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Lichterspiele (eBook)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
208 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-21591-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lichterspiele -  Rosamunde Pilcher
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Das Geheimnis des Glücks Ihren Vater hat Emma Litton niemals richtig kennengelernt. Was für ein Mensch ist dieser weltberühmte Maler, den sie ein Leben lang immer nur aus der Ferne sehnsüchtig bewunderte? Emma ist sich sicher: Glücklich kann sie nur werden, wenn sie sich endlich einen Platz im Herzen ihres Vaters erobert. Also verlässt sie ihre Wahlheimat Paris und zieht zu ihm nach Cornwall. Doch dort muss Emma erkennen, dass es für das Glück kein Patentrezept gibt - sie muss ihren eigenen Weg finden. Und es gibt jemanden, der ihr dabei helfen könnte ...

Rosamunde Pilcher wurde 1924 in Lelant/Cornwall geboren, arbeitete zunächst beim Foreign Office und trat während des Zweiten Weltkrieges dem Women´s Royal Naval Service bei. 1946 heiratete sie Graham Pilcher und zog nach Dundee/Schottland. Rosamunde Pilcher schrieb seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr. Ihre Romane haben sie zu einer der erfolgreichsten Autorinnen der Gegenwart gemacht. Rosamunde Pilcher starb im Februar 2019.

Rosamunde Pilcher wurde 1924 in Lelant/Cornwall geboren, arbeitete zunächst beim Foreign Office und trat während des Zweiten Weltkrieges dem Women´s Royal Naval Service bei. 1946 heiratete sie Graham Pilcher und zog nach Dundee/Schottland. Rosamunde Pilcher schrieb seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr. Ihre Romane haben sie zu einer der erfolgreichsten Autorinnen der Gegenwart gemacht. Rosamunde Pilcher starb im Februar 2019.

2


London im Februar – es regnete. Es hatte um sieben Uhr morgens begonnen, und seitdem hatte es ohne Unterlass geregnet. Bis halb zwölf hatte nur eine Handvoll Leute die Ausstellung besucht, und diese Enthusiasten waren, wie jemand mutmaßte, nur gekommen, um dem Regen zu entgehen. Sie schüttelten nasse Regenmäntel und triefende Regenschirme, sie standen herum und klagten über das Wetter, bevor sie sich bequemten, einen Katalog zu kaufen.

Um halb zwölf kam der Mann herein, der ein Bild kaufen wollte. Er war Amerikaner, im Hilton abgestiegen, und fragte nach Mr. Bernstein. Peggy, die Empfangsdame, nahm die Karte, die er ihr reichte, erkundigte sich höflich, ob es ihm etwas ausmache, einen Moment zu warten, und kam dann nach hinten ins Büro, um mit Robert zu sprechen.

«Mr. Morrow, da draußen ist ein Amerikaner namens …» Sie warf einen Blick auf die Karte. «Lowell Cheeke. Er war vor einer Woche schon mal hier, und Mr. Bernstein hat ihm den Ben Litton mit den Hirschen gezeigt. Es sah ganz so aus, als würde er das Bild kaufen, aber dann konnte er sich wohl doch nicht entschließen. Er wollte es sich überlegen, sagte er.»

«Haben Sie ihm gesagt, dass Mr. Bernstein in Edinburgh ist?»

«Ja, aber er kann nicht warten. Er kehrt übermorgen in die Staaten zurück.»

«Dann spreche ich wohl am besten mit ihm», sagte Robert.

Er stand auf, und während Peggy die Tür aufhielt, um den Amerikaner hereinzubitten, erledigte er rasch den fälligen Frühjahrsputz auf seinem Schreibtisch, ordnete ein paar Briefe, leerte den Aschenbecher in den Papierkorb und schob den Korb mit der Schuhspitze unter den Schreibtisch.

«Mr. Cheeke.» Peggy meldete den Besucher wie ein gut geschultes Dienstmädchen.

Robert kam um den Schreibtisch herum, um ihm die Hand zu reichen.

«Guten Morgen, Mr. Cheeke. Ich bin Robert Morrow, Mr. Bernsteins Partner. Ich bedaure, er ist leider heute in Edinburgh, aber vielleicht kann ich Ihnen dienen …?»

