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Der letzte Wunsch (eBook)

Vorgeschichte 1 zur Hexer-Saga
eBook Download: EPUB
2009 | 2. Auflage
384 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-40008-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der letzte Wunsch -  Andrzej Sapkowski
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Die Bücher zur NETFLIX-Serie - Die Vorgeschichte 1 in der opulenten Fan-Edition Der Hexer Geralt von Riva verdient sein Geld mit Kämpfen gegen Ungeheuer aller Art. Über einen Mangel an Aufträgen kann er sich nicht beklagen, denn es gibt genügend Leute, die dringend Hilfe gegen Vampire, Drachen und andere dämonische Wesen brauchen. Als Geralt eines Tages einen Luftgeist befreit, schlägt ihn dieser mit der verhängnisvollen und quälenden Liebe zu der schönen Zauberin Yennefer. Und dann wird Geralts bester Freund schwer verletzt und braucht seine Hilfe... Das gleichnamige Hörbuch erscheint bei JUMBO. Weitere Informationen finden Sie hier. 

Andrzej Sapkowski, geboren 1948, ist Wirtschaftswissenschaftler, Literaturkritiker und Autor. Er lebt in ?ód?. Seine Hexer-Saga erreicht weltweit Millionenauflagen. Höchst erfolgreich ist auch seine Mittelalter-Trilogie um den Medicus Reinmar von Bielau. 2008 wurde Andrzej Sapkowski mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt ?ód? ausgezeichnet.   

Andrzej Sapkowski, geboren 1948, ist Wirtschaftswissenschaftler, Literaturkritiker und Autor. Er lebt in Łódź. Seine Hexer-Saga erreicht weltweit Millionenauflagen. Höchst erfolgreich ist auch seine Mittelalter-Trilogie um den Medicus Reinmar von Bielau. 2008 wurde Andrzej Sapkowski mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Łódź ausgezeichnet.   

II


Velerad, der Stadtvogt von Wyzima, kratzte sich am Kinn und überlegte. Er war weder hochnäsig noch furchtsam, doch ihm behagte der Gedanke nicht, mit dem Weißhaarigen allein zu bleiben. Schließlich fasste er einen Entschluss.

»Geht raus«, befahl er den Wachen. »Und du setz dich. Nein, nicht hier. Dort drüben, wenn’s recht ist.«

Der Unbekannte setzte sich. Er hatte sowohl das Schwert als auch den schwarzen Mantel abgelegt.

»Ich höre«, sagte Velerad und spielte dabei mit einem schweren Streitkolben, der auf dem Tisch lag. »Ich bin Velerad, der Stadtvogt von Wyzima. Was hast du mir zu sagen, Herr Räuber, ehe du ins Verlies wanderst? Drei Erschlagene, der Versuch, die öffentliche Ordnung zu verletzten, nicht übel, gar nicht übel. Für so was wird man bei uns in Wyzima gepfählt. Aber ich bin ein gerechter Mann, ich höre dich vorher an. Sprich.«

Der Rivier schnürte sein Wams auf und holte eine Rolle weißen Ziegenleders daraus hervor.

»Das schlagt ihr an den Kreuzwegen, in den Schenken an«, sagte er leise. »Ist es wahr, was da steht?«

»Ah«, murmelte Velerad und sah sich die aufs Leder gemalten Runen an. »So ist das also. Dass ich nicht gleich draufgekommen bin. Ja, es ist wahr, die reinste Wahrheit. Mit Unterschrift. Foltest, König, Herr über Temerien, Pontar und Mahakam. Also stimmt es. Aber Bekanntmachung hin und her, Recht bleibt Recht. Ich wache hier in Wyzima über Recht und Ordnung! Ich erlaube keinem, Menschen umzubringen! Hast du kapiert?«

Der Rivier senkte den Kopf, zum Zeichen, dass er verstanden hatte.

Velerad schnaufte wütend: »Ein Hexerzeichen hast du?«

Abermals griff der Unbekannte in sein Wams und zog ein rundes Medaillon an einer silbernen Kette hervor. Auf dem Medaillon war ein Wolfskopf mit gebleckten Fangzähnen dargestellt.

»Hast du vielleicht einen Namen? Es kann irgendeiner sein, ich frage nicht aus Neugier, sondern nur, um das Gespräch zu erleichtern.«

»Ich heiße Geralt.«

»Meinetwegen Geralt. Aus Rivien, wie ich aus der Aussprache schließe?«

»Aus Rivien.«

»So. Weißt du was, Geralt? Von dem« – Velerad schlug mit der Hand auf die offen daliegende Bekanntmachung –, »von dem lass die Finger. Das ist eine ernste Sache. Das, Bruderherz, ist was anderes, als ein paar Galgenstricke zu erledigen.«

»Ich weiß. Es ist mein Beruf, Stadtvogt. Da steht geschrieben: Dreitausend Orons Belohnung.«

