Atempause (eBook)
192 Seiten
Highlights Verlag
978-3-945784-07-5 (ISBN)
Kapitel 1: Am Anfang war der Gedanke
Kapitel 2: Über die verschneiten Alpen nach Tunesien
Kapitel 3: Libyen - zu Besuch bei den Tuareg
Kapitel 4: Ägypten - auf den Spuren der Pharaonen
Kapitel 5: Im Sandsturm durch die Wüsten des Sudan
Kapitel 6: Äthiopien - haarscharf am Knast vorbei
Kapitel 7: Äthiopien - die Danakel-Senke, des Teufels Backofen
Kapitel 8: Kenia - Lebensretter in der Wüste
Kapitel 9: Tansania - zu Fuß auf den Kilimandscharo
Kapitel 10: Uganda - im Reich der Berggorillas
Kapitel 11: Ruanda, Burundi, Malawi, Sambia, Botswana - Völkermord im Paradies
Kapitel 12: Namibia - Camping bei den Himba
Kapitel 13: Südafrika, Lesotho, Mosambik - Schotterpässe und Schneepisten
Resümee - eine Reise, die den Menschen verändert
Kapitel 4
Ägypten – auf den Spuren der Pharaonen
Ägypten erwartet mich mit einer bösen Überraschung: Die Gastfreundschaft ist im Vergleich zu Libyen erschreckend schlecht. Offensichtlich hat der Massentourismus die guten Sitten und Gebräuche am Nil verdorben. Denn gleich im ersten Hotel bekomme ich Stress. Ich habe ein Hotelzimmer mit Frühstück gebucht. Weil ich zum Frühstück einen Saft serviert bekomme, ist eine saftige Nachzahlung fällig. Es wird offensichtlich, dass dies ein Trick ist, um Touristen zu neppen. Da ich mich nicht darauf einlasse und laut protestiere, wird das Ganze schließlich als bedauerliches Missverständnis dargestellt. Trotzdem bin ich froh, als ich diese ungastliche Stätte verlassen kann.
Nach 250 Kilometer Strecke mache ich Pause an einer Tankstelle. Dort tanke ich erstmals 90-Oktan-Benzin. Dabei ist mir nicht wohl zumute. Wird das dem Motor auf Dauer schaden?
Auf einer lang gezogenen Wüstenstraße erreiche ich El Alamein. Italienische und deutsche Soldatenfriedhöfe künden davon, dass hier während des 2. Weltkrieges eine furchtbare Schlacht tobte. Dort, in fast schon greifbarer Nähe des Suezkanals, stoppten die Engländer den Vormarsch des Deutschen Afrikakorps unter Generalfeldmarschall Erwin Rommel. Das Museum, das an diese schrecklichen Kämpfe erinnert, ist geschlossen. So besichtige ich lediglich das Außengelände mit seinen Panzern und Kanonen aller Kaliber.
Bei der letzten Etappe nach Alexandria reiht sich am linken Straßenrand für ca. 50 Kilometer eine Feriensiedlung an die nächste. Hier verbringen viele wohlhabende Ägypter die Sommermonate. Sie fliehen mit der ganzen Familie an die kühlere Mittelmeerküste, wenn die Innenstädte unerträglich heiß werden.
Pünktlich zum Sonnenuntergang erreiche ich die Hafenstadt Alexandria. Schon um 2500 v. Chr. war die Region von Menschen bewohnt. Die Stadt Alexandria ließ Alexander der Große im April 331 v. Chr. gründen. Hier am Nildelta sollte die Hauptstadt seines Weltreiches entstehen. Wo er zu Lebzeiten nie weilte, wurde er in einem Mausoleum bestattet.
Sein ägyptisches Erbe trat einer seiner Generäle, Ptolemeios, an. Nach ihm ist das Herrschergeschlecht der Ptolemäer benannt. Diese bauten die Stadt, die in der Antike zeitweilig die zweitgrößte der Erde war, zielstrebig aus. Der »Pharos von Alexandria«, eine Art Leuchtturm, zählte zu den sieben Weltwundern der Antike. Er wurde im 3. Jhr. v. Chr. erbaut. Weltberühmt war auch die große Bibliothek, die etwa 700.000 Schriftstücke besaß. Sie wurde durch einen Brand zerstört.
