Judastöchter (eBook)
700 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-40705-9 (ISBN)
Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um 'Die Zwerge' gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.
Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um "Die Zwerge" gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.
Prolog
26. Januar, Großbritannien,
York, 16.21 Uhr
Jeoffray Charles Wilson nippte an seinem starken Assamtee, den er wie immer mit Milch und einem Löffel Zucker trank, während sein Blick über die aufklärenden Zeilen der letzten Seite huschte.
Nachdenklich wandte er den Kopf zum Fenster und schaute hinaus in den Garten, wo die Äste der alten Eichen im Wintersturm wogten. Halbzersetztes Laub wurde gelegentlich gegen die Scheibe geweht, blieb kleben und wurde vom prasselnden Regen wieder fortgespült.
Perfektes Teatime-Wetter.
Als waschechter Brite verweigerte er sich nicht einem gewissen Maß an Aberglauben und nahm den Spuk auf alten Schlössern und Landsitzen als gegeben hin. Aus guter Tradition heraus.
Jetzt aber hatte ihm Harm Byrne, Schwerstkrimineller und sein ehemaliger Arbeitgeber, ein elektronisches Dossier über eine andere, verborgene Welt hinterlassen, das ihn nachdenklich stimmte. Weil es keinen erkennbaren Wahnsinn in sich trug. Nicht in einem einzigen Wort.
Perfektes Monsterwetter.
Wilson hatte nie an Vampire geglaubt. Auch nicht an Werwölfe oder Dämonen. Und doch beschrieb sein alter Chef, der nie ein Spinner gewesen war, diese Spezies mit all ihren Unterarten, mit ihren Stärken und Schwächen, woran man sie erkannte, wie man sie eliminierte, was man bei Begegnungen vermeiden sollte und so weiter und so fort.
Zuerst hatte der einstige Butler auf die Zeilen gestarrt. Dann hatte er gelacht. Dann war er ins Wanken geraten, und jetzt befand er sich in einem merkwürdigen Zwischenzustand: Er wollte eines der Monster sehen!
Wilson hatte sehr viel Geld von Harm Byrne als Hinterlassenschaft erhalten und im Gegenzug einen Auftrag bekommen: Elena Karkow, ein Mädchen von knapp sieben Jahren, und ihre Mutter Emma, irgendwo um die dreißig. Sie sollte er aus der Ferne beschützen, behutsam Kontakt zu ihnen aufnehmen, sich ihnen als Freund nähern und zu einem Vertrauten werden.
Dann bekomme ich doch noch Frau und Tochter.
Wilson war der perfekte Mann für den Auftrag. Ende vierzig, alleinstehend, keine Kinder, gebildet und versiert, mehrsprachig und mit einem freundlichen Gesicht ausgestattet, zu dem Menschen schnell Vertrauen fassten. Völlige Ungebundenheit.
Er stellte die Tasse ab; mit einem leisen Klirren landete sie auf dem Knochenporzellan. Er zögerte nicht, diesen ungewöhnlichen Auftrag anzunehmen, für den er pro Jahr eine Million Euro aus einer Stiftung gezahlt bekam. Wilson hätte es für weniger getan. Loyal über den Tod hinaus, und das nicht einmal wegen des Geldes. Er hätte Harm Byrne niemals seine Zuneigung gestehen können. Es schickte sich nicht für einen Bediensteten und hätte auch nichts gebracht. Der Schwerkriminelle hatte Frauen bevorzugt.
Wilson erhob sich aus dem Ohrensessel. Seine Schritte führten ihn vorbei am Kamin, in dem kleine Flämmchen zuckten, bis ans Fenster, wo er den Blick schweifen ließ.
Vampire, Dämonen, Werwölfe. Und Elena und Emma stehen mit dieser Welt irgendwie in Verbindung. Er legte die Hände auf den Rücken und sah den Regentropfen zu, die am Glas hinabrollten. Wenn es derartige Alptraumgestalten gibt, was existiert dann noch Schlimmeres in unserer Welt?
Vor dem Studium des Dossiers hatte er sich sicher gefühlt. Die Ausbildung als Personenschützer verlieh ihm die Fertigkeit, mit jeder Art von Feuerwaffen umzugehen; auch um seine Selbstverteidigungskünste stand es äußerst gut. Aber nutzte ihm das was beim Nahkampf mit einem rasenden Werwolf? Bei einer Schießerei mit einem Vampir? Bei einem Schwertkampf mit einem Dämon?
Ich brauche ein Silbermesser. Und passende Kugeln für meine Pistolen. Wilson atmete tief durch. Allmächtiger, ich klinge schon, als würde ich tatsächlich glauben, was ich da gelesen habe!
