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Todesfalle Route 66 (eBook)

Tommy Gun
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
85 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-8476-6924-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Todesfalle Route 66 -  Manfred Köhler
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'Finden Sie heraus, wer ich bin und was mit mir passiert ist.' Als er diesen Auftrag bekommt, ist Privatdetektiv Russ McGowan äußerst skeptisch. Hat der junge Mann, der ihm 500 Dollar für Recherchen über seine eigene Vergangenheit anbietet, wirklich sein Gedächtnis verloren - oder will er ihn im Auftrag eines Gegners in die Falle locken? Eine erste Spur führt aus Chicago hinaus auf die Route 66, die zu diesem Zeitpunkt aus holprigen Dreckpisten besteht und gerade erst zum Highway ausgebaut wird. Bald stellt sich heraus, dass es tatsächlich Chicagoer Gangster waren, die den namenlosen jungen Mann zu McGowan geschickt haben. Allerdings dient er nicht als Lockvogel, sondern als Vorhut im Kampf gegen einen Feind, dem nicht mal die Mafia gewachsen zu sein scheint...

Manfred Köhler, geboren 1964 in Hof, arbeitet seit 1994 als freiberuflicher Redakteur und Autor. Mit dem Thriller 'Schreckensgletscher' war er für den Glauser-Krimipreis 2008 nominiert. Von ihm erhältlich sind derzeit über 30 E-Books, Printveröffentlichungen und Hörbücher.

Kapitel 1: Verprügelt und verhaftet


 

Ich war kurz davor, meine Hand an Sallys Rücken so tief rutschen zu lassen wie gerade noch erlaubt zwischen Boss und Sekretärin, als mich ein Mann mit unangenehmer Reibeisenstimme aus nächster Nähe von hinten ansprach.

Mister Russ McGowan? Tut mir leid, wenn ich Sie störe.“

Ich hatte Sally und mir einen freien Tag genehmigt, um unseren neuen Auftrag zu feiern. Morgen sollte es losgehen. Unsere Taschen waren heute schon mit Dollars vollgestopft, und Sally war entschlossen, einen ordentlichen Teil davon für einen neuen Hut und sonstiges Lady-Zubehör gleich wieder loszuwerden. Also hatte sie mich zu einem ihrer Lieblings-Modeläden im Geschäftsbezirk Loop geschleppt, und da standen wir nun vor dem Schaufenster, sie fasziniert vom neuesten Designer-Kopfputz, ich von ihrer Kehrseite unter meiner tastenden Rechten.

Die heisere Stimme des Fremden ließ mich herumfahren, sofort bereit, meinen alten Kumpel Smith & Wesson aus seinem Versteck springen zu lassen. Das Bübchen, das sich auf wenige Zentimeter an uns herangepirscht hatte, hob schon mal reflexartig die ausgestreckten Finger.

Was wollen Sie?“, schoss ich statt einer Kugel eine Frage ab.

Ich bräuchte ... vielleicht Ihre Hilfe“, stotterte das Kerlchen, und mir war sofort klar, dass meine Kugelspritze nicht zum Einsatz kommen musste.

Wer meine Hilfe braucht, der kommt von vorne durch meine Bürotür spaziert, statt sich auf der Straße von hinten anzuschleichen.“

Das wollte ich doch! Aber ich kam zu spät und sah Sie gerade noch die Straße überqueren.“

Blödsinn! Woher wollten Sie denn wissen, wer ich bin?“

Jetzt lass ihn doch erst mal erzählen“, mischte sich das blonde Kurvenwunder Sally in mein Verhör. So fasziniert wie vorher auf die Verrücktheiten im Schaufenster, starrte meine Sekretärin jetzt auf den jungen Schönling im verbeulten Anzug. Ihr schmachtender Blick ließ ihn mir gleich noch mal ein paar weitere Ecken unausstehlicher erscheinen.