Im Jahr 30 v. Chr. eroberten die Römer Alexandria und Ägypten. Gleichzeitig beging Cleopatra, die letzte Herrscherin aus dem Geschlecht der Ptolemäer, Selbstmord.
Nach Jahrhunderten der römischen und byzantinischen Herrschaft ging Alexandria 642 n. Chr. endgültig an die mohammedanischen Araber verloren.
Heute zählt die Metropole fast 4.000.000 Einwohner und ist der wichtigste Hafen des Landes. 75 % des ägyptischen Importes werden hier verschifft. Daneben ist Alexandria der zweitgrößte Industriestandort des Landes und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt.
Ich bin von der Stadt begeistert. Insbesondere die zwischen den beiden Hafenbecken liegende Altstadt hat es mir angetan. Ihre Basare und engen Gassen erinnern mich an ein morgenländisches Märchen.
Sicherlich zeugt es nicht gerade von großer Kulturhöhe, dass ich hier, erstmals seit einem Monat, die Filiale einer bekannten amerikanischen Fast-Food-Kette besuche. Vergleichbare westliche Restaurants gab es die ganzen Wochen in Libyen nicht. Deshalb kann ich der Versuchung von Cheeseburgern und Pommes Frites einfach nicht widerstehen.
Quartier beziehe ich im Hotel »Union«, das nur einen Steinwurf von der mondänen Strandpromenade entfernt liegt. Es besitzt einen alten Aufzug, der so langsam fährt, dass man Angst bekommt, stecken zu bleiben. Ansonsten ist alles picobello: Zimmer und WC sind in Ordnung, es gibt auch warmes Wasser. Mitten in der Nacht stehe ich auf, da Bernd am Flughafen ankommen soll. Mit Bernd habe ich mich in Deutschland für einen Teil der Wegstrecke verabredet. Man will sich ja nicht alleine durch den nordsudanesischen Sand quälen.
Ich warte bis 4.00 Uhr morgens in der Flughafenhalle. Endlich, zeitgleich mit einem Haufen Mekkapilger, kommt Bernd an. Die »Hadschis« werden von ihren Angehörigen, die ein großes Empfangskomitee bilden, wie Fußballstars gefeiert.
Die Rückfahrt nach Alexandria – Bernd und ich fahren jetzt zusammen auf meiner Honda mit seinem gesamten Gepäck – wird abenteuerlich. Schalten und Lenken gestalten sich schwierig, aber mit Besonnenheit kommen wir ans Ziel.
Am nächsten Morgen müssen wir die Herberge wechseln, da unser Haus ausgebucht ist. Im Hotel »Triumphe« in derselben Straße gegenüber finden wir eine neue Bleibe. Im Foyer sitzt ein Papagei und plappert vor sich hin. Am Abend nach einer ausgiebigen Siesta flanieren wir ein wenig durch die Stadt. Am Hauptplatz essen wir zum ersten Mal »Schawarma«. Schawarma ist am Spieß gebratenes Fleisch, das in einem Brötchen serviert wird. Im Café nebenan trinken wir danach als Digestif einen Tee mit frischen Minzeblättern.
In Alexandria komme ich endlich dazu, den Schlafanzug, den ich in der Libyschen Wüste geschenkt bekommen habe, nach Deutschland zu schicken. Über 2.000 Kilometer habe ich das Paket durch den afrikanischen Kontinent mit mir herumgeschleppt. Dadurch ist es schon ein wenig in Mitleidenschaft gezogen. Ich bin froh, dass ich es endlich auf den Weg bringen kann. Bei meiner Rückkehr nach Deutschland wird sich allerdings herausstellen, dass die Sendung nicht wie adressiert an meine Eltern geht, sondern an meine Kölner Wohnung, die ich als Absender angegeben habe.
In den folgenden Tagen suchen Bernd und ich mehrfach die Transportfirma Mesco auf, die für den Transport von Bernds Motorrad nach Alexandria zuständig ist. Wir lernen dort Ihab und Quael kennen, die zwar sehr freundlich sind, uns aber immer wieder mit verschiedensten Entschuldigungen hinhalten, weshalb das Schiff mit der Africa Twin noch nicht angekommen ist.
Fakt ist: Das Motorrad befindet sich noch auf hoher See. So absolvieren wir das übliche Touristenprogramm: Die Katakomben, die Säule des Pompejus, Zitadelle und die Neue Bibliothek. Sie ist die größte des Nahen Ostens und gilt als architektonische Besonderheit.
