Alex Ross, geboren 1968, ist seit 1996 Musikkritiker des New Yorker. »The Rest is Noise«, sein erstes Buch, wurde ein ungeheurer Erfolg: ein von der Kritik mit Lob und Preis gefeierter Bestseller, der in 15 Ländern erscheinen wird. Ross ist »MacArthur Fellow« und lebt in New York.
INHALT
VORWORT
ERSTER TEIL 1900 -1933
1 Das Goldene Zeitalter Strauss, Mahler und das Fin de Siècle
Richard I. und Richard III. - Der Mahler - Die Neue Welt
2 Doktor Faust - Schoenberg, Debussy und Atonalität
Wien 1900 - Paris 1900 - Schoenberg - Skandal - Atonalität - Jünger - Wozzeck
3 Tanz der Erde - Le Sacre, le folk, le jazz
Auf der Suche nach der Wirklichkeit: Janácek, Bartók, Ravel - Strawinsky c und Le Sacre - Krieg - Les Six und le jazz - Geschmackspolitik
4 Unsichtbare - Amerikanische Komponisten von Ives bis Ellington
Will Marion Cook - Charles Ives - Die Jazzära - Gershwin - Der Duke
5 Erscheinung aus den Wäldern - Die Einsamkeit des Jean Sibelius
6 Netzestadt - Berlin in den Zwanzigern
Aufklärungsministerium - Gebrauchsmusik - Zeitoper - Gestische Musik - Die Dreigroschenoper - Zwölftonmusik - Kampfmusik - Lulu
ZWEITER TEIL 1933 -1945
7 Die Kunst der Angst Musik in Stalins Sowjetunion
Revolution - Der junge Schostakowitsch - Terror - Prokofjews Rückkehr - Der Große Vaterländische Krieg - Die Schdanowschtschina - Todestanz
8 Musik für alle - Musik im Amerika Franklin D. Roosevelts
Radiomusik - Der junge Copland - Musik für die Popular Front - New Deal Music - Hollywood-Musik - Exilmusik - Appalachian Spring
9 Todesfuge - Musik im Deutschland Hitlers
DRITTER TEIL 1945 - 2000
10 Die Stunde Null Die US-Armee und die deutsche Musik, 1945-1949
11 Schöne neue Welt - Der Kalte Krieg und die Avantgarde der Fünfziger
Radikale Rekonstruktion: Boulez und Cage - Copland unter Beschuss - Strawinsky läuft über - Darmstadt - Kennedys Amerika: Zwölftöner und Showstars
12 "Grimes! Grimes!" - Die Passion des Benjamin Britten
Der junge Britten - Peter Grimes - Brittens Kalter Krieg - Britten und Schostakowitsch - Tod in Venedig
13 Zion Park - Messiaen, Ligeti und die Avantgarde der Sechziger
Messiaen - Die Avantgarde der Sechziger - Ligeti - Der heilige Franz
14 Beethoven lag falsch - Bop, Rock und die Minimalisten
Bebop - Die kalifornische Avantgarde - Feldman - Uptown, Downtown - Westküsten-Minimalismus - New Yorker Minimalismus - Rock-'n'-Roll- Minimalismus
15 Versunkene Kathedralen - Musik am Ende des Jahrhunderts
Nach dem Ende - Nach Europa - Nach dem Minimalismus - Nach der Moderne - Nach den Sowjets - Nach Britten - Nixon in China
Epilog
Hör- und Lesevorschläge
Danksagungen
Anmerkungen
Personenregister
Hier können Sie hören:
Sollten Sie die Musik, die in diesem Buch besprochen wird, hören wollen, so finden Sie kostenlose Hörbeispiele auf www.therestisnoise.com/audio. Die Audiostreams dort sind nach Kapiteln geordnet, dazu finden Sie Links fi zu Webseiten mit zahlreichen Aufnahmen und andere Möglichkeiten, direkt zur Musik zu gelangen. Unter www.therestisnoise.com/playlist steht eine t iTunes-Playlist mit 20 repräsentativen Musikauszügen.
VORWORT
Im Frühjahr 1928 bereiste George Gershwin, der Schöpfer der Rhapsody in Blue, Europa und lernte die führenden Komponisten seiner Zeit kennen. In Wien besuchte er Alban Berg, dessen blutgetränkte, dissonante, dunkel-erhabene Oper Wozzeck drei Jahre zuvor in Berlin uraufgeführt worden war. Zur k Begrüßung seines amerikanischen Gastes ließ Berg ein Streichquartett seine Lyrische Suite spielen, worin der Wiener Lyrismus so auf die Spitze getrieben e wird, dass er wie ein gefährliches Narkotikum wirkt.
