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Puls (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2008
576 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-89480-397-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Puls - Stephen King
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Der Horror hat eine neue Dimension
Das Grauen kommt nicht aus Gräbern oder aus dem Weltraum. Es ist mitten unter uns und steckt in jeder Handtasche. Das Handy ist ein moderner Heilsbringer, doch kommen mit dem Klingelton Wahnsinn und Tod.

Clayton Riddell ist geschäftlich in Boston und macht sich gerade auf die Heimfahrt, da geht die Welt unter. Alle Menschen, ein Handy am Ohr haben, laufen wie auf einen geheimen Befehl hin Amok. Clay will unbedingt herausfinden, wie es um seine Frau und vor allem um seinen Sohn Johnny steht, der gerade in der Schule war, als der mörderische Irrsinn losging. Zu ihm muss Clay Kontakt aufnehmen, bevor ein anderer es per Handy tut. Die Suche nach Johnny wird zur Schreckensmission durch eine apokalyptische Welt.

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk bekam er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk und 2015 mit dem Edgar Allan Poe Award den bedeutendsten kriminalliterarischen Preis für Mr. Mercedes. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. 2018 erhielt er den PEN America Literary Service Award für sein Wirken, gegen jedwede Art von Unterdrückung aufzubegehren und die hohen Werte der Humanität zu verteidigen.

Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.

Der Puls 12
Malden 98
Gaiten Academy 190
Verblassende Rosen, dieser Garten ist verblüht 322
Kent Pont 368
Telefonbingo 402
Virus 424
Kashwak 448
Alles Speichern 510
Auszug aus dem Roman Lisey’s Story 534
Der Autor 561
Die Bücher 562
Mehr eBooks bei www.ciando.com 0

Das Ereignis, das als der Puls bekannt werden sollte, begann am Nachmittag des 1. Oktober um 15.03 Uhr Eastern Standard Time. Die Bezeichnung war natürlich unzutreffend, aber binnen zehn Stunden nach dem Ereignis waren die meisten Wissenschaftler, die darauf hätten hinweisen können, entweder tot oder irrsinnig. Der Name war ohnehin nicht weiter wichtig. Wichtig war die Wirkung.
Um drei Uhr an diesem Nachmittag ging ein junger Mann, der für die Weltgeschichte ohne besondere Bedeutung war, die Bostoner Boylston Street entlang, hüpfte sie fast entlang. Er hieß Clayton Riddell. Auf seinem Gesicht stand ein Ausdruck unverkennbarer Zufriedenheit, der zu dem Schwung in seinem Schritt passte. Mit der linken Hand schlenkerte er eine jener Künstlermappen, die sich für unterwegs zuklappen und mit Schnappschlössern sichern ließen. Um die Finger seiner rechten Hand war die Zugschnur einer Tragetasche aus braunem Kunststoff geschlungen, auf die für jeden, der Lust hatte, sie zu lesen, die Wörter small treasures gedruckt waren.
In der hin- und herschwingenden Tragetasche befand sich ein kleiner runder Gegenstand. Ein Geschenk, hätten Sie vielleicht vermutet, und Sie hätten Recht gehabt. Sie hätten vielleicht weiter vermutet, dieser Clayton Riddell wolle irgendeinen kleinen (oder vielleicht nicht einmal so kleinen) Sieg mit einem small treasure feiern, und hätten wieder Recht gehabt. Der Gegenstand in der Tragetasche war ein ziemlich teurer Briefbeschwerer aus Glas, in dessen Mitte eine graue Pusteblume eingeschlossen war. Gekauft hatte er ihn auf dem Rückweg vom Hotel Copley Square zu dem weit bescheideneren Atlantic Avenue Inn, in dem er wohnte: verängstigt wegen des Neunzigdollarpreisschilds auf der Unterseite des Briefbeschwerers, aber irgendwie noch mehr wegen der Erkenntnis, dass er sich jetzt solche Dinge leisten konnte.
Der Verkäuferin seine Kreditkarte zu geben hatte fast physischen Mut erfordert. Er bezweifelte, dass er dazu imstande gewesen wäre, wäre der Briefbeschwerer für ihn selbst gewesen; er hätte irgendetwas gemurmelt, er habe sich die Sache anders überlegt, und wäre hinausgehastet. Aber das Ding war für Sharon. Sharon mochte solche Sachen, und sie mochte auch ihn noch immer - Ich halte zu dir, Baby, hatte sie am Tag vor seiner Abreise nach Boston gesagt. Im Bewusstsein dessen, wie viel Scheiß sie einander im vergangenen Jahr zugefügt hatten, war er gerührt gewesen. Jetzt wollte er sie anrühren, falls das noch möglich war. Der Briefbeschwerer war klein (ein small treasure), aber er war sich sicher, dass sie die zarte graue Wolke aus Löwenzahnsamen - ein Nebel im Miniformat tief in der Mitte des Glases - mögen würde.

