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Die 100 - Tag 21 (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015
320 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-18486-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die 100 - Tag 21 - Kass Morgan
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Seit Jahrhunderten hat kein Mensch mehr einen Fuß auf die Erde gesetzt - bis jetzt
100 jugendliche Straftäter wurden aus dem Weltraum entsandt, um die Erde nach einer Nuklearkatastrophe erneut zu besiedeln. Eine völlig entvölkerte Erde - das dachten sie. Falsch gedacht.

Komplett überraschend wird das Camp der Jugendlichen von Erdgeborenen überfallen - ein Kampf auf Leben und Tod beginnt. Wells versucht, die Überlebenden in Sicherheit zu bringen, muss aber gegen Anfeindungen aus der eigenen Gruppe kämpfen. Bellamy ist währenddessen auf der verzweifelten Suche nach seiner Schwester Octavia, die spurlos verschwunden ist. Die mutige Clarke, die in ihren Gefühlen zwischen ihm und Wells schwankt, hilft ihm dabei - und stößt auf ein grässliches Geheimnis. Gleichzeitig droht auf den Raumschiffen der Sauerstoff auszugehen. Das Überleben der Menschen hängt am seidenen Faden.



Kass Morgan studierte Literaturwissenschaft an der Brown University und in Oxford. Derzeit lebt sie als Lektorin und freie Autorin in Brooklyn. Noch vor Erscheinen ihres ersten Buches, »Die 100«, konnte sie bereits die Rechte der Serienverfilmung verkaufen. »Die 100« schaffte es auf Anhieb auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, und auch mit den Folgebänden der Serie, »Die 100 - Tag 21«, »Die 100 - Die Heimkehr« und »Die 100 - Rebellion«, knüpfte Kass Morgan an ihren sensationellen Erfolg an.

1

Wells

Keiner wollte direkt am Grab stehen. Obwohl sie schon sechs von ihren Leuten auf dem provisorischen Friedhof begraben hatten, verstörte es den Rest der Hundert immer noch, einen Leichnam in der Erde zu versenken.

Es wollte auch keiner mit dem Rücken zu den Bäumen stehen. Seit dem Angriff reichte ein knackender Ast aus, um die verängstigten Überlebenden zusammenzucken zu lassen. Und so standen die verbliebenen Menschen, die sich versammelt hatten, um Asher Lebewohl zu sagen, in einem dicht gedrängten Halbkreis und ließen die Blicke zwischen dem Toten auf dem Boden und den Schatten im Wald hin und her huschen.

Auch das tröstliche Knistern des Feuers fehlte. Seit gestern war ihnen das Feuerholz ausgegangen, und niemand wollte sich hinauswagen, um Nachschub zu holen. Wells wäre selbst gegangen, aber er war damit beschäftigt gewesen, das Grab auszuheben. Auch für diesen Job hatte sich außer einem großen, stillen Arcadier namens Eric niemand freiwillig gemeldet.

»Sind wir sicher, dass er wirklich tot ist?«, flüsterte Molly und wich vor dem tiefen Loch zurück, als fürchte sie, dass es sie ebenfalls verschlingen könnte. Sie war erst dreizehn und hatte bis zum Brand des Lagers noch jünger ausgesehen. Wells hatte ihr nach dem Absturz geholfen und Tränen und Asche von den rundlichen Wangen gewischt. Jetzt war das Gesicht des Mädchens mager, beinahe ausgezehrt, und sie hatte einen Schnitt auf der Stirn, der aussah, als sei er nicht richtig gesäubert worden.

Wells’ Blick zuckte unwillkürlich zu Ashers Hals hinüber, zu der klaffenden Wunde, wo der Pfeil dem Jungen die Kehle durchbohrt hatte. Seit Ashers Tod und dem plötzlichen Erscheinen der geheimnisvollen Gestalten auf dem Bergrücken waren zwei Tage vergangen. Diese Ereignisse hatten alles auf den Kopf gestellt, was man den Kolonisten erzählt hatte und was sie zu wissen glaubten.

Sie waren als lebendige Versuchsobjekte auf die Erde geschickt worden, als die ersten Menschen, die seit dreihundert Jahren einen Fuß auf den Planeten setzten. Aber sie hatten sich geirrt. Einige waren nie fort gewesen.

