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Das verlorene Paradies (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
204 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-14808-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das verlorene Paradies -  Ramona Busch
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Der junge Valentin erhält verschlüsselte Botschaften von einer ihm unbekannten Cäcilia. Zusammen mit seiner Cousine Selina begibt er sich auf eine Suche, um das zu finden, was der Welt verloren ging. Doch können die beiden das Rätsel lösen, wenn sie noch nicht einmal wissen, wonach sie suchen sollen? Ein mitreißender Roman, der Lebensfreude und Schicksalsschlag, sowie Realität und Traumwelt kunstvoll miteinander verknüpft.

Dr. Ramona Busch, Jahrgang 1981, navigiert geschickt zwischen der akribischen Welt der Zahlen und der befreienden Welt der Musik und des Schreibens. Nach ihrem Studium in internationaler Volkswirtschaftslehre in Nürnberg und Valencia vertieft sie mit großer Leidenschaft ihre Expertise als Bundesbänkerin im pulsierenden Frankfurt. Doch wenn der Bürostuhl kalt bleibt, findet man sie auf Tanzreisen in der Karibik oder Argentinien und manchmal auch ganz einfach bei einer Milonga in ihrer Heimat. Ihre musikalische Seele bewegt sich zwischen Rock, Klassik, Jazz, Swing und immer wieder dem Tango, wobei die Klarinette stets einen besonderen Klang in ihrem Herzen hinterlässt.

Dr. Ramona Busch, Jahrgang 1981, navigiert geschickt zwischen der akribischen Welt der Zahlen und der befreienden Welt der Musik und des Schreibens. Nach ihrem Studium in internationaler Volkswirtschaftslehre in Nürnberg und Valencia vertieft sie mit großer Leidenschaft ihre Expertise als Bundesbänkerin im pulsierenden Frankfurt. Doch wenn der Bürostuhl kalt bleibt, findet man sie auf Tanzreisen in der Karibik oder Argentinien und manchmal auch ganz einfach bei einer Milonga in ihrer Heimat. Ihre musikalische Seele bewegt sich zwischen Rock, Klassik, Jazz, Swing und immer wieder dem Tango, wobei die Klarinette stets einen besonderen Klang in ihrem Herzen hinterlässt.

Cäcilia verdächtigt Muerte

Sie mochte ihn nicht. Überhaupt nicht. Obwohl: Mit einer unbestreitbar zärtlichen Sänfte hatte er sie damals über die Regenbogenbrücke hinüber zur anderen Seite gebracht. Wie ein leichtfüßiger Tanz war es gewesen, schwebend und schmerzlos. Und obgleich Muerte nicht besonders schön war, hatte doch eine gewisse Süße und Barmherzigkeit in der Luft gelegen, als er sie abholte. Sanft hatte er sie an sich gezogen, vereint im Tanz waren sie gewesen, und dennoch hatte eine kühle Distanz zwischen ihnen gelegen. Oder war es einfach nur die Tatsache, dass man ihm nicht direkt in die Augen blicken konnte? Zwischenzeitlich hatte sie ihn schon mehrfach gesehen. Und doch konnte sie ihn nicht so richtig beschreiben. Er zeigte so oft viele Gesichter, aber dennoch konnte sie keines ausmachen. Er hatte zu viele verschiedene Gesichter und doch irgendwie keines.

Sie zuckte auf dem Klavierhocker zusammen, als sie einen leichten Luftzug verspürte.

„Cécile! Que plaisir!“, hallte es selbstbewusst.

Da stand er, mitten in ihrem Salon. Er hatte die Angewohnheit, weder zu klingeln noch zu klopfen. Er machte sich einfach mit einem kühlen Luftzug bemerkbar. Und überhaupt, „Cécile“, wie er sie immer nannte. Konnte er nicht einfach normal „Cäcilia“ sagen? Er schien wohl in einer Epoche stehen geblieben zu sein, in der Französisch als chic galt, und wollte sich auf Teufel komm raus elegant geben. Aber eines musste man ihm lassen, imposant sah er immer aus in seiner schwarzen Robe.

„Muerte, kannst du dich nicht einmal normal ankündigen? Ich erschrecke mich jedes Mal zu Tode!“, zischte Cäcilia ihn an.

