"Jedermann kann improvisieren"
Der Zugang zum Jazz - für Frauen gesperrt?
Seiten
1999
diplom.de (Verlag)
978-3-8386-1251-5 (ISBN)
diplom.de (Verlag)
978-3-8386-1251-5 (ISBN)
Diplomarbeit aus dem Jahr 1997 im Fachbereich Musikwissenschaft, Note: 1,1, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Unbekannt), Sprache: Deutsch, Abstract: Inhaltsangabe:Einleitung:
Wer im Bereich Jazz unterrichtet, kennt den Satz: "Ich kann nicht improvisieren" von Schülerinnen und Schülern, die sich zum ersten Mal dem "Phänomen" Jazz-Improvisation gegenübergestellt sehen. In der Literatur zu dem Thema Improvisation im Jazz taucht daher immer wieder die Entgegnung auf: "Jeder kann improvisieren." In der deutschen Sprache erscheint hier kein geschlechtsneutrales Subjekt, sondern wie selbstverständlich die maskuline Form, was ich im Titel dieser Arbeit dadurch verdeutlicht habe, dass ich jeder durch das leicht antiquiert wirkende, aber genauso allgemein gemeinte jedermann ersetzt habe. Was hier je nach Standort des Lesers bzw. der Leserin kleinkariert oder übertrieben "politically correct" wirken mag, ist zunächst Ausdruck eines grundlegenden Sprachproblems, das mit allgemeingesellschaftlichen Bedingungen zu tun hat und keineswegs spezifisch für den Jazz ist: Sprache ist männliche Sprache. Natürlich meint "man(n)" mit Wörtern wie jeder auch Frauen, aber man drückt das eben nicht mit einer sprachlichen Wendung aus, die Frauen tatsächlich mit einschließt. In vielen derartigen sprachlichen Ausdrücken, die keine neutrale oder allgemeine, sondern die maskuline Form benutzen, drückt sich - wahrscheinlich sogar unfreiwillig - ein Stück Wirklichkeit aus: Wie die Welt der Sprache ist erstens unsere ganze Welt durchdrungen von Sichtweisen männlicher Beobachter und zweitens, was unser Bewusstsein angeht, fast völlig frei von weiblichen Handelnden. Dass diesem Bewusstsein ein erhebliches Maß an Sein entspricht, Frauen also tatsächlich in vielen Bereichen keine "große Rolle" spielen, dürfte auch ohne Statistiken oder andere Beweise auf Grund reiner Beobachtung dessen, was um uns herum geschieht, hinreichend veranschaulicht sein. Da aber in unserer Gesellschaft das, was man "weiß", nur dann eine Bedeutung haben darf, wenn man es beweisen kann, beschäftigt sich ein Teil der Frauenforschung gerade damit, das eigentlich Selbstverständliche aufzuzeigen und zu beweisen und dennoch Ignoranz dafür zu ernten.
Die neuere Frauenforschung weist Frauen als Improvisationstalente aus, da sie über Jahrhunderte bzw. sogar Jahrtausende hinweg den sie einengenden, oft auch mehr oder minder offensichtlich unterdrückenden gesellschaftlichen Strukturen mittels Improvisation immer wieder Bereiche der Freiheit abgewinnen konnten. Rein logisch folgt aus der allgemeinen weiblichen Improvisationsfähigkeit natürlich auch die spezielle Improvisationsfähigkeit im Jazz. Daraus folgt weiter, dass Jazz als die improvisierte Musik einen gewaltigen Frauenanteil unter den MusikerInnen aufweisen müsste, zumindest einen Anteil, der bedeutend höher ist als in anderen Musikrichtungen. Die reine Anschauung liefert uns aber ein völlig anderes Bild: Jazz ist Männersache, Jazzmusikerinnen sind ebenso Exoten (Exotinnen) wie Kraftfahrzeugmechanikerinnen oder Betonmischerinnen. Der nächste logische Schluss wäre, irgendein Hindernis zu vermuten, das Frauen den Zugang zum Jazz versperrt. Ein solches Hindernis könnte die Biologie aufdecken - z. B. im Sinne von: nur Männer haben das "Jazz-Improvisations-Gen" -, was sie aber (siehe Kapitel 2) nicht tut.