»Dreitausend.« Velerad verzog den Mund. »Und die Prinzessin zur Frau, wie die Leute reden, obwohl der gnädige Herr Foltest davon nichts geschrieben hat.«

»An der Prinzessin bin ich nicht interessiert«, sagte Geralt gelassen. Er saß reglos da, die Hände auf den Knien. »Da steht dreitausend.«

»Was für Zeiten!«, seufzte der Stadtvogt. »Was für lausige Zeiten! Noch vor zwanzig Jahren, wem wäre es da auch nur im Suff eingefallen, dass es solche Berufe geben würde? Hexer! Fahrende Basiliskentöter! Von Haus zu Haus ziehende Vertilger von Drachen und Wassermännern! Geralt? Darf man in deinem Beruf Bier trinken?«

»Gewiss.«

Velerad klatschte in die Hände. »Bier!«, rief er. »Und du, Geralt, rück näher ran. Was soll ich so weit reden.«

Das Bier war kalt und schäumte.

»Lausige Zeiten sind angebrochen«, setzte Velerad seinen Monolog fort, während er nach dem Krug griff. »Alles mögliche Ungeziefer hat sich vermehrt. In Mahakam, in den Bergen, wimmelt es vor Murmelmenschen. In den Wäldern haben früher höchstens die Wölfe geheult, heute aber – Vampire, Waldteufel, auf Schritt und Tritt ein Werwolf oder sonst ein Viehzeug. In den Dörfern stehlen Nixen und Banshees die Kinder, das geht schon in die Hunderte. Krankheiten, von denen nie jemand gehört hat, die Haare sträuben sich einem. Und zu guter Letzt noch das!« Er schlug auf das Stück Leder auf der Tischplatte. »Kein Wunder, Geralt, dass eure Dienste so gefragt sind.«

»Die königliche Bekanntmachung, Stadtvogt.« Geralt hob den Kopf. »Kennt Ihr Einzelheiten?«

Velerad lehnte sich im Sessel zurück und faltete die Hände vor dem Bauch. »Einzelheiten, sagst du? Kenne ich. Nicht gerade aus erster Hand, aber aus guten Quellen.«

»Genau darum geht es mir.«

»Du hast es dir in den Kopf gesetzt. Wie du willst. Hör zu.« Velerad trank einen Schluck Bier und senkte die Stimme. »Unser gnädiger Herr Foltest hat uns schon als Prinz, zur Zeit des alten Medell, gezeigt, was er kann, und er konnte eine Menge. Wir dachten, dass sich das mit der Zeit geben würde. Stattdessen hat sich Foltest kurz nach seiner Krönung, sofort nach dem Tode des alten Königs, selbst übertroffen. Wir waren alle baff. Kurz und gut, er hat seiner eigenen Schwester Adda ein Kind gemacht. Adda war jünger als er, sie waren immer zusammen, aber niemand hatte einen Argwohn, nun ja, vielleicht die Königin … Kurzum, ehe wir’s uns versehen, hat Adda so einen Bauch, und Foltest beginnt von Heirat zu reden. Mit seiner Schwester, wohlgemerkt. Die Lage war verteufelt angespannt, denn ausgerechnet da kam Wisimir von Nowigrad auf den Gedanken, Foltest seine Dalka zur Frau zu geben. Er schickte eine Gesandtschaft, und wir mussten uns dem König an Hände und Füße hängen, damit er nicht losrannte und die Gesandten beschimpfte. Es gelang uns; nur gut, denn wenn Wisimir gekränkt worden wäre, hätte er uns die Eingeweide rausgerissen. Danach gelang es – nicht ohne die Hilfe Addas, die ihren Bruder beeinflusste –, dem jungen Burschen eine rasche Heirat auszureden. Na, und dann hat Adda entbunden, zur rechten Zeit, aber wie. Und nun hör zu, denn jetzt geht’s los. Was da geboren wurde, haben nicht viele zu Gesicht bekommen, aber eine Hebamme hat sich durchs Fenster aus dem Turm zu Tode gestürzt, und die andere ist wahnsinnig geworden und es bis heute geblieben. Ich denke daher, dass der Bankert nicht besonders hübsch war. Es war ein Mädchen. Es ist übrigens sofort gestorben, außerdem hat sich wahrscheinlich niemand beeilt, den Nabel abzubinden. Zu ihrem Glück überlebte Adda die Geburt nicht. Und dann, Bruder, hat sich Foltest abermals zum Narren gemacht. Den Bankert hätte man verbrennen oder, was weiß ich, irgendwo in der Einöde begraben müssen, statt ihn in einem Sarkophag in den Gewölben des Schlosses zu bestatten.«

»Jetzt ist es zu spät, darüber zu disputieren.« Geralt hob den Kopf. »Man hätte jedenfalls einen von den Wissenden rufen müssen.«

