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Die Staatsanwältin (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014
400 Seiten
SCM Hänssler (Verlag)
978-3-7751-7208-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
(CHF 9,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
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Staatsanwältin Jamie Brock macht keine Kompromisse. In einem Justizsystem, in dem 95 Prozent der Strafprozesse durch einen Deal zwischen Anklage und Verteidigung beendet werden, bringt sie jeden ihrer Fälle vor einen Richter. Doch als ihr persönlicher Widersacher für den Mord an seiner Frau angeklagt wird und einen Plan entwickelt, das gesamte System zu blockieren, steht Jamie vor der schwierigsten Entscheidung ihrer Karriere. Sie kann ihn nur überführen, wenn sie jedes ihrer eisernen Prinzipien hinterfragt.

Randy Singer wird von der Fachpresse hoch gelobt. Seine Justiz-Thriller sind 'mindestens genauso unterhaltsam wie John Grisham' (Publishers Weekly). Für 'Die Witwe' erhielt er sogar den begehrten Christy Award. Dabei kommt Singer aus der Praxis: Im wirklichen Leben arbeitete er als Anwalt. Und die Botschaft von Gottes Liebe 'verteidigt' er sonntags auf der Kanzel der 'Trinity Church' in Virgina Beach (USA).

Randy Singer wird von der Fachpresse hoch gelobt. Seine Justiz-Thriller sind "mindestens genauso unterhaltsam wie John Grisham" (Publishers Weekly). Für "Die Witwe" erhielt er sogar den begehrten Christy Award. Dabei kommt Singer aus der Praxis: Im wirklichen Leben arbeitete er als Anwalt. Und die Botschaft von Gottes Liebe "verteidigt" er sonntags auf der Kanzel der "Trinity Church" in Virgina Beach (USA).

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5


Am Donnerstagnachmittag, einen Tag nachdem die Autopsieergebnisse veröffentlicht worden waren, machte ich es mir auf einem der Lederstühle in unserem Hauptkonferenzraum bequem, um mir die Pressekonferenz zum Fall Caleb Tate anzusehen. Andere Kollegen waren vor Gericht beschäftigt, aber ich hatte eine Freundin überredet, meine Termine an diesem Nachmittag zu übernehmen. Zwei Büroassistenten gesellten sich zu mir, während ich darauf wartete, dass der Nachrichtensender sein normales Programm unterbrach.

Rikki Tates Tod dominierte bereits die lokalen Nachrichtensendungen und hatte sogar ein paar landesweite Erwähnungen erhalten. Bevor sie nach Atlanta gezogen war, hatte Rikki in Las Vegas als Showgirl gearbeitet. In Atlanta hatte sie ein bisschen gemodelt und für einen exklusiven Begleitservice gearbeitet. Als das Sittendezernat von Milton County Rikki unter Druck gesetzt hatte, gegen die Geschäftsführung der Firma auszusagen, hatte sie Caleb Tate angeheuert. Er hatte einen Deal für sie ausgehandelt. Rikki arbeitete eng mit Bill Masterson und anderen zusammen, sagte gegen die Zuhälter und Freier aus – auch gegen ein paar von ihren eigenen Kunden – und entging so einer Gefängnisstrafe. Weniger als ein Jahr später wurde sie Caleb Tates Vorzeigepüppchen. Und jetzt, nach zwölf Jahren Ehe, war sie tot.

Was den Fall noch faszinierender machte, war, dass Rikki ungefähr anderthalb Jahre zuvor eine pressewirksame religiöse Bekehrung erlebt hatte, mit der christliche Gruppierungen im ganzen Land warben. Sie hatte Webseiten verklagt, die Nacktfotos von ihr zeigten, und hatte einstweilige Verfügungen beantragt, weil die Verträge, die sie unterzeichnet hatte, sittenwidrig waren. Pornofirmen schlugen Alarm und behaupteten, dass alle ihre Darstellerinnen mit dieser Begründung von ihren Verträgen zurücktreten konnten, wann immer sie wollten. Es hing eine Menge ab von Rikkis Fall, der in diesem Moment immer noch in der Ermittlungsphase war.

Die Autopsieergebnisse befeuerten die Kontroversen. Manche behaupteten, das sei der Beweis, dass Rikki Tate sich nie ehrlich verändert hatte, dass ihre Bekehrung und die Anklagen nur Werbegags seien. Andere behaupteten, ihre Veränderung sei echt und habe Probleme in der Ehe verursacht, die schließlich zu ihrer Ermordung führten. Zu diesem Lager gehörte ich. Und dann waren da noch die Verschwörungstheoretiker, die überzeugt waren, Rikki sei irgendwie von Auftragskillern der Pornoindustrie vergiftet worden.

