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Die Olympischen Kunstwettbewerbe 1912-1948 (eBook)

Band I: Literatur - Musik - Baukunst
eBook Download: EPUB
2024 | 3. Auflage
236 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-5485-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Olympischen Kunstwettbewerbe 1912-1948 -  Wolf Reinhardt,  Ralph Schlüter
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Was hat uns bewogen, ein Buch (in drei Bänden) speziell über die Kunstwettbewerbe bei Olympischen Spielen zu schreiben, die ja auch nur zwischen 1912 und 1948 ausgetragen worden sind? Zum einen haben wir beiden Autoren uns jahrelang mit der Erfassung der Künstler und deren Werke beschäftigt und Kurzbiografien geschrieben, die auf diese Weise veröffentlicht werden. Die Recherchen waren teilweise sehr aufwändig, da manche Künstler völlig unbekannt waren und es über andere bisher keine oder nur rudimentäre Informationen gab. Zum anderen gab es bisher nur sehr wenige Abhandlungen zu diesem Thema und diese konnten nicht ausreichend Auskunft über alle Künstler geben.

Wolf Reinhardt (Jahrgang 1959) wohnt in Bonn, ist Diplom-Informatiker und Betriebswirt, IT-Projektmanager, Trainer für Projektmanagement und freiberuflicher Autor; interessiert sich seit frühester Jugend für die Historie der Olympischen Spiele, seit 2008 Mitglied der International Society of Olympic Historians und Mitglied der OlyMADMen, einer privaten Gruppe internationaler Sporthistoriker. Diese sind auch die Datenlieferanten der Website www.olympedia.org, auf der umfangreiche Daten über alle Olympischen Spiele und Kurzbiografien der mittlerweile über 150.000 beteiligten Teilnehmer veröffentlicht werden. Seit einigen Jahren beteiligt er sich an diversen Buchveröffentlichungen zur Thematik Olympische Spiele.

Kapitel II


Literatur


Die Literatur zwischen 1912 und 1948


Im Vergleich zu Musik und Bildenden Künsten ist die Literatur eher eine „nationale“ Kunst, da sie an die jeweilige Sprache gebunden ist und im Allgemeinen erst durch die Übersetzung quasi aus zweiter Hand in andere Sprachräume ausstrahlen kann. Deshalb müssen die historischen Entwicklungen auch länder- bzw. sprachspezifisch betrachtet werden.

Die Olympischen Wettbewerbe in der Literatur können aus verschiedenen Gründen schwerlich die Vielfältigkeit der Länder und Stile widerspiegeln. Von den mindestens 173 eingereichten Werken ist die Hälfte bisher (Kenntnisstand 2019) unbekannt und von weiteren 20 ist wenig mehr als der Titel aus anderen Quellen bestätigt. Das heißt, dass im Rahmen dieses Werks nur rund 40% der Werke literarisch eingeordnet werden konnten. Dazu kommt noch die Diversifizierung in lyrische, epische und dramatische Werke, fiktionale und nichtfiktionale Literatur (z.B. Beschreibungen von Bergbesteigungen, Trainingslehre etc.) und den Bereich Jugendliteratur.

Trotzdem soll im Folgenden versucht werden, einen kurzen Abriss der literarischen Entwicklung und eine Einordnung wichtiger Teilnehmer bzw. Teilnehmerinnen und Jurymitglieder in den folgenden Ländern (Sprachen) zu geben: Deutschland (mit Österreich und deutschsprachiger Schweiz), Frankreich (mit den frankophonen Autoren aus Belgien, der Schweiz und Kanada), Italien und der englische Sprachraum (Großbritannien und USA mit Irland und anglophonem Kanada).

Émile ZOLA und Gerhard HAUPTMANN

Die britische Literatur war allerdings nur sporadisch vertreten. Ihre Erfolge mit Medaillen in den Jahren 1920 und 1924 verdankte sie ausschließlich antikisierenden Gedichten. Durch die Nichtteilnahme der Sowjetunion zwischen den Weltkriegen fehlte die russische Literatur völlig und auch aus den spanischsprachigen Ländern kamen nur zwei Beiträge (aus Uruguay!). Relativ erfolgreich waren osteuropäische Autoren. Ungarn war, bis auf einzelne Rückgriffe auf die Antike, fast ausschließlich durch sportwissenschaftliche Schriften vertreten, angeführt von Ferenc MEZŐ, einem der Väter der olympischen Geschichtsschreibung. Dagegen schickte Polen einige seiner wichtigsten Schriftsteller ins Rennen.

