Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Wenn der Buckelwal in die Oper geht - Martin Geck

Wenn der Buckelwal in die Oper geht

33 Variationen über die Wunder klassischer Musik

(Autor)

Buch | Hardcover
224 Seiten
2009
Siedler (Verlag)
978-3-88680-896-0 (ISBN)
CHF 27,90 inkl. MwSt
  • Titel ist leider vergriffen;
    keine Neuauflage
  • Artikel merken
Musik über alles - Alles über MusikWeshalb wäre Bruckner ohne die Generalpause verloren? Benutzte Bach das kabbalistische Zahlenalphabet? Warum schrieb Wagner fast dreißig Jahre am »Ring des Nibelungen«? Und: Sind Buckelwale musikalisch? Der bekannte Musikwissenschaftler und erfolgreiche Buchautor Martin Geck gibt Antworten auf diese sowie zahlreiche weitere Fragen und vermittelt so interessante und unterhaltsame Phänomene der klassischen Musik.Ohne Musik wäre unser Leben nicht denkbar, doch ist sie mehr als die allgegenwärtige Beschallung aus Kaufhauslautsprechern oder in Aufzügen. Insbesondere die klassische Musik ist sinnliches Erleben, das durch Wissen noch intensiver und tiefer wird. In ihr öffnet sich uns eine Welt, die immer wieder verblüfft und in die erstaunte Frage mündet: Wie kommt das? Wie ist das möglich?Bildhaft, humorvoll und zugleich mit Tiefgang erzählt Martin Geck, der in Fachkreisen als »letzter Generalist seiner Zunft« (»Spiegel«) bezeichnet wird, von den Wundern der klassischen Musik. In 33 kurzen Variationen lässt er uns über die Schönheit der Musik, unbekannte Geschichten aus dem Leben von großen Komponisten und außergewöhnliche Entdeckungen staunen.Wir erfahren von den vielfältigen Verbindungen zwischen der Musik und anderen Formen der Kunst, aber auch davon, wie sich das Menschlich-Allzumenschliche in der Musik spiegelt. Dabei führt Geck uns wie beiläufig durch die zentralen Werke der klassischen Musik und bringt uns auf diese Weise eine leicht verständliche und zugleich tiefsinnige Musikästhetik näher.• Ein Buch, das klassische Musik ernst nimmt und zugleich unterhaltsam erklärt• Mit eigens angefertigten Zeichnungen

Martin Geck, geb.1936, studierte Musikwissenschaft, Theologie und Philosophie in Münster, Berlin und Kiel. 1962 Dr. phil., 1966 Gründungsredakteur der Richard-Wagner-Gesamtausgabe, 1970 Lektor in einem Schulbuchverlag, nachfolgend Autor zahlreicher Musiklehrwerke, 1974 Privatdozent, 1976 ordentlicher Professor für Musikwissenschaft an der Universität Dortmund. Viele Arbeiten zur Geschichte der deutschen Musik im 17., 18. und 19. Jahrhundert. Für seine Veröffentlichungen wurde Geck bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