„Zu Tode! Also dein Wortwitz, ma chérie! Ach, mon amour, du weißt doch …“, erwiderte er. Nein, sie wusste es nicht und würde es wahrscheinlich auch nie begreifen. „Oh, chérie, was bedrückt dich?“, fragte er froh gelaunt und zog dabei seinen rechten Handschuh aus.

„Das weißt du ganz genau! Und wo du gerade so schön das Wort plaisir erwähnst, frage ich dich: WO hast du sie hinverschwinden lassen?“

Und jetzt war er es, der nicht verstand.

„Ok, mein Freund. Was daran verstehst du nicht? Das Schöne der Welt verblasst. Wie kann das sein, wo die Menschheit doch seit Hunderten von Jahren die Ästhetik, die Kunst und Musik so sehr liebt? Ich sehe zunehmend funktionale Gegenstände, industriegefertigt, ohne Seele und ohne jegliche Individualität. An den Wänden hängen zunehmend sterile Kunstdrucke, die kaum voneinander zu unterscheiden sind. Sogar den Sinn einer Blumenvase scheinen die Menschen vergessen zu haben. Jedenfalls dienen sie – wenn man überhaupt noch eine zu Gesicht bekommt – lediglich zur Aufbewahrung von staubabweisenden Kunstpflanzen, natürlich passenden zu den Graustufen dieser fantasielosen Wandgemälde. Und was mich persönlich am meisten schmerzt: Musik scheint gleich komplett von der Bildfläche zu verschwinden. Was ist denn eine Welt ohne das Universum der Klangfarben einer Melodie? Wo sind sie, die Töne, die Spannungsakkorde und die Rhythmen?“, klagte Cäcilia und sah verzweifelt auf. „Selbst die Natur erscheint mir immer grauer, und grau ist die Vorstufe von schwarz! Alles ist auf einmal trist und grau! Klingelt es jetzt?“, fragte sie, aber er verstand immer noch nicht.

„SCHWARZ! Ich kenne niemanden, dem die Farbe schwarz so gut gefällt wie dir!“, fauchte sie ihn an.

Allmählich dämmerte es ihm. Er wanderte sanft um sie herum und sprach mit zärtlicher Stimme: „Mon amour, glaubst du ernsthaft, dass ich die schönen Dinge dieser Welt verschwinden lasse, damit alles grau wird? Nur weil ich selbst gerne schwarze Gewänder trage, heißt das noch lange nicht, dass die ganze Welt grau und schwarz sein muss. Ich bitte dich: Wo ist der Kontrast zu schwarz, wenn alles grau ist? Wie könnte ich noch herausstechen, wenn die Kontraste verschwinden? Nein, mi amor …“

Jetzt fing er auch noch an, spanisch zu sprechen.

„Er scheint sich heute besonders eloquent geben zu wollen“, dachte sich Cäcilia genervt.

„Hola, träumst du?“, holte er sie aus ihren Gedanken, „hier spielt die Musik, cariño!“ Er schnipste mit den Fingern und sah Cäcilia auffordernd an.

„Musik, genau darum geht es hier! Also, wo ist sie? Wo ist die Kunst? Wo sind die Farben?“, fuhr sie ihn an.

„Mi, Amor, ich habe es dir doch gerade erklärt: Ich habe mit all dem nichts zu tun! Wer hätte denn noch Ehrfurcht vor der Welt, in die ich die Menschen nehme, wenn ihre Zeit abgelaufen ist, wenn das Leben an sich schon grau und trist ist? Verschwindet das Schöne der Welt, so macht es für die Menschen doch überhaupt keinen Unterschied mehr, ob ich komme oder nicht. Wo bleibt dann mein Plaisir? Wer respektiert dann meine Grandiosität? Wo bleibt meine Freude daran, dass ich Menschen immer wieder überraschen kann? Ich liebe es, unberechenbar zu sein, und möchte, dass das auch so bleibt. Keiner weiß, wann ich komme. Mal komme ich wie gerufen und werde willkommen geheißen, mal tauche ich als Überraschungsgast auf und werde gehasst. Ja, fair ist das nicht. Aber ich habe mir das auch nicht ausgedacht …“, erklärte er, während er mit langsamen Schritten auf und ab stolzierte.

„Ist ja, gut, du musst dich nicht für deinen Beruf rechtfertigen. Ohne Tod kein Leben. Das habe inzwischen selbst ich begriffen“, gab sie sich versöhnlich.