Gang der Untersuchung:
Die vorliegende Arbeit untersucht in Kapitel 1, was denn die "Welt des Jazz" überhaupt auszeichnet, um im zweiten Kapitel zu beleuchten, worin die "Welt der Frau" besteht. Dabei wird sich herausstellen, dass die Strukturen der Jazzwelt in einigen Bereichen unvereinbar sind mit den Strukturen der Welt, in der Frauen zwangsläufig leben müssen. In Kapitel 3 werden Frauen (und zum Vergleich auch Männer), die professionell in der Welt des Jazz wirken, vorgestellt. Dabei entsteht eine Art typisches Persönlichkeitsprofil e
Wer im Bereich Jazz unterrichtet, kennt den Satz: "Ich kann nicht improvisieren" von Schülerinnen und Schülern, die sich zum ersten Mal dem "Phänomen" Jazz-Improvisation gegenübergestellt sehen. In der Literatur zu dem Thema Improvisation im Jazz taucht daher immer wieder die Entgegnung auf: "Jeder kann improvisieren." In der deutschen Sprache erscheint hier kein geschlechtsneutrales Subjekt, sondern wie selbstverständlich die maskuline Form, was ich im Titel dieser Arbeit dadurch verdeutlicht habe, dass ich jeder durch das leicht antiquiert wirkende, aber genauso allgemein gemeinte jedermann ersetzt habe. Was hier je nach Standort des Lesers bzw. der Leserin kleinkariert oder übertrieben "politically correct" wirken mag, ist zunächst Ausdruck eines grundlegenden Sprachproblems, das mit allgemeingesellschaftlichen Bedingungen zu tun hat und keineswegs spezifisch für den Jazz ist: Sprache ist männliche Sprache. Natürlich meint "man(n)" mit Wörtern wie jeder auch Frauen, aber man drückt das eben nicht mit einer sprachlichen Wendung aus, die Frauen tatsächlich mit einschließt. In vielen derartigen sprachlichen Ausdrücken, die keine neutrale oder allgemeine, sondern die maskuline Form benutzen, drückt sich - wahrscheinlich sogar unfreiwillig - ein Stück Wirklichkeit aus: Wie die Welt der Sprache ist erstens unsere ganze Welt durchdrungen von Sichtweisen männlicher Beobachter und zweitens, was unser Bewusstsein angeht, fast völlig frei von weiblichen Handelnden. Dass diesem Bewusstsein ein erhebliches Maß an Sein entspricht, Frauen also tatsächlich in vielen Bereichen keine "große Rolle" spielen, dürfte auch ohne Statistiken oder andere Beweise auf Grund reiner Beobachtung dessen, was um uns herum geschieht, hinreichend veranschaulicht sein. Da aber in unserer Gesellschaft das, was man "weiß", nur dann eine Bedeutung haben darf, wenn man es beweisen kann, beschäftigt sich ein Teil der Frauenforschung gerade damit, das eigentlich Selbstverständliche aufzuzeigen und zu beweisen und dennoch Ignoranz dafür zu ernten.
Die neuere Frauenforschung weist Frauen als Improvisationstalente aus, da sie über Jahrhunderte bzw. sogar Jahrtausende hinweg den sie einengenden, oft auch mehr oder minder offensichtlich unterdrückenden gesellschaftlichen Strukturen mittels Improvisation immer wieder Bereiche der Freiheit abgewinnen konnten. Rein logisch folgt aus der allgemeinen weiblichen Improvisationsfähigkeit natürlich auch die spezielle Improvisationsfähigkeit im Jazz. Daraus folgt weiter, dass Jazz als die improvisierte Musik einen gewaltigen Frauenanteil unter den MusikerInnen aufweisen müsste, zumindest einen Anteil, der bedeutend höher ist als in anderen Musikrichtungen. Die reine Anschauung liefert uns aber ein völlig anderes Bild: Jazz ist Männersache, Jazzmusikerinnen sind ebenso Exoten (Exotinnen) wie Kraftfahrzeugmechanikerinnen oder Betonmischerinnen. Der nächste logische Schluss wäre, irgendein Hindernis zu vermuten, das Frauen den Zugang zum Jazz versperrt. Ein solches Hindernis könnte die Biologie aufdecken - z. B. im Sinne von: nur Männer haben das "Jazz-Improvisations-Gen" -, was sie aber (siehe Kapitel 2) nicht tut.
Gang der Untersuchung:
Die vorliegende Arbeit untersucht in Kapitel 1, was denn die "Welt des Jazz" überhaupt auszeichnet, um im zweiten Kapitel zu beleuchten, worin die "Welt der Frau" besteht. Dabei wird sich herausstellen, dass die Strukturen der Jazzwelt in einigen Bereichen unvereinbar sind mit den Strukturen der Welt, in der Frauen zwangsläufig leben müssen. In Kapitel 3 werden Frauen (und zum Vergleich auch Männer), die professionell in der Welt des Jazz wirken, vorgestellt. Dabei entsteht eine Art typisches Persönlichkeitsprofil e
Sprache | deutsch |
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Maße | 148 x 210 mm |
Gewicht | 223 g |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Musik ► Allgemeines / Lexika |
ISBN-10 | 3-8386-1251-5 / 3838612515 |
ISBN-13 | 978-3-8386-1251-5 / 9783838612515 |
Zustand | Neuware |
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