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Anis -  Rowan Foxwood

Anis (eBook)

Hüterin des Weißwaldes | mystische Naturgeister-Fantasy
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
336 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-61187-9 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
(CHF 12,65)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
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Ein spannendes Fantasyabenetuer für Kinder ab 10 Jahren über eine mutige Heldin, die entschlossenen für die Harmonie zwischen Mensch und Natur kämpft! Es leben mehr Geistwesen und Gottheiten auf der Welt als Sterne am Himmel stehen ... Anis Stern liebt nichts so sehr wie ihr Zuhause, das Flickwerkhaus, und ihren Weißwald. Er ist nicht nur ihre Heimat, sondern auch die unzähliger Geistwesen, die verborgen in der Natur leben. Durch eine seltene Gabe hat Anis eine besondere Verbindung zu ihnen: Als Herzseherin kann sie die Geistwesen sehen und hören und versucht als Vermittlerin zwischen den Wesen das Erbe ihrer Mutter weiterzuführen. Jäh wird ihre Welt jedoch bedroht, als ihr Vormund den Weißwald abholzen will und ein gefährliches Tintenwesen sie verfolgt. Entschlossen macht sich Anis gemeinsam mit ihrem treuen Geisterhund Wolf auf den weiten Weg in die Hauptstadt. Sie muss ihren Bruder finden und die Hilfe des Königs erbitten! Allerdings ist ihre Reise nicht nur ein Wettlauf gegen die Zeit, sondern auch abenteuerlicher und aufwühlender, als Anis es sich je hätte träumen lassen. Zum Glück hat sie Freunde an ihrer Seite: Menschen, Geistwesen, Gottheiten. Doch wem kann sie wirklich vertrauen?

Kapitel Eins


Da waren Geistwesen im Garten. Verstohlen beobachtete Anis durchs Küchenfenster, wie sie quer über den Rasen auf die Rosenbüsche zuflitzten – ein ganzes Dutzend von ihnen, keins größer als ein Gummistiefel, die Gesichter gesprenkelt wie Baumrinde, und in ihren dichten Bärten steckten Blätter und Zweige. Strauchkobolde – der Albtraum jedes Gärtners.

»Schnell, schnell!«, kreischte einer von ihnen namens Häuptling. Anis hatte ihn an seinem steifen roten Spitzhut erkannt, der mit Efeu umrankt war.

Strauchkobolde waren seit jeher über die Rosen in Anis’ Garten hergefallen. Als ihre Mutter Melisse noch am Leben gewesen war, hatten sie sich tagsüber nie hergetraut, doch in den vergangenen zwei Jahren waren sie immer dreister geworden. Anis nahm es ihnen nicht krumm. Als gute Herzseherin wusste sie natürlich, dass Geistwesen einen Gefallen stets beglichen, wenn auch mitunter widerwillig. Sobald man einen Strauchkobold beim Strauchen erwischte, musste er einem im Gegenzug ein Geheimnis verraten, etwa wo die besten Pilze wuchsen, wann der erste Schnee fallen würde oder welche Beeren sich am besten als Malfarbe eigneten. Man musste sich bloß vor ihren Zähnen in Acht nehmen.

Das Laub in Anis’ Apfelbäumen war bereits bernsteingolden verfärbt, und jetzt, da der Winter nicht mehr weit war, kämen ihr Gefälligkeiten sehr gelegen. Deshalb hatte Anis den Strauchkobolden eine Falle gestellt, war mit großem Trara aus der Tür getreten und dann eilig durchs rückwärtige Fenster wieder nach drinnen geschlüpft, um sich auf die Lauer zu legen. Und natürlich waren sie aufgetaucht.

»Schnell, schnell!« Häuptling fuchtelte wild mit seinen Pummelärmchen. Es klang fast, als würde er eine Räumung anordnen und nicht die Plünderung von Anis’ Rosen. »In Formation!«

Anis rieb sich die Hände, als die Strauchkobolde einander auf die Schultern kletterten, um einen Turm zu bilden. Auf dem Weg nach oben pflückten sie die ersten Rosen, die sie nach unten durchreichten.

