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Als der Vorhang fiel - Claus Oistric

Als der Vorhang fiel

Punk im Wien der 90er

(Autor)

Buch | Hardcover
230 Seiten
2023 | 1. Auflage
MILENA (Verlag)
978-3-903460-18-8 (ISBN)
CHF 33,90 inkl. MwSt
„Wien, du tote Stadt“ – dieser legendäre Spruch beschreibt treffend das graue, verschnarchte Wien, das Anfang der 1980er-Jahre noch sein tristes Dasein als Außenposten Westeuropas fristete. Durch den Fall des Eisernen Vorhangs rückte es ins Zentrum und konnte sich zu einer europäischen Metropole mausern. Diese Entwicklung ist auch an der hiesigen Punkszene nicht spurlos vorbeigegangen.

Das Buch versteht sich nicht als Chronik, sondern als geschichtlicher Einblick in eine Welt von gestern, als man sich Punk noch ohne Internet aneignen musste. Eine Liebeserklärung an Punk in Wien und all die Menschen, die Punk in dieser seltsamen Stadt prägten.
"Wien, du tote Stadt" - dieser legendäre Spruch beschreibt treffend das graue, verschnarchte Wien, das Anfang der 1980er-Jahre noch sein tristes Dasein als Außenposten Westeuropas fristete. Durch den Fall des Eisernen Vorhangs rückte es ins Zentrum und konnte sich zu einer europäischen Metropole mausern. Diese Entwicklung ist auch an der hiesigen Punkszene nicht spurlos vorbeigegangen.Das Buch unternimmt einen Streifzug durch die Geschichte von Punk in Wien. Nach einem kurzen Rückblick auf die ersten beiden Wellen Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre wird besonderes Augenmerk auf die Zeit gelegt, als nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die Welt in Wien in Bewegung geriet und die Stadt in Schwung kam. Zum ersten Mal entstand eine Art von subkultureller Infrastruktur, die sich auch rasch auf das Umland ausbreitete. Mit EKH, Chelsea oder Flex gab es nun Orte, an denen regelmäßig Punkkonzerte stattfinden konnten. Informationen über die Szene erhielt man in selbstgemachten Fanzines und neue Musik wurde durch das Tauschen von Kassetten verbreitet. Schließlich lösten GREEN DAY und OFFSPRING Mitte der 90er-Jahre einen internationalen Punkrock-Boom aus, der auch in Wien seinen Niederschlag fand.Bands wie KULTA DIMENTIA, TARGET OF DEMAND, EXTREM, BLOODY MARY, PROGRAMM C, DIE BÖSLINGE u. v. m. kommen ebenso zu Wort wie Menschen, die mit Fanzines, Konzerten und Labels die Szene aktiv mitgestalteten.Das Buch versteht sich nicht als Chronik, sondern als geschichtlicher Einblick in eine Welt von gestern, als man sich Punk noch ohne Internet aneignen musste. Eine Liebeserklärung an Punk in Wien und all die Menschen, die Punk in dieser seltsamen Stadt prägten.

Claus Oistric geb. 1981 in Hainburg an der Donau, NÖ; lebt und arbeitet in Wien. Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaft sowie Masterstudium in Zeitgeschichte und Medien. Ab Mitte der 1990er Herausgeber mehrerer Fanzines und nach wie vor in diversen Bands aktiv, aktuell in CHOKE ON ME.

