Kalter Krieg in der Musik
Böhlau Köln (Verlag)
978-3-412-20761-8 (ISBN)
Wie konnte es dazu kommen, dass sich auf Grundlage einer relativ einheitlichen Kunst- und Musikästhetik im Jahre 1945 zwei unterschiedliche Denkweisen über Musik entwickeln konnten? Die Teilung Deutschlands ermöglicht der Kulturwissenschaft eine gute Forschungs-"Vorlage", um der Wechselwirkung von kulturellem Denken und politisch-ökonomischen Gegebenheiten nachzuspüren. Dabei wird der Fokus nicht allein auf die Entwicklung in der DDR gelegt, sondern der Versuch gemacht, mit den gleichen Maßstäben auch die Denkweisen in der BRD in den Zusammenhang des Gesellschaftssystems zu stellen. Möglicherweise relativieren sich damit so manche Grundüberzeugungen der Autonomieästhetik.
Promotion in Musikwissenschaft und Geschichte 1975 an der FU-Berlin. Gymnasiallehrerin. Freie Forschungstätigkeit mit Veröffentlichungen im Bereich Musiksoziologie.
An Stelle des Vorworts: Ein Dialog über das vorliegende Buch
Einleitung
1. 1945 – Auf den Trümmern der gemeinsamen Geschichte
1.1 Die Wertschätzung von „Bildung“
1.2 Der Markt als Motor des Fortschrittsdenkens
1.3 Die philosophische Schule des Idealismus
1.4 Nationales und nationalistisches Denken
1.5 Die Singbewegung und die Schulmusikreform
1.6 „Politische“ Musik
1.7 Nationalsozialistische Musikpolitik
Zusammenfassung
2. Musikalische Kontinuitäten – Weitermachen wie zuvor?
2.1 Unpolitische Musik – „Idealistische“ Verdrängungsleistung
2.2 Der Einfluss der Singbewegung
2.3 Personelle Kontinuitäten
Zusammenfassung
3. „Ade, Du mein lieb Heimatland!“ - Die Wege trennen sich
3.1 Die Entstehung getrennter Organisationen
3.2 Weltanschauliche Differenzen in der „Erbepflege“
Zusammenfassung
4. Die gespaltene Neue Musik: 2 Wirtschaftssysteme – Zwei Denksysteme
4.1 Musik fürs Volk im Sozialismus: Verständlichkeit und Volksnähe - Objektive Wahrheit und Persönlichkeitsbildung - Die Formalismus-Debatte als Kalte-Kriegs-Debatte
4.2 Musik für Eliten im Kapitalismus: Freiheit und idealistische Werte - Musik als Gesellschaftskritik
4.3 Ist Freiheit eine notwendige Bedingung von Kunst?
Zusammenfassung
5. Neue Musik ohne Publikum - Die gesellschaftliche Isolation in Ost und West
5.1 DDR: Das Werben um die Werktätigen
5.2 BRD: Das Recht auf Individualität
Zusammenfassung
6. Der Vormarsch der Popmusik
6.1 DDR: Grenzgänger zwischen zwei Systemen
6.2 BRD: Kunst gegen Pop
Zusammenfassung 1
7. Lässt sich aus der Geschichte lernen?
Literaturverzeichnis
Vieles ist seit der politischen Wende in Deutschland zur musikalischen Entwicklung in der DDR geschrieben worden, sei es aus der Position von Komponisten und Musikwissenschaftlern der ehemaligen DDR, die ihre Sicht der Dinge nun aus dem Abstand zu ihrem „abgewickelten“ Staat reflektierten, sei es mit dem Blick westdeutscher Wissenschaftler, die aus Wissensbegier, teilweise auch mit einem gehörigen Schuss Urteil und Vorurteil gegenüber dem Staat jenseits der Mauer, die inzwischen der Vergangenheit angehörenden Fakten zu neuen Bildern zusammenzutragen sich bemühten. Die vorliegende Arbeit, das mag hier eingestanden werden, ist nolens volens der letzteren Kategorie zuzurechnen. Es kann somit nicht behauptet werden, dass in den hier vorgelegten Überlegungen und Ableitungen nicht ebenfalls Vorbehalte gegenüber dem System der DDR in die Ausführungen eingeflossen sind. Für jemanden, der wie ich in West-Berlin groß geworden ist und die Auswirkungen des Kalten Krieges in der Realität der geteilten Stadt direkt vor Augen hatte, war und ist es wohl bis heute kaum möglich, die damit im Zusammenhang stehenden emotional berührenden Erlebnisse der politischen Auseinandersetzung und ihrer konkreten Folgen für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt wegzuwischen. Gleichwohl geht es hier um einen anderen, bislang kaum artikulierten Ansatz: Im Vergleich der beiden politischen Systeme Ost und West wird versucht, so objektiv wie möglich die Bedingungen für die getrennte Entwicklung von Musikanschauung in den zwei deutschen Staaten zu erarbeiten. Es soll analysiert werden, wie innerhalb eines Landes mit den selben Ausgangsbedingungen zwei völlig verschiedene Denkweisen über Musik entstehen konnten, ein Zugang, der sich lohnt, da er das Gebäude allgemein anerkannter musikalischer Überzeugungen und angeblicher Sicherheiten zu relativieren hilft. Die Untersuchung steht im Kontext meines musiksoziologischen Themenschwerpunktes des Zusammenhangs der Entwicklung von Musikanschauungen mit derjenigen gesellschaftlich-ökonomischer Bedingungen. Die zwei unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Systeme von BRD und DDR bilden für diesen Ansatz eine Untersuchungsvorlage, wie sie besser nicht hätte theoretisch ersonnen werden können. Somit ist es eine Besonderheit dieser Arbeit, das musikologische Interesse nicht nur auf die DDR allein zu beschränken. Gerade durch den Vergleich lässt sich ein erkenntnisreicher Gewinn auch für die Entwicklungen in der BRD ziehen
Erscheint lt. Verlag | 3.9.2011 |
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Reihe/Serie | KlangZeiten ; Band 009 |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Maße | 170 x 239 mm |
Gewicht | 380 g |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Musik ► Musikgeschichte |
Schlagworte | Autonomieästhetik • Bundesrepublik Deutschland (1949-1990), Musik • deutsch-deutsche Musikgeschich • deutsch-deutsche Musikgeschichte • Deutsche Demokratische Republik (DDR), Musik • Deutsche Demokratische Republik, Musik • Deutschland, Musik • Kalter Krieg • Musikideologie • Sozialistischer Realismus • sozialistischer Realismus versus Autonomieästhetik • Teilung Deutschlands |
ISBN-10 | 3-412-20761-6 / 3412207616 |
ISBN-13 | 978-3-412-20761-8 / 9783412207618 |
Zustand | Neuware |
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