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Inquisitor

Warhammer-40,000-Roman

(Autor)

Buch
1200 Seiten
2009
Heyne, W (Verlag)
978-3-453-52643-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Inquisitor - Ian Watson
CHF 20,95 inkl. MwSt
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In den grimmigen Kriegen des einundvierzigsten Jahrhunderts wacht die Inquisition über das Imperium der Menschen. Doch was, wenn die Inquisition selbst sich gegen die Menschheit wendet? Wird es dem abtrünnigen Inquisitor Jaq Draco gelingen, dies zu verhindern? In einem Krieg, den keiner gewinnen kann, ist seine einzige Hoffnung die geheimnisvolle Schwarze Bibliothek...


Das riesige Ertüchtigungsrad beschleunigte wieder, während Meh'lindi rannte, eingesperrt in ihren Käfig. Die Maschine reichte zweihundert Meter hoch bis unter das Kuppeldach. Blutrote, zyanotisch blaue und giftgrüne Lichtstrahlen fielen durch Buntglasfenster, die sich ihrerseits kaleidoskopartig drehten. Ketten mit Messingamuletten, die an den rotierenden Speichen des Rads hingen, rasselten und klirrten ohrenbetäubend wie Amok laufende Glocken, während sie im Kreis herumgewirbelt wurden. Anderswo in der Übungshalle des Callidus-Schreins zerbrachen hochspringende und zutretende Assassinen Plastahlstangen oder auch Fußwurzelknochen und Fersenbeine. Verletzungen waren keine Entschuldigung, eine Übung nicht fortzusetzen - dann mussten die Schmerzen eben gemeistert werden. Andere übten das Auskugeln von Gliedmaßen durch Muskelspannung, um Fesseln abstreifen zu können, bevor sie durch enge, geknickte Rohre krochen. Eine Pumpe saugte zwei Jugendlichen Blut ab, um sie benommen zu machen, bevor sie sich im waffenlosen Kampf übten, und einem anderen, bevor er einen Spießrutenlauf durch einen Korridor voller wirbelnder Messer versuchen würde. Vernarbte Veteranen-Ausbilder gingen dazwischen auf und ab, immer bereit, es den Ungläubigen zu demonstrieren. Gymnastikmaschinen kreischten, tosten und wirbelten, um ihren Benutzern die Orientierung zu rauben. Meh'lindi war eine halbe Stunde gelaufen, um einen anderen Assassinen einzuholen. Senkrecht über ihr benutzte er ein experimentelles Gerät zur Umkehr der Schwerkraft und lief daher verkehrt herum. Sie selbst rannte in einer selbst beigebrachten Trance und stellte sich vor, irgendwann einen so erleuchteten Geisteszustand zu erreichen, dass sie unmenschlich schnell laufen, eine Runde durch das Rad drehen und ihr Jagdwild im Vorbeirennen vollkommen verblüffen könne. Wann immer sie zu einem solchen Spurt ansetzte, wurde das Rad schneller, um sie zu frustrieren. Plötzlich hielt es mit dem donnernden Krachen zupackender Kettenzahnräder und dem Kreischen von Gestängen und Mechanismen an. Meh'lindi wurde heftig vorwärtsgeschleudert. Zwar kam es vollkommen unerwartet, aber sie war ohnehin auf alles vorbereitet und krümmte sich zusammen, so dass sie rollte. Mit einem Rückwärtssalto entrollte sie sich wieder und wirbelte herum. Das Rad beschleunigte bereits wieder in die andere Richtung. Es wurde rasch schneller. Hoch über ihr war ihr Jagdwild in Schwierigkeiten. Sie rannte höher, höher, und versuchte, den Reibungswiderstand ihrer nackten Füße und gleichzeitig den Schwung durch schiere Willenskraft zu steigern, um nicht die Wandung des Rads zurückzugleiten. Schließlich heulte eine Sirene und zeigte das Ende ihrer Übungseinheit an - gerade als sie sich einbildete, winzige Aussichten zu haben, erfolgreich zu beenden, was faktisch unmöglich war. Sie schüttelte den Kopf, vertrieb jeden Anflug von Verärgerung, machte kehrt und lief am Rand hinunter. In dem Käfig öffnete sich ein Tor, und sie stieg aus. "Der Direktor Secundus lädt dich in einer Stunde zu sich ein", sagte der Radmeister. Der kahlköpfige alte Mann, dem ein Auge durch eine Rubinlinse ersetzt worden war, verkniff sich jeglichen Kommentar zu ihrer Leistung. Als erfahrene Absolventin des Collegia Assassinorum musste Meh'lindi in der Lage sein, sie selbst zu beurteilen. Andernfalls wäre sie vom