BUCKELWALE SINGEN! Kenner sprechen von regelrechten "Strophen", die zwei bis vier Minuten dauern k?nnen, ehe die n?ste folgt. Ein vollst?iger "Song" dauert etwa 20 Minuten und kann mit kleinen Abwandlungen stunden- oder tagelang wiederholt werden. Die Ges?e der Meeress?er - vermutlich dienen sie der Verst?igung und der Partnerwahl - klingen in unseren menschlichen Ohren angenehm melodisch, sind wegen ihrer gro?n Lautst?e gleichwohl Hunderte Kilometer weit zu h?ren.Buckelwale wissen nicht, dass sie singen! Sie sind ein Teil der gro?n Sch?pfung, welche ihren Atem auf unendlich vielf?ige Weise verstr?mt. Doch nicht nur das Lebendige singt, sondern auch das vermeintlich Unbelebte. "Die Sonne t?nt nach alter Weise in Brudersph?n Wettgesang", l?t Goethe den "Prolog im Himmel" und damit seinen Faust anheben. "... und ihre vorgeschriebne Reise vollendet sie mit Donnergang", dichtet er weiter: Der Kosmos t?nt, die Gestirne donnern, die Meere rauschen, die Wale singen. Ist das nicht genug der Musik?Ludwig van Beethoven hat sich intensiv mit Kosmologie besch?igt, Kerns?e aus Kants Allgemeiner Naturgeschichte und Theorie des Himmels gezogen und dem Harfenisten Johann Andreas Stumpf w?end eines Ausflugs ins Wiener Helenental, auf einer Rasenbank sitzend, erkl?: "Hier, von diesen Naturprodukten umgeben, sitze ich oft stundenlang, und meine Sinne schwelgen in dem Anblick der empfangenden und geb?nden Kinder der Natur. Hier verh?llt mir die majest?sche Sonne kein von Menschenh?en gemachtes Drecksdach, der blaue Himmel ist hier mein sublimes Dach. Wenn ich am Abend den Himmel staunend betrachte und das Heer der ewig in seinen Grenzen sich schwingenden Lichtk?rper, Sonnen oder Erden genannt, dann schwingt sich mein Geist?ber diese soviel Millionen Meilen entfernten Gestirne hin zur Urquelle, aus welcher alles Erschaffene str?mt." Das erinnert an den Anfang von Beethovens Neunter Sinfonie, den Robert Schumann mit den Worten charakterisierte: "Erst Chaos, dann der Ruf der Gottheit: >Es werde Licht!<"Erhabene Natur ist auch im Spiel, wenn Beethoven im Verlauf seiner sechsten Sinfonie, der sogenannten Pastorale, ein Gewitter mit Blitz und Donner aufziehen l?t. ?rigens ist sein sinfonisches Gewitter das genialste, das je komponiert wurde: Dass Celli und B?e zwar Z?zeit f?r Z?zeit auf dem gleichen Ton beginnen, jedoch die einen Sechzehntel, die anderen Sechzehntel-Quintolen spielen, l?t beider Kl?e zu einem unheimlichen Schwirren verschmelzen.F?r Kant hatte es zuvor nur das Natur-Erhabene gegeben. Nun schreitet sein Bewunderer Beethoven zum Kunst-Erhabenen weiter - darin Caspar David Friedrich und seinen Felsen- oder Meerlandschaften vergleichbar. Muss da der Buckelwal nachziehen, indem er seine natur-erhabenen Ges?e zum Operngesang verfeinert? Lassen wir ihn weiterhin - und hoffentlich noch lange - die Meere durchpfl?gen! Doch wie kommt er dann in den Buchtitel?Wir selbst, so lautet die Antwort, sind Buckelwale, die sich in die Oper verirren; denn auch wir selbst tragen die Natur der Musik in uns, k?nnen singen, wie uns der Schnabel gewachsen ist, stundenlang ein und dieselbe Melodie vor uns hin pfeifen. Da gibt es den Buckelwal-Gesang der kleinen Kinder, die ihre Interaktion mit der Mutter eher singend als sprechend beginnen. Es gibt den Buckelwal-Gesang unter der Dusche und die vielstimmigen Buckelwal-Strophen auf dem Fu?allplatz - gleichfalls kilometerweit zu h?ren.Doch gottlob sind viele von uns nicht nur Buckelwale, sondern auch Delfine - und damit geborene Liebhaber "klassischer" Musik. In diesem Sinne erz?t Herodot, der