Dürfen darf man alles (eBook)
176 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-40095-4 (ISBN)
Kurt Tucholsky, am 9. Januar 1890 in Berlin als Sohn eines Kaufmanns geboren, schrieb schon in seiner Schulzeit und während des Jurastudiums für >Ulk<, die Beilage des >Berliner Tageblatts<, und für das SPD-Parteiorgan >Vorwärts<. 1912 begann mit der Veröffentlichung von >Rheinsberg, ein Bilderbuch für Verliebte< auch seine schriftstellerische Laufbahn. Tucholsky war Literatur- und Theaterkritiker bei der >Schaubühne< (später >Weltbühne<) und als Korrespondent in Paris tätig. 1929 emigrierte er nach Schweden, 1933 wurde er in Deutschland ausgebürgert und seine Bücher wurden verbrannt. Tucholsky starb am 21. Dezember 1935 in Hindås bei Göteborg, vermutlich handelte es sich um Suizid.
Kurt Tucholsky, am 9. Januar 1890 in Berlin als Sohn eines Kaufmanns geboren, schrieb schon in seiner Schulzeit und während des Jurastudiums für ›Ulk‹, die Beilage des ›Berliner Tageblatts‹, und für das SPD-Parteiorgan ›Vorwärts‹. 1912 begann mit der Veröffentlichung von ›Rheinsberg, ein Bilderbuch für Verliebte‹ auch seine schriftstellerische Laufbahn. Tucholsky war Literatur- und Theaterkritiker bei der ›Schaubühne‹ (später ›Weltbühne‹) und als Korrespondent in Paris tätig. 1929 emigrierte er nach Schweden, 1933 wurde er in Deutschland ausgebürgert und seine Bücher wurden verbrannt. Tucholsky starb am 21. Dezember 1935 in Hindås bei Göteborg, vermutlich handelte es sich um Suizid.
Aus dem Bauch geschrieben
Wir werden das niemals begreifen, daß nicht alles auf der Welt geregelt sein kann, daß es auch gar nicht nötig ist, daß allgemeine Richtlinien vollauf genügen, und daß alles Übrige sich durch den gesunden Menschenverstand und durch einen gewissen natürlichen Ausgleich allein regeln muß.
1, 339
Die Wahrheit kommt oft spät.
2, 80
Schweigen ist die Perle in der Krone der menschlichen Künste.
2, 152
Und das sind meisthin die klügsten Dinge, die wir so einfach dahin sagen: ohne Interesse an jemand, ohne Ranküne gegen einen andern, ohne die Absicht, zu gefallen oder zu mißfallen.
2, 168
Falsche Herzenstöne gibt es nicht. Es gibt nur falsche Herzen.
2, 186 f
Das Gehirn ist eben nicht allen Dingen gewachsen.
2, 187
Man muß aus der Stille kommen, um etwas Gedeihliches zu schaffen. Nur in der Stille wächst dergleichen.
2, 238
Wer inbrünstig haßt, muß einmal sehr geliebt haben.
2, 382
Man sollte sich doch treu bleiben.
2, 388
Menschenleid ist zu allen Zeiten dasselbe gewesen, und wer es nicht gefühlt hat, wenn es ihm ans Herz klopfte, hatte das schlimmste Laster, das Weise, Religionsstifter und Ethiker kennen: die Trägheit des Herzens.
2, 413
Große Dinge ereignen sich nicht mittags um zwölf Uhr zehn. Sie wachsen langsam.
2, 418
Zwischen Ungezogenheiten und würdeloser Kriecherei gibt es einen dritten Weg. Den der Menschlichkeit.
2, 430
Der Mensch ist, bei Gott, nicht gut. Ihn aber dennoch anzuhalten, daß er nicht töte, auch nicht unter Schwenkung einer ethischen Fahne, scheint mir Aufgabe und Pflicht besserer Menschen.
2, 435
Es geht nirgends so merkwürdig zu wie auf der Welt.
3, 164
Jeder Schmerz wird vergessen. Das hat der liebe Gott so weise eingerichtet, denn sonst setzten die Menschen keinen Schritt mehr vor den andern (…).
3, 261
Fühlt man sich doppelt warm, wenn es draußen schneit und windet? Ja, vielleicht. Aber fühlt man sich auch doppelt wohl, wenn draußen Leute leiden?
3, 316
Unter der kleinen Qual liegt eine tiefe Lust …
3, 342
Spaß macht ja immer nur das Überflüssige.
3, 355
Von oben gesehen, sieht das ungefähr so aus: Niemand hat das, was er eigentlich braucht. Alle Welt sucht.
4, 185
Manchmal fahren zwei Eisenbahnzüge nebeneinander her, in derselben Richtung. Die Insassen des schnellern Zuges machen dann fröhliche Gesichter, sehen genau forschend hinüber, ein ganz klein wenig mitleidig. Die des langsamen Zuges schauen gleichgültig drein oder gucken gleichgültig fort. Schnellere Züge interessieren nicht sehr.
