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Zombie Zone Germany: Die Erste -  Christian Günther,  Fabian Dombrowski,  Alin Rys,  Britta Ahrens,  Carolin Gmyrek,  Daniel Huster,  Eberha

Zombie Zone Germany: Die Erste (eBook)

Anthologie
eBook Download: EPUB
2015 | 2. Auflage
374 Seiten
Amrûn Verlag
978-3-95869-046-2 (ISBN)
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Unsere Städte wurden Höllen. Sie kamen über Nacht. Ihr Hunger war unstillbar. Sie fielen wie Heuschreckenschwärme über die Lebenden her. Zerrissen sie, fraßen, machten aus ihnen etwas Entsetzliches. In den Straßen herrscht verwestes Fleisch. Zwischen zerschossenen Häusern und Bombenkratern gibt es kaum noch sichere Verstecke. In Deutschland ist der Tod zu einer seltenen Gnade geworden. Hohe Stahlbetonwände sichern die Grenzen. Jagdflieger und Kampfhubschrauber dröhnen darüber. Es wird auf alles geschossen, was sich (noch) bewegt. Deutschland wurde isoliert - steht unter Quarantäne. Die wenigen Überlebenden haben sich zu Gruppen zusammengeschlossen, oder agieren auf eigene, verzweifelte Faust. Gefangen unter Feinden. Im eigenen Land. Doch ist der Mensch noch des Menschen Freund, wenn die Nahrung knapp wird und ein Pfad aus kaltem Blut in eine Zukunft ohne Hoffnung führt? Die Auftakt-Anthologie zu Deutschlands größter Zombie-Reihe mit 21 Kurzgeschichten von Alin Rys, Britta Ahrens, Carolin Gmyrek, Christian Günther, Daniel Huster, Eberhart Leucht, Fabian Dombrowski, Felix Kreutzmann, Heike Schrapper, Jan Christoph Prüfer, Joshua Lorenz, Kerstin Zegay, Lisbeth Duller, Chris Dante, Marina Heidrich, Markus Cremer, Nora Wanis, Sandra Longerich, Sebastian Braß, Tom Karg und Vincent Voss

Blutspuren

Christian Günther

2021

Beckdorf, Niedersachsen

David hockte mit seinem Hund auf dem Damm und wartete, dass die Jäger zurückkehrten. Der Herbst färbte den Himmel grau und übersäte den Boden mit Laub. In der Ferne konnte David bereits die ersten Trecker erkennen, die sich auf der schmalen Asphaltstraße zwischen den Feldern näherten. Der alte Dammann mit seinem Claas vorneweg, auf dem Hänger hockten seine Söhne und suchten die Umgebung ab. Es kam Leben in David. Er sprang auf, griff sich Gewehr und Fernglas und stellte sich hinter die Absperrung aus gestapelten Waschbetonplatten. Die hatten einmal auf Meyers Hof als Terrasse gedient, doch nun bildeten sie eine stabile Wand, hinter der bequem zwei Menschen stehend Platz fanden. Auch Jonny, sein Mischlingshund, erhob sich mit wedelnder Rute, als David aus seiner Starre erwachte. David hielt sich das Fernglas vor die Augen und suchte die Felder ab, während die Trecker sich näherten. Sein Platz auf dem alten Bahndamm, der nördlich am Dorf entlangführte, bot ihm einen guten Blick auf die Wiesen, Äcker und kleinen Gehölze; ein leeres Niemandsland. Teile der Felder wurden noch bewirtschaftet, doch viele lagen brach und wurden langsam von Gestrüpp überwuchert. Rehe und Hasen fühlten sich auf den Flächen heimisch, unbehelligt von Jägern – außer, wenn der alte Dammann die Fleischvorräte des Dorfes auffüllen wollte.

Der beißende Geruch, der aus dem Graben am Fuße des Bahndamms aufstieg, kitzelte David in der Nase. Er musste niesen. Sie hatten alles, was sie an Pflanzenschutzmitteln, Dünger und sonstiger Chemie im Dorf finden konnten, in einem flachen Graben rund um die Schutzwälle verteilt, um so die Maden zu töten, die womöglich durch die Erde eindringen wollten. Ob das irgendeinen Nutzen hatte, wusste niemand, doch immerhin war das Dorf in der letzten Zeit von Infektionen verschont geblieben.

Die Traktoren bogen jetzt um die letzte Kurve, wo die Alleebäume schon abgeholzt worden waren. David konnte im ersten Anhänger einige tote Rehe erkennen. Die Dammann-Brüder hockten daneben, blickten weiter stoisch umher, beachteten ihn gar nicht.

