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Wie ich den König vom Pferd schubste

(Autor)

Buch | Softcover
196 Seiten
2013
RaBaKa-Publishing (Verlag)
978-3-940185-25-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie ich den König vom Pferd schubste - Raymond Zoller
CHF 23,65 inkl. MwSt
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Kurzprosa und Gedichte absurd-grotesker Ausrichtung (Absoluter Blödsinn an sich, transzendental erschlossen auf Grundlage in der Erfahrungswelt angetroffenen Alltagsblödsinns)
Das göttlich Absurde und menschlich Groteske - Kurzprosa mit komödiantischer Ausrichtung - das ist der Chefabsurdologe Raymond Zoller, der mit seinem Erstlingswerk "Wie ich den König vom Pferd schubste" zeigt, was intelligent verpackte Sozialkritik ist. Er ist der Don Quijote des . Jahrhunderts - sein Kampf gegen die Windmühlen des Sozialbizarren und transzendenten Alltagsblödsinns ist ein Lesevergnügen mit Tiefgang ganz besonderer Art.

Ansprache von Dshemal Tavadse anläßlich eines Autorenabends von R. Zoller im Haus des Georgischen Schriftstellerverbands am 3. Dezember 2005 […] Raymond Zoller wurde geboren mitten in Westeuropa, in Luxemburg, und von Kindheit auf war er verbunden, oder, genauer gesagt: wurde verbunden mit den Werten der katholischen bürgerlichen Kultur. Wurde verbunden aus dem Grunde, weil dieser Prozeß einen gewaltsamen Charakter trug. Ich gestatte mir, einige biographische Momente aus seinem Leben zu berühren, da das ganze bewußte Schaffen und das individuelle philosophische Credo Raymonds unzertrennlich verbunden sind mit seiner Biographie, mit dem, was zu den verschiedenen Zeiten für ihn lebensmäßig und elementar aktuell war. Er hatte nie das Ziel, zu schreiben oder Schriftsteller zu sein. Dieser Mensch – lebt einfach; und das, was in seiner geistigen Welt abläuft, findet dann seinen Ausdruck. Und so, in der Kindheit unterdrückt durch seinem Geiste fremde Frömmelei einer falsch verstandenen Religiosität (ich sage das unabhängig von irgendwelchen konfessionellen Fragen; das heißt, ich spreche ausdrücklich nicht von der falsch verstandenen Religiosität des Katholizismus vom Standpunkt der Orthodoxen Kirche aus) und der Massenmoral der westeuropäischen Gesellschaft. Raymond begann von frühester Jugend auf nach Maßgabe seiner Kräfte sich dem zu widersetzen. Was allmählich, mit der Zeit zu einer richtigen Suche nach einem Ausweg aus der vorhandenen Situation führte. Die Aufgabe bestand damals darin, aus allen möglichen dem „Ich“ äußerlichen Aufschichtungen sozialer und kultureller Dogmen den Zustand oder die Möglichkeit der eigenen Existenz herauszuschälen. Diese Aufgabe war für Raymond eng und wesentlich verbunden mit dem Phänomen der Sprache. Eben von hier aus entwickelte sich das, was als Resultat heute auf den Seiten seiner Internet-Zeitschrift „Die Klamurke“ zu finden ist. Das, von dem in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts seitens professioneller Linguisten rein im Sinne wissenschaftlicher Untersuchungen so viel gesprochen wurde: die Entfremdung der Sprache vom Inhalt, das heißt die Entfernung der Sprache von ihrer eigenen ursprünglichen, ontologischen Natur – dieses trockne wissenschaftlich-philosophische Thema wurde für Raymond zu einer Frage höchster innerer Dramatik und Wichtigkeit. Unter den gegebenen Umständen – ein klein wenig vorgreifend, da eine gründliche Darstellung dieses Themas viel mehr Zeit erfordern würde, als wir hier zu unserer Verfügung haben; nun, in der vorliegenden Situation, wo das Bewußtsein durch die mit angehäufter Sprecherfahrung überlastete Sprache bedingt ist, schlägt Raymond vor – natürlich ganz ohne lehrhaft zu sein; der lehrhafte Ton oder das Anbieten irgendwelcher fertiger Rezepte sind ihm fremd – sich zu halten, oder zumindest versuchen, sich zu halten an eine disziplinierte Präzision des Bewußtseins abseits der vorgegebenen Zusammenhänge in den sprachlichen Ablagerungen. […] Die Verbindung des hier von mir Ausgesprochenen mit Raymond Zollers künstlerischer Prosa mag im ersten Moment nicht ganz einsichtig sein. Damit es einsichtig wird, müßte man sich genauer vertraut machen mit seinem Schaffen. Doch es geht hier einfach darum, daß meiner Ansicht nach seine Prosa keiner Erklärung bedarf, da wir es hier mit der Tatsache einer interessanten schöpferischen Begabung und entwickeltem literarischem Können zu tun haben, welches selbst für sich sprechen kann und keine Kommentatoren benötigt.