Tate hielt seine Pressekonferenz in einem eleganten Konferenzraum seiner Kanzlei ab. Die Wand hinter ihm diente als Werbetafel für seine Dienste – die Worte Tate & Partner prangten darauf in großen, erhabenen goldenen Lettern. Der Raum war mit dunklem Holz getäfelt und mit Originalölbildern eines impressionistischen Künstlers geschmückt. Tate hatte am Ende eines polierten Eichentisches ein Pult aufgestellt.

Er trug seinen neuesten Designeranzug; jedes Haar saß, und er sah gebräunt aus, als sei er gerade aus einem Urlaub in Hawaii gekommen. Er war schlau genug, um düster und todunglücklich zu wirken, und ich wurde wieder daran erinnert, was für ein großartiger Schauspieler er während Antoine Marshalls Prozess gewesen war.

»Mein Name ist Caleb Tate, und ich habe diese Pressekonferenz einberufen, um auf die Gerüchte über meine Frau und die Umstände ihres Todes zu reagieren.« Tate hob den Kopf und blickte mit blutunterlaufenen Augen und dunklen Augenringen in die Kamera. Entweder hatte der Mann wach gelegen und geweint, oder er hatte einen guten Visagisten. »Ich habe heute nicht vor, Fragen zu beantworten. Der Tod meiner geliebten Frau hat mich bis ins Innerste erschüttert, und ich habe es immer noch nicht ganz begriffen. Dieser Schmerz wird jedoch von Gerüchten noch verstärkt, zu denen ich Stellung nehmen muss.«

Tate hatte keine Notizen und ließ es aussehen, als spräche er frei. Aber ich hatte ihn schon beobachten können. Ich wusste, dass jedes Wort sorgfältig gewählt und mehrfach geprobt war.

»Wie die Autopsieergebnisse gestern bewiesen haben, starb meine Frau an einer Überdosis gewisser Medikamente, unter anderem Oxycodon. Angesichts der Messwerte dieser Medikamente in ihrem Organismus sind im Internet die Gerüchte explodiert, dass daran etwas faul sein könnte. Um diese unverantwortlichen und haltlosen Aussagen zum Verstummen zu bringen, möchte ich ein paar Dinge ganz glasklar sagen.«

Während er sprach, fiel mir seine sorgfältige Wortwahl auf. Die Vorwürfe, dass etwas nicht stimmen konnte, waren nur »Internetgerüchte«. Und selbst dort waren sie laut Tate nur Gerüchte über die Möglichkeit eines solchen Tatbestands. Meiner Meinung nach konnte solch ein Mann, der fähig war, seine Worte so sorgfältig zu wählen und so einen Auftritt zu inszenieren, auch einen Giftmord sorgfältig planen und ausführen.

»Ich habe Rikki sehr geliebt. Wir waren in unserer Ehe nie glücklicher als im vergangenen Jahr, und es war unsere Hoffnung und unser Traum, zusammen alt zu werden.«

Tate hielt einen Augenblick inne, um sich wieder zu fassen. Ich bemerkte, dass seine Augen trocken geblieben waren.

»Es stimmt, dass Rikki Probleme mit der Abhängigkeit von gewissen Medikamenten hatte, unter anderem Oxycodon. Wie jeder Arzt Ihnen bestätigen wird, nimmt man mit der Zeit immer mehr und mehr vom selben Medikament, um die erwünschte Wirkung erzielen zu können. Das erklärt die hohen Werte sowohl von Oxycodon als auch Codein in Rikkis Blut.

Manche werden mich für das, was passiert ist, verantwortlich machen wollen. Wenn Sie das wünschen, stellen Sie sich hinten an. Ganz vorne in der Schlange stehe ich. Niemand ist erschütterter von den Ereignissen als ich, und niemand wird härter mit mir ins Gericht gehen als ich selbst. Ich hätte mehr tun sollen, um Rikki bei der Bewältigung ihrer Sucht zu helfen.«

Tates Stimme war rau geworden, und er schluckte trocken. »Ich habe es versucht … ich habe es wirklich versucht … Aber nach einer Weile lernte ich einfach damit zu leben. Rikki veränderte sich durch die Drogen, aber ich liebte sie dennoch. Seit sie tot ist, grüble ich über alles nach, was ich getan oder nicht getan habe. Ich bin besonders bestürzt, dass ich so mit meiner Arbeit beschäftigt war, dass ich nicht für Rikki da war, als sie mich am meisten brauchte.