Harm Byrne hatte ihn in seinem Testament gewarnt, sich Mutter und Tochter behutsam zu nähern, weil sie in der Vergangenheit oft getäuscht worden waren. Anfangs sollte er nur aus der Entfernung auf sie achten und erst nach einem Jahr Kontakt aufnehmen. Beim Einkauf oder sonst wo. Hauptsache, vorsichtig und so gut wie zufällig.
Das Bild einer Frau, die aussah wie Emmas ältere Schwester, war im Dossier ebenfalls enthalten. Angeblich handelte es sich dabei um eine Vampirin der Sorte Kinder des Judas, die Ahnin der beiden. Und: Sie war die andere Beschützerin sowie mehr als argwöhnisch. Sie tötete Verdächtige eher, bevor sie lange fragte. Skrupellos.
Wohl auch mich, wenn ich nicht achtgebe … also, wenn sie eine Vampirin ist. Muss sie aber eigentlich gar nicht. Es reicht vollkommen aus, wenn sie eine Killerin ist.
Sein Spiegelbild zeigte ihm ein Gesicht mit langen Stoppeln, die erstes Grau aufwiesen. Das Ergebnis seiner Vernachlässigung der Körperpflege, aber die Lektüre war zu spannend gewesen. Auch die persönlichen Einschübe seines Chefs, die Lamenti … sie hatten ihn in der Seele gerührt.
Er sah an sich herab, am zerknitterten grau-rot karierten Morgenmantel, den er über dem hellen Pyjama trug, und wackelte mit den nackten Zehen. Der Plan: duschen, rasieren und ab in den Butler’s Club. Wilson marschierte ins Bad.
Nach einer blitzschnellen Nachmittagstoilette, inklusive Entfernen der Bartstoppeln und Korrektur der Frisur, schlüpfte er in der Ankleide in seinen grauen Maßanzug und warf sich den schwarzen Mantel über. Er mochte den Stil eines Gentlemans. Die Jahre in den Diensten von Leuten, die Wert auf ihr Erscheinungsbild legten, hatten ihn sehr geprägt. Wilson bevorzugte es, auf sich zu achten und zu jeder Zeit gut gekleidet zu sein.
Ein leises Klirren ertönte aus dem Haus, dann krachte es.
Wind fuhr heulend durch seine Wohnung und warf die Tür zum Ankleideraum mit einem lauten Knall zu.
Bloody hell … Wilsons erster und sehr normaler Gedanke war, dass der Sturm einen Eichenast abgerissen und durchs Fenster geschleudert hatte. Gleich darauf kamen ihm die Worte und Beschreibungen des Dossiers von selbst in den Verstand und eröffneten ihm weitere Möglichkeiten. Ich werde paranoid.
Er starrte auf den Ausgang. Unbewaffnet wollte er plötzlich nicht hinaus, auch wenn er sich dabei lächerlich vorkam. Seine beiden Pistolen, für die er eine Besitzerlaubnis besaß, bewahrte er im Tresor neben dem Eingang auf. Um sie zu erreichen, müsste er allerdings durchs Kaminzimmer.
Wilson nahm den schweren Kerzenleuchter vom Beistelltisch. Silber. Und mit spitzen Füßen. Besser als nichts.
Dann ging er zur Tür, öffnete sie ruckartig.
Der Wind heulte noch immer. Leises Plätschern verriet, dass der Regen durch ein offenes Fenster auf die Fliesen fiel.
Wilson schluckte und spürte sein schnell pochendes Herz. Es ist nur ein Ast. Oder ein Einbrecher, sagte er zu sich selbst und versuchte, seinen Puls zu verlangsamen. So viel Adrenalin hatte er schon lange nicht mehr im Blut gehabt. Oder Vampire, Werwölfe, Dämonen … verfluchtes Dossier!
Er stahl sich durch die geöffnete Kaminzimmertür und verharrte, runzelte die Stirn.
Das Fenster hatte ein Loch und stand offen, kleine Rinnsale sickerten über den Boden. Im Sessel saß eine Gestalt in einem dunklen, nassen Anorak mit übergezogener Kapuze, die seinen Laptop auf dem Schoß hatte und das Dossier las. Mit der behandschuhten Rechten scrollte sie hoch und runter, in der Linken hielt sie eine große Pistole mit Schalldämpfer; der Unterarm lag entspannt auf der Sessellehne.