Die Abende verbringen wir mit Ihab, Quael und Sharif. Der ist ein Freund von Ihab und Zollagent. Sharifs Leidenschaft besteht darin, stundenlang mit dem Auto die Uferstraße herauf und herunter zu fahren. Dabei saugen wir die großartige Atmosphäre der Stadt ein. Das Leben spielt sich im Orient zum Großteil auf der Straße ab. Hier sitzen die Männer vor den Cafés, trinken Tee oder Kaffee und rauchen eine Wasserpfeife. Es wird erzählt, getauscht, ge- und verkauft. Ein buntes, malerisches Treiben, das ich nicht müde werde zu beobachten und zu bestaunen. Wenn wir uns satt gesehen haben, geht es meist weiter in die diversen Bars der Stadt.
Aus unserem Trott werden wir herausgerissen, als uns Ihabs Mutter zu einem richtigen ägyptischen Festmahl einlädt. Die Vorbereitungen hierfür haben zwei Tage in Anspruch genommen, bestätigt sie uns glaubhaft. Wir sitzen mit der ganzen Familie an einer riesigen Tafel, dann werden 20 verschiedene Speisen serviert. Wir sollen von jeder probieren, doch nach dem zehnten Gang muss ich abwinken. All diese Gerichte, die mir zum größten Teil völlig unbekannt sind, schmecken wirklich köstlich. Aber zu viel ist zu viel.
Wir revanchieren uns mit einer Einladung in ein elegantes Fischrestaurant. Dort kann man sich alle nur erdenklichen Fische und Krustentiere, die alle noch leben, aussuchen und zubereiten lassen.
Später fahren wir mit dem Auto durch die Gegend, hören laute Musik und trinken Bier. Die Stimmung ist ausgelassen. In einem Park machen wir Rast. Dort lasse ich mich verführen, zum ersten Mal in meinem Leben eine »besondere« Zigarette zu rauchen. Mir wird versichert, dies sei hier üblich und gesellschaftsfähig. Außerdem völlig harmlos. Also zünde ich mir die »Tüte« an, und weiter geht die Fahrt. Ich inhaliere nur wenige Male tief, und schon überkommt mich ein Gefühl von Schwindel. Ich brauche dringend frische Luft. Nichts wie raus aus dem Auto. Drei Stunden lang gehe ich auf einem Parkplatz im Kreis, bis die Wirkung der Zigarette endlich nachlässt. Nie wieder in meinem Leben werde ich ein solches Zeug anfassen.
Die Zeit des Wartens auf die zweite Twin verbringe ich meist mit Lesen. Ich habe stets zwei deutsche Bücher dabei – eines zum Lesen, eines zum Tauschen. Die Hotels fungieren hierbei als Tauschbörse. Die Honda hat nun die ersten 3.000 km hinter sich. Insbesondere die Hinterradbremse kontrolliere ich sehr genau und ziehe fast jeden Tag die Schraube der Bremsaufhängung nach. Der Schock aus Libyen sitzt noch tief.
Bernd geht fast täglich ins Büro der Frachtgesellschaft. Doch seine Maschine kommt und kommt nicht. Daraufhin beschließen wir, die Wartezeit zu verkürzen und fahren mit dem Zug nach Kairo. Dort wohnen wir im Hotel »Sawa Inn«, einer netten Absteige, in der viele Backpacker, wie die Rucksackreisenden genannt werden, aus aller Herren Länder untergebracht sind. Abends probieren wir erstmals »Kushari«. Das ist ein vegetarisches Gericht, das im Wesentlichen aus Linsen, Reis und getrockneten Zwiebeln besteht.
Die nächsten beiden Tage verbringen wir mit der Besichtigung Kairos. Das Ägyptische Museum fasziniert mich durch die goldverzierten Grabbeilagen und die Vielzahl seiner Exponate. Jemand hat ausgerechnet, dass man eine Woche lang beschäftigt wäre,...
Erscheint lt. Verlag | 1.1.2015 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Afrika • Motorrad • Motorradabenteuer • Motorradreise |
ISBN-10 | 3-945784-07-7 / 3945784077 |
ISBN-13 | 978-3-945784-07-5 / 9783945784075 |
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Größe: 7,4 MB
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