Lowell Cheeke war ein kleiner, sehr selbstbewusster Mann, der einen Regenmantel und einen schmalkrempigen Hut trug. Beides war klatschnass, was darauf hindeutete, dass Mr. Cheeke nicht mit dem Taxi gekommen war. Mit Roberts Hilfe entledigte er sich der durchweichten Kleidungsstücke, und zum Vorschein kamen ein marineblauer Anzug aus garantiert knitterfreiem Material und ein nadelgestreiftes Nylonhemd. Er trug eine randlose Brille, die Augen dahinter waren kalt und grau. Es war schwer einzuschätzen, was er zu bieten hatte – sowohl in finanzieller wie in künstlerischer Hinsicht.

«Vielen Dank», sagte Mr. Cheeke. «Ein grässlicher Morgen …»

«Sieht auch nicht danach aus, dass es aufhört … Zigarette, Mr. Cheeke?»

«Nein, danke, ich rauche nicht mehr.» Er hustete verlegen. «Meine Frau hat es mir abgewöhnt.»

Sie schmunzelten über die weibliche Empfindsamkeit. Mr. Cheekes Augen schmunzelten nicht mit. Er griff sich einen Stuhl und setzte sich zurecht, indem er einen polierten schwarzen Schuh über das andere Knie legte. Es sah ganz so aus, als fühle er sich bereits zu Hause.

«Ich war vor einer Woche schon mal hier, Mr. Morrow, und Mr. Bernstein hat mir ein Bild von Ben Litton gezeigt – Ihre Empfangsdame hat Sie vermutlich informiert.»

«Ja. Das Hirschgemälde.»

«Ich möchte es mir gern noch einmal ansehen, wenn ich darf. Ich kehre übermorgen in die Staaten zurück und muss mich entscheiden.»

«Aber selbstverständlich …!»

Das Bild, das auf Mr. Cheekes Entscheidung wartete, lehnte immer noch an der Wand des Büros. Robert zog die Staffelei in die Mitte des Raumes, drehte sie zum Licht und hob den Ben Litton vorsichtig hinauf. Es war ein großes Bild, ein Ölgemälde, drei Hirsche in einem Wald. Licht sickerte durch die kaum angedeuteten Zweige, und der Künstler hatte viel Weiß verwendet, was dem Bild etwas Ätherisches verlieh. Doch das Interessanteste war, dass es nicht auf Leinwand, sondern auf Jute gemalt war. Die raue Struktur des Stoffes hatte den Pinselstrich des Malers verwischt wie die Konturen einer bei hoher Geschwindigkeit aufgenommenen Fotografie.

Der Amerikaner brachte seinen Stuhl mit einer Drehung in die richtige Position und richtete das kalte Funkeln seiner Brille auf das Gemälde. Robert zog sich diskret in den Hintergrund des Raumes zurück, um Mr. Cheekes Urteil in keiner Weise zu beeinträchtigen; ihm selbst war der Blick auf das Bild von dem runden Bürstenschnittkopf seines potenziellen Kunden verdeckt. Er persönlich mochte das Bild, obwohl er eigentlich kein Fan von Ben Litton war. Er fand seine Arbeiten gekünstelt und nicht immer leicht zu verstehen – möglicherweise eine Spiegelung der Persönlichkeit des Künstlers –, doch diese rasch hingeworfene Waldimpression konnte man immer wieder betrachten, ohne sie jemals leid zu werden.

Mr. Cheeke erhob sich von seinem Stuhl, trat vor das Gemälde, betrachtete es eingehend, trat wieder zurück und lehnte sich schließlich an Roberts Schreibtisch.

«Was, glauben Sie, Mr. Morrow», fragte er, ohne sich umzudrehen, «hat Litton veranlasst, es auf Sackleinen zu malen?»

Bei dem Wort Sackleinen hätte Robert beinahe gelacht. Am liebsten hätte er etwas Respektloses gesagt – vermutlich hatte er gerade einen alten Sack herumliegen –, aber Mr. Cheeke sah nicht so aus, als würde er Despektierlichkeiten dulden. Mr. Cheeke war hier, um Geld auszugeben – und das war stets ein ernsthaftes Geschäft. Robert wurde jetzt klar, dass er den Litton als Kapitalanlage kaufte, in der Hoffnung, es würde sich für ihn auszahlen.

Also sagte Robert: «Ich habe leider keine Ahnung, Mr. Cheeke, aber es verleiht der Arbeit einen höchst ungewöhnlichen Charakter.»

Mr. Cheeke wandte den Kopf und schenkte Robert ein kühles Lächeln.

«Sie sind über solche Aspekte nicht so gut informiert wie Mr. Bernstein.»

«Nein», sagte Robert, «leider.»