Keine Sorge, ich habe genug Geld für Ihre Anzahlung“, kam er plötzlich mit ganz neuen Argumenten und zog ein Bündel Dollars aus seiner fleckigen Hose. Zwei Anzahlungen an einem Tag. Das war zu schön, um nicht sämtliche Alarmglocken auf einmal schrillen zu lassen.

Mal langsam, Junge, behalten Sie Ihr Geld.“

Sally starrte mich an, als sei ich nicht ganz wurmfrei in der Birne. Was der Bursche uns da an Dollars unter die Nase hielt, hatte sie längst in ihre ganz eigene Währung umgerechnet: Hüte, Schuhe und Kostüme. Geldbündel ließen die Gedanken meiner Sekretärin auf Hochtouren durch ihr hübsches Köpfchen flitzen.

Ich will jetzt erst mal wissen, wer Sie überhaupt sind“, ging ich weder auf Sallys Stoß in meine Seite noch auf die mir nach wie vor entgegengestreckten Dollars ein.

Das weiß ich nicht“, kam eine Antwort, die ich ganz bestimmt nicht erwartet hatte.

Was soll das heißen?“

Ich habe keine Ahnung, wer ich bin und woher ich komme. Das Geld gehört Ihnen, wenn Sie herausfinden, was mit mir passiert ist und wie ich hierher gekommen bin.“

 

Also, wenn Sie schon nicht wissen, wie Sie heißen, wie soll ich Sie dann nennen, Mister? Vielleicht Nameless?“, versuchte ich, an meinem Schreibtisch sitzend, einen ersten Vorstoß, das Gedächtnis dieses Knaben etwas aufzumöbeln.

Ich hatte Sally erlaubt, auch ihm einen Schuss Denkbeschleuniger in den Kaffee zu verabreichen, aber der Typ hatte abgelehnt und trank nicht mal von seinem unveredelten Gebräu. Zum Ausgleich hatte sich Sally einen Spritzer genehmigt.

Wenn Sie möchten“, prallte mein kleiner Scherz an ihm ab. „Es gibt keine Namen, die mir irgendwas bedeuten.“

Woran können Sie sich denn überhaupt erinnern?“

An eine Bank in irgendeinem Park. Ich saß da und fand einen Zettel mit Ihrer Adresse in meiner Tasche und ein Bündel Dollars.“

Und dann?“

Bin ich aufgestanden und habe mich hierher durchgefragt.“

Und vorher? Hatten Sie auf der Bank übernachtet, oder hatte Sie jemand dort abgesetzt? Vielleicht hat man Ihnen eins über den Schädel gebraten und Sie dort liegen lassen“, bot ich ihm ein paar mögliche Versionen zur Auswahl an.

Der Kerl zeigte keine Regung. Sein Blick war so leer wie Sallys bereits ausgesüffelte Tasse. Eigentlich schaute er an mir vorbei und durch mich hindurch. Seine Klamotten und seine ungekämmten schwarzen Haare sahen aus, als hätte er mehr als nur eine Nacht im Park verbracht.

He!“, gab ich ihm einen verbalen Tritt vors Schienbein. Er zwinkerte gegen seinen glasigen Blick an und schüttelte den Kopf.

Haben Sie den Zettel noch?“, kam mir Sally mit der nächsten Frage zuvor. Ich mochte es nicht allzu sehr, wenn sie sich in meinen Job einmischte, und gab ihr als deutlichen Hinweis auf ihr eigentliches Aufgabengebiet meine leere Tasse.

Hier“, schob er mir den verknitterten Zettel über meinen Schreibtisch. Ich hielt das zerfledderte Ding gegen das trübe Tageslicht, das durch das Fenster hereinfiel. Meine Büroadresse, getippt mit einer Schreibmaschine. Aber da war noch mehr.

Bleistift“, brachte ich Sally auf Trab. Sie nahm ihr äußerst wohlgeformtes Hinterteil von der Schreibtischplatte, lächelte unserem Möchtegern-Klienten aufmunternd zu und beugte sich zu einer Schublade. Den Typen ließen das Lächeln und die Kurven-Attacke völlig kalt, er starrte nur trübselig auf den Boden. Entweder war das ein Linksgestrickter, ergänzte ich im Geiste meine Merkmalsliste über ihn, oder es war ihm mit seinem Gedächtnis auch der Sinn für alles flöten gegangen, was im Leben für Spaß und Abwechslung sorgte.

