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Red Rising (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014
576 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-14741-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Red Rising - Pierce Brown
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Der fulminante Auftakt zur New York Times-Bestsellertrilogie
Darrows Welt ist brutal und dunkel. Wie alle Roten schuftet er in den Minen des Mars, um ein Leben auf der Oberfläche des Planeten möglich zu machen. Doch dann wird seine große Liebe getötet, und Darrow erfährt ein schreckliches Geheimnis: Der Mars ist längst erschlossen, und die Oberschicht, die Goldenen, leben in dekadentem Luxus. Darrow schleust sich in ihr sagenumwobenes Institut ein, in dem die Elite herangezogen wird. Er will einer von ihnen werden - um sie dann vernichtend zu schlagen ...



Nach dem Collegeabschluss hätte Pierce Brown eigentlich nichts dagegen gehabt, seine Studien in Hogwarts fortzusetzen. Da es ihm dafür leider an der nötigen magischen Gabe fehlte, versuchte er es mit verschiedenen Jobs in der Medienbranche. Seine Red-Rising-Trilogie wurde ein so sensationeller Erfolg, dass Pierce Brown sich jetzt ganz dem Schreiben widmen kann. Der Autor lebt in L.A.

1    Höllentaucher

Das Erste, was ihr über mich wissen solltet, ist, dass ich der Sohn meines Vaters bin. Und als sie ihn holten, tat ich, worum er mich gebeten hatte. Ich habe nicht geweint. Nicht als die Weltengesellschaft die Nachricht seiner Verhaftung senden ließ. Nicht als die Goldenen ihn vor Gericht stellten. Nicht als die Grauen ihn hängten. Dafür bekam ich Prügel von Mutter. Eigentlich war mein Bruder Kieran der stoische von uns. Er war der Ältere, ich der Jüngere. Eigentlich hätte ich weinen sollen. Stattdessen heulte Kieran wie ein Mädchen, als die kleine Eo eine Haemanthus-Blüte in Vaters linken Arbeitsstiefel steckte und an die Seite ihres eigenen Vaters zurückrannte. Meine Schwester Leanna murmelte neben mir eine Wehklage. Ich schaute nur zu und dachte, dass es eine Schande war, dass er tanzend, aber ohne seine Tanzschuhe starb.

Auf dem Mars ist die Schwerkraft nicht sehr groß. Also muss man an den Füßen des Gehängten ziehen, um ihm das Genick zu brechen. Diese Aufgabe überlassen sie den Angehörigen.

*

In meinem Kochanzug rieche ich meinen eigenen Gestank. Der Anzug besteht aus Nanoplastik und ist so heiß, wie der Name vermuten lässt. Er isoliert mich vom Scheitel bis zur Sohle. Nichts kommt rein. Nichts geht raus. Und schon gar nicht die Wärme. Das Schlimmste ist, dass man sich nicht den Schweiß aus den Augen wischen kann. Er juckt drecksverdammt, wenn er durch das Stirnband läuft und sich rund um die Füße sammelt. Ganz zu schweigen vom Gestank, wenn man pisst. Was man ständig tut. Man muss eine Menge Wasser durch das Trinkröhrchen aufnehmen. Wahrscheinlich könnte man sich auch einen Katheter legen lassen. Wir haben uns für den Gestank entschieden.

Das Bohrteam meines Clans tauscht über den Kom in meinem Ohr Tratsch aus, während ich auf dem Greifbohrer sitze. Ich bin ganz allein in diesem tiefen Tunnel auf einer Maschine, die wie eine riesige Metallhand konstruiert ist und sich in den Untergrund krallt. Ich steuere die steinschmelzenden Finger vom Holstersitz aus, genau dort, wo sich das Ellbogengelenk befindet. Meine Finger stecken in Kontrollhandschuhen, mit denen ich die vielen tentakelähnlichen Bohrer bewege, die sich etwa neunzig Meter unterhalb meines Sitzes befinden. Es heißt, um ein Höllentaucher sein zu können, muss man Finger haben, die schnell wie flackernde Flammenzungen sind. Meine flackern schneller.

Trotz der Stimmen in meinem Ohr bin ich allein in dem tiefen Tunnel. Meine Welt besteht nur noch aus Vibration, dem Echo meines eigenen Atems und einer so drückenden und widerlichen Hitze, dass es sich anfühlt, als wäre ich in eine schwere Bettdecke aus heißer Pisse eingehüllt.

