Wellness-Verse (eBook)
160 Seiten
Neptun Verlag
978-3-85820-400-4 (ISBN)
Aller Anfang ist schwer
Dreiviertel Jahr wuchs ich entstresst.
Dann wurde ich hinausgepresst
in den sterilen Neonsaal.
Mein Lebensstart war eine Qual.
Bevor ich noch erst Luft geholt
bekam ich das Gesäss versohlt,
begann – gehalten an den Beinen –
kopfüberhängend laut zu weinen.
Vielleicht auch, weil ich, statt verkabelt,
alleine war und abgenabelt.
Als Antwort auf mein schrilles Brüllen
begann die Mutter mich zu stillen.
Nur war die ihre Brust noch trocken,
mein Saugreflex geriet ins Stocken
und ich begriff den Ernst des Lebens:
ein armer Schlucker saugt vergebens!
Als ich dann lautstark protestierte,
man mir den Schnuller implantierte …
Dann schob man mich – geht es noch schlimmer? –
ins glassterile Säuglingszimmer,
ins markdurchdringende Gejammer
der Leidgenossen dieser Kammer.
So lag ich nun mit voller Windel
beim neugeborenen Gesindel
und hoffte, von dem Duft benebelt
und durch die Laken arg geknebelt,
ich möge möglichst bald auf Erden
als Menschenskind ent-wickelt werden!
Wellness
Da wellt man eine Zeitlang ness,
vertauscht des Alltags Watch-Me-Dress
– entbunden jeder Augenweid’ –
mit Adams oder Evas Kleid
Ob man nun in der Sauna sitzt,
dort türkisch oder finnisch schwitzt,
ob man musikgebettet liegt
und eine Teilmassage kriegt,
ob man ein Kräuterbad geniesst,
dabei vor Wohlgefühl zerfliesst,
ob man im Hallenbade schwimmt,
sich fitnessartig Muskeln trimmt,
ob man, mit Algen eingeschmiert,
im Wasserbad die Haut kuriert,
ob man bei Tische sich verliert,
ein Viergangmenü zelebriert,
ob man – ach was auch immer – tut,
es tut, wenn man’s bewusst tut – gut,
denn „well“ läg’ mancherorts bereit,
nähm’ man dazu sich nur die Zeit
Alles nur gebaut …
So manche tolle Stilikone
verdankt den Ruhm dem Silikone.
Well-ge-nesst!
Man liegestuhlt
und solepoolt.
Man saunaschwitzt
und sprudelsitzt,
man inhaliert
und wird massiert.
Man ruht relaxt,
liest leichten Text,
liegt schlammverpackt
im Wohlfühltrakt,
wo man entschlackt
ins Dösen sackt.
Man seelenhängt
längst zeitentzwängt
im Ruheraum
als wie im Traum.
Man badedampft
und wasserstampft
echt kneippversiert.
Und man diniert
sich zum Genuss.
So ist zum Schluss
man wellgenesst
total entstresst!
Thermales Aussenbad
Rundum Schnee im Sonnenscheine.
Kälte klirrt durch Berges Ruh.
Übermütig hohe Steine
türmen sich dem Himmel zu.
Dampfend liegt die Wasserfläche,
temperiert aus tiefem Stein.
Wie ich mit dem Winter breche,
tauche ich ins Wohlsein ein.
Weit entschwebt den Alltagsnöten
gleiten weitre Gäst‘ mit mir.
Wohlbeschützt, als wär‘n wir Föten,
vor des Winters kalter Gier!
Weich liebkost von warmer Nässe
schwindet jedes Zeitgefühl.
Bis den Körper ich vergesse,
Arbeit und Geschäftsgestühl.
Ich werd während dreien Tagen
berg-thermalisch toll erfüllt.
Und ich weiss mich wohl getragen,
weil mich Wärme sanft umhüllt.
Die Erkenntnis will mich weiten.
Also werd ich well-ge-nesst
fortan durch den Alltag gleiten.
Mindestens, bis mich was stresst …
Wellenreiten
Weisse Krönchen, harter Wind.
Wellen, die viel grösser sind
als ich selber, laden ein,
Teil vom Spiel im Meer zu sein.
Mit dem Wasser bis zum Hals
seh´ ich, wie der Ostwind als
Triebkraft blaue Massen bäumt,
bis das Wasser stürzend schäumt,
sich mit Wind und Luft vermischt
und als silberweisse Gischt
– kurz nur – Weihnachtsdeko spielt;
dann sich selber überspült.
Ich betracht‘ den Wellengang.
Zögre ich und wart zu lang,
werde ich, zwar ungewollt,
doch ohne Gnade überrollt.
Pack ich aber den Moment,
den man erst geübt erkennt,
früh genug, entschlossen, fit …,
trägt die Welle mich gern mit.
Dieses Wellenspiel am Meer
freut mich. Und erinnert sehr
stark an Alltags Auf und Ab.
Heisst doch die Devise knapp:
Welle sehen, in den Weiten.
Fragen, ob wir sie auch brauchen.
Ja? Dann glücklich auf ihr reiten.