Geschichtsschreiber aus dem klassischen Griechenland, von dem ber?hmten S?er Arion, der einen Delfin durch seinen Gesang so zu verzaubern wusste, dass ihn dieser auf seinem R?cken freudig durch die Wellen trug. Und das kam so: Arion hatte einen Kunstwettstreit in Sizilien und mit ihm so viele Sch?e gewonnen, dass ihn die Seeleute auf der R?ckfahrt nach Griechenland berauben und t?ten wollten, ihm aber noch ein letztes Lied g?nnten. Mit dem vermochte er einen Schwarm von Delfinen anzuziehen und einen von ihnen v?llig in seinen Bann zu schlagen. Sp?r wurde Arion, so will es der Mythos, von Apollon, dem Gott der Musen, als Sternbild an den Himmel versetzt, wo man ihn noch heute - mit der n?tigen Fantasie - auf dem R?cken eines Delfins erblicken kann. Eine sch?ne Vorstellung: Der darf auf seine eigene, ihm angeborene Musikalit?stolz sein und doch bewundernd zu dem aufblicken, was andere aus ihrer Musikalit?gemacht haben; zum Beispiel klassische Musik.Meine eigene Leidenschaft ist es, mich dieser klassischen Musik auch in Worten zu n?rn. Seit jeher haben K?nstler und Gelehrte es sich nicht nehmen lassen, Sinn und Zweck ihrer Kompositionen, Bilder, B?cher und Reden in sch?nem Latein zu beschreiben: docere, movere, delectare - lehren, bewegen, erfreuen. Diesmal handelt es sich jedoch nicht um einen Geschwindmarsch durch die Historie, sondern um eine Rundfahrt zu originellen St?en klassischer Musik; und auf die Reisenden warten ganz unterschiedliche Dinge: Werke, Schaffensmomente, Probleme und ihre L?sungen, historische Kontexte, Widerspr?che, Ausblicke. F?r mich sind es allesamt Wunder an Inspiration, Sinndichte, Nachdenklichkeit, Zerbrechlichkeit, Wirkungsmacht und Widerspr?chlichkeit. Die Auswahl, die ich f?r meine 33 Variationen ?ber solche Wunder gew?t habe, ist subjektiv, aber nicht beliebig: Sie spiegelt, was mich ?ber viele Jahre hinweg beim Schreiben und Lehren ?ber Musik besch?igt hat - und fast noch mehr beim H?ren und Musizieren.Weil ich die "Wunder" am besten an bekannten Werken des klassischen Musikrepertoires demonstrieren kann, versteht sich das Buch auch als ein kleiner Cicerone f?r den Konzert- und Opernbesuch, jedoch nicht als einer, der den H?rern vor Beginn noch schnell zuraunt, dass die Handlung des ersten Aktes im Boudoir der K?nigin von Saba spielt oder der Schlusssatz der Sinfonie die Passacaglia-Form aufweist. Mein Cicerone empfiehlt sich f?r das Gespr? danach, will Verstehensprozesse in Gang setzen.Dabei gibt der Titel des Buches eine entscheidende Blickrichtung vor: das Spannungsverh?nis zwischen Buckelwal und Delfin, zwischen Natur und Kunst. Einerseits beruht unsere Lust an klassischer Musik - und "Lust" ist auch beim H?ren vielschichtiger und anspruchsvoller Werke mit im Spiel - auf der Wiederbegegnung mit allgemein menschlichen Erfahrungen und Ausdrucksweisen; insofern erscheint sie uns sehr vertraut. Andererseits fasziniert klassische Musik immer wieder als das ganz Andere, au?rhalb der Tonwelt geradezu Undenkbare.

Illustrationen Bernd Wiedemann
Zusatzinfo mit Abbildungen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 135 x 215 mm
Gewicht 415 g
Themenwelt Kunst / Musik / Theater
Schlagworte Humor • Klassik • Klassik (Klassische Musik) • klassischeMusik • Kunst • Musik • Musikästhetik • Sachbuch
ISBN-10 3-88680-896-3 / 3886808963
ISBN-13 978-3-88680-896-0 / 9783886808960
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
eine Zeitreise durch die Kunst des Ausstellens und Sehens

von Anne Buschhoff; Wulf Herzogenrath; Ricarda Hüpel

Buch | Hardcover (2024)
Wienand (Verlag)
CHF 53,20