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Maries Reise (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2013 | 1. Auflage
352 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-402989-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Maries Reise -  Marie Pohl
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Mit gerade mal zwanzig, zwischen Abitur und Studium, hat Marie Pohl einen Plan: Eine Reise um die Welt zu Menschen ihres Alters, die genau wie sie beginnen, ihr Leben aufzubauen. »Ich suche: Die interessantesten Personen meiner Generation, einer Generation, die genauso am Anfang steht wie dieses Jahrtausend.« Die Stationen ihrer Suche sollen sein: Berlin, Havanna, Buenos Aires, San Francisco, Hanoi, Tiflis, Jerusalem und Helsinki - in jeder Stadt will sie einen Monat bleiben. Ein Verlag zahlt die Flugtickets, der ?stern? druckt Fotos von unterwegs. Entstanden ist auf diese Weise ein ebenso kluges und unerschrockenes wie hinreißend charmantes Buch voller Geschichten: »Pohl isst Schlangensuppe in Vietnam und guckt nächtelang den Tangotänzern in Buenos Aires zu, sie findet einen Matrosen, der jedem Schiff den Untergang bringt, und stellt fest, dass im leisen Finnland sogar Besoffene lautlos torkeln« (Berliner Zeitung). In Havanna verfällt sie der süßen karibischen Lethargie und verliebt sich in den schwarzen Musiker Pablo, in Hanoi rast sie mit einem Moped-Rennfahrer durch die Straßen. Besucht in San Francisco einen wortkargen Computermillionär, der früh genug an AOL verkauft hat, und eine israelische Siedlerin und Soldatin in der Nähe von Ramallah. - Geschichten von Zwanzigjährigen, die uns etwas über die Welt von morgen verraten.

Marie Pohl ist Schriftstellerin, Journalistin, Sängerin und Schauspielerin. Sie wurde in Hamburg geboren, wuchs in New York auf, studierte in Madrid, lebte in Zürich und Köln und wohnt heute in Berlin und New York. Für eine große deutsche Tageszeitung schrieb sie Porträttexte und führte zahlreiche Interviews. Ihr Buch »Maries Reise«, das sie mit Anfang zwanzig schrieb, erregte großes Aufsehen. Es führte sie unter anderem in die Harald-Schmidt-Show und wurde auch ins Chinesische übersetzt. Zuletzt erschien »Geisterreise«, eine Suche nach Gespenstern, Zauberern und magischen Orten auf der ganzen Welt.

Marie Pohl ist Schriftstellerin, Journalistin, Sängerin und Schauspielerin. Sie wurde in Hamburg geboren, wuchs in New York auf, studierte in Madrid, lebte in Zürich und Köln und wohnt heute in Berlin und New York. Für eine große deutsche Tageszeitung schrieb sie Porträttexte und führte zahlreiche Interviews. Ihr Buch »Maries Reise«, das sie mit Anfang zwanzig schrieb, erregte großes Aufsehen. Es führte sie unter anderem in die Harald-Schmidt-Show und wurde auch ins Chinesische übersetzt. Zuletzt erschien »Geisterreise«, eine Suche nach Gespenstern, Zauberern und magischen Orten auf der ganzen Welt.

Die Ziele


Ich habe mir natürlich die Städte ausgesucht, die mich am meisten interessieren, von denen ich träume:

Berlin

Da ich in Berlin lebe, habe ich eine ganz andere Phantasie zu der Stadt als zu den kommenden. Doch Berlin ist groß und vielfältig und ich werde mir auch hier eine Reise ins Unbekannte zusammenstellen.

Den ganzen Herbst möchte ich Interviews machen, um dann darüber zu schreiben, eine Art Pilot für die Reise und Übung für mich. An dem Thema arbeite ich noch. Aber ich werde auf jeden Fall einen oder mehrere Einzelkämpfer suchen. Mit Einzelkämpfer meine ich Persönlichkeiten, die in der ganzen Stadt bei den verschiedensten Cliquen bekannt sind, die überall alleine auftauchen und sich alleine durchs Leben schlagen. Berlin ist ja bekannt für seine skurrilen Typen.

Havanna

»Wenn wir an den Materialismus geglaubt hätten, wären wir nicht, was wir sind. Wir sind ein besonderes Volk, wir Kubaner«, sagt Ibrahim Ferrer in Wim Wenders’ Film Buena Vista Social Club.

Wenn ich von Havanna träume, dann sehe ich bunte Häuser und die bunten Chevis, sehe die Wellen über die Ufermauer spritzen, höre die zauberhafte Musik und weiß doch nicht, was mir begegnen wird. Denn ich kenne keinen, der nicht in Geld- und Internet-Spinnweben seine Mahlzeit fängt, der ohne all die Dinge lebt, die für uns so wichtig im Leben sind. Ich kenne dieses andere Glück nicht und auch nicht die Diktatur.

