Keeper of the Lost Cities - Enthüllt (Band 9,5) (Keeper of the Lost Cities) (eBook)
411 Seiten
arsEdition GmbH (Verlag)
978-3-8458-6176-0 (ISBN)
Shannon Messenger studierte Kunst, Screenwriting und Filmproduktion, ihre eigentliche Passion ist jedoch das Schreiben. Mit ihrer Buchreihe 'Keeper of the Lost Cities' ist sie regelmäßig auf der New-York-Times-Bestsellerliste vertreten. Ihre Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Sie lebt gemeinsam mit ihren vielen Katzen in Südkalifornien.
2
Kühle, frische Luft strich über Keefes Haut.
Zweige knarrten und knackten.
In der Nähe plätscherte ein Fluss.
Und …
Sonst nichts.
Keefe sackte zu Boden und vergrub das Gesicht zwischen den Knien.
Möglicherweise kamen ihm auch ein paar Tränen – vor allem als er vorsichtig aus seinem Knäuel der Erbärmlichkeit lugte und sich mitten in einem Wald wiederfand, umgeben von roten, orangenen und gelben Bäumen.
Keine Menschen.
Keine Elfen.