Clays Aufmerksamkeit wurde durch das Bimmeln eines Eiswagens geweckt. Er stand gegenüber dem Hotel Four Seasons (das sogar noch prächtiger als das Copley Square war) vor dem Boston Common, dem Stadtpark, der sich auf dieser Straßenseite zwei, drei Blocks weit die Boylston Street entlangzog. Über einem Paar tanzender Eiswaffeln standen in Regenbogenfarben die Wörter MISTER SOFTEE. Drei Jungen standen mit Büchertaschen vor den Füßen am Ausgabefenster zusammengedrängt und warteten auf die süße Nascherei. Hinter ihnen standen eine Frau in einem Hosenanzug mit einem Pudel an der Leine und zwei Mädchen im Teenageralter in Hüftjeans und mit iPods und Kopfhörern, die sie gegenwärtig um den Hals trugen, damit sie sich murmelnd unterhalten konnten - ernsthaft, ohne zu kichern.
Clay stellte sich hinter ihnen an, wodurch eine ehemalige Kleingruppe sich in eine kurze Schlange verwandelte. Er hatte seiner von ihm entfremdeten Frau ein Geschenk gekauft; er würde auf der Heimfahrt bei Comix Supreme vorbeischauen, um seinem Sohn das neue Spiderman-Heft zu kaufen; also konnte er sich selbst auch etwas gönnen. Er brannte darauf, Sharon seine Neuigkeiten zu erzählen, aber sie war unerreichbar, bis sie gegen Viertel vor vier nach Hause kam. Er stellte sich vor, dass er mindestens so lange im Inn bleiben würde, bis er mit ihr gesprochen hatte; dort würde er die meiste Zeit in seinem kleinen Zimmer auf und ab tigern und seine mit Schnappschlössern gesicherte Künstlermappe ansehen. Bis dahin bildete Mister Softee einen willkommenen Zeitvertreib.
Der Kerl im Eiswagen reichte den Jungen vor dem Fenster ihre Bestellungen hinaus: zwei Eis am Stiel und eine riesige Waffeltüte mit einem gedrehten Schokolade-und-Vanille-Softeiskegel für den großzügigen Spender in der Mitte, der anscheinend für alle zahlte. Während der einen Wust von Dollarscheinen aus seiner modischen Baggy-Jeans angelte, griff die Pudelbesitzerin im Poweranzug in ihre Umhängetasche, holte ihr Handy heraus - Frauen in Poweranzügen gingen ebenso wenig ohne ihre Handys aus dem Haus wie ohne ihre Kreditkarten - und klappte es auf. Hinter ihnen im Park kläffte ein Hund, und irgendwer stieß einen Schrei aus. In
Clays Ohren war das kein fröhlicher Schrei, aber als er sich umsah, konnte er nur einige Spaziergänger, einen Hund, der mit einer Frisbeescheibe in der Schnauze dahintrottete (herrscht dort drinnen nicht Leinenzwang?, fragte er sich), und weite Flächen von sonnigem Grün und einladendem Schatten sehen. Bestimmt ein guter Ort, an dem ein Mensch, der gerade seine erste Graphic Novel verkauft hatte - und die Fortsetzung, beides zudem für erstaunlich viel Geld -, sich hinsetzen und ein Schokoladeneis essen konnte.
Als er sich wieder umsah, waren die drei Jungen in den Baggy-Jeans fort, und die Frau im Poweranzug bestellte einen Eisbecher. Eines der beiden Mädchen hinter ihr trug ein minzegrünes Handy mit Klipphalterung an der Hüfte, und Power Suit Woman hatte ihres fest ins Ohr geschraubt. Clay dachte, wie er das auf irgendeiner Bewusstseinsebene fast immer tat, wenn er Variationen dieses Benehmens sah, dass er Zeuge wurde, wie ein Benehmen, das früher als grob unhöflich gegolten hätte - ja, selbst während man ein Geschäft mit einem völlig Unbekannten abschloss -, doch allmählich zu einem Teil des allgemein akzeptierten Verhaltenskodex wurde.
Lass es in Dark Wanderer einfließen, Schatz, sagte Sharon. Die Version von ihr, die er im Kopf behielt, sprach oft und äußerte zu allem ihre Meinung. Das traf auch auf die reale Sharon zu, Trennung hin oder her. Allerdings nicht übers Handy. Clay besaß keines.
Das minzegrüne Telefon spielte den Anfang jenes Songs von Crazy Frog, den Johnny so liebte - hieß er nicht 'Axel F'? Clay konnte sich nicht genau daran erinnern, vielleicht weil er ihn bewusst ausgeblendet hatte.

Erscheint lt. Verlag 17.4.2008
Übersetzer Wulf Bergner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Cell
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte eBooks • George Romero • Handy • Horror • John Cusack • New York Times Bestseller • spiegel bestseller • Verfilmung • Zombie
ISBN-10 3-89480-397-5 / 3894803975
ISBN-13 978-3-89480-397-1 / 9783894803971
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