Silber - Das dritte Buch der Träume (eBook)
464 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-402990-0 (ISBN)
Kerstin Gier, Jahrgang 1966, hat 1995 ihr erstes Buch veröffentlicht und schreibt seither überaus erfolgreich für Jugendliche und Erwachsene. Ihre Edelstein-Trilogie, die Silber-Reihe und ihre Vergissmeinnicht-Bände wurden zu internationalen Bestsellern, mehrere Romane von ihr sind verfilmt worden. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln.
- Spiegel Jahres-Bestseller: Jugendbuch 2016 — Platz 7
- Spiegel Bestseller: Jugendbuch (Mai/2016) — Platz 8
Kerstin Gier, Jahrgang 1966, hat 1995 ihr erstes Buch veröffentlicht und schreibt seither überaus erfolgreich für Jugendliche und Erwachsene. Ihre Edelstein-Trilogie, die Silber-Reihe und ihre Vergissmeinnicht-Bände wurden zu internationalen Bestsellern, mehrere Romane von ihr sind verfilmt worden. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln. Eva Schöffmann-Davidov, Jahrgang 1973, ist eine der renommiertesten Kinder- und Jugendbuchillustratorinnen Deutschlands. Nach ihrem Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Augsburg machte sie sich in der Kinder- und Jugendliteratur schnell einen Namen und gewann im Lauf ihrer Karriere zahlreiche Preise für ihre Gestaltungen. Als Fachhochschuldozentin gab sie ihr Wissen und ihre Erfahrung auch an junge Künstler*innen weiter. Heute illustriert sie Kinderbuchserien und Jugendbücher unter anderem von Bestsellerautor*innen wie Kerstin Gier oder Tanya Stewner. Die Illustratorin lebt mit ihrer Familie in Augsburg.
Diesen erfrischend-humorvollen Tonfall hält sie auch bis zum Schluss der ›Silber‹-Trilogie durch und verleiht besonders ihrer Hauptfigur Charme.
Eigentlich kann man fast sagen, sie ist so etwas wie die deutsche Joanne K. Rowling.
Die Bücher sind spannend und voller Themen, die Mädchen in meinem Alter interessieren: Jungs, Klamotten, Schulklatsch. Es passieren viele peinliche Sachen, das ist lustig.
Die ›Silber‹-Trilogie von Bestsellerautorin Kerstin Gier ist spannend, überraschend, einfallsreich und hinterlässt einen bleibenden Eindruck!
Gier versteht sich darauf, Enthüllungen perfekt zu platzieren – und das heißt hier: nie zu früh.
Mit dem neuen Roman ist ihr ein weiteres spannendes Abenteuer für Mädchen gelungen.
Die Idee, Regie über seine Träume führen zu können, ist charmant. Mit Humor und Fantasie schmückt Gier die Nachtfahrten aus.
Niemand anderes könnte den fröhlichen Unfug so fesselnd beschreiben wie die deutsche Bestsellerautorin Kerstin Gier – mit leichter Feder und sehr nett zu lesen.
2.
Henry fasste sich als Erster wieder. »So viel also zu Arthur und seiner geläuterten Seele.«
»Scheiße«, sagte Grayson nur und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Die ganze Kantine summte plötzlich wie ein Bienenschwarm.
»Wie hat er das angestellt?«, fragte ich, und das Entsetzen in meiner Stimme machte mir noch mehr Angst, als ich ohnehin schon hatte. »Wie konnte er Mrs Lawrence im Traum so manipulieren, dass sie mitten am Tag auf den Tisch klettert und einfach so ihr Leben ruiniert?« Ich starrte auf das Chaos rund um den Lehrertisch.
Henry zuckte mit den Schultern. »Eine besonders perfide Art von Hypnose, vermutlich. Er brauchte nur einen persönlichen Gegenstand und musste ihre Tür ausfindig machen.«
»Ja, klingt supereinfach«, sagte Grayson ironisch.
»Aber warum die arme Mrs Lawrence? Was …« Ich verstummte kurzzeitig, weil Emilys Bruder Sam sich gerade an unserem Tisch vorbei Richtung Ausgang schob. Seit der Sache mit Mr Snuggles pflegte er im Vorbeigehen immer leise »Schäm dich« zu mir zu sagen, und neuerdings sagte er es auch zu Grayson, aber heute schien er zu erschüttert zu sein, um daran zu denken. Ich wartete, bis er außer Hörweite war, dann fragte ich noch einmal: »Warum Mrs Lawrence? Was hat sie Arthur getan?«
»Nichts, von dem ich wüsste.« Grayson war genauso ratlos wie ich. »Arthur hat Französisch schon vor zwei Jahren abgewählt.«
»Es war nichts Persönliches, nehme ich an«, sagte Henry. Anders als Grayson wirkte er nicht niedergeschlagen, sondern auf seltsame Art belebt. »Er hat Mrs Lawrence wahrscheinlich einfach zufällig ausgesucht, zu Demonstrationszwecken. Für uns.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Los, Grayson, wir müssen mit Mrs Zabrinski über Kubofuturismus in der Russischen Avantgarde diskutieren.«
Mit einem tiefen Seufzer nahm Grayson seine Jacke. »Scheiße, ich hab immer noch Gänsehaut am ganzen Körper. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so vor Arthur fürchten würde. Aber jetzt gerade habe ich das Gefühl, verglichen mit ihm gehen alle anderen Bösewichte der Welt noch in den Kindergarten.«
»Sieh es doch mal positiv«, sagte Henry und versetzte Grayson einen aufmunternden Schulterklaps. »Wenigstens wissen wir jetzt, warum er in den letzten Wochen so still war. Er hat eine Methode entwickelt, um die Weltherrschaft zu übernehmen.«
Obwohl Letzteres eindeutig als Scherz gedacht war, konnten weder Grayson noch ich darüber lachen.