Vorsichtig und mit angehaltenem Atem schob Anis den Fensterriegel zurück. Der Strauchkoboldturm wuchs in die Höhe, und zu guter Letzt kletterte Häuptling empor bis zur Turmspitze. Mit blitzendem Gierblick streckte er sich nach einer großen rosa Blüte aus, packte den Stängel und knickte ihn mit einem Ruck ab.

Auf diesen Moment hatte Anis gewartet. Sie stieß das Fenster auf und lehnte sich mit einem triumphalen »Aha!« hinaus.

Der Turm geriet ins Wanken und fiel in sich zusammen. Die Strauchkobolde kullerten über den Rasen und piepten wie eine Schar panischer Küken.

»Wolf!«, rief Anis.

Mehrere Strauchkobolde schafften es noch bis zum Waldrand – allerdings war dort Schluss. Bleicher Rauch waberte ihnen entgegen, und dann preschte ein riesiger grau-weißer Hund, der zuvor nicht da gewesen war, zwischen den Baumstämmen hervor. Er war eindeutig größer als eine Kuh. Kreischend flüchteten die Strauchkobolde zurück in Richtung Haus, doch der riesige Hund jagte hierhin und dorthin und trieb sie in der Mitte des Gartens zusammen. Dort drängten sie sich fauchend und zischelnd aneinander.

Anis kletterte aus dem Fenster, blieb kurz mit dem Rocksaum am Rosenbusch hängen und riss sich los. »Hab ich’s doch gewusst! Meine Rosen – schon wieder!«

»Garstiges Mädchen! Grässliches Mädchen! Du hast uns reingelegt!«, fauchte Häuptling.

»Darf ich ein paar von ihnen fressen?«, grollte eine tiefe Stimme, und die Strauchkobolde zogen den Kopf ein, als der Riesenhund grinsend die Zähne fletschte.

»Schluss damit, Wolf«, sagte Anis.

Wolfs Rute peitschte in weitem Bogen hin und her und rauschte so laut, als würde jemand mit einem langen Ast herumfuchteln. Von seinem Rücken und von der Rute stieg weißer Rauch empor, der sich an der Luft seltsam verwirbelte. Er schnaubte, setzte sich und schrumpfte zur Größe eines normalen Wolfhunds.

»Liebes Mädchen«, gurrte Häuptling und rang seinen Hut in den gekrümmten Fingern. »Du hetzt uns doch wohl nicht dein Ungetüm auf den Hals?«

»Natürlich nicht. Hier.« Anis klaubte eine der Rosen auf, die ins Gras gefallen war. Sie konnte den Hunger der Strauchkobolde regelrecht spüren: Wie sie alle nach der blassrosa Blüte gierten.

Mit misstrauischem Blick nahm Häuptling sie entgegen.

»Die Rosen, die ihr schon abgezupft habt, dürft ihr behalten.« Anis ließ sich im Schneidersitz im Gras nieder. Tau sickerte durch ihren Rock und sie spürte die Kühle an ihren Beinen, aber das war ihr egal. »Allerdings will ich dafür ein paar Gefälligkeiten.«

Häuptling funkelte sie finster an. »Wir haben ihr schon so viele Gefallen getan, und das scheußliche Mädchen will immer nur mehr!«

Anis hörte darüber hinweg und zählte stattdessen die stibitzten Blüten. »Schauen wir doch mal … Das sind fünf Rosen.« Sie tat so, als hätte sie die sechste, die Häuptling eilig in seinen Hut gestopft hatte, glatt übersehen. »Also schuldet ihr mir fünf Gefallen. Das ist doch wohl nur gerecht?«

»Das ist ungerecht!«, greinte Häuptling. »Garstiges Mädchen!«

»Garstiges Mädchen!«, plärrten die anderen im Chor.

»Ach?« Anis seufzte theatralisch auf. »Tja, dann muss ich diese üppigen, leckeren Rosen wohl oder übel ins Feuer werfen.« Sie streckte sich nach der Blüte in Häuptlings Hand aus. Eilig presste er sie sich an die Brust.