Außer mit seiner Musik und seinen Zigarren liegt Kuba angeblich sehr weit vorn in der biochemischen Forschung. Außerhalb der verfallenden Prachtbauten von Havanna sollen sich Fabrikpaläste befinden, in denen man als erstes Land in der Welt die Hepatitis-Impfung entwickelt hat. Während ein Kubaner im Monat nicht mal zwanzig Dollar verdient, investiert Fidel Castro viel Geld in die Forschung. Vielleicht träumt er von einem Impfserum gegen Aids? Gibt es junge Leute, die dort arbeiten? Oder vielleicht welche, die gegen Fidel arbeiten? Und was sagt eine Zigarrendreherin dazu?

Ich suche in Havanna: einen zwanzigjährigen Biochemiestudenten, einen zwanzigjährigen politischen Dissidenten, eine zwanzigjährige Zigarrendreherin.

Buenos Aires

Wenn ich von Buenos Aires träume, sehe ich wunderschöne Männer, die unglaublich gut küssen können und mit stolzen Frauen Tango tanzen. Ihre Rücken lehnen sich nach Europa und mit ihren Füßen stehen sie in Südamerika. Sie denken europäisch und lieben südamerikanisch. Darauf sind sie stolz und dafür werden sie verachtet. Außenseiter im eigenen Kontinent.

Buenos Aires hat das älteste U-Bahn-System von ganz Südamerika. Ich will einen zwanzigjährigen U-Bahn-Arbeiter finden, der diese Unterwelt in- und auswendig kennt und mir das Paris von Südamerika einmal von unten zeigt.

San Francisco

Auf meiner Reise möchte ich unbedingt auch nach Nordamerika, in die USA. So oft hörte ich Deutsche oder Spanier über die Amis lästern, ein Klischee nach dem anderen wird da immer wieder durchgekaut. Ich selbst habe viel gemeckert, als ich dort lebte. Doch das tut man überall, nicht wahr?

Ich mag an den USA, dass sie mich immer wieder mit etwas völlig Unerwartetem überraschen, ich mag die Einwanderer, die Größe, die extremen Gegensätze.

In San Francisco will ich einen zwanzigjährigen HipHopper suchen und an der Stanford University oder der Berkeley University einen Collegestudenten, der davon besessen ist, amerikanischer Präsident zu werden.

Hanoi

Vietnam und der Vietnam-Krieg waren ein brisantes Thema in meiner Schule in New York. In der zehnten Klasse war ich auf einer amerikanischen High School in Brooklyn, und in diesem Schuljahr lernt ganz Amerika im Geschichtsunterricht: American History!

Ich hatte einen langen, dünnen Lehrer mit einem sehr kleinen Kopf und einer Tätowierung auf dem Arm, einer Schlange, die so aussah wie er. Und dieser Herr erzählte uns von einem amerikanischen Präsidenten nach dem anderen. Wir waren ihm ziemlich egal. Bei den Tests hatte jeder das Lehrbuch unterm Tisch, er saß vorne und schnitt sich die Fingernägel.

Aber als wir zum Thema Vietnam-Krieg kamen, wurde alles anders. Er schritt beim Erzählen durch die Reihen, hielt plötzlich vor deinem Tisch an und schoss mit seinem kleinen Kopf blitzschnell ganz nah an dein Gesicht, schaute dir tief in die Augen und fragte: »Na, und deine Eltern?« Er war ein Widerstandskämpfer gewesen, aber ein heftiger, er verabscheute alle Soldaten. Das sagte er nie so direkt, sondern immer nur durch Anspielungen.

Beim Test lief er ununterbrochen durch das Klassenzimmer, keiner sollte schummeln, alle sollten lernen, dass dieser Krieg eine Schande für das Land gewesen war. Mit seinen eigenartigen Methoden erreichte er immerhin, dass jeder Schüler nach dem Unterricht auf dem Weg zu seinem Spind über den Krieg nachdachte. Und ob es nun an seinen bildhaften Beschreibungen des Dschungels lag, den er nie gesehen hatte, oder an seinen Hymnen auf die tapferen Vietnamesen, weiß ich nicht, aber ich schwor mir, eines Tages nach Vietnam zu fahren.

Es gibt in Hanoi ein Wasserpuppen-Theater, in dem die Geschichte Vietnams erzählt wird. Ich will dieses Theater besuchen und mit einem zwanzigjährigen Puppenspieler sprechen.

Außerdem liebe ich das vietnamesische Essen und suche deshalb einen jungen Meisterkoch.

Tbilissi

O Georgien!

Meine besten Freundinnen in New York sind Ketuta und Tatia. Ketuta und Tatia sind die schönsten Mädchen, die ich kenne. Und Georgisch ist die schönste Schrift, die ich je las. Elegant, eigen, fremd und weich. Vielleicht eine Mischung aus Griechisch und Arabisch.