Ein neuer Strom von Schweiß bricht durch das scharlachrote Stirnband, das ich mir um den Kopf gebunden habe, und läuft mir brennend in die Augen, bis sie so rot wie mein rostrotes Haar sind. Früher hatte ich immer wieder versucht, mir den Schweiß mit der Hand abzuwischen, nur um völlig vergeblich an der Helmscheibe meines Kochanzugs zu kratzen. Ich will es immer noch tun. Selbst nach drei Jahren ist das Jucken und Brennen des Schweißes eine einzige Qual.

Die Tunnelwände rund um meinen Holstersitz werden von zahlreichen Lampen in schwefeliges Gelb getaucht. Die Reichweite des Lichts ist begrenzt, wenn ich den dünnen vertikalen Schacht hinaufblicke, den ich heute gegraben habe. Über mir schimmert kostbares Helium-3 wie flüssiges Silber, aber ich blicke in die Schatten, halte Ausschau nach den Grubenottern, die sich durch die Dunkelheit winden und die Wärme meines Bohrers suchen. Sie würden sich durch meinen Anzug fressen und sich dann an der wärmsten Stelle verkriechen, die sie finden können, normalerweise im Bauch, um darin ihre Eier abzulegen. Ich bin schon einmal gebissen worden. Ich träume immer noch von dem Tier – schwarz und wie eine dicke Ranke aus Öl. Sie können so dick wie ein Oberschenkel und so lang wie drei Männer werden, aber es sind die Babys, die wir am meisten fürchten. Sie haben noch nicht gelernt, ihr Gift einzuteilen. Genauso wie ich kamen ihre Vorfahren von der Erde, aber der Mars und die tiefen Tunnel haben sie verändert.

Es ist unheimlich in den tiefen Tunneln. Einsam. Neben dem Lärm des Bohrers höre ich die Stimmen meiner Freunde, die alle älter sind. Aber ich kann sie einen halben Kilometer über mir in der Dunkelheit nicht sehen. Sie bohren weit oben, in der Nähe der Mündung des Tunnels, den ich gegraben habe, steigen mit Seilen und Haken ab und hängen an den Tunnelwänden, um an die kleinen Helium-3-Adern heranzukommen. Sie arbeiten mit meterlangen Bohrern und sammeln die Krümel auf. Auch diese Arbeit erfordert geschickte Hände und Füße, aber ich bin der Spitzenverdiener dieses Teams. Ich bin der Höllentaucher. Dazu muss man aus einem besonderen Holz geschnitzt sein – und ich bin der jüngste, der jemals diesen Job gemacht hat.

Ich bin schon seit drei Jahren in den Minen. Man fängt mit dreizehn an. Wer rammeln kann, kann auch rackern. Zumindest behauptet Onkel Narol das. Allerdings habe ich erst vor sechs Monaten geheiratet. Deshalb weiß ich nicht, warum er das gesagt hat.

Eo tanzt durch meine Gedanken, während ich auf meine Kontrollanzeigen blicke und die Finger des Greifbohrers um eine frische Ader schließe. Eo. Manchmal fällt es mir schwer, sie anders zu nennen als so, wie wir sie als Kinder genannt haben.

Kleine Eo – ein winziges Mädchen, das sich unter einer roten Mähne versteckt. Rot wie der Fels um mich herum, kein echtes Rot, sondern Rostrot. Rot wie unsere Heimat, wie der Mars. Auch Eo ist jetzt sechzehn. Und sie könnte wie ich sein – aus einem Clan von Rotstein-Bergleuten, einem Clan der Musik, des Tanzes und des Bodens – aber sie könnte auch aus Luft gemacht sein, aus dem Äther, der die Sterne zusammenhält. Nicht dass ich jemals Sterne gesehen hätte. Kein Roter aus den Bergbaukolonien sieht jemals die Sterne.

Kleine Eo. Man wollte sie verheiraten, als sie vierzehn geworden war, wie alle Mädchen des Clans. Aber sie entschied sich für die knappen Rationen und wartete, bis ich sechzehn geworden war, das Heiratsalter für Männer, bevor sie sich das Band über den Finger schob. Sie sagte, sie hätte gewusst, dass wir heiraten werden, seit wir Kinder waren. Ich nicht.

»Halt. Halt. Halt!«, blafft Onkel Narol über den Kom-Kanal. »Darrow, halt an, Junge!« Meine Finger erstarren. Er ist hoch über mir bei den anderen und beobachtet meine Aktionen über sein Display.