»Wenn Arthur Menschen im Schlaf derart manipulieren kann, dass sie im echten Leben tun, was er möchte, dann ist das mit der Weltherrschaft gar nicht mal so weit hergeholt«, murmelte ich. »Und man könnte die Leute nicht mal warnen – wir wären schneller in der Psychiatrie, als wir Traumtür sagen könnten.«
»Tja.« Henry grinste schief. »Zu dumm, dass wir die Einzigen sind, die ihn aufhalten könnten.«
»Aber keine Ahnung haben, wie«, ergänzte ich leise.
»Wir … müssen aber doch etwas tun.« Grayson sah für ein paar Sekunden wild entschlossen aus. »Treffen wir uns heute Abend nach dem Training bei uns zu Hause. Wir brauchen einen Plan.« Während er sich die Jacke anzog, schien ihm aber etwas einzufallen, und die Entschlossenheit verschwand wieder aus seiner Miene und wich purer Verzweiflung. »Dieser Mistkerl! Er hat sich wirklich eine scheiß Zeit ausgesucht. Wie sollen wir denn die Welt retten und dabei gleichzeitig unsere Abschlussprüfungen schaffen?«
Henry lachte kurz auf. »Immerhin hat er dasselbe Problem. Ich glaube nicht, dass Arthur seinen Schulabschluss für die Weltherrschaft sausen lässt.«
Damit hatte er hoffentlich recht. Auch wenn man natürlich für die Weltherrschaft nicht zwingend A-Levels benötigte.
In den beiden Unterrichtsstunden nach der Mittagspause gab es kein anderes Thema als Mrs Lawrence’ Nervenzusammenbruch und ihren Beinahe-Striptease. Angeblich war sie von Direktorin Cook direkt in eine Klinik gefahren worden, und vermutlich würden wir sie so schnell nicht wiedersehen. Mr Vanhagens Unterricht war ebenfalls ausgefallen. Vielleicht hatte er auch einen Nervenzusammenbruch bekommen, wie meine Freundin Persephone vermutete. Oder er war nach Hause zu seiner Frau gefahren und suchte sich einen neuen Job. Man wusste gar nicht, mit wem man mehr Mitleid haben sollte.
Als ich mich nach Schulschluss mit meiner kleinen Schwester Mia auf den Heimweg machte, hatte sich die Geschichte längst bis zu den Unterstufenschülern herumgesprochen.
Natürlich wollte Mia Einzelheiten wissen. »Stimmt es, dass sie sich in Erbsensuppe gewälzt hat und eine schleimige Spur durch die ganze Schule gezogen hat?«, fragte sie, kaum dass wir den Schulhof verlassen hatten.
Ich wollte gerade antworten, als jemand von hinten den Arm um mich legte. Automatisch nahm ich die Fäuste hoch.
»Bitte kein Kung-Fu. Ich bin’s nur!« Henry ließ mich los und schlenderte neben uns her. Immer noch wirkte er unangemessen gutgelaunt. Aber vielleicht interpretierte ich das auch nur falsch. »Hi, Mia! Schöne Frisur.«
»Lottie nennt sie Sissis Nest.« Mia fasste sich an die geflochtene Krone auf ihrem Scheitel. »Liv und ich nennen sie Sissis Komposthaufen.«
»Sehr praktisch, wenn man mal nicht weiß, wohin mit dem Frühstücksei«, sagte Henry, nahm seinen Arm von meiner Schulter und griff stattdessen nach meiner Hand. »Ich geh ein Stückchen mit euch, ja? Warum fahrt ihr eigentlich nicht mit dem Bus?«
»Weil die Sonne so schön scheint.« Mia fixierte unsere ineinander verschränkten Hände und runzelte die Stirn. Bevor sie den Mund öffnen und etwas Peinliches fragen konnte (»Seid ihr jetzt wieder zusammen oder nicht? Und wenn nicht, warum haltet ihr euch an den Händen?«), ergänzte ich hastig: »Und weil im Bus immer ein Junge aus Mias Klasse mitfährt, der sie Prinzessin Silberhaar nennt. Gil Walker. Er schreibt ihr Liebesbriefe. Mit selbstgereimten Gedichten.«
»Das ist ja gruselig.« Henry lachte, und ich zwang mich, nicht auf die Kringel in seinen Mundwinkeln zu schauen und daran zu denken, wie es sich anfühlte, sie zu küssen.