rechten Weg abgewichen. "Lädt mich ein?", fragte sie. Der Direktor Secundus war niemand anders als der Stellvertreter des obersten Direktors dieses Assassinenschreins. Lud solch ein hoher Würdenträger ein? "So lautete die Formulierung." In einer kuppelüberdachten Zelle im Baptisterium schälte sich Meh'lindi aus ihrer hautengen schwarzen Tunika. Während Ultraschall Schweiß und Dreck von ihr löste, betrachtete sie ihren Körper in einem hohen Spiegel, der von einem Rahmen aus ineinander verwobenen und verknoteten Messingknochen eingefasst war. Sie gestattete sich ein gewisses Maß an Bewunderung, das über die schlichte sachliche Einschätzung hinausging. Sie war nicht nur zu einer geschmeidigen, schlauen Mörderin ausgebildet worden, sondern auch zu einer Kurtisane von allerhöchstem Rang. Eine Kurtisane - auch eine, die größtenteils nur so tat, als erfülle sie die Rolle einer Freudenspenderin - musste sich ihrer Sinnlichkeit bewusst sein. Meh'lindi war groß und langgliederig und hatte ausgeprägte Bizepse und Wadenmuskeln, obwohl ihre Größe den Eindruck von Kraft ein wenig milderte. Verführerische schwarze Tätowierungen verbargen ihre Narben. Eine riesige behaarte Spinne zog sich um ihren Bauch. Eine Schlange kroch mit gebleckten Fängen ihr rechtes Bein empor. Skarabäusartige Käfer krochen über die bescheidene Schwellung ihres Busens. Ihre Brüste, die kein Training in Waffen verwandeln konnte, waren klein und wenig hinderlich, wenn auch angenehm fest - anmutige kleine Kegel mit Käfer-Spitzen. Ihr kohlschwarzes Haar war kurz geschnitten, damit man sie nicht daran festhalten konnte. In ihrer Rolle als Kurtisane mochte sie sich dazu entschließen, eine glänzende Perücke zu tragen - oder auch nicht. Ihre Augen waren golden, und ihr elfenbeinfarbenes Gesicht wirkte seltsam anonym und wenig bemerkenswert. Aber schließlich konnte sie ihre Züge auch verändern und ihnen den Ausdruck einer Verführerin verleihen - oder auch einer Vettel. Der Direktor Secundus bestellte sie nicht. Er lud sie ein ... Sie sondierte die Worte mit der Zungenspitze, wie man vielleicht einen hohlen Zahn sondierte, der mit Katalepsin gefüllt war, um es einem Opfer ins Auge zu speien und so zu lähmen. Es war undenkbar, dass der Secundus davon träumte, dieses wunderbare Instrument - also sie selbst -, das sein Collegia aus Urweltfleisch geformt hatte, für seine private aphrodisiakische Befriedigung zu nutzen. Das wäre blasphemisch. Wäre Meh'lindi nicht auch Kurtisane gewesen, wäre ihr der Gedanke überhaupt nicht gekommen. Einladen. Das Wort gemahnte an das Protokoll der Mors Voluntaria, der Erlaubnis, exemplarischen Selbstmord zu begehen, was jedem Assassinen gestattet wurde, der auf katastrophale, aber zumindest ehrenhafte Art bei einem Unternehmen versagt hatte. Oder dessen Selbstmord erforderlich war, um den Hauptzeugen eines Irrtums vonseiten des Officio Assassinorum zu beseitigen ... Meh'lindi wusste, dass sie ihrer Berufung in keiner Weise Schande gemacht hatte. Verwirrt rieb sie sich die Fußsohlen mit geweihtem Kampfer ein, die Lenden mit aus Weihrauch gewonnenem Öl und den Kopf mit Rosmarin, dann widmete sie sich einer kurzen Andacht an den Imperator, bevor sie ihre Tunika wieder anlegte. Auf Einladung von Tarik Ziz, dem Secundus, nahm Meh'lindi im doppelten Lotussitz Platz. Sie neigte den Kopf. Der Lotus, der ihre Beine verschränkte, und die Abwendung des Blicks waren Gehorsamkeitsbezeugungen gegenüber einem Vorgesetzten in dessen privatem Arbeitsraum. Dergestalt zeigte sie an, dass sie sich selbst der Möglichkeit beraubte, als Assassine tätig zu werden.

Erscheint lt. Verlag 3.11.2009
Reihe/Serie Heyne Bücher
Warhammer 40.000
Übersetzer Walter Brumm, Christian Jentzsch
Sprache deutsch
Original-Titel The Inquisition War
Maße 135 x 206 mm
Gewicht 835 g
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Science Fiction • Warhammer 40.000
ISBN-10 3-453-52643-0 / 3453526430
ISBN-13 978-3-453-52643-3 / 9783453526433
Zustand Neuware
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