»Wo brennt’s?«, frage ich verärgert. Ich mag keine Unterbrechungen.

»Wo es brennt, fragt der kleine Höllentaucher«, sagt der Alte Barlow glucksend.

»Da ist eine Gasblase, verdammt«, gibt Narol zurück. Er ist der Teamsprecher unserer etwas über zweihundert Leute. »Halt. Ich fordere ein Scanteam an, das die Einzelheiten checken soll, bevor du uns alle in die Hölle sprengst.«

»Diese Gasblase? Sie ist winzig«, erwidere ich. »Mehr ein Gasbläschen. Damit komme ich klar.«

»Ein Jahr auf dem Bohrer, und schon glaubt er, dass er seinen Kopf von seinem Loch unterscheiden kann. Armer kleiner Trottel«, fügt der Alte Barlow trocken hinzu. »Vergiss nicht die Worte unseres goldenen Herrschers. Geduld und Gehorsam, mein junger Bursche. Geduld ist besser als Wagemut. Und Gehorsam ist besser als Menschlichkeit. Hör auf das, was die Älteren sagen.«

Ich verdrehe nur die Augen, als ich den Spruch höre. Wenn die Älteren tun könnten, was ich tun kann, würde es sich vielleicht lohnen, auf sie zu hören. Aber sie denken und bewegen sich sehr langsam. Manchmal habe ich den Eindruck, sie wünschen sich, ich wäre genauso, insbesondere mein Onkel.

»Ich bin topfit«, sage ich. »Wenn ihr glaubt, dass es hier eine Gasblase gibt, kann ich einfach runterhüpfen und sie handscannen. Kein Problem. Geht schnell.«

Sie werden mich ermahnen, vorsichtig zu sein. Als hätte Vorsicht ihnen jemals weitergeholfen. Wir haben seit Ewigkeiten keinen Lorbeer mehr gewonnen.

»Willst du Eo zur Witwe machen?« Barlow lacht und seine Stimme kommt mit einem Rauschen durch den Kom-Kanal. »Meinetwegen. Sie ist ein hübsches kleines Ding. Bohr in die Blase und überlass sie mir. Ich mag alt und fett sein, aber mein Bohrer bohrt immer noch prächtig.«

Ein Chor aus Gelächter kommt von den zweihundert Arbeitern über mir. Ich packe die Steuerung so fest, dass meine Fingerknöchel weiß werden.

»Hör auf Onkel Narol, Darrow. Es ist besser, sich zurückzuhalten, bis wir klare Werte haben«, setzt mein Bruder Kieran hinzu. Er ist drei Jahre älter als ich. Deshalb glaubt er, ein Weiser zu sein und sich viel besser auszukennen. Aber er kennt sich nur mit Vorsicht aus. »Wir haben noch genug Zeit.«

»Zeit? Verdammt, das wird Stunden dauern«, gebe ich zurück. In diesem Punkt sind alle gegen mich. Aber sie liegen alle falsch, sie sind viel zu langsam und verstehen nicht, dass der Lorbeer nur noch einen mutigen Schritt entfernt ist. Und vor allem haben sie Zweifel an mir. »Du bist einfach nur ein Feigling, Narol.«

Stille am anderen Ende der Verbindung.

Jemanden als Feigling zu bezeichnen, ist keine gute Methode, um ihn zur Zusammenarbeit zu bewegen. Das hätte ich lieber nicht sagen sollen.

»Ich sage, mach den Scan selber«, quäkt Loran, mein Cousin und Narols Sohn. »Kommt mir jetzt nicht mit Gamma ist so gut wie Gold – sie werden den Lorbeer zum, ich weiß nicht, hundertsten Mal bekommen.«

Der Lorbeer. Vierundzwanzig Clans in der unterirdischen...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2014
Reihe/Serie Red-Rising-Reihe
Red-Rising-Reihe
Übersetzer Bernhard Kempen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Red Rising - The Red Rising Trilogy Book 1
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 14 • Abenteuer • Die Tribute von Panem • Dystopie • eBooks • Jugendbuch • Jugendbücher • Mars • New York Times Bestseller • Science Fiction • Science Fiction, Abenteuer, Dystopie, Mars • Young Adult
ISBN-10 3-641-14741-7 / 3641147417
ISBN-13 978-3-641-14741-9 / 9783641147419
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