Die Mädchen haben pechschwarzes, glattes Haar, tiefe braune Augen, schneeweiße Haut, schön geformte Nasen, volle Lippen und ausdrucksstarke Gesichter wie Zigeunerinnen. Sie sind von einer gelassen-ruhigen und doch sehr bestimmenden Natur. Vergnügt und kämpferisch. Ihr Land ist Süden. Sie feiern gern, lieben das Essen, das Trinken, das Lachen, die Gesellschaft und den Tanz.

Ketuta und Tatia laden mich seit Jahren ein, ihre Heimat zu besuchen. Ich möchte dort ihre Freunde kennen lernen und den schönsten georgischen Jungen finden.

Jerusalem

Jeden Tag steht in der Zeitung etwas über Israel. Ich möchte hinfahren und es sehen, um diese Artikel besser zu verstehen. Und ich möchte die Zwanzigjährigen fragen, wie sie mit diesem Dauerkrieg umgehen und leben. Wen genau ich dort suchen möchte, weiß ich noch nicht.

Helsinki

Helsinki schwappte eher im Nachhinein dazu, wie das PS eines Briefes oder der rote Schal, den man sich kurz vorm Weggehen noch schnell umhängt. Mir fiel plötzlich der Zirkus ein, den ich letzten Sommer auf Sylt gesehen hatte, als ich dort einige Freunde besuchte, die ein internationales Kinderzirkus-Festival veranstalteten. An einem grauen kalten Sylter Sommertag kam der finnische Zirkus. Das ganze Programm war ein Schachspiel und jeder Akt der Kampf zweier Schachfiguren.

Meine Lieblingsszene war die Schlacht der beiden Königinnen, eine Akrobatennummer: Jedes Mädchen hatte einen Strick, der von der Decke des Zeltes in die Manege herabhing. An diesen Seilen tanzten sie, drehten sich, ließen sich an einem Arm oder Bein hängen und kämpften darum, wer sich länger halten konnte und wer sich mehr traute. Die weiße Königin verlor und ließ sich an ihrem Seil langsam hinuntergleiten, während die schwarze Königin noch hoch oben in der Krone des Zeltes hing. Sie hatte das Seil als Schlinge um ihren Kopf gelegt und mit eigenem Anschub drehte sie ihren Körper im Kreis. Den Kopf in der Schlinge, Arme und Beine frei in der Luft, flog sie hoch über uns.

Dieses Mädchen will ich in Helsinki wieder finden. Und ihren Freund, den Zauberer.

 

Ich möchte in den genannten Orten jeweils einen Monat bleiben, das gibt mir genug Zeit, die Stadt und ihre Menschen kennen zu lernen. Aber wie will ich all diese Leute überhaupt finden?

Ich habe in fast jeder Stadt ein paar Kontakte:

In Havanna werde ich bei einer Frau wohnen, Mirta. Ein Bekannter hat mir von ihr erzählt. Er nennt sie »the golden girl«, weil sie goldblond gefärbte Haare hat. Sie vermietet im Zentrum von Havanna ein kleines Zimmer, für sieben Dollar am Tag.

In Buenos Aires kennt unser Familienfreund und Hausarzt einen Professor, der an der Universität von Buenos Aires Germanistik unterrichtet. Bei ihm werde ich voraussichtlich wohnen können.

In San Francisco habe ich durch New York den Kontakt zu einem verrückten Maler.

In Hanoi kenne ich leider niemanden.

Durch Tbilissi führen mich Ketuta und Tatia.

In Jerusalem lebt die Schwester meiner Großmutter.

Und in Helsinki habe ich einen Namen.

Ich hoffe, dass mir diese Leute helfen können. Und dann hoffe ich natürlich auch auf ein bisschen Glück und Zufall …

 

Bisher habe ich auf jeder Reise Erfahrungen gemacht, die ich niemals hätte vorhersehen können, und diese Erlebnisse waren meistens viel schöner und tiefer als alles Geplante.

Wenn ich reise, dann habe ich immer ein Ziel, und auf der Suche nach dem Ziel passieren mir Dinge, die mit dem Ziel gar nichts mehr zu tun haben, die aber zum eigentlichen Höhepunkt der Reise werden.

Ich will kurz von einer solchen Erfahrung erzählen:

 

Einen Sommer bevor ich nach Madrid zog, reiste ich durch Südspanien. Eines Tages entschied ich mich, nach Madrid zu fahren. Ich wollte die Stadt kennen lernen und mir ein Paar rote Schuhe kaufen. Es war August. Glühend heiß. Ich lief die Gran Via hinunter und fand eine...

Erscheint lt. Verlag 27.11.2013
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Berlin • Generation • Hanoi • Helsinki • Jerusalem • Jugend • Lebensplanung • Reisebericht • Rennfahrer • Reportage • Roman • Tbilissi • Vy • Weltreise • Ziel
ISBN-10 3-10-402989-X / 310402989X
ISBN-13 978-3-10-402989-4 / 9783104029894
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