In Europa war das Ende des 19. Jahrhunderts die Zeit des Naturalismus, der versuchte, die Entwicklung seiner Figuren als unausweichliche Folge der sozial- und naturgeschichtlichen Voraussetzungen zu erklären. Im Gegensatz zu Frankreich, wo Émile ZOLA82 einer der bedeutendsten Vertreter des naturalistischen Romans war, beschrieb in Deutschland vor allem der Dramatiker Gerhard HAUPTMANN83 die Lage der sozial Schwachen. Die Amerikanerin Edith WHARTON84 kritisierte in ihren Romanen gesellschaftliche Konventionen und soziale Ungleichheit.

Edith WHARTON und Henrik IBSEN

In der führenden Literaturzeitschrift der Niederlande, De Gids, veröffentlichte Carel SCHARTEN seine ersten Gedichte. Zusammen mit seiner Frau Margo SCHARTEN-ANTINK schrieb er eine Reihe von Romanen im Stil des Naturalismus. Während sich in Italien die Spielart des Verismo ebenfalls vor allem in Romanen etablierte, revolutionierte in Skandinavien der Norweger Henrik IBSEN85 das Theater, indem er die Lebenslüge der bürgerlichen Konventionen entlarvte. Der jüngere Schwede August STRINDBERG86 experimentierte gleichzeitig auch mit neuen Formen des Theaters. Beide stehen auch für den Übergang zum Symbolismus ebenso wie der Franzose Paul ADAM, der bereits 1912 auf der Teilnehmerliste stand. Einer der prominenten Vertreter dieser Richtung war der Belgier Maurice MAETERLINCK87, Nobelpreisträger und Jurymitglied von 1924. Der Symbolismus entwickelte sich wie der Impressionismus als Gegenbewegung zum Naturalismus. Während der Impressionismus wie in der Malerei Stimmungen und Empfindungen darstellen wollte, war der Symbolismus auf der Suche nach Magie der Wörter und dem hintergründigen Zusammenhang alles Seienden.

Maurice MAETERLINCK und Rainer Maria RILKE

Mit der allgemeinen gesellschaftlichen Verunsicherung kam es in der Literatur um das Jahr 1900 zu einem Umbruch, der die Zeit der Moderne einläutete. In dieser Zeit verschob sich das Zentrum der deutschsprachigen Literatur zeitweise nach Österreich. Wie u.a. Rainer Maria RILKE88 und Arthur SCHNITZLER89 kamen viele bedeutende Literaten dieser Epoche aus Ländern der K.u.k.-Monarchie. Die Literatur wurde auch stark von der Philosophie NIETZSCHEs90 und der Psychoanalyse FREUDs91 beeinflusst und suchte das Schöne im Schrecklichen, in der Apokalypse. Andere Themen waren dabei auch Entfremdung, Isolierung, Verdrängung und Unbewusstes. Ähnlich wie in Österreich verfolgten z.B. in Großbritannien Oscar WILDE92 und in Italien Gabriele D’ANNUNZIO, Teilnehmer von 1912, diesen Ansatz der Ästhetisierung der Sinnleere. Zu der kulturpessimistischen Bewegung Junges Polen gehörte Kazimierz PRZERWA-TETMAJER, der vor allem als Lyriker bekannt war.

Die Schriftsteller Arthur SCHNITZLER und Oscar WILDE

Im Frankreich des Fin de Siècle zeigte sich die politische Polarisierung vor allem im Zuge der DREYFUS-Affäre93. Zu den Verteidigern des 1894 zu Unrecht verurteilten „Landesverräters“ gehörte neben Émile ZOLA Robert DE FLERS94, zu seinen nationalistischen Gegnern Maurice BARRÈS95 und Paul VALÉRY96. Trotzdem gehörten die drei letztgenannten gemeinsam zur Jury des Literaturwettbewerbs 1924. Als Gegenströmung entwickelte sich ab 1900 zunächst in Frankreich die konservativ-religiös grundierte Renouveau catholique (Katholische Erneuerung). Einer ihrer prominenten Vertreter war Paul CLAUDEL97, der vor allem als Theaterautor hervortrat. Die Bewegung wurde in ähnlicher Form von Autoren aus fast allen europäischen Ländern übernommen.