»Meinst du diese Bauernfänger mit den Sternen an den Hüten? Ja doch, die sind zu Dutzenden herbeigeströmt, aber erst danach, als sich herausstellte, was da im Sarkophag lag. Und was nachts draus hervorkriecht. Aber damit hat es nicht gleich begonnen, oh nein. Sieben Jahre lang nach dem Begräbnis war Ruhe. Doch dann eines Nachts, es war Vollmond, Getöse im Schloss, ein Schrei, Durcheinander! Was soll ich groß sagen, du kennst dich da aus, die Bekanntmachung hast du auch gelesen. Der Säugling war im Sarge gewachsen, und das tüchtig, und hatte auch ordentlich Zähne bekommen. Mit einem Wort, eine Striege. Schade, dass du die Leichen nicht gesehen hast. Wie ich. Dann würdest du bestimmt einen großen Bogen um Wyzima machen.«

Geralt schwieg.

»Damals«, fuhr Velerad fort, »holte Foltest, wie gesagt, einen ganzen Haufen Zauberer heran. Einer überschrie den anderen, beinahe hätten sie sich mit diesen Stäben geprügelt, die sie so bei sich haben, sicherlich, um die Hunde abzuwehren, wenn man die auf sie hetzt. Und ich denke, das kommt regelmäßig vor. Entschuldige, Geralt, wenn du eine andere Meinung von den Zauberern hast – in deinem Beruf hast du die gewiss. Aber für mich sind das Schmarotzer und Dummköpfe. Ihr Hexer findet bei den Leuten mehr Achtung. Ihr seid wenigstens, wie soll ich sagen, konkret.«

Geralt lächelte, erwiderte aber nichts.

»Also zur Sache.« Der Vogt blickte auf den Krug und schenkte sich und dem Rivier Bier nach. »Manche Ratschläge der Zauberer erwiesen sich als gar nicht so dumm. Einer schlug vor, die Striege mitsamt dem Schloss und dem Sarkophag zu verbrennen, ein anderer riet, ihr mit einem Stemmeisen die Stirn abzuhauen, die Übrigen zogen es vor, ihr Pflöcke aus Espenholz in verschiedene Körperteile zu schlagen, natürlich tagsüber, wenn die Teuflin von den nächtlichen Vergnügungen ermattet im Sarge schläft. Leider fand sich einer, ein Narr mit einem spitzen Hut auf dem kahlen Kopfe, so ein buckliger Eremit, der sich ausdachte, es handle sich um einen Zauber, der sich beheben lasse, und dass aus der Striege wieder Foltests Töchterchen werden könnte, bildhübsch. Man brauche nur eine ganze Nacht lang in der Krypta auszuharren, und das wär’s dann schon. Worauf er, stell dir vor, Geralt, was das für ein Dämlack war, nachts ins Schloss ging. Wie man sich denken kann, blieb von ihm nicht viel übrig, gerade mal Hut und Knotenstock. Aber Foltest klammerte sich an diese Idee wie ’ne Klette an den Hundeschwanz. Er verbot alle Versuche, die Striege zu töten, und holte aus allen möglichen Winkeln des Landes Scharlatane nach Wyzima, damit sie die Striege in eine Prinzessin zurückverwandelten. Das war erst eine malerische Gesellschaft! Irgendwelche verrückten Weiber, seltsame Hinkefüße, hässlich, Bruder, und verlaust, dass es einen jammerte. Und munter drauflosgezaubert, größtenteils am gedeckten Tisch. Gewiss, manche haben Foltest oder der Rat schnell entlarvt, ein paar wurden sogar gepfählt, aber zu wenig, zu wenig. Ich hätte sie allesamt aufgehängt. Dass die Striege unterdessen alle naslang jemanden auffraß, ohne sich um die Schwindler und ihre Zaubersprüche zu kümmern, brauche ich wohl nicht erst zu sagen. Auch nicht, dass Foltest nicht mehr im Schloss wohnte. Niemand wohnte mehr dort.«

Velerad...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2009
Reihe/Serie Die Vorgeschichte zur Hexer-Saga
Die Vorgeschichte zur Hexer-Saga
Übersetzer Erik Simon
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Barde Rittersporn • Belletristik • CD Projekt RED • Cintra • Ciri • Drachen • Dschinn • Elfen • Erzählungen • Fantastik • Fantasy • Geralt von Riva • Gesetz der Überraschung • henry cavill • Hexer • Hexer Geralt von Riva • Hexer-Saga • Hexer-Zyklus • High Fantasy • High-Fantasy-Serie • Magie • Michelle Yeoh • Monsterjagd • Monsterjäger • Netflix • Netflix Serie • Prequel • Prequel-Serie • Prinzessin Cirilla • Sir Lenny Henry • Sophia Brown • Spin-Off • The Witcher • The Witcher: Blood Origin • The Witcher: Nightmare Of The Wolf • Vorgeschichte • Yennefer • Zauberin Yennefer • Zauberwelten • Zauberwesen
ISBN-10 3-423-40008-0 / 3423400080
ISBN-13 978-3-423-40008-4 / 9783423400084
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