"Als Schweizer bin ich neutral"
Othmar Schoecks Oper "Das Schloss Dürande" und ihr Umfeld
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2018
|
1. Auflage
Edition Argus (Verlag)
978-3-931264-90-1 (ISBN)
Edition Argus (Verlag)
978-3-931264-90-1 (ISBN)
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»Als Schweizer bin ich neutral.« Mit diesen Worten verteidigte sich der Komponist Othmar Schoeck 1937 fast trotzig gegen die ihm in der Öffentlichkeit vorgehaltene Kritik nach der Entgegennahme des Erwin-von-Steinbach-Preis für das »alemannische Volkstum«. Noch heftiger fiel sechs Jahre später die Reaktion auf seine letzte Oper »Das Schloss Dürande« nach der gleichnamigen Novelle Joseph von Eichendorffs aus. Die Premiere fand am 1. April 1943 an der Staatsoper Berlin statt, trotz wiederholter Bombenangriffe. Bereits nach vier Aufführungen wurde die Oper dann allerdings abgesetzt, vermutlich, weil der für die Staatstheater verantwortliche Hermann Göring sie als »Bockmist« bezeichnet hatte. »Bockmist« bezog der Reichsmarschall in erster Linie wohl auf das Libretto von Hermann Burte, möglicherweise aber auch auf die katastrophale Antiklimax am Ende des Werks, die einige Zeitgenossen bereits auf den drohenden Untergang des »Dritten Reichs« hin interpretierten.
Noch im gleichen Jahr gab es zwei Aufführungsserien in Zürich, die nach mehrheitlich negativen Pressekritiken und schlechtem Kartenverkauf ebenfalls vorzeitig abgebrochen wurden. Seither wurde die Oper überhaupt nur noch ein einziges Mal und bloß in einer stark gekürzten konzertanten Fassung aufgeführt. Schoecks Umgang mit den Mächtigen hatte ihm zwar eine Aufführung an der prominentesten deutschsprachigen Bühne der Zeit ermöglicht, aber er zahlte einen hohen Preis, tief erwies sich die Fallhöhe: Karrierebruch und angeschlagene Gesundheit waren die Folgen. Was waren die Gründe für dieses Debakel?
Als Schwachpunkt der Oper erscheint auch in einer heutigen Analyse das von Schoeck mitverantwortete Libretto Hermann Burtes. Sprachlich wirkt es ungeschickt; vor allem aber scheinen ihm nationalsozialistische Phrasen und Ideologien eingeschrieben. Schoecks Werk zeigt indessen so außerordentliche musikalische Schönheiten, dass sich eine neuerliche Auseinandersetzung damit geradezu aufdrängt: Im Herbst 2016 veranstaltete die Hochschule der Künste Bern ein internationales Symposium. In Referaten, Gesprächen, Konzerten und Workshops wurde versucht zu klären, ob und wie es möglich ist, ein durch Text und Kontext nationalsozialistisch mitgeprägtes Werk mit der Neufassung seines Librettos so weit zu ›dekontaminieren‹, dass es wieder aufgeführt werden kann. Mit einer textlichen Neugestaltung, die auf die dem Werk zugrunde liegende Novelle und weitere Gedichte Eichendorffs zurückgreift, wird in einem bewusst ahistorischen Zugang erprobt, was mit diesem verfemten Schlüsselwerk aus der Schweizer Musikgeschichte des 20.Jahrhunderts geschieht, wenn man versucht, es aus seinem spezifischen historisch-politischen und soziokulturellen Kontext herauszuschälen. Ausführliche Informationen erhalten Sie unter www.editionargus.de
Noch im gleichen Jahr gab es zwei Aufführungsserien in Zürich, die nach mehrheitlich negativen Pressekritiken und schlechtem Kartenverkauf ebenfalls vorzeitig abgebrochen wurden. Seither wurde die Oper überhaupt nur noch ein einziges Mal und bloß in einer stark gekürzten konzertanten Fassung aufgeführt. Schoecks Umgang mit den Mächtigen hatte ihm zwar eine Aufführung an der prominentesten deutschsprachigen Bühne der Zeit ermöglicht, aber er zahlte einen hohen Preis, tief erwies sich die Fallhöhe: Karrierebruch und angeschlagene Gesundheit waren die Folgen. Was waren die Gründe für dieses Debakel?
Als Schwachpunkt der Oper erscheint auch in einer heutigen Analyse das von Schoeck mitverantwortete Libretto Hermann Burtes. Sprachlich wirkt es ungeschickt; vor allem aber scheinen ihm nationalsozialistische Phrasen und Ideologien eingeschrieben. Schoecks Werk zeigt indessen so außerordentliche musikalische Schönheiten, dass sich eine neuerliche Auseinandersetzung damit geradezu aufdrängt: Im Herbst 2016 veranstaltete die Hochschule der Künste Bern ein internationales Symposium. In Referaten, Gesprächen, Konzerten und Workshops wurde versucht zu klären, ob und wie es möglich ist, ein durch Text und Kontext nationalsozialistisch mitgeprägtes Werk mit der Neufassung seines Librettos so weit zu ›dekontaminieren‹, dass es wieder aufgeführt werden kann. Mit einer textlichen Neugestaltung, die auf die dem Werk zugrunde liegende Novelle und weitere Gedichte Eichendorffs zurückgreift, wird in einem bewusst ahistorischen Zugang erprobt, was mit diesem verfemten Schlüsselwerk aus der Schweizer Musikgeschichte des 20.Jahrhunderts geschieht, wenn man versucht, es aus seinem spezifischen historisch-politischen und soziokulturellen Kontext herauszuschälen. Ausführliche Informationen erhalten Sie unter www.editionargus.de
Erscheinungsdatum | 26.04.2018 |
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Reihe/Serie | Musikforschung der Hochschule der Künste Bern ; 10 |
Mitarbeit |
Stellvertretende Herausgeber: Simeon Thompson |
Zusatzinfo | Mit zahlr. Abb. und Notenbeisp., zum Teil in Farbe |
Verlagsort | Schliengen |
Sprache | deutsch |
Maße | 190 x 285 mm |
Gewicht | 1000 g |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Musik ► Klassik / Oper / Musical |
Kunst / Musik / Theater ► Musik ► Musikgeschichte | |
Schlagworte | Burte • Drittes Reich • Dürande • Eichendorff • Musik im Nationalsozialismus • Musiktheater • NS-Zeit • Oper • Schoeck |
ISBN-10 | 3-931264-90-4 / 3931264904 |
ISBN-13 | 978-3-931264-90-1 / 9783931264901 |
Zustand | Neuware |
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