rocky ihn unmöglich gezeugt haben konnte. Ein paar Tage später war dann ebenfalls klar, dass für die Vaterschaft eigentlich nur einer in Frage kam. Es war so offensichtlich, dass man es nicht einmal unserem Clanchef erklären musste – und das, wo man Rocky normalerweise schon erklären muss, dass man bei Regen nass wird.
Rufus meint, Archimedes sei eine »Inselbegabung«. Ich weiß nicht genau, was das ist, aber wenn damit gemeint ist, dass Archi womöglich irgendwann auf die Weltformel stößt, aber auf sich gestellt schneller von einem Autoreifen zerquetscht werden würde, als er von einer Brücke fallen und ertrinken könnte, dann stimmt es vermutlich. Es ist, als ob Rufus sämtliche mathematischen und sonst welchen Spezialgene einzeln aus seinen Spermien herausgelöst und sie zu einem Superspermium zusammengebastelt hätte – für das eine, einzige Junge, das er jemals haben wird und das er jetzt keine Sekunde mehr aus dem Auge lässt, weshalb er, wie bereits erwähnt, ab sofort sein »Engagement als Privatermittler drosseln« wird.
Kracks.
Sein genialer Sohn ist auch der Grund, weshalb wir hier im Schatten hocken und in den Steinbruch blicken. Da unten sitzt er, im Schneidersitz. Archimedes, die Inselbegabung. Von hier oben sieht die Insel seiner Begabung ganz schön einsam aus. Rocky hat ihn nach dem Frühstück dort abgestellt mit der Anweisung: »Steine kloppen!« Soll schließlich mal ein richtiger Erdmann aus ihm werden, wo er schon offiziell Rockys Sohn ist. Und das am vielleicht heißesten Tag des Jahres. Natürlich denkt Archi nicht im Traum daran, Steine zu zerdeppern. Ganz im Gegensatz zu Colin übrigens, Rockys »wahrem« Sohn aus Roxanes erstem Wurf. Den hat unser Clanchef ebenfalls dort unten abgestellt, und der kann vom Steinekloppen gar nicht genug kriegen, egal, wie heiß es ist.
Also hat Archi sich einen windgeschützten Platz gesucht und seit Sonnenaufgang in unermüdlicher Filigranarbeit etwas aufgeschichtet, das schwer nach Kunst aussieht, womöglich aber auch als Architektur durchgehen könnte – einen Turm, der eigentlich in sich zusammenstürzen müsste, es aus irgendeinem Grund aber nicht tut. Ich muss zugeben: Bei mir wäre das Ding schon längst eingekracht. In diesem Moment platziert Archi den letzten Kiesel auf der Spitze, betrachtet kritisch sein Werk und fragt sich, ob er auch nichts vergessen hat.
»Sieh dir das an, Ray«, flüstert Rufus. »Das ist angewandte Physik.«
Ich sehe, wie Colin von hinten an Archi herantritt. Ich glaube, er versucht zu schleichen, aber da er einen riesigen Stein über dem Kopf balanciert, ist Schleichen definitiv das falsche Wort. Jedenfalls stellt sich Rockys Ältester hinter Archi, grinst breit und wuchtet mit beeindruckender Leichtigkeit den Brocken über dessen Kopf hinweg. Im nächsten Augenblick wird Archis der Schwerkraft trotzende Säule geräuschvoll unter einer grauen Masse zermalmt.
Kracks.
»Das auch«, erwidere ich.
Mit in die Hüfte gestemmten Klauen wartet Colin, bis der Staub sich verzogen hat, anschließend wirft er seinem Halbbruder den Blick des siegreichen Zerstörers zu.
»Kaputt«, stellt er fest. Offenbar erwartet er einen Orden oder so was.
Archi sieht wortlos zu ihm auf. Er ist noch nicht lange auf der Welt, doch zeigt sein Gesicht bereits jetzt Spuren jener Müdigkeit, die Rufus’ Schultern jedes Jahr ein bisschen tiefer sinken lassen, weshalb sein Hals inzwischen nahtlos in den Bauch übergeht.
Archi wartet einen Moment, ganz der Papa. Dann erwidert er: »Ich würde mir die Schwäche erlauben, über Vergeltung nachzudenken, Colin. Die Sache ist nur: Was könnte ich bei dir schon kaputt machen?«
Mit diesen Worten erhebt er sich aus dem Schneidersitz, klopft sich den Staub aus dem Bauchfell, dreht Colin den Rücken zu und trottet aus dem Steinbruch.
Mein Bruder neben mir schnauft wie ein Stier. Rockys Einfältigkeit, die er eins zu eins an Colin vererbt hat, war bereits Rufus’ tägliche Arsendosis, wie er sagt, als er noch keinen eigenen Nachwuchs hatte. Mit ansehen zu müssen, wie Colin die Inselbegabung von Archi dem Erdboden gleichmacht, ist mehr, als er hinnehmen kann.
»Die Freiheit des einen endet da, wo die des anderen anfängt«, knirscht er mit den Zähnen.
Ich überlege, was genau damit gemeint sein könnte, als Colin einen walnussgroßen Stein aus dem Geröllhaufen pickt, ihn in der Klaue wiegt, Archi nachsieht, die Entfernung abschätzt, ausholt und …
»COLIN!!!«
Rufus ist so schnell auf den Hinterbeinen, dass ich die Bewegung nicht einmal gesehen habe. Colin zuckt zusammen. So hat er seinen Onkel noch nie erlebt. Ich übrigens auch nicht. Um ehrlich zu sein: Ich bin sicher, nicht einmal Rufus hat sich selbst je so erlebt. Mit beschwörend von sich gestreckten Vorderklauen donnert seine Stimme in den Steinbruch hinab: »Wenn du das tust, dann reiße ich dir am Arsch das Fell auf und ziehe es dir über deine verlausten Ohren!«
Colin ist so perplex, das er tatsächlich den Stein fallen lässt. Alles andere erstarrt.
»Sollte ich auch nur ein einziges Mal erleben«, schickt Rufus hinterher, »wie sich deine stumpfsinnige Gewalt nicht länger gegen Dinge richtet, sondern gegen meinen Sohn – also meinen Patensohn –, dann schwöre ich bei Gott, werde ich dir am Arsch das Fell aufreißen und es dir über die Ohren ziehen!«
Das hast du zwar eben schon gesagt, denke ich, aber Colin etwas nur einmal zu sagen ist, wie ihn mit einer Stubenfliege zu bewerfen.
Der Angebrüllte scheint nachzudenken, allerdings ist auch in dieser Disziplin die Ähnlichkeit mit seinem Vater unverkennbar: Man kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob im Inneren seines Kopfes Informationen transportiert werden.
»Das sag ich Papa!«, mault er schließlich und stampft beleidigt aus dem Halbrund.
»Ja!«, ruft Rufus ihm nach. »Tu das! Geh...
Erscheint lt. Verlag | 22.3.2016 |
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Reihe/Serie | Erdmännchen-Krimi | Erdmännchen-Krimi |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Berlin • Clan • Comedy • Erdmännchen • Komisch • Krimi • lustig • Privatdetektiv • Tierkrimi • zoo |
ISBN-10 | 3-10-403576-8 / 3104035768 |
ISBN-13 | 978-3-10-403576-5 / 9783104035765 |
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