David verließ jetzt seinen Posten und löste die Flaschenzüge, um das breite Tor zu öffnen, das die Durchfahrt im Bahndamm sicherte. Knirschend schob sich die schwere Konstruktion aus Blechplatten, Holz und Garagentoren über den Asphalt der Straße, die durch die Schneise im Damm ins Dorf führte. Früher hatte hier einmal eine Bahnbrücke die Straße gekreuzt, doch die war schon demontiert gewesen, als David geboren wurde.

Jenseits der Felder war die nächste Ortschaft fünf Kilometer entfernt – Wiegersen war vor einigen Monaten schon gefallen, kurz bevor sie hier den Wall verstärkt hatten. Eine streunende Horde hatte das Dorf nachts heimgesucht. Sie waren in Häuser und Scheunen eingedrungen und hatten die Bewohner gnadenlos angegriffen. Die meisten waren ihnen zum Opfer gefallen und fanden sich jetzt wahrscheinlich in den Reihen der Untoten wieder, während nur wenige sich in den Wald hatten flüchten können. Diese Überlebenden waren später hierher nach Beckdorf gekommen, doch Dammann hatte sie abgewiesen, so wie er es mit allen Neuankömmlingen tat, um die Gefahr zu minimieren, dass sie Maden einschleppten. Die Zombies waren derweil weitergezogen, in Richtung Revenahe, nach Harsefeld wahrscheinlich. Verschwunden in den Birkenwäldern der Moore.

Jedenfalls hatten sie Beckdorf in Ruhe gelassen.

Die Jäger durchquerten das Tor und David schloss es hinter ihnen wieder. Der alte Dammann winkte ihm kurz dankend zu, sonst schenkte ihm niemand Beachtung.

Jonny stand die ganze Zeit schwanzwedelnd neben David und hoffte auf ein bisschen Aufmerksamkeit. Genau wie ich, dachte David, den es nervte, dass die Leute im Dorf kaum noch sprachen.

Sicher, der Schock saß tief. Am Anfang, als David die ersten Berichte der Untoten im Fernsehen mit großer Spannung verfolgt hatte, war er sogar heimlich davon begeistert gewesen. Wie in den Videospielen! Er hatte sich ausgemalt, wie er sich ausrüsten würde, überlegt, welche Waffen er sich besorgen könnte. Als dann wirklich die ersten Zombies in der Gegend auftauchten, war das gar nicht mehr so spannend gewesen. Zuerst hatten Polizei und Bundeswehr noch Einsätze gegen die Untoten geführt, doch irgendwann waren sie einfach fortgeblieben. Und die freiwillige Feuerwehr konnte nicht viel ausrichten. Als der erste Feuerwehrmann von einem gebissen wurde, fing man panisch an, das Dorf zu befestigen. Weitere fielen den Zombies zum Opfer und kehrten dann auf deren Seite zurück.

Als die Lage sich irgendwann beruhigt hatte, die Horden der Untoten weitergezogen waren, standen die meisten Häuser leer. Der alte Dammann hatte das Kommando übernommen, harte Regeln erlassen und die Leichen verbrannt.

Seitdem war Ruhe eingekehrt.

David hockte sich neben Jonny und kraulte ihn hinter den Ohren. Der revanchierte sich, schleckte seine Hand. »Das gefällt dir, was?« David hob einen Stock auf und warf ihn den Damm entlang. »Los, hol ihn!«, befahl er Jonny, doch der war längst unterwegs, schnappte sich den Stock und schleppte ihn zurück.

David warf ihn ein weiteres Mal und Jonny rannte los. Der Junge war gern hier oben Wache halten. Alle anderen fanden es langweilig, die ganze Zeit auf die Felder zu starren, deshalb war das hier sein fester Platz geworden. Ganz selten hatte er mal einen Untoten gesehen, der durch die Felder gestrichen war, und Alarm geschlagen. Dammann und seine Leute waren dann hinterher und hatten die Wandelnden erledigt, die sich dem Ort näherten. Manche waren auch einfach weitergezogen, hirnlos, immer geradeaus. So verwest, dass sie kaum noch vorwärts kamen, aber irgendein innerer Antrieb hielt sie in Bewegung. Sie alle wimmelten von Maden.

»Jonny?« David hatte wieder den Stock geworfen und Jonny war ihm in ein Gebüsch am Hang des Dammes gefolgt.