Punk wurde in Wien als etwas äußerst Revolutionäres wahrgenommen, empfand sich in den Anfangsjahren aber vor allem als musikalischer Aufbruch gegen die vorherrschende Progrock-Szene. Gewiss war Punk auch ein Ventil gegenüber einer als langweilig und spießig empfundenen Gesellschaft in der „toten Stadt“ Wien. Allerdings beschränkte sich die damalige Punkszene auf etwa zwanzig Leute, die sich an Samstagnachmittagen vor der Station Kettenbrückengasse trafen oder ab 1979 beim wöchentlichen Punktreffen im Café LA BOHÈME auftauchten. Die meisten von ihnen waren damals noch wahnsinnig junge Leute und kamen oftmals aus mehr oder weniger bürgerlichen Verhältnissen. In der Zeit zwischen 1979 und 1981 gründeten sich zwar eine Menge heutzutage als „legendär“ angesehene Bands wie etwa BÖSLINGE (Dezember 1979), A-GEN 53 (die erste nur aus Frauen bestehende Punkband Österreichs, Mitte 1980), PÖBEL (1980), SCHUND, DEAD NITTELS, KLEENEX AKTIV (alle 1981), allerdings waren die meisten von ihnen nur sehr kurzlebig. Es kommt auch nicht von ungefähr, dass sich viele Bands jener Zeit in ihren Texten zwar auch an Themen wie beispielsweise Obrigkeit (BÖSLINGE „Scheiss Kibarei“, DEAD NITTELS „Polizei“), Militarismus (PÖBEL „Scheiss aufs Bundesheer“) oder Kirche (DEAD NITTELS „Der Papst“) abarbeiten, sondern vor allem mit der Wiener Tristesse und der damit einhergehenden Langeweile auseinandersetzen (BÖSLINGE „Es is zum Scheissn“, SCHUND „Scheiss Drauf“, DEAD NITTELS „Wien“, DIRT SHIT „Der letzte Dreck von Wien“). Die Szene war noch so neu, dass sie sich ständig veränderte und immer wieder neu erfand. Die Grenzen zwischen Punkrock und New Wave verschwammen in Wien zu einer gemeinsamen Szene, von der unter anderem der „Kellerrock“ Sampler (EP, Razzz Records, 1980) zeugt. Ähnlich wie die 68er-Bewegung, die in Wien mit fast einem Jahrzehnt Verspätung erst bei der ARENA-Besetzung so richtig ankam, dauerte es auch im Punk etwas länger, bis die zweite Welle ins Rollen kam. EXTREM, die ihren ersten Auftritt 1982 noch in der GAGA absolvierten, erlangten durch den Song „Nazi raus“ auf dem legendären „Cleanse The Bacteria“ Sampler (LP, Pushead, 1984) internationale Szene-Bekanntheit. Ebenso auf der, in einem vorangegangenen Kapitel bereits erwähnten, „Vorheilen ist besser als beugen“ Split-LP mit MICKEYMAN äußern sich EXTREM weitaus politischer und sozialkritischer, auch die Musik ist deutlich härter als anderer Bands zuvor. Während in Großbritannien der einjährige Streik der Bergarbeiter:innen begann, kam es auch in Österreich zu einer Protestbewegung an der sich zigtausende Menschen beteiligten. Die Demonstrationen und die anschließende Besetzung der Hainburger Au im Dezember 1984 gilt gemeinhin als die Geburtsstunde der Grünen Bewegung Österreichs. Die massiven Polizeieinsätze gegen die Besetzer:innen führten in einem wachsenden Teil der österreichischen Bevölkerung zu Solidarität und immer mehr Menschen beteiligten sich an der Besetzung. In Wien etablierte sich zu der Zeit das Stadtteilzentrum ROTSTILZCHEN im vierten Bezirk als Treffpunkt unterschiedlichster Gruppierungen. Das Zentrum – das seit 1980 existierte und aus dem „Forum Alternativ“ hervorgegangen war – erlebte etwa ab dem Frühjahr 1986 einen personellen Umbruch. Während sich einige der ursprünglichen Betreiber:innen verabschiedeten, begann sich ein neues ROTSTILZCHEN-Kollektiv herauszubilden. Im oberen Lokalbereich befand sich eine Bücherei, die einen riesigen Bestand an Zeitschriften und Infomaterial beherbergte. Im Erdgeschoß befand sich ein Barbereich, in dem äußerst selten, aber doch kleinere Konzerte stattfanden, meist aber rasch aufgrund der Lärmbelästigung von der Polizei abgedreht wurden. Es gab zahlreiche Initiativen, Arbeitskreise und Kollektive, die sich in und rund um das ROTSTILZCHEN zusammenfanden. Selbst ein eigenes Fußballteam namens „Lokomotive Rotstilzchen“ entstand im September 1986.

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Glitzer & Grind ; 2
Zusatzinfo Illustrationen
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Maße 150 x 220 mm
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Kunst / Musik / Theater
Schlagworte 1990er Jahre • Bands • Fanzines • Interviews • Kassetten • Plattenlabels • Punk • Punkmusik • Wien
ISBN-10 3-903460-18-4 / 3903460184
ISBN-13 978-3-903460-18-8 / 9783903460188
Zustand Neuware
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