Es war alles so schnell gegangen. Wells hatte gar nicht begriffen, dass etwas nicht stimmte, bis Asher röchelnd zu Boden gestürzt war, die Hände verzweifelt um den Pfeil in seiner Kehle geklammert. Sofort war Wells herumgewirbelt – und hatte sie gesehen. Nur als Silhouetten vor dem Hintergrund der untergehenden Sonne erkennbar, hatten die Fremden wie Dämonen gewirkt. Wells hatte ungläubig die Augen zusammengekniffen und fast erwartet, dass die Gestalten verschwinden würden. Sie konnten einfach nicht real sein.

Aber Halluzinationen schossen nicht mit Pfeilen.

Wells hatte Asher dorthin getragen, wo sie die Reste ihrer medizinischen Ausstattung lagerten. Aber es hatte keinen Sinn gehabt. Bevor Wells auch nur einen Verband hervorgekramt hatte, war Asher bereits tot gewesen.

Wie konnte es Menschen auf der Erde geben? Das war unmöglich. Niemand hatte die Stunde Null überlebt. Das war eine unbestrittene Tatsache und so fest in Wells’ Hirn eingepflanzt wie die Gewissheit, dass Wasser bei null Grad Celsius gefror und dass die Planeten die Sonne umkreisten. Doch er hatte sie mit eigenen Augen gesehen. Menschen, die hundertprozentig nicht mit dem Transporter aus der Kolonie gekommen waren. Erdgeborene.

»Er ist wirklich tot«, sagte Wells zu Molly und stand erschöpft auf, bevor ihm klar wurde, dass fast alle anderen ihn ansahen. Noch vor ein paar Wochen wären diese Blicke voller Misstrauen und sogar unverhohlener Verachtung gewesen. Niemand hatte geglaubt, dass der Sohn des Kanzlers tatsächlich verurteilt worden war. Es war ein Leichtes für Graham gewesen, sie davon zu überzeugen, dass Wells geschickt worden war, um für seinen Vater zu spionieren. Doch nun sahen ihn alle erwartungsvoll an.

In dem Chaos nach dem Feuer hatte Wells Teams gebildet, um die verbliebenen Vorräte zu sammeln und feste Unterkünfte zu bauen. Sein Interesse an der Architektur auf der Erde, einst Quelle des Ärgers für seinen pragmatischen Vater, hatte Wells in die Lage versetzt, drei Holzhütten zu entwerfen, die jetzt mitten auf der Lichtung standen.

Wells schaute zum dunkler werdenden Himmel hinauf. Er würde alles dafür geben, dem Kanzler diese Hütten zu zeigen. Nicht um irgendetwas zu beweisen – nachdem er gesehen hatte, wie sein Vater auf dem Startdeck angeschossen wurde, war Wells’ Groll schneller verblasst als die Wangen des Verwundeten. Jetzt wünschte er nur noch, dass sein Vater eines Tages Gelegenheit bekommen würde, die Erde sein Zuhause zu nennen. Der Rest der Kolonie sollte sich ihnen eigentlich anschließen, sobald die Bedingungen auf der Erde als sicher galten, aber es waren schon einundzwanzig Tage verstrichen, ohne dass am Himmel irgendetwas zu sehen gewesen wäre.

Als Wells wieder zu Boden schaute, kehrten seine Gedanken zu der vor ihm liegenden Aufgabe zurück: dem Jungen Lebewohl zu sagen, den sie gleich an einen noch viel dunkleren Ort schicken würden.

Ein Mädchen neben ihm zitterte. »Können wir das Ganze etwas beschleunigen?«, fragte sie. »Ich will nicht die ganze Nacht hier stehen.«

»Pass ja auf deinen Ton auf«, blaffte ein anderes Mädchen namens Kendall zurück und verzog dabei ihren zarten Mund voller Missbilligung. Zuerst hatte Wells angenommen, dass sie auch eine Phoenizierin war, aber irgendwann hatte er begriffen, dass sie sich ihren hochmütigen Blick und ihre Sprechweise nur von den Mädchen, mit denen Wells aufgewachsen war, abgeguckt hatte. Viele junge Waldenerinnen und Arcadierinnen taten das, aber er war noch nie jemandem begegnet, der es so gut hinbekam wie Kendall.

Wells sah sich nach Graham um, dem einzigen anderen Phoenizier außer Wells und Clarke. Er überließ Graham sonst nur ungern die Kontrolle über die Gruppe, doch der Junge war mit Asher befreundet gewesen und damit besser geeignet, bei dessen Beerdigung zu sprechen, als Wells. Aber sein Gesicht war eines der wenigen, die in der Menge fehlten – neben dem Clarkes. Sie war direkt nach dem Feuer zusammen mit Bellamy aufgebrochen, um nach dessen Schwester zu suchen, und hatte nichts außer der Erinnerung an die sechs vernichtenden Worte zurückgelassen, die sie Wells vor ihrem Verschwinden an den Kopf geworfen hatte: Alles, was du anfasst, zerstörst du.