Friedrich NIETZSCHE und Siegmund FREUD

Die Expressionisten suchten ab etwa 1910 einen Ausweg aus dem fremdbestimmten Leben und einige stimmten zumindest zu Beginn des 1. Weltkriegs in den Chor der Kriegsbegeisterten ein. Fast alle, viele geprägt durch das eigene Erleben an der Front, wurden jedoch später Kriegsgegner und Pazifisten. Die Nachkriegszeit brachte allerdings keine radikale Erneuerung und ließ die apokalyptischen Grauen des Krieges für viele Schriftsteller selbst bei den Siegern, wie z.B. für den Briten und Teilnehmer von 1924 Robert GRAVES, als sinnlos erscheinen.

Kasimir EDSCHMID war einer der Theoretiker des Expressionismus. Gemeinsam war den Expressionisten die Skepsis gegenüber dem technischen Fortschritt und die Entfremdung in der modernen Zivilisation, andererseits waren sie aber gerade von deren Zentren, den Großstädten, angezogen. In allen Literaturgattungen – Lyrik, Epik und Drama – wurden auch die konventionellen Formen aufgelöst.

Else LASKER-SCHÜLER und Gottfried BENN

Zumindest teilweise zugerechnet werden dem Expressionismus u.a. Else LASKER-SCHÜLER98, Gottfried BENN99 sowie Bertold BRECHT100 mit seinem dramatischen Frühwerk. Viele Expressionisten empfanden sich als heimatlose Außenseiter und vielleicht deshalb gehörte zu ihnen eine große Zahl Juden. Auch wenn oder gerade weil er kaum einer bestimmten literarischen Richtung zuzuordnen ist, war Franz KAFKA101 der vielleicht einflussreichste Schriftsteller der Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Er lebte als deutschsprachiger Erzähler mit jüdischen Wurzeln im bis 1918 noch zu Österreich-Ungarn gehörenden, später tschechischen Prag und verband eine konventionelle Erzählweise mit einer inhaltlichen Sinnverweigerung. Mit KAFKA bekannt war u.a. Ernst WEIß, Silbermedaillengewinner von 1928. Jüdischer Abstammung waren u.a. auch der Pole Kazimierz WIERZYŃSKI, der Österreicher Alexander RODA RODA und der Italiener Giani STÙPARICH. WIERZYŃSKI, Goldmedaillengewinner 1928 sowie Jarosław IWASZKIEWICZ gehörten in den 1920er Jahren zu den Gründern der einflussreichen Literatengruppe Skamander. Mit ihrem „Programm der Programmlosigkeit“ setzten sie sich vom Jungen Polen ab und traten für den Gebrauch alltäglicher Sprache und Inhalte in der Poesie ein. Dennoch sahen sie sich in der Kontinuität polnischer Literatur.

Bertold BRECHT und Franz KAFKA, Luigi PIRANDELLO und Egon Erwin KISCH

Eine radikale Abkehr vom konventionellen Literaturbegriff vollzogen zu dieser Zeit die Dadaisten, indem sie Wörter unlogisch und z.B. nach ihren Lauten kombinierten. Ihre Idee war die extreme, antibürgerliche Ablehnung aller vermeintlichen Ordnungen durch Relativierung, Unsinnigkeit und künstlerische Anarchie. Ausgehend davon entwickelte sich vor allem in Frankreich der Surrealismus. In ihm sollte durch die spontane Schöpfung aus dem...

Erscheint lt. Verlag 2.7.2024
Reihe/Serie Olympische Kunstwettbewerbe 1912-1948
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Kunstgeschichte / Kunststile
Kunst / Musik / Theater Malerei / Plastik
Schlagworte Internationales Olympisches Komitee • Kunstgeschichte • Literatur, Musik, Baukunst • Olympische Spiele • Pierre de Coubertin
ISBN-10 3-7597-5485-6 / 3759754856
ISBN-13 978-3-7597-5485-1 / 9783759754851
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