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Nah und Fern (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2013
480 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-13499-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nah und Fern - Nicholas Sparks
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Voller Erwartungen machen sich Nicholas Sparks und sein Bruder Micah 2003 auf eine Weltreise. Was als Urlaub beginnt, wird schon bald ein bewegendes Eintauchen in die Erinnerung - in die dramatische Geschichte ihrer Familie, die durch den tragischen Tod der Eltern und der Schwester allzu früh zerrissen wurde. Diese außergewöhnlichen Memoiren bieten einmalige Einblicke in das Leben des Bestsellerautors.


Nicholas Sparks, 1965 in Nebraska geboren, lebt in North Carolina. Mit seinen Romanen, die ausnahmslos die Bestsellerlisten eroberten und weltweit in über 50 Sprachen erscheinen, gilt Sparks als einer der meistgelesenen Autoren der Welt. Mehrere seiner Bestseller wurden erfolgreich verfilmt, drei weitere Filme sind derzeit in Planung. Alle seine Bücher sind bei Heyne erschienen.

PROLOG


Dieses Buch entstand, weil im Frühjahr 2002 ein Prospekt in meinen Briefkasten flatterte.

Es war ein typischer Tag im Hause Sparks. Den größten Teil des Morgens und des Nachmittags hatte ich damit verbracht, an meinem Roman Das Lächeln der Sterne zu arbeiten. Ich war aber nicht besonders gut vorangekommen und wollte den Tag einfach nur hinter mich bringen. Ich hatte längst nicht so viel geschrieben wie geplant und wusste beim besten Willen nicht, wie ich die Geschichte am nächsten Tag weiterführen sollte. Entsprechend schlecht war meine Laune, als ich gegen Abend den Computer endlich ausschaltete.

Mit einem Schriftsteller zusammenzuleben, ist nicht immer leicht. Ich weiß das so genau, weil meine Frau mich öfter darauf hinweist, und das tat sie auch an diesem Tag. Niemand hört so etwas gern. Man möchte sich sofort verteidigen, aber ich habe inzwischen begriffen, dass es nichts bringt, wenn ich mich rechtfertige und mit ihr darüber debattiere. Es hat keinen Sinn. Statt zu sagen »Stimmt doch gar nicht!«, ergreife ich lieber ihre Hände, blicke ihr tief in die Augen und sage die drei Zauberworte, die jede Frau am liebsten hört: »Du hast Recht, mein Schatz.«

 

Manche Leute glauben, nur weil ich ein relativ erfolgreicher Schriftsteller bin, fällt mir das Schreiben leicht. Sie stellen sich vor, ich notiere einfach alles, »was mir so einfällt«, arbeite ein paar Stunden am Tag, liege den Rest der Zeit entspannt mit meiner Frau am Swimmingpool und plane derweil mit ihr unsere nächste exotische Urlaubsreise.

In Wirklichkeit unterscheidet sich unser Leben kaum von dem einer durchschnittlichen Mittelschichtfamilie. Wir besitzen keinen Stab von Bediensteten, wir sind nicht ständig unterwegs. Zwar haben wir im Garten hinter dem Haus einen Pool mit mehreren Liegestühlen, das stimmt, aber ich kann mich nicht entsinnen, dass diese Liegestühle je besonders intensiv genutzt worden wären. Weder meine Frau noch ich haben tagsüber genug Muße, um herumzusitzen und zu faulenzen. In meinem Fall liegt es an der Arbeit. Bei meiner Frau ist der Grund die Familie. Oder genauer gesagt: die Kinder.

Wir haben nämlich fünf Kinder, muss man wissen. Wenn wir Pioniere wären, fände kein Mensch diese Zahl besonders erstaunlich, aber heutzutage runzeln die Leute irritiert die Stirn. Letztes Jahr im Urlaub unterhielten meine Frau und ich uns mit einem anderen jungen Paar. Ein Thema ergab das andere, und schließlich landeten wir bei den Kindern. Die beiden hatten zwei Kinder, und nachdem sie uns gesagt hatten, wie diese heißen, rasselte meine Frau die Namen unserer Kinder herunter.

Einen Moment lang herrschte Schweigen, und man merkte, dass die andere Frau glaubte, sie hätte sich verhört.

»Sie haben fünf Kinder?«, fragte sie schließlich.