4, 187
Schimpfen ist eine Lebensnotwendigkeit wie Atmen (…).
4, 328 f
Unser Leben gehört uns. Ob wir feige sind oder nicht, ob wir es hingeben wollen oder nicht –: das ist unsre Sache und nur unsre.
4, 390
In fast allen Pyrenäenstädten herrscht eine weiche, geruhsame Luft, besonders in den hübschesten unter ihnen, die am Anfang der Ebene liegen – freundlich geht es da zu. »T’en fais pas!« ist ein schöner Grundsatz. Bring dich nicht um! Nun, hier bringt sich keiner um.
5, 126
Das Leben ist so grau, heutzutage – so durchaus berechenbar – die Leute brauchen etwas Romantisches, etwas Unvorhergesehenes, und sei es auch nur in der Phantasie.
5, 167
Einmal, einmal muß man hinter jeden geschlossenen Vorhang sehen – das ist so.
5, 214
Die Moral des Hühnerstalls (…) gebietet, daß man nach Körnern pickt, und, so man welche gefunden hat, sie auch aufißt – sonst nimmt sie der andre!«
5, 260
Etwas gegen den Hund zu sagen, heißt für viele, am Heiligsten rühren, wo der Mensch hat.
5, 327
Geräusch anhören ist: an fremdem Leben teilnehmen.
5, 332
Mit Lammsgeduld und Blöken kommt man gegen den Wolf nicht an.
5, 340
Wenn einer was redet, dann muß er auch was zu sagen haben!
5, 359
(…) schade, daß man einen Wein nicht streicheln kann.
5, 375
Wertvolles muß wachsen.
5, 390
Die Welt verachten – das ist sehr leicht und meist ein Zeichen schlechter Verdauung. Aber die Welt verstehen, sie lieben und dann, aber erst dann, freundlich lächeln, wenn alles vorbei ist –: das ist Humor.
5, 415
Kaum jemand, von den sehr reichen Leuten abgesehen, lebt sein eigenes Leben, was das Ohr anbetrifft. Er lebt das Leben seiner Nachbarn mit.
6, 23
Höre auf die Stimme des Publikums, aber überschätze sie nicht – in dir selbst muß eine Kompaßnadel die Richtung anzeigen.
6, 32
Es ist ein großer Irrtum, zu glauben, daß Menschheits-Probleme »gelöst« werden. Sie werden von einer gelangweilten Menschheit liegen gelassen.
6, 33
Wer immer da ist, wo er ist, der sieht zum Schluß nicht mehr. Er sieht die Bäume, die Zweige und die Äste – den Wald sieht am besten der, der noch nie einen gesehen hat.
6, 86
Vielleicht will die Vernunft zu viel, vielleicht kann das Leben zu wenig.
6, 87
Wer in den Spiegel hineinschaut, darf sich nicht wundern, was da herausguckt.
6, 94
Wenn mans im Leben zu was bringen will, muß mans zu was gebracht haben –!
6, 98
Dürfen darf man alles – man muß es nur können.
6, 109
Das Schönste vom Sonntag ist der Sonnabend Abend.
6, 123
Jeder ist halb so wichtig, wie er glaubt (…).
6, 233
Ein vernünftiges Wort zur rechten Stunde hilft fast immer, und man kann sich weit mehr mit seinen Gegnern aussprechen, als man gemeinhin denkt. Man tuts nur nicht immer. Wenn Sie jemand verklagen wollen, dann überlegen Sie es sich, überschlafen Sie die Sache noch einmal, und schenken Sie für das Geld, das Verfahren, Anwalt und Urteil kosten, Ihrer Familie etwas Hübsches. Sie haben mehr davon.
6, 258
Man sieht bekanntlich an winzigen Dummheiten mehr als an großen politischen Programmen.
6, 86
Mit seinem Leben kann man überhaupt nicht vorsichtig genug umgehen, weil es eines Tages ein Vorleben werden kann, und dann erst wird man, vor den unerbittlichen Fischaugen des...
Erscheint lt. Verlag | 1.4.2010 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Aphorismen |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 20. Jahrhundert • Anthologie • Aphorismen • Aphorismen und Lebensweisheiten • Belletristik • Bücher zum Verschenken • bürgerliche Lethargie • Deutsche Literatur • deutscher Schriftsteller • eBook • gegen Beamtenschaft • gegen bürgerliche Lethargie • gegen die Justiz • gegen korruptes Spießertum • Geschenkband • Geschenkband mit Aphorismen • Geschenkbuch • Humor • humorvoll • ironisch • Kabarett • Klassiker • Lebenshilfe • Lebensweisheiten • Literatur zum Verschenken • Lyrik • Polemiken • Scharfsinn • Spießer • Spießertum • Sprachwitz • Sprüche • Weimarer Republik • Wortwitz • Zeitkritik • Zeitkritiker • Zitate |
ISBN-10 | 3-423-40095-1 / 3423400951 |
ISBN-13 | 978-3-423-40095-4 / 9783423400954 |
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