»Jonny? Komm her!« Wie als Antwort erklang ein Bellen, dann raste ein aufgeschreckter Hase aus dem Gebüsch, Jonny hinterher. David rief wieder nach ihm, doch Jonny beachtete ihn nicht, sondern jagte dem Tier nach. Aufs Feld, wo der Hase Haken schlug, um ihn abzuhängen. David wartete ab, ob der Hund seine Jagd irgendwann aufgeben würde, doch Jonny legte eine erstaunliche Ausdauer an den Tag. Verflucht. David griff sich das Gewehr, das er zum Spielen beiseite gestellt hatte, rutschte den Hang hinab und rannte aufs Feld. Der Hase war inzwischen über einen Graben hinweggesetzt, Jonny hatte den Sprung verpatzt, war im Wasser gelandet. Der Vorsprung des Langohrs wuchs weiter an, und als er schließlich die Straße überquerte, gab Jonny auf. David war hoffnungslos weit abgeschlagen, wurde aber nicht müde, seinen Hund zu rufen. Doch der blieb jetzt auf der Straße stehen und schnüffelte an der Fahrbahn.

Keuchend erreichte David ihn, und Jonny machte auch keine Anstalten weiterzulaufen. Stattdessen stand er mit eingekniffener Rute da und beobachtete etwas zwischen den Bäumen, die die Straße begrenzten. David stockte der Atem – ein Untoter! Er hockte an einem Gebüsch, halb von einem Baum verborgen. Rührte sich nicht, stieß nur schwache Geräusche aus, die wie der rasselnde Atem eines Geistes klangen. Jonny knurrte. David griff ihn am Halsband und zerrte ihn weg. Der Hund stemmte sich zuerst dagegen, fügte sich dann aber und folgte David. Der ging rückwärts, ließ den Untoten nicht aus den Augen. Jonny bellte wieder, zog jetzt in die andere Richtung. David wandte sich um und wäre fast über einen weiteren Körper gestolpert, der gerade auf die Straße kroch und mit dem Gesicht den Boden untersuchte. Blutflecken! Die Jäger waren schlampig gewesen, sie hatten Blut von ihren Wagen tropfen lassen. David zog Jonny zur Seite, zwischen den Bäumen hindurch. Der Untote blieb bei seiner Blutspur und leckte gierig am Asphalt mit dem Stummel einer nicht mehr vorhandenen Zunge. Maden fielen ihm aus Rachen und einer leeren Augenhöhle. Er trug einen dunklen Anzug, war jedoch komplett mit Schlamm und Erde verkrustet. Sein Kopf wirkte klein, weil ein Teil bereits fehlte, Haare hatte er nur noch wenige Büschel. Stattdessen wimmelten auch hier weiße Maden über seinen Schädel, gruben in Haut und Fleisch herum. So nah hatte David noch keinen der Untoten gesehen, er konnte sogar den entsetzlichen Gestank riechen, den der verwesende Körper von sich gab. Auch Jonny schien verwirrt, er winselte jetzt und zog David fort von der Straße.

Als sie sich wieder dem Bahndamm näherten, sah David zwei Männer mit Gewehren dort oben stehen. Einer hielt dazu noch ein Fernglas in der Hand. Davids Fernglas, Opas Fernglas. Es war der alte Dammann.

»Bleib wo du bist!« Das war die Stimme von seinem Sohn, der neben ihm stand.

»Was ist los?« David beschattete seine Augen mit der Hand, um die beiden Männer besser zu erkennen, doch die Sonne blendete plötzlich stark – endlich einmal waren die Wolken aufgerissen.

»Wir haben dein Geschrei gehört – als wolltest du die ganze Welt heranlocken.«

»Der Hund hat einen Hasen aufgestöbert. Ich musste ihn wieder einfangen.«

»Du hättest den Köter laufen lassen müssen. Kennst doch die Regeln.«

»Und jetzt?«

Eine kurze Pause, dann ergriff der Alte das Wort. »Wir haben auch gesehen, dass ihr an der Straße wart. Ihr habt Untote getroffen. Haben sie dich angegriffen?«

»Nein, haben sie nicht. Von denen ist kaum noch was übrig. Ihr könnt sie ja kaltmachen, ich führe euch hin.«

Schweigen.

»Außerdem habt ihr sie erst angelockt.«

»Was...

Erscheint lt. Verlag 28.5.2015
Reihe/Serie Zombie Zone Germany
Zombie Zone Germany
Verlagsort Traunstein
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Apokalypse • Armageddon • Corona • Covid • Deutschland • Dystopie • Epidemie • Horrorromane • Krankheit • Pandemie • Quarantäne • Serie • Untot • Untote • Verwesung • Virus • Zombie • Zombies • zombie zone germany • zzg
ISBN-10 3-95869-046-7 / 3958690467
ISBN-13 978-3-95869-046-2 / 9783958690462
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