»Ja.«

Mitleidig lächelnd legte sie meiner Frau die Hand auf die Schulter. »Sind Sie verrückt?«

Unsere Söhne sind zwölf, zehn und vier, unsere Zwillingstöchter werden demnächst drei. Es gibt auf der Welt vieles, wovon ich nichts verstehe, aber eins weiß ich mit Sicherheit: Irgendwie schaffen es Kinder, die Dinge in die richtige Perspektive zu rücken. Die beiden älteren wissen, dass ich mein Geld mit Romanschreiben verdiene, aber ich habe meine Zweifel, ob sie sich wirklich vorstellen können, was das bedeutet. Als zum Beispiel mein Zehnjähriger in der Schule nach dem Beruf seines Vaters gefragt wurde, warf er sich stolz in die Brust und erklärte: »Mein Vater sitzt den ganzen Tag am Computer und spielt!« Mein ältester Sohn hingegen sagt hin und wieder zu mir – und er meint es völlig ernst: »Weißt du, Schreiben ist kein Problem. Schwierig ist nur das Tippen!«

Ich arbeite zu Hause, wie viele andere Schriftsteller, aber da hört die Ähnlichkeit auch schon auf. Mein Arbeitszimmer ist kein unzugängliches Heiligtum im oberen Stockwerk, nein, die Tür führt direkt ins Wohnzimmer. Ich habe gelesen, dass manche Autoren absolute Ruhe benötigen, um sich konzentrieren zu können. Bei mir ist das zum Glück anders. Ich brauche diese Stille nicht, und das ist gut so, denn sonst hätte ich wahrscheinlich nie angefangen zu schreiben. Bei uns ist nämlich immer etwas los. Der Trubel beginnt praktisch in dem Moment, in dem meine Frau und ich morgens aufstehen, und Ruhe kehrt erst ein, wenn wir spät abends erschöpft in die Kissen sinken. Ein Tag bei uns zu Hause schafft selbst den stärksten Mann. Das können alle unsere Besucher bestätigen. Erstens platzen unsere Kinder schier vor Unternehmungslust. Jedes von ihnen verfügt über Unmengen von Energie, und wenn man diese mit fünf multipliziert, würde die Summe ausreichen, um ganz Cleveland mit Strom zu versorgen. Auf magische Weise tanken die Kinder beieinander Kraft, jeder profitiert vom anderen. Selbst unsere Hunde sind daran beteiligt, und oft hat man den Eindruck, als würde sogar das Haus bei diesem Energieaustausch mitmachen. Zum Standardprogramm eines ganz normalen Tages gehören: mindestens ein krankes Kind, Spielsachen, die im gesamten Wohnzimmer verstreut sind und wie von Zauberhand sofort wieder auftauchen, nachdem sie weggeräumt wurden, kläffende Hunde, lachende Kinder, ein pausenlos klingelndes Telefon, Berge von Post, Tränen, verschwundene Hausaufgaben, kaputt gegangene Geräte, Projektarbeiten für die Schule, die am nächsten Morgen abgegeben werden müssen und von denen die Eltern natürlich erst im letzten Moment erfahren. Baseballtraining, Gymnastik, Footballtraining, Taekwondo. Handwerker, die kommen und gehen und irgendetwas reparieren  – oder auch nicht. Knallende Türen. Kinder, die den Flur entlangrennen und Gegenstände herumwerfen, Kinder, die sich gegenseitig ärgern, die etwas zu essen wollen oder schluchzen, weil sie hingefallen sind, Kinder, die einem auf den Schoß klettern und quengeln, weil sie SOFORT Zuwendung brauchen. Wenn meine Schwiegereltern wieder abreisen, nachdem sie uns eine Woche besucht haben, können sie jedes Mal gar nicht schnell genug zum Flughafen kommen. Sie haben dunkle Ringe unter den Augen und wirken wie benommen, als hätten sie gerade die Invasion in der Normandie überlebt. Statt »Auf Wiedersehen« zu sagen, schüttelt mein Schwiegervater immer nur den Kopf und flüstert: »Viel Glück. Das werdet ihr auch brauchen!«

Meine Frau nimmt das Chaos gelassen hin. Sie ist überhaupt ungeheuer geduldig und lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Die meiste Zeit genießt sie den Wirbel sogar, glaube ich. Meine Frau, das möchte ich noch hinzufügen, ist eine Heilige.