Mr. Cheeke versenkte sich noch einmal in die Betrachtung des Bildes. Stille breitete sich aus. Roberts Aufmerksamkeit begann abzuschweifen. Hintergrundgeräusche waren plötzlich deutlich zu hören: das Ticken seiner Armbanduhr. Stimmengemurmel jenseits der Tür. Donnerndes Grollen wie eine ferne Brandung: der Verkehr auf dem Piccadilly.

Der Amerikaner seufzte tief. Er kramte in seinen Taschen, einer nach der anderen, und suchte etwas. Ein Taschentuch vielleicht. Kleingeld für die Taxifahrt zurück zum Hilton. Robert hatte ihn nicht überzeugt, dass es sich lohnte, den Litton zu kaufen. Er würde eine Entschuldigung vorbringen und gehen.

Mr. Cheeke suchte jedoch nur nach seinem Stift. Als er sich umdrehte, sah Robert, dass er sein Scheckheft schon in der anderen Hand hielt.

Als das Geschäft schließlich abgeschlossen war, entspannte sich Mr. Cheeke. Er wurde richtig menschlich und setzte sogar seine Brille ab, die er in einem geprägten Lederetui verstaute. Er nahm das Angebot eines Drinks an, und so saßen sie bei einem Sherry eine Weile zusammen und sprachen über Marcus Bernstein und Ben Litton und über die zwei oder drei Gemälde, die Mr. Cheeke bei seinem letzten Besuch in London erstanden hatte. Zusammen mit seiner neuesten Erwerbung sollten sie den Grundstein einer kleinen Privatsammlung bilden. Robert erzählte ihm von der Ben-Litton-Retrospektive, die im April in Queenstown, Virginia, gezeigt werden sollte, und Mr. Cheeke notierte es in seinem Kalender; dann standen beide auf, Robert half Mr. Cheeke in den Regenmantel, reichte ihm den Hut, und sie verabschiedeten sich.

«Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mr. Morrow, und das Geschäft mit Ihnen zu machen.»

«Ich hoffe, wir werden Sie wiedersehen, wenn Sie das nächste Mal nach London kommen.»

«Ich werde Sie ganz bestimmt aufsuchen …»

Robert hielt die Tür auf, und sie traten in die Galerie hinaus. Bernstein zeigte in diesen vierzehn Tagen eine Sammlung von Vogel- und Tiergemälden eines obskuren Südamerikaners mit einem unaussprechlichen Namen, ein Mann von bescheidener Herkunft, der sich unglaublicherweise irgendwie irgendwann selbst das Malen beigebracht hatte. Marcus hatte ihn letztes Jahr in New York kennengelernt, war von seinen Arbeiten augenblicklich beeindruckt gewesen und hatte ihn stehenden Fußes eingeladen, in London auszustellen. Jetzt hingen seine prachtvollen Bilder an den strohgrünen Wänden der Galerie Bernstein, und an diesem düsteren Morgen schienen sie den Raum mit dem Grün und dem Sonnenschein eines gesünderen Klimas zu erfüllen. Die Kritiker liebten ihn. Seit der Ausstellungseröffnung vor zehn Tagen war die Galerie nicht ein einziges Mal leer gewesen, und am ersten Tag waren sämtliche Bilder verkauft.

In diesem Augenblick jedoch befanden sich nur drei Personen in der Galerie. Eine davon war Peggy, adrett und unaufdringlich hinter ihrem nierenförmigen Schreibtisch, mit den Druckfahnen eines neuen Kataloges beschäftigt. Dann war da ein Mann mit einem schwarzen Hut, geduckt wie eine Krähe, der gemächlich eine Besichtigungsrunde drehte. Die dritte Person war eine junge Frau, die auf dem mit Knöpfen verzierten Rundsofa mitten im Raum saß. Sie trug ein knallgrünes Kostüm und war von Gepäck umringt; anscheinend hatte sie die Galerie Bernstein in der irrigen Annahme betreten, dass es sich um den Wartesaal eines Bahnhofs handelte.

Robert gelang es mit beachtlicher Selbstbeherrschung, so zu tun, als wäre sie nicht da. Er ging mit Mr. Cheeke über den dicken...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2014
Übersetzer Margarete Längsfeld
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Cornwall • Glück • Liebe • Maler • Paris • Schicksal • Vater/Tochter
ISBN-10 3-644-21591-X / 364421591X
ISBN-13 978-3-644-21591-7 / 9783644215917
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