„Genau, Chérie! Ohne Tod kein Leben. Aber ohne Leben auch kein Tod!“, beendete Muerte die Diskussion und ließ sich elegant auf dem Sofa nieder.

„Ok, du warst es also nicht. Aber wer war es dann? Wohin sind Kunst und Musik entschwunden?“, fragte sie ihn flehend.

„Die Menschen waren es bestimmt selbst. Sie haben scheinbar verlernt, das Schöne zu sehen, zu hören und zu riechen“, gab Muerte gelangweilt zurück.

„Aber warum?“, fragte Cäcilia mit verzweifeltem Blick.

„Mi amor, diese Frage kann ich dir leider nicht beantworten. Vielleicht halten sie sich für zu groß. Vielleicht werde ich zu sehr ausgeblendet und mein mögliches Erscheinen zu sehr verdrängt …“, wagte er einen Erklärungsversuch. Da war sie wieder: Muertes Selbstgefälligkeit. Er sah sich immer im Mittelpunkt des Geschehens und hatte keine Probleme damit, seine Großartigkeit zu jedem Zeitpunkt zu demonstrieren. Cäcilia drohte zu explodieren.

„Ich kann es dir nicht sagen“, fuhr er schließlich fort. „Aber was ich dir sagen kann, ist, dass ich ebenfalls ein ehrliches Interesse daran habe, dass die Menschen wieder Zugang zu Kunst und Musik, also den schönen Dingen der Welt, haben. Ich schlage dir Folgendes vor: Ich werde meine allerbesten Kontakte spielen lassen und zum gegebenen Zeitpunkt die mir zur Verfügung stehenden Mittel bereitstellen. Du, meine Liebe, kümmerst dich um deinen Schützling Valentin!“

„Aber woher weißt du?“, stotterte Cäcilia. Der Typ war ihr irgendwie immer noch unheimlich, obwohl sie ihn schon so lange kannte.

„Ich kenne die Seele eines jeden einzelnen. Ich weiß, dass Valentin etwas ganz Besonderes ist, denn sein Herz ist rein. Es gibt nur wenige Menschen, auf die das zutrifft. Um genau zu sein, sind es fast ausschließlich Kinder. Dazu kommt, dass er mutig und intelligent ist. Er hat diese ganz besondere Aura. Diese Eigenschaft kann gefährlich werden, wenn sie zur eigenen Bereicherung eingesetzt wird. Wird sie eingesetzt für gute Zwecke, so kann die Welt wieder ein Stück weit ins Gleichgewicht gebracht werden. Valentin ist in der Lage, deine Aufforderung zu verstehen. Notfalls müssen wir das Federvieh als Gehilfen einsetzen“, sagte Muerte und machte eine Geste der Abneigung.

„Federvieh?“, fragte sie.

„Ja, dieser Marco. Ach, du weißt schon, der bunte Vogel. Comment on dit?“, fragte er mit gerümpfter Nase.

„Du meinst den Papagei Magnus?“, frage sie.

„Ja, genau den!“, antwortete er ungeduldig und fuhr fort: „Jetzt schau mich nicht so an! Ich war dort, und was soll ich sagen …“

„Du warst bei Valentin? Wolltest du ihn mitnehmen? Ich warne dich!“, drohte sie ihm mit geballten Fäusten.

„Wo denkst du hin?“, besänftigte er sie. „Nein, ich wollte dieses Federvieh abholen. Ach, du weißt doch, Raben sind die einzigen Vögel, die ich wirklich mag. Dieser Magma ist mir doch viel zu bunt. Jedenfalls wollte ich ihn abholen, da hat er mich wüst beschimpft. Ich wusste nicht, dass Vögel derartige Schimpfwörter kennen. Aber was mich noch mehr gewundert hat, war, dass er mich behandelt hat, als wäre ich irgendein gewöhnlicher Eindringling. Keine Angst, kein Respekt, kein Gefühl der Erlösung oder sonst irgendein Gefühl, das ich normalerweise von Lebewesen...

Erscheint lt. Verlag 30.5.2024
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik
Schlagworte Krebs • Krebserkrankung • Musik • Philosophie • Schicksalsschlag • Tango • Tanzen • Tod
ISBN-10 3-384-14808-8 / 3384148088
ISBN-13 978-3-384-14808-7 / 9783384148087
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