Entweder das – oder sie ist tatsächlich verrückt.

 

Ich bin für die Post verantwortlich. Jemand muss ja zum Briefkasten gehen, und irgendwie ergab es sich, dass mir diese Aufgabe zufiel.

Der Tag, an dem ich den Prospekt bekommen habe, war wie gesagt ein Tag wie jeder andere. Lexie, damals sechs Monate alt, hatte eine schwere Erkältung und wollte den ganzen Tag lang von meiner Frau umhergetragen werden. Miles hatte unseren Hund mit fluoreszierender Farbe angepinselt und führte ihn stolz vor, als hätte er eine tolle Leistung vollbracht. Ryan musste für eine Klassenarbeit lernen, hatte aber das Buch in der Schule liegen lassen und wollte das Problem dadurch lösen, dass er ausprobierte, wie viel Klopapier er die Toilette hinunterspülen konnte. Landon malte die Wände an – wie so oft –, und was Savannah machte, weiß ich nicht mehr, aber es war bestimmt etwas Außerplanmäßiges, denn mit ihren ebenfalls sechs Monaten hatte sie von ihren Geschwistern schon einiges gelernt. Dazu dröhnte der Fernseher, das Essen blubberte auf dem Herd, die Hunde bellten, das Telefon schrillte mal wieder, kurz, der allgemeine Lärmpegel hatte ein ohrenbetäubendes Niveau erreicht. Ich befürchtete, dass selbst meiner Frau in Kürze der Geduldsfaden reißen würde, Heiligenschein hin oder her. Also stieß ich mich mit meinem Stuhl vom Computertisch ab, atmete tief durch und stand auf. Dann ging ich ins Wohnzimmer, ließ meinen Blick über das Tohuwabohu schweifen, und mit meinem untrüglichen männlichen Instinkt wusste ich sofort, was zu tun war. Ich räusperte mich, lenkte dadurch für einen Moment die gesamte Aufmerksamkeit auf mich und verkündete mit ruhiger Stimme: »Ich seh mal nach, ob die Post schon da ist.«

Und schon war ich zur Tür hinaus.

 

Weil unser Haus ein Stück von der Straße zurückliegt, braucht man normalerweise fünf Minuten zum Briefkasten und zurück. Kaum hatte sich die Haustür hinter mir geschlossen, war das Chaos bereits vergessen. Ich schlenderte gemächlich und genoss die Stille.

Als ich zurückkam, sah ich, dass meine Frau die beiden Babys im Arm hielt und gleichzeitig versuchte, die zerkauten Kekskrümel wegzureiben, die ihr eins von ihnen aufs T-Shirt gespuckt hatte. Landon stand vor ihr und zupfte an ihrer Jeans, weil er irgendetwas von seiner Mutter wollte. Gleichzeitig half sie den beiden Älteren bei den Hausaufgaben. Mir wurde warm ums Herz vor Stolz, weil es ihr so mühelos gelang, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Ich hielt den Briefstapel hoch und rief: »Ich hab die Post geholt!«

Cat blickte auf. »Was würde ich nur ohne dich machen!«, sagte sie lächelnd.

»Aber das ist doch wohl das Mindeste, was ich tun kann – du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken.«

Wie alle anderen Leute bekomme ich jede Menge Werbemüll. Als Erstes musste ich also die wichtigen Briefe von den unwichtigen trennen. Brav bezahlte ich die Rechnungen, blätterte ein paar Zeitschriften durch, und als ich gerade den Rest in die Rundablage unter dem Schreibtisch werfen wollte, fiel mir eine Broschüre ins Auge, die ich ursprünglich als Junkmail klassifiziert hatte. Sie kam von der Organisation...

Erscheint lt. Verlag 2.12.2013
Übersetzer Adelheid Zöfel
Zusatzinfo Mit 29 s/w-Abb.
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Three Weeks with my Brother
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bestsellerautor • Brüder • eBooks • Eltern • Familie • Familiendrama • Gefühle • Liebe • Memoir • Reisen • Tragischer Tod • Weltreise
ISBN-10 3-641-13499-4 / 3641134994
ISBN-13 978-3-641-13499-0 / 9783641134990
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