Hier, Boss“, gab mir Sally den Bleistift und schaute mir über die Schulter interessiert zu, was ich damit tun würde.

Dachte ich es mir doch“, färbte ich mit der flachen Seite der Bleistiftmine vorsichtig das Papier tiefgrau. Die durchgedrückten Linien einer Handschrift wurden sichtbar.

Was soll das?“, fragte Sally in einem Ton, als hätte die Dosis Denkbeschleuniger bei ihr das Gegenteil bewirkt.

Da hat sich eine Notiz von einem anderen Zettel durchgedrückt“, sorgte ich für Aufklärung und entzifferte: „Rt66C2 – sagt Ihnen das was, Mister Nameless?“

Wieder schüttelte dieser wortkarge Besucher nur den Kopf, statt mir zu antworten.

Jetzt galt es, eine weitreichende Entscheidung zu treffen. Aber bevor ich mein kleines Räderwerk unter der Schädeldecke in Gang bringen konnte, gab Sally dem Fall eine ganz neue Wendung. Meine höchst fürsorgliche Sekretärin war zu der Ansicht gelangt, der arme Mensch, der gern unser Klient werden wollte, verdiene eine kleine Auffrischung seiner äußeren Erscheinung, womit sie auch nicht ganz unrecht hatte. Sie fuhr ihm mit allen fünf Fingern der Rechten durch seine struppigen Haare, was ihn aufspringen und unterdrückt aufschreien ließ. Sally zuckte zurück, aber ich war sofort zur Stelle und betrachtete den dicken Schorf, der unter der wirren Frisur bisher nicht aufgefallen war. Ich pfiff durch die Zähne.

Was ist das?“, fragte der Kerl doch allen Ernstes, und nun war es an mir, ihn über einen Teil seiner Vergangenheit aufzuklären, der wohl die Ursache dafür war, dass er sich nicht an sie erinnerte:

Das, mein lieber Mister Nameless, ist eindeutig ein Streifschuss.“

 

Wer mit Kugeln Bekanntschaft machte und danach ohne Gedächtnis auf Parkbänken mit geheimnisvollen Zetteln in der Tasche aufwachte, konnte eigentlich nur mit einer von zwei Fraktionen verfeindet sein oder ihnen angehören: den irischen Gangstern unter Jack O’Halligan, genannt „The Duke“, oder Enrico Garibaldi, dem Boss der italienischen Mafia.

Die schwarzen Haare und das südländische Äußere beantworteten die Frage eigentlich schon, aber ich wollte sichergehen, und dafür gab es eine untrügliche Auskunftsstelle: Fatboys Speakeasy, meine bevorzugte Denkbeschleuniger-Tankstelle.

Fatboy war an diesem Tag leider nicht zu Auskünften aufgelegt. Wie so oft musste ich erst mal mit einem Zwanziger wedeln, bevor der schwitzende Fleischberg sich dazu herabließ, an unserem Platz die Füße stillzuhalten.

Kennst du diesen Herrn hier?“, tastete ich mich vorsichtig an die Sache heran.

Nie gesehen“, behauptete Fatboy und schielte auf den Schein. Er wusste genau, dass für solche Negativ-Antworten kein Cent herausspringen würde, und lauerte auf die nächste Frage.

Und was sagen dir diese Zahlen?“, schob...

Erscheint lt. Verlag 2.1.2014
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte 1920er Jahre • Brandanschlag • Chicago • Diner • Eisenbahn • Gangster • Gefängnis • Hardboiled • Mafia • Privatdetektiv • Route 66 • Schlachthöfe • Sheriff • Whiskey
ISBN-10 3-8476-6924-9 / 3847669249
ISBN-13 978-3-8476-6924-1 / 9783847669241
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