Nein? Entschlossen untertauchen!
Ängste und Gefahren
Ein Tourist, ans Meer gefahren,
hatte Angst vor der Gefahr
eines Haifischs, der im klaren
Ozean zu Hause war.
Doch der Hai liess sich nicht blicken.
Also schwamm Tourist entzückt
durch die Wellen. Sein Entzücken
wurde aber jäh erstickt:
Plötzlich spürte er ein Brennen
auf der Haut an seinem Bein.
Nicht sein Jammern noch sein Flennen
konnte irgend hilfreich sein.
Denn es fand vom Meer der Quallen
hier im Meere, wie es schien,
eine an dem Mann Gefallen –
und sie hängte sich an ihn.
Also hatte er erfahren,
der Tourist, der Schwimmen war:
Es sind Plakativ-Gefahren
selten nur die wirklich wahren.
Diese sind oft unscheinbar.
Auf dem Gipfel
Dem Alltags-Hektik-Trott entstiegen
sitzen wir im Berggasthaus.
Die Sorgen, die im Tale liegen,
sehen plötzlich mickrig aus.
Wir stapften, wenig nur am Rücken,
über Stein und Blumenwies‘.
Die Gipfelaussicht will beglücken,
birgt ein Stücklein Paradies.
Da oben ist die Luft viel reiner,
dünn zwar, aber lupenklar.
Das Grosse wirkt hier oben kleiner,
nichtig ist ein Suppenhaar.
Es ist des Bergwirts herzlich Streben
gastlich für uns da zu sein.
Wie einfach ist es, hier zu leben,
lebt man sich hier einfach ein …
Belastung
Wie mancher Rücken geht gebückt,
weil schweres Denken ihn bedrückt.
Muss er jedoch an Sommertagen
selbst stundenlang den Rucksack tragen,
bis Mensch das Reiseziel erreicht,
so geht er aufrecht, froh und leicht.
Andererseits
Ich bin am andern End‘ der Welt
Bild am Fuss
und blicke übers Wasser.
Was war scheint auf den Kopf gestellt,
Gewohntes wirkt hier blasser.
Zu Hause: Tag, dann ist hier: Nacht,
weil andre Zeiten gelten.
Hier baden und dort Winterspracht,
dazwischen liegen Welten.
Empfindung ist nie generell
und weder falsch noch richtig.
Die Wahrheit zeigt sich punktuell
und macht den Standpunkt wichtig.
Ich steh am andern End‘ der Erd‘
und merk: Bei Meinungsschlachten
muss ich den Streitpunkt wohl vermehrt
von unten auch betrachten …
Selbstfindung
Nach der ersten Lebenskrise
spürte Mensch einst eine Prise
Selbstmitleid und war frustriert,
selbstverloren, deprimiert.
Also suchte er Berater,
Fachpersonen, Psychiater
oder Wunderheiler auf,
die ihm aus dem Lebenslauf
all die grossen Steine klaubten
und sein altes ICH entstaubten.
Hatte nach den Sitzungsrunden
Mensch sich wieder selbst gefunden
war ihm besten Falles klar,
wer er selber ist und war.
Und er lebte williger.
Heute geht es billiger:
wer modern sich finden will,
geht ins Netz und tippt sich still
namentlich ins Google ein,
findet sich und liest sein Sein.
Selbsteinschätzung
Wie oft sind wir im irren Glauben,
wir schenkten andern Kraft und Mut,
derweil wir ihnen Nerven rauben.
Ein Schnarcher selbst schläft ja auch gut!
Die Leichtigkeit des Seins
Plötzlich kriegt mein Rücken Flügel,
stösst das Schwere aus dem Schoss.
Und die Seele hängt am Bügel,
grinst entspannt und faltenlos.
Druck und Stress sind ausgeflogen,
Zitterzeiten just vorbei.
Fragen, die einst bleiern wogen,
sind entwirrt und machen frei.
Alles ist so gut gegangen
und das Glück liegt im Moment.
Ängste, die mich noch gefangen
hielten, leben jetzt getrennt.
Vor dem Schwitzen durch die Zeiten
wurd ich wahrlich nicht verschont
Doch nun zeigt sich, s’Vorbereiten
hatte sich zum Glück gelohnt.
Deshalb ist nun Zeit zum Festen,
Leichtigkeit liegt mir im Sein.
Den Erfolg aus solchem Testen
pack ich als Erfahrung ein.
Und so kriegt mein Rücken Flügel
lässt das Schwere hinter mir.
Meine Seele, die am Bügel,
grinst entspannt. Und ich mit ihr!
Die Fähre
Wasser spritzt arg sturmgetrieben
bis zum Auto auf dem...
Erscheint lt. Verlag | 10.11.2014 |
---|---|
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Comic / Humor / Manga ► Humor / Satire |
Literatur ► Lyrik / Dramatik ► Lyrik / Gedichte | |
ISBN-10 | 3-85820-400-5 / 3858204005 |
ISBN-13 | 978-3-85820-400-4 / 9783858204004 |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 5,0 MB
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich