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Mieses Karma hoch 2 (eBook)

Spiegel-Bestseller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
320 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-31491-7 (ISBN)
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Die Wiedergeburt von «Mieses Karma» Die Gelegenheitsschauspielerin Daisy Becker trinkt, raucht und bestiehlt auch schon mal ihre WG-Genossen. Mit Mitte zwanzig hat sie noch immer keine Ahnung, was sie mit ihrem Leben eigentlich anfangen will. Noch viel weniger weiß sie, was das Wort «Liebe» eigentlich bedeutet. Und sie wird es in diesem Leben auch nicht mehr erfahren, gerät sie doch in einen tödlichen Autounfall mit dem arroganten Hollywoodstar Marc Barton. Daisy und Marc werden als Ameisen wiedergeboren und erfahren von Buddha, dass sie in ihrem Leben zu viel mieses Karma angesammelt haben. Allerdings haben die beiden nur wenig Lust, fortan als Ameisensoldaten in den Krieg zu ziehen. Außerdem wollen sie um jeden Preis verhindern, dass Daisys bester Freund, von dem sie erst jetzt erkennt, was sie für ihn empfindet, und Marcs Ehefrau ein Paar werden. Was also tun? Gutes Karma sammeln, um die Reinkarnationsleiter über die Stufen Goldfisch-Storch-Schnecke hochzuklettern und wieder zu Menschen zu werden! Doch das ist nicht so einfach, wenn man sich nicht ausstehen kann und sich gegenseitig die Schuld an dem Unfalltod gibt. Und noch viel schwerer wird es, wenn man sich trotz allem ineinander verliebt ... Für alle Fans des Millionensellers «Mieses Karma»: noch mehr Humor und Wahrheit von David Safier.

David Safier, 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine Romane, darunter «Mieses Karma», «Jesus liebt mich», «Happy Family» und «MUH!» erreichten Millionenauflagen im In- und Ausland. Der erste Band seiner Krimireihe rund um die Ex-Kanzlerin gehört zu den bestverkauften Büchern des Jahres 2021. Als Drehbuchautor wurde David Safier unter anderem mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

David Safier, 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine Romane, darunter «Mieses Karma», «Jesus liebt mich», «Happy Family» und «MUH!» erreichten Millionenauflagen im In- und Ausland. Der erste Band seiner Krimireihe rund um die Ex-Kanzlerin gehört zu den bestverkauften Büchern des Jahres 2021. Als Drehbuchautor wurde David Safier unter anderem mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

1


Der Tag, an dem wir beide starben, hat nicht wirklich Spaß gemacht. Und das lag nicht nur an unserem Tod. Um genau zu sein: Der schaffte es nur auf Platz 6 der miesesten Momente des Tages. Ein paar Plätze dahinter – auf 10 – landete der Augenblick ein paar Stunden zuvor, in dem meine WG-Mitbewohnerin Sylvie vor meinem Ikea-Bett stand, mir die Decke wegzog und mich anpflaumte: «Daisy, du hast seit fünf Monaten deine Miete nicht gezahlt.»

«Deswegen weckst du mich so früh?», stöhnte ich. Meine Augen versuchten vergeblich, sich ans Tageslicht zu gewöhnen, und mein Kopf gab mir zu verstehen, dass ich gestern drei bis acht Tequila weniger hätte trinken sollen.

«Es ist 14 Uhr», erwiderte Sylvie spitz. Sie trug ihr spießiges Jurastudentin-im-letzten-Semester-Outfit, während ich in verrauchter Unterwäsche vor ihr lag.

«Sag ich doch, früh.»

Ich zog die Decke wieder über meinen Kopf, doch die Ziege riss sie mir erneut weg. Darauf öffnete ich meine Augen zu mehr als zwei Schlitzen und erkannte, dass auch meine anderen beiden Mitbewohner in meinem Mini-Zimmer standen, über das Sylvie mal gesagt hatte, es gebe Hurrikan-Gebiete, die aufgeräumter wirkten. Da stand zum einen die rundliche Lehramtsreferendarin Aysche, die später mal armen Migranten-Kindern beibringen wollte, dass sie mehr sein konnten als ihr eigenes Klischee. Und zum anderen war da Jannis, mein bester Freund seit Schultagen. Der dünne Brillenträger war der Einzige von den dreien, der nicht so übelgelaunt wirkte wie ein Salafist auf einem Miley-Cyrus-Konzert.

«Dein One-Night-Stand», meckerte Aysche, «hat in unserem Klo im Stehen gepinkelt.»

Ich drehte mich zur Seite: Der gutgebaute Brasilianer, den ich gestern Nacht von der Tanzfläche des Berghains abgeschleppt hatte, war schon gegangen. Ohne zum Frühstück zu bleiben. So mag ich meine Männer.