»Ist es.« Mia ließ sich glücklicherweise vorübergehend ablenken. »Endlich mal jemand, der das nicht süß und rührend findet. Lottie, Mum und Liv wollten mir nämlich einreden, dass ich zartfühlende Worte finden muss, um den armen Jungen nicht zu kränken.«
»Also hat sie ihm ganz zartfühlend mitgeteilt, er solle sich gefälligst eine andere Prinzessin zum Anhimmeln suchen«, erklärte ich.
»Mit dem kleinen Zusatz, dass ich ihm andernfalls seine Gedichte dahin schieben würde, wo die Sonne nicht scheint.« Schnaubend kickte Mia ein Steinchen auf dem Bürgersteig vor sich her. »Das hat ihn aber leider kein bisschen abgeschreckt, sondern gleich zu einem neuen Gedicht inspiriert.«
In der Tat. Selbst ich musste zugeben, dass das Busfahren keine Freude war, wenn jemand direkt hinter einem lautstark nach würdigen Reimen auf himmelblaue Augensterne und glitzernde Zahnspange suchte.
»Mia und ich haben schon überlegt, ein Gegen-Gedicht zu verfassen, mit dem Titel Walker, der Stalker«, sagte ich.
Henrys Lachkringel waren immer noch da. »Ach ja, die Liebe!«, stieß er mit einem theatralischen Seufzer aus. »Lässt einen merkwürdige Dinge tun. Übrigens, kannst du dich noch an Südafrika und einen gewissen Rasmus erinnern, Mia?«
Schlagartig war es vorbei mit dem Spaß.
»Rasmus?«, wiederholte Mia.
O mein Gott. Bitte nicht. Vor lauter Schreck war ich stocksteif stehen geblieben. So war das wohl mit Lügen, irgendwann holten sie einen gnadenlos ein. Jetzt würde Henry nicht nur merken, dass mein Exfreund frei erfunden war, sondern auch, dass es sich bei Rasmus um einen Hund handelte. Und dann wäre das Mitleid in seinem Blick sogar mehr als angemessen.
»Rasmus? Meinst du den Rasmus von den Wakefields?«, fragte Mia.
Ich stand immer noch wie angewurzelt auf dem Bürgersteig und versuchte, ihr auf telepathischem Weg mitzuteilen, dass sie die Klappe halten sollte. Leider funktionierte das nicht.
Mia und Henry sahen mich nur leicht irritiert an.
»Ähm … ja, der Rasmus von den Wakefields. Rasmus Wakefield«, sagte ich und zeigte hektisch in einen Vorgarten. »Ach, guckt doch mal diese wunderschönen Osterglocken.«
Mein armseliger Ablenkungsversuch verpuffte völlig wirkungslos. Ohne auf mich zu warten, drehten Mia und Henry sich wieder um und gingen weiter. Ich starrte ihnen hilflos hinterher.
»Wie war er denn so, der Rasmus?«, hörte ich Henry fragen.
»Wieso willst du das wissen?«, fragte Mia misstrauisch zurück.
»Ach, einfach nur so. Mochtest du ihn?«
Endlich schaffte ich es, mich wieder in Bewegung zu setzen.
»Rasmus? Ja, klar«, sagte Mia. »Er war ganz süß. Bisschen aufdringlich, vielleicht. So besitzergreifend. Die Wakefields hatten ihn total verzogen.«
O nein! Bitte nicht. Als Nächstes würde sie von seiner blauen Zunge sprechen.
»Aufdringlich und besitzergreifend, ja?« Henry sah sich kurz nach mir um und hob eine Augenbraue.
»Wartet doch mal!« Ich drängelte mich zwischen die beiden.
»Liv hat ihn immer kleiner Sabberkopf genannt, stimmt’s Livvy? Aua.«
Mein Ellenbogencheck kam leider eine Sekunde zu spät. Mit einem kleinen, künstlichen Lachen hakte ich mich bei Mia und Henry ein. »Hab ich nicht. Hat einer von euch ein Pfefferminz dabei?«
Es war zwecklos. Mia schwelgte in Erinnerungen, und Henry … nun ja, sein Gesichtsausdruck war wie...
Erscheint lt. Verlag | 8.10.2015 |
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Reihe/Serie | Silber-Trilogie | Silber-Trilogie |
Mitarbeit |
Cover Design: Eva Schöffmann-Davidov |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | All-Age • dark academia • Dream • England • Geheim • Hochzeit • Liebe • LIV • Liv Silber • London • Lottie • Patchworkfamilie • Schule • Silber • Traum • Valentinstag |
ISBN-10 | 3-10-402990-3 / 3104029903 |
ISBN-13 | 978-3-10-402990-0 / 9783104029900 |
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