Danach schritt Gershwin zum Klavier, um einige seiner Lieder zu spielen. Er zögerte. Bergs Werk hatte ihn mit Ehrfurcht erfüllt. Konnten seine eigenen Stücke in dieser düster-sinnlichen Umgebung bestehen? Berg sah ihn streng an und sagte: "Mr. Gershwin, Musik ist Musik."
Wenn es nur so einfach wäre. Letztlich wirkt jede Musik auf ihr Publikum nach denselben physikalisch-akustischen Gesetzen, sie bewegt die Luft und erzeugt so eigenartige Empfindungen. Doch im fi 20. Jahrhundert ist das musikalische Leben in eine brodelnde Masse verschiedenster Kulturen und Subkulturen zerfallen, die alle ihren eigenen Kanon, ihre eigene Sprache entwickelt haben. Manche Genres sind populärer geworden als andere ; keines hat echte Massenwirkung. Was eine Gruppe von Hörern erfreut, verursacht einer anderen Kopfschmerzen. Hip-Hop-Tracks begeistern Teenager und schockieren ihre Eltern. Beliebte Schlager, die einer älteren Generation das Herz brechen, sind in den Ohren ihrer Enkel süßlicher Kitsch. Bergs Wozzeck ist für manche eine der fesselndsten Opern, die je geschrieben wurden ; Gershwin fand das jedenfalls und ahmte sie in Porgy and Bess nach, nicht zuletzt in den verwehten Akkorden, die "Summertime" umspielen. Für andere ist Wozzeck bloß ein Wust von Missklängen. Solche Diskussionen werden schnell hitzig; wir reagieren unduldsam auf den Geschmack anderer, bisweilen gar gewaltsam. Andererseits kann uns Schönheit an unerwarteten Orten begegnen. "Wo wir auch sind", schrieb John Cage in seinem Buch Silence, " wir hören meistens Lärm. Ignorieren wir ihn, stört er uns. Lauschen wir ihm, finden wir ihn faszinierend." fi
Klassische Komposition des 20. Jahrhunderts, das Thema dieses Buches, klingt für viele wie Lärm. Sie ist eine weitgehend ungezähmte Kunst, eine noch nicht assimilierte Untergrundszene. Mögen die abstrakten Spritzer eines Jackson Pollock auf dem Kunstmarkt 100 Millionen Dollar und mehr einbringen, mögen die experimentellen Arbeiten eines Matthew Barney oder David Lynch in Studentencafés in aller Welt analysiert werden, ihre musikalische Entsprechung erzeugt immer noch leichte Schauder des Unwohlseins in den Konzertsälen und so gut wie keine Wirkung außerhalb derselben. Klassische Musik erfüllt das Klischee einer Kunst der Toten, deren Repertoire bei Bach beginnt und bei Mahler und Puccini endet. Manche Menschen sind ernsthaft überrascht, wenn sie hören, dass es immer noch Komponisten gibt, die Musik schreiben.
Dabei sind deren Klänge gar nicht so fremdartig. Atonale Akkorde tauchen im Jazz auf; avantgardistische Klänge hört man in Filmmusiken aus Hollywood; der Minimalismus hat die Rock-, Pop- und Klubmusik seit den Velvet Underground beeinflusst. Manchmal klingt diese Musik wie Lärm, weil sie fl Lärm ist, oder jedenfalls beinahe, und das mit Absicht. Manchmal vermischt sie, wie in Bergs Wozzeck, Bekanntes und Fremdes, Wohlklang und Missklang. Manchmal ist sie von so einzigartiger Schönheit, dass man verblüfft nach Luft schnappt, wenn man sie hört. Bei einer Aufführung von Olivier Messiaens Quatuor pour la fin du temps fi mit seinen großartig singenden Melodielinien und sanft tönenden Harmonien bleibt jedes Mal die Zeit stehen.
Weil Komponisten in jeden Bereich des modernen Lebens vorgedrungen sind, lässt sich ihre Arbeit nur auf der allergrößten Leinwand darstellen. The Rest is Noise zeigt nicht nur die Künstler selbst, sondern auch die Politiker, Diktatoren, millionensc
Erscheint lt. Verlag | 1.10.2009 |
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Übersetzer | Ingo Herzke |
Zusatzinfo | Mit 21 Abbildungen |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Rest is Noise. Listening to the Twentieth Century |
Gewicht | 1045 g |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Musik |
Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Allgemeines / Lexika | |
Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Regional- / Landesgeschichte | |
Schlagworte | 20. Jahrhundert, Musik • Guardian First Book Award • Moderne Musik • Musik • Musikgeschichte • Musikkritiker • National Book Critics Circle Award • Persönlichkeiten |
ISBN-10 | 3-492-05301-7 / 3492053017 |
ISBN-13 | 978-3-492-05301-3 / 9783492053013 |
Zustand | Neuware |
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