«Ich wette», ätzte Aysche weiter rum, «du weißt noch nicht mal, wie er heißt.»

«Klar weiß ich das», hielt ich etwas patzig dagegen. Ich konnte es einfach nicht ausstehen, wenn man mir schon am frühen Morgen Vorwürfe machte.

«Und, wie ist sein Name?»

«Ähem …» Mir fiel er partout nicht ein. Doch das konnte ich ja schlecht eingestehen und suchte daher nach irgendeinem Namen, der brasilianisch klang. Leider dröhnte mir der Schädel so sehr, dass mir nur Blödsinn einfiel. So etwas wie «Gutgebauto», «Gutriecho» oder «Longodildo». Ich behielt diese Namen lieber für mich.

«Er hieß Falcao», zischte Aysche.

«Woher willst du das denn wissen?», fragte ich erstaunt.

«Seit Wochen erzähl ich dir, dass ich an ihm interessiert bin!»

Oh Mist, ja, das war sie. Daran hatte ich gestern Nacht gar nicht gedacht. Was man so alles vergisst, wenn man betrunken ist. Und ein paar Pillen eingeworfen hat. Und scharf ist. Vor allen Dingen, wenn man scharf ist.

Ich rappelte mich etwas auf, lehnte mich an die Wand und sagte: «Sei mir dankbar.»

«Dankbar?»

«Jetzt weißt du, dass er im Stehen pinkelt und nichts für dich ist.»

Ayshe war mir nicht dankbar.

«Können wir uns jetzt mal wieder dem Wesentlichen zuwenden?», meckerte Sylvie. «Wir wollen die Miete.»

«Ich zahl sie, wenn ich meine nächste Rolle hab.»

«Daisy, dein letzter bezahlter Schauspieljob liegt schon Ewigkeiten zurück.»

«Na, Ewigkeiten sind im Laufe der Geschichte des Universums doch sehr relativ», entgegnete ich.

Es war sieben Monate her, da hatte ich eine Joggerin gespielt, die bei Aktenzeichen XY eine Leiche findet. Mein einziger Satz bei diesem Dreh lautete: «Ich glaube, ich bin da in was reingetreten.»

«Wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit einem richtigen Job?», schlug Aysche schnippisch vor.

«Blöd», antwortete ich.

Für einen richtigen Job war ich irgendwie nicht gemacht. Hatte ich mal ausprobiert. Hatte mir keinen Spaß gemacht.

«Daisy wird bestimmt bald wieder eine Rolle bekommen», versuchte Jannis zu vermitteln, während er sich die Brille mit seinem verwaschenen T-Shirt putzte. Er war der einzige Mensch auf diesem Erdball, der noch an mein Talent glaubte. Das hatte er schon getan, als ich in der Theater-AG unseres Bremerhavener Gymnasiums in Die Schöne und das Biest das Biest gab. Auch noch, als ich in einer Nebenrolle des Kieler Tatort eine junge Drogensüchtige spielte und eine große Wochenzeitung über mich urteilte «Jungtalent ist was anderes». Und er glaubte sogar noch an mich, nachdem ich meinen Job in einer Telenovela verloren hatte, weil die zuständige Senderredakteurin der Ansicht gewesen war, dass man «Frauen mit Charakterköpfen» nicht im Nachmittagsprogramm sehen möchte. Bei «Frauen mit Charakterköpfen» hatte sie natürlich jemanden wie mich gemeint – mit leicht schiefer Nase, widerspenstigen Straßenköter-Haaren und undefinierbarer Augenfarbe. Als die Redakteurstussi mich auch noch darauf hinwies, dass es so etwas wie plastische Nasenchirurgie gibt, hatte ich ihr geantwortet, dass ich gerne dafür sorgen könnte, dass sie welche benötigt. Dies hatte mir auch nicht gerade geholfen, weitere Aufträge von diesem Sender zu bekommen.

«Wir wollen das Geld jetzt», erklärte Sylvie bestimmt.

«Wann seid ihr beiden eigentlich so verdammt ernst geworden?», wollte ich wissen. Früher waren wir zusammen als beste Freundinnen durch die Berliner Nächte gezogen, und jetzt waren die Mädels mit einem Male so albern erwachsen.

«Ich plane eine Hochzeit, die will finanziert sein», ließ Sylvie nicht locker.

«Du mit deinem Prinzessinnentraum», lächelte ich milde.

Sie verzog das Gesicht.

«Du weißt», sagte ich freundlich, «dass die Prinzessinnen früher zwangsverheiratet wurden. Und dann haben sie sich in irgendeinem feuchten Karpatenschloss wiedergefunden. Mit einem fetten alten Kerl, der noch nie was von professioneller Zahnreinigung gehört hat.»