Ein Knacken ertönte aus dem Wald, und die Menge keuchte erschrocken auf. Ohne nachzudenken zog Wells Molly mit einer Hand hinter sich und ergriff mit der anderen eine Schaufel.

Einen Moment später trat Graham in Begleitung von zwei Arcadiern – Azuma und Dimitri – und einer Waldenerin namens Lila auf die Lichtung. Die drei Jungen hatten die Arme voller Holz, und auch Lila trug ein paar Äste.

»Dahin sind also die anderen Äxte verschwunden«, bemerkte ein Waldener namens Antonio und beäugte die Werkzeuge, die Azuma und Dimitri sich über die Schultern gelegt hatten. »Die hätten wir heute Nachmittag gut gebrauchen können.«

Graham zog eine Augenbraue hoch, während er die neueste Hütte begutachtete. Sie bekamen den Bogen langsam raus; diesmal war das Dach dicht, sodass es nachts viel wärmer und trockener sein würde. Doch keine der Hütten hatte Fenster – sie hatten weder Glas noch einen brauchbaren Ersatz dafür.

»Vertrau mir, das hier ist wichtiger«, entgegnete Graham und hob den Stapel Holz in seinen Armen hoch.

»Feuerholz?«, fragte Molly.

Graham schnaubte verächtlich. »Nein, Speere. Ein paar Holzhütten werden uns nicht ausreichend schützen. Wir müssen uns verteidigen. Wenn diese Schweinehunde das nächste Mal aufkreuzen, sind wir auf sie vorbereitet.« Sein Blick fiel auf Asher, und ein ungewohnter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Seine gewohnte Fassade aus Wut und Arroganz hatte Risse bekommen und so etwas wie echte Trauer dahinter offenbart.

»Willst du kurz zu uns kommen?«, fragte Wells mitfühlend. »Ich dachte, wir könnten ein paar Worte für Asher sagen. Du hast ihn gut gekannt, also möchtest du vielleicht gern …«

»Es scheint, als hättest du alles im Griff«, unterbrach Graham ihn und vermied es, Ashers Leichnam anzusehen, während er Wells’ Blick standhielt. »Mach einfach weiter, Kanzler.«

Erst als die Sonne ganz untergegangen war, warfen Wells und Eric die letzten Schaufeln Erde auf das neue Grab, während Priya noch Blumen um das Holzkreuz band. Die anderen waren gegangen, entweder um die Beerdigung nicht mit ansehen zu müssen oder um sich einen Platz in einer der neuen Hütten zu sichern. In jeder davon fanden bequem ungefähr zwanzig Personen Platz, dreißig, wenn alle zu müde waren – oder zu durchgefroren –, um sich über Beine zu beschweren, die sich versehentlich über den Haufen aus verkohlten Decken schoben, oder über den einen oder anderen Ellbogen im Gesicht.

Wells war enttäuscht, wenn auch nicht überrascht zu entdecken, dass Lila wieder einmal Graham und seinen Freunden eine der Hütten gesichert hatte und einige jüngere Kinder zitternd und ängstlich in der Kälte auf der dunklen Lichtung stehen ließ. Selbst unter dem Schutz einiger freiwilliger Wachen stand niemandem, der draußen blieb, eine geruhsame Nacht bevor.

»Hey«, sagte Wells, als Graham mit einem seiner fast fertigen Speere an ihm vorbeiging. »Da du und Dimitri die zweite Wachschicht übernehmt, wie wäre es, wenn ihr zwei draußen schlafen würdet? Dann ist es leichter für mich, euch zu finden, wenn meine Schicht vorbei ist.«

Bevor Graham antworten konnte, kam Lila herbeigeschlendert und hakte sich bei Graham unter. »Du hast...

Erscheint lt. Verlag 19.10.2015
Reihe/Serie Die 100
Die 100
Die 100-Serie
Übersetzer Michaela Link
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The 100 - Day 21
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 14 • Buch zur Fernsehserie • Dystopie • dystopie fantasy • eBooks • Herr der Fliegen • Liebesgeschichte • New York Times Besteller • New York Times Bestseller • Science Fiction • The 100 • Überlebenskampf • Young Adult • Zukunft
ISBN-10 3-641-18486-X / 364118486X
ISBN-13 978-3-641-18486-5 / 9783641184865
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