»Liebes Mädchen!«, säuselte er sofort wieder schmeichlerischer. »Kluges Mädchen! Wir wollen sie doch nicht verschwenden! Zurück an den Rosenbusch können sie nicht, aber wir tun dir gern den Gefallen und nehmen sie dir ab.«

»Das ist kein Gefallen. Ihr habt sie doch überhaupt erst abgezupft«, entgegnete Anis nachdrücklich.

Häuptling verzog das Gesicht, sodass er aussah wie eine schrumpelige Rosine. »Das garstige Mädchen hat uns reingelegt!«

»Na gut. Wie wäre es mit vier Gefallen?«, schlug Anis vor. »Die fünfte Rose schenke ich euch.«

»Schenken? Schenken?« Die Vorstellung empörte ihn umso mehr. »Wir nehmen vom garstigen Mädchen doch nichts geschenkt! Wir bleiben niemandem etwas schuldig! Fünf Rosen, fünf Gefallen. Und das Ungetüm lässt uns in Ruhe!« Vorwurfsvoll zeigte er auf Wolf, der abermals die Zähne fletschte.

»Wenn kleine Strauchdiebe nicht umhergejagt werden wollen, dann sollten sie sich besser fernhalten«, knurrte er.

»In Ordnung, Häuptling«, ging Anis dazwischen. »Ich fordere meine Gefallen demnächst ein. Lasst euch die Rosen schmecken.«

»Garstiges Mädchen! Unterdrückerin! Möge dein Haus in sich zusammenfallen!«

Unter wilden Beschimpfungen wieselten die Strauchkobolde in Richtung Wald, und Anis winkte ihnen hinterher.

»Nur einen – einen hätte ich doch fressen können«, schnaubte Wolf, ohne dass sich seine Schnauze bewegt hätte. Was immer er sagte, hörte Anis direkt in ihrem Kopf, so als wollte er sich mit ihren Ohren gar nicht erst aufhalten.

»So schlecht füttere ich dich doch wohl nicht?« Anis kraulte ihn am Ohr.

Wolf ließ die Zunge aus dem Maul hängen, sagte aber nichts.

Anis spähte zum Haus empor. Es war gute dreihundert Jahre alt, windschief und baufällig und sah wirklich so aus, als fehlte nur noch ein vorwitziger Windstoß, damit es in sich zusammenfiel. Mit der Zeit waren zig Anbauten hinzugekommen, und die bunte Mischung – roter Klinker, schwarzer Schiefer, weiße Ziegel und Holzbalken – hatte ihm auch seinen Namen beschert: das Flickwerkhaus.

Anis liebte jeden Winkel daran. Ja, das Dach war an vierzehn Stellen undicht, von den Fensterläden blätterte die blaue Farbe und der Fußboden im Obergeschoss hing so tief durch, dass über Nacht die Möbel verrutschten und allmorgendlich zurückgerückt werden mussten. Trotzdem war es ihr Zuhause.

Hinter ihr schrillte eine Fahrradklingel und Anis drehte sich um. Herr Hase strampelte den Weg herauf. Er war dünn wie eine Bohnenstange, hatte ein längliches Gesicht, einen dunklen Teint und ein schmales Bärtchen, das aussah wie mit dem Lineal gezogen.

»Hallo!«, rief Herr Hase.

»Guten Morgen!« Anis kam auf die Beine. Herr Hase stieg von seinem schlammbespritzten Fahrrad ab, und Anis musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht zu sehen. Sie war klein für ihre dreizehn Jahre, hatte dünne Handgelenke und Knöchel sowie ein schmales Gesicht. An der Herbstsonne hatte sie Farbe bekommen, und auf Wangen und Nase leuchteten ockerbraune Sommersprossen auf ihrer bronzegebräunten Haut.

»Du hast endlich das Schild ausgetauscht.« Herr Hase nickte in Richtung des lavendellila Anschlags am Gartentor. Dort stand in großen, sorgsam aufgemalten Buchstaben:

Anis...

Erscheint lt. Verlag 21.2.2025
Übersetzer Leena Flegler
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-522-61187-X / 352261187X
ISBN-13 978-3-522-61187-9 / 9783522611879
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