Der Idealist
Kulturmaschinen (Verlag)
978-3-943977-05-9 (ISBN)
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Aber die Schatten der Vergangenheit holen ihn ein - die Gewalt, die ihm angetan wurde, und alte Schuldgefühle. Umso mehr engagiert er sich für Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Seine Hoffnungen setzt Heiner auf die nächste Generation, die selbstbewusster und selbstverantwortlicher handeln und leben soll. Nach dem Diplom steht Heiner vor Berufsschülern. Nachdem er sich zunächst gegen den Argwohn seiner Genossen, die an Heiners Gesinnung zweifeln, und gegen die neuen Kollegen, die seinen Lehrmethoden kritisch gegenüberstehen, durchsetzen muss, glaubt er, dass er nun endlich etwas verändern kann - was er jedoch erntet, ist eine erstaunliche Wut, und die eskaliert.
In seiner unverwechselbaren ausdrucksstarken Sprache schildert der Autor von Mein Himmel brennt vor dem Hintergrund des turbulenten Westberliner Zeitgeschehens die Desillusionierung seines Idealisten. Dieses Verschmelzen der persönlichen Erfahrung des Autors mit der jüngsten deutschen Geschichte verhilft dem Erzählten zu eindringlicher Authentizität. Zugleich ist der Roman ein Plädoyer gegen die Resignation und für ein selbstbestimmtes Leben.
Der im Münsterland geborene Autor Heinrich von der Haar hatte zehn Geschwister und wuchs auf einem kleinen Bauernhof auf. Seine Kindheit war geprägt von schwerer körperlicher Arbeit, Schlägen und Lieblosigkeit. Auf dem zweiten Bildungsweg erlangte er das Abitur und verließ das Münsterland, um in Augsburg und Berlin Soziologie, Philosophie, Betriebswirtschaft und Wirtschaftspädagogik zu studieren. Der promovierte Soziologe veröffentlichte zahlreiche Sachbücher, unter anderem das Standardwerk „Kinderarbeit in Deutschland“, das ebenfalls bei den Kulturmaschinen erschienen ist. 2010 erschien sein preisgekrönter Roman „Mein Himmel brennt“, der von der Kritik und den Lesern begeistert aufgenommen worden ist.
Das helle Geschrei der Wildgänse zieht südwärts in der Septembersonne vorüber. Ich trete von einem Bein auf das andere. Die Arme hängen schlaff. Der rechte Daumen auch. Will ich wirklich fort, wie die Zugvögel hoch oben? Sieben Uhr. Die Glocken der Heilig-Geist-Kirche lärmen zum Abschied. Meine Stunde null. Nach der Flucht aus Steinhop, der mittleren Reife im katholischen Internat und der Banklehre habe ich mir mit der Zauberformel Ich-will-Pfarrer-werden die Oberschulpforte geöffnet. Und auf diesen Tag hingelebt. Sind die drei Jahre bischöfliches Kolleg tatsächlich vorbei? Jeden Morgen zum Frühstück Vokabeln gepaukt, mittags Gleichungen gelöst und zur Abendsuppe konjugiert: libero, liberavi, liberatum. Selbst Klassenlehrer Hoppe hat gezittert, ob es zur Reife reicht. Und mir gratuliert. Es hat gereicht!Nun hat das Kolleg mich wieder ausgespuckt. Mein Herz klopft schneller. Berlin steht in fettem Schwarz auf der roten Pappe. Mein Arm sollte sie heben, die Morgensonne blendet schon. Worauf warte ich, Entlassener, mit dem Reifezeugnis von gestern, fünfzehnter September einundsiebzig, im Rucksack und der Erika-Schreibmaschine im Koffer?
Erscheint lt. Verlag | 18.1.2013 |
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Reihe/Serie | Heiner | Prosaedition |
Mitarbeit |
Cover Design: Vladi Krafft |
Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 225 mm |
Gewicht | 425 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | 68er-Bewegung (Bundesrepublik Deutschland); Romane/Erzählungen • Berlin; Romane/Erzählungen • Kinderarbeit • Kindheit • Kirche • Münsterland • Roman |
ISBN-10 | 3-943977-05-6 / 3943977056 |
ISBN-13 | 978-3-943977-05-9 / 9783943977059 |
Zustand | Neuware |
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