Wie ich den König vom Pferd schubste Einst kam ich auf meinen Wanderungen in ein fernes Königreich, welches jenseits der sieben Berge liegt; und wie ich so durch die Straßen schlenderte, da gewahrte ich einen König, der mit seinem Gefolge daherkam. Das Gefolge war zu Fuß; der König aber saß zu Pferde und ritt voran. Ich stutzte. Was sitzt, dachte ich, dieser faule König auf seinem Pferd, und die andern müssen hinterherlaufen? Warum läßt er nicht jemand anders reiten? Zum Beispiel diesen Minister mit dem dicken Bauche, der schwitzt und sich dahinschleppt unter der Last seines Leibes? Warum darf der nicht aufs Pferd? Oder jenes zarte Hoffräulein, das vor unseren Augen die Schleppe ihres Rockes die Straße entlangzieht: Warum nicht sie? Warum muß sie ihr edles Gewand dem Schmutze der Straße preisgeben? Wie schön säh es aus und wie lieblich, wenn sie vor uns dahinritte, und die Schleppe ihres Rocks würde anmutig zart durch die Lüfte sich winden! - So aber sitzt der König zu Pferd, und die andern müssen laufen. Ist das gerecht? Nein, es ist nicht gerecht. Wo kämen wir hin, wenn alle Könige so wären? Anarchie würde herrschen, die reinste Anarchie! Die faulen Könige würden immer nur zu Pferde sitzen, und die andern müßten hinterherlaufen. So kann das nicht bleiben! Und ich ging hin und schubste den König vom Pferd. Der König aber, wie er auf der Erde angekommen und sich das Geschehene vergegenwärtigt hatte, hub mit lauter Stimme zu schreien an: "Hört, ihr Knechte, meinen Befehl und säumet nicht, ihn zu erfüllen! Ein Unrecht ist geschehen, ein schreckliches Unrecht! Seht den Missetäter hier, den frechen, der mich in frevelndem Übermute vom Pferde geschubst! Schwärmt aus und fangt ihn ein; und so ihr ihn habt, legt ihn in Ketten und führt ihn vor meinen Thron, auf daß er die Strafe erhalte, die ihm gebührt!" All dies hatte der König im Liegen gerufen; und nachdem er vergeblich versucht, wieder hochzukommen, fügte er noch hinzu: "Doch zuvor leget Hand an, die Folgen jenes Streichs zu beseitigen und mir wieder auf die Füße zu helfen und auch aufs Pferd." Und hilfesuchend streckte er seine Arme in die Höhe. Wie groß war mein Unmut, als ausgerechnet der dicke Minister und das zarte Hoffräulein diese Arme ergriffen und dem König auf die Beine halfen; doch ließ ich alles geschehen, ohne einzugreifen.

Erscheint lt. Verlag 7.6.2013
Reihe/Serie Edition IVATA
Sprache deutsch
Maße 135 x 215 mm
Gewicht 250 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Aphorismen
Schlagworte Aphoristische Literatur • Besondere Literatur • Sozialkritik
ISBN-10 3-940185-25-6 / 3940185256
ISBN-13 978-3-940185-25-9 / 9783940185259
Zustand Neuware
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