Wenn Sie mir die Schuld geben wollen – Bitte sehr. Aber geben Sie nicht Rikki die Schuld. In ihrer Jugend wurde sie sowohl von ihrem Stiefvater als auch von einem Onkel missbraucht. Als sie dieser Umgebung schließlich entkam, endete sie in Las Vegas, wo man sie als Blickfang für Shows benutzte, und dann hier in Atlanta, wo sie von einem Edelprostitutionsring wieder missbraucht wurde.

Als ich Rikki kennenlernte, sah ich mehr, ich sah mehr als die oberflächliche Schönheit, die andere anzog. Sie besaß so viel Anmut und Klasse und einen Wunsch zu lieben und geliebt zu werden. Am Ende fand sie diese Liebe in unserer Ehe und in jüngster Zeit durch ihre Bekehrung zum Christentum.«

Tate hielt wieder inne, als überlege er, was er als Nächstes sagen sollte. Im Konferenzraum war es still, und mir war klar, auch ohne ihre Gesichter zu sehen, dass die Reporter fasziniert waren.

»Wenn Sie nie Drogen genommen haben, um den Erinnerungen an einen Missbrauch zu entfliehen, dann haben Sie kein Recht, Rikki zu verurteilen«, fuhr Tate fort. Seine Stimme war jetzt kraftvoller, er verteidigte die Frau, die er liebte. »Sie haben keine Ahnung, was sie durchgemacht hat. Sie war eine wunderbare Ehefrau und eine gute Frau. Sie begegnete der Welt voller Liebe, wurde selbst aber nur wegen ihres Körpers benutzt. Also hören Sie bitte auf, Urteile über meine Frau zu fällen. Sie können sich an mir austoben, wenn Sie wollen, aber lassen Sie Rikki in Frieden ruhen.«

Tate musterte seine gefesselten Zuschauer einen nach dem anderen, wie er es während seiner Schlussplädoyers mit den Geschworenen tat. »Danke«, sagte er und verließ den Konferenzraum.

Ich war frustriert, wie wirkungsvoll seine Vorstellung gewesen war. Er hatte es irgendwie geschafft, seine Rolle zu wechseln – vom Verdächtigen Nummer eins zum Beschützer von Rikki Tate. Wie ritterlich!

Was für ein Mistkerl!

Die Kommentatoren begannen darüber zu reden, wie fesselnd Tates Stellungnahme gewesen sei. Als ich aufstand, seufzte eine der Assistentinnen, die in meiner Nähe saß. »Ich sage es nur ungern«, sagte sie, »aber mir tut der Mann tatsächlich ein bisschen leid.«

Ich fuhr nach Hause und ließ Justice hinaus. Er verschlang sein Abendessen, und ich fragte ihn, ob er einen Ausflug machen wolle. Er wedelte mit dem Schwanz und tänzelte ungeduldig vor der Tür herum. Auf dem Weg zum Krankenhaus saß er auf dem Beifahrersitz meines Wagens, bellte ein paar Mal Fußgänger an und hatte unglaublichen Spaß.

Ich fand einen Platz in der Parkgarage, ließ die Fenster einen Spalt offen und befahl Justice, auf seinem Sitz zu bleiben. Ich schloss die Tür ab und wusste, dass Justice innerhalb von fünf Sekunden auf dem Fahrersitz sein würde. Er würde dort sitzen wie ein kleiner Wachposten, bis ich vom Besuch bei meinem Vater zurückkam, und dann würde er aufstehen und mich ganz aufgeregt abschlabbern, wenn ich in den Wagen stieg.

Es war schön, geliebt zu werden.

Ich sprach ein paar Minuten mit den Krankenschwestern, ließ mir von seinen fehlenden Fortschritten berichten und betrat dann das Zimmer meines Vaters. Die Maschinen piepsten gleichmäßig vor sich hin, und die einzige Bewegung meines Vaters war das langsame Heben und Senken seiner Brust.

Ich wusste nicht, ob ich es mir nur einbildete, aber...

Erscheint lt. Verlag 19.2.2014
Reihe/Serie Justizthriller
Justizthriller
Verlagsort Holzgerlingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Amerika • Anklage • Deal • eBook • Gerechtigkeit • Gericht • Juristen • Jusitz • Justiz • Krimi • Mord • Roman • Strafprozess • Thriller • Verschwörung • Verteidigung • Widersacher
ISBN-10 3-7751-7208-4 / 3775172084
ISBN-13 978-3-7751-7208-0 / 9783775172080
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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