«Daisy, romantisch wie immer», grinste Jannis und setzte sich seine frisch geputzte Brille wieder auf.

«Menschen sind die einzigen Wesen», fuhr ich fort, «die sich ewig an ein und denselben Partner binden wollen.»

«Das macht uns Menschen nun mal so besonders», fand Sylvie.

«Wir sind auch die einzigen Wesen, die Atomwaffen erfunden haben, Giftmüll und Ronald McDonald.»

«Du wirst nie verstehen, was Liebe ist, Daisy», erwiderte meine Mitbewohnerin, nicht etwa sauer, sondern eher mitleidig.

Liebe. Hatte ich auch mal ausprobiert. Hatte mir ebenfalls keinen Spaß gemacht. Sogar noch weniger als richtige Arbeit. Das war damals in Bremerhaven gewesen, als ich noch zur Schule ging. Tom war 21, studierte irgendwas mit Medien und spielte in einer Indie-Band namens Schlumpfines Lovers. Ich sah ihn auf der Bühne, bekam Schmetterlinge im Bauch, wir wurden ein Paar, und ich ließ mich von ihm entjungfern. Womöglich wäre ich auch etwas länger mit ihm zusammengeblieben, wenn meine Mutter in jenen Wochen nicht an Krebs erkrankt und im Zeitraffer daran gestorben wäre. Mit Tom konnte ich damals nicht sonderlich gut über meine Trauer reden. Seine Aufmunterungen erschöpften sich in der Erkenntnis: «Tod ist irgendwie echt blöd.»

Zwei Wochen nach dem Begräbnis fragte er mich zaghaft: «Wann bist du denn mal wieder in der Stimmung, mit mir zu schlafen?» Und nach vier Wochen machte er Schluss mit den Worten: «Deine Trauer belastet mich einfach zu sehr.»

In jenem Moment starben die Schmetterlinge in meinem Bauch einen langsamen qualvollen Tod.[1] Danach war ausgerechnet mein unscheinbarer Mitschüler Jannis der einzige Mensch auf der Welt, mit dem ich über alles reden konnte: Über meine Mutter, mit der ich mich immer übel gestritten hatte, wofür ich mich nach ihrem Tod so sehr schämte. Über meinen Vater, von dem ich wusste, dass er schon seit langem ein Verhältnis mit einer Kollegin aus seinem Steuerbüro hatte (ja, Papa hatte noch nicht mal abgewartet, dass der Tod ihn von Mama schied). Und darüber, dass ich nichts lieber tun würde, als die verdammte Schule zu schmeißen, in der man eh nur mit Faust 2, Weltkriegen und Kurvendiskussionen belästigt wurde. Jannis verstand mich. Als Einziger.

Zwei Tage vor den Abiprüfungen haute ich von zu Hause ab und zog nach Berlin in eine WG mit Aysche und Sylvie, die damals noch nicht auf dem Karrieretrip waren, sondern echt lustige, trinkfeste Frauen. Jannis folgte mir kurz darauf. Er studierte Geschichte, und ich arbeitete an dem, was ich meine Schauspielkarriere nannte. Ich wollte immer Rollen spielen, die mir etwas bedeuten und die den Menschen etwas bedeuten. So wie Meryl Streep oder Glenn Close oder Sandra Bullock. Doch leider war ich keine Streep, Close oder Bullock. Leider war ich immer nur ich. Jetzt, mit Mitte zwanzig, war Jannis immer noch das einzige männliche Wesen, das je mein WG-Zimmer betreten hatte, ohne dass ich mit ihm im Ikea-Bett gelandet war. Sex, das war mir immer schon klar gewesen, würde unsere Freundschaft zerstören. Und die war für mich nun mal das Wertvollste auf der ganzen Welt.

«Es gibt da noch etwas», sagte Sylvie.

«Ich kann kaum abwarten, es zu hören.»

«Kann es sein, dass du gestern Nacht an meinem Portemonnaie warst?»

Wie sonst, dachte ich, hätte ich das Taxi nach Hause zahlen sollen?

«Nein, war ich nicht», log ich wie von Gutenberg gedruckt und ergänzte mit beleidigter Miene: «Und ich finde es ziemlich unverschämt, dass du so etwas von mir denkst.»

Sylvie war von meiner Antwort nicht überzeugt, aber als angehende...

Erscheint lt. Verlag 30.10.2015
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ameise • Berlin • Bestseller • Casanova • Central Park • Daisy Becker • Fortsetzung Mieses Karma • Goldfisch • Humor • humorvolle Romane • Kim Loge • Lustige Bücher • Miss Merkel • New York • Regenwurm • Reinkarnation • Steve Barton • Storch • witzige Bücher
ISBN-10 3-644-31491-8 / 3644314918
ISBN-13 978-3-644-31491-7 / 9783644314917
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