Kein gewöhnlicher Einbrecher. Das Beruhigende: Vampire, Werwölfe und Dämonen würden sich vermutlich nicht die Mühe machen und eine Waffe mit Suppressor besorgen, um bei einem Butler einzusteigen. Wilson wog den Kerzenleuchter in der Hand. Nichtsdestotrotz war er unterbewaffnet.
»Wenn Sie lange genug da gestanden und mich angestarrt haben«, flüsterte der Einbrecher, ohne dass klarwurde, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, »könnten Sie uns einen Tee machen, Mister Wilson.« Die Hand mit der Pistole wurde kurz angehoben. »Keine Sorge. Ich glaube, lebend sind Sie wertvoller, als ich zuerst angenommen hatte. Heute ist Ihr Glückstag.«
Ich weiß gar nicht, ob ich so viel Glück fassen kann. Wilsons Herz hatte sich immer noch nicht beruhigt. Er war hin- und hergerissen: angreifen oder schauen, was der Besuch wollte. »Ich bin gespannt auf Ihre Erklärung, Mister …?«
»Geben Sie mir irgendeinen Namen, den Sie mögen, Mister Wilson, aber bitte nicht Smith. Das wäre zu viel Klischee.« Noch immer flüsterte die Person. »Lassen Sie den Assamtee bitte vier Minuten ziehen. Ich bevorzuge braunen Zucker, und die Milch müssen Sie nicht eigens für mich vorwärmen.«
Wer immer das ist, er hat einen Hauch von Stil. Wilson entschied herauszufinden, wer in sein Haus eingebrochen war. Die Ruhe und Selbstsicherheit des Gasts fand er beeindruckend, und er ging tatsächlich in die Küche, um eine Kanne Tee zuzubereiten. Je mehr Zeit man ihm gab, desto besser. Wo ist das Arsen, wenn man es mal braucht? Ich habe nicht mal Pflanzendünger, um ihn dem Besucher in den Tee zu kippen. Die Handgriffe vollführte er, ohne zu denken. Butlerautomatismus. Als er fertig war, nutzte Wilson die Gelegenheit, sich ein großes Küchenmesser unter den Gürtel zu stecken, wenn er schon nicht an seine Pistolen gelangte.
Nach knappen zehn Minuten kehrte er mit einem beladenen Tablett ins halbdunkle Kaminzimmer zurück, baute Kanne, Tassen, Milch, Zucker und die Löffel auf dem Tisch neben dem Kamin auf, goss zuerst sich, dann...
Erscheint lt. Verlag | 26.11.2010 |
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Reihe/Serie | Pakt der Dunkelheit | Pakt der Dunkelheit |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction | |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Abenteuer • Äbtissin Gregoria • action • Alessandro Bugatti • Audible • Bestseller • Blut • Blutportale • blutportale roman markus heitz • Blutsauger • Dämon • Dämonen • dämonen buch • Dark Fantasy • Dark Fantasy Bücher • deutsche fantasy autoren • Deutschland • Die Judastrilogie • die Meisterin • düstere Fantasy Bücher • England • Eric von Kastell • Eric von Kastell • Familie • Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy Horror • Fantasy-Neuerscheinung 2021 • Fantasy Reihe • Fantasy Romane • fantasy romane für erwachsene • Fantasy Saga • Fantasy Serie • Fantasy Thriller • Fantasy Vampir Bücher • Fantasy Werwolf • Fluch • Fortsetzung • Geheimbund • Geneve Cornelius • Gestaltwandler • Heilerin • heitz markus ritus • Henkersdynastie • Henkerstochter • historische Fantasy • Horror • Hörspiel • Irland • Judas • Judassohn • Judastöchter • Kampf • Kinder • Kinder des Judas • Konstantin Korff • Leipzig • Liga der Dunkelheit • Markus Heitz • Markus Heitz Bücher • Markus Heitz Meisterin • markus heitz neuerscheinungen • markus heitz pakt der dunkelheit • markus heitz reihenfolge • Pakt der Dunkelheit • Pakt der Dunkelheit Heitz • Revolution • Ritus • Rom • sanctum • Scharfrichter • Schattenwelt • SIA • spannende Fantasy • Spiegel-Bestseller-Autor • Theresia Sarkowitz • Thriller • Urban Fantasy • Urban Fantasy Bücher • Vampir • Vampire • Vampirin • Vampirin Sia • Vatikan • Vatikan-Polizist • Vermächtnis • Verschwörung • Werwolf • Werwölfe • werwolf-jäger • Wicca |
ISBN-10 | 3-426-40705-1 / 3426407051 |
ISBN-13 | 978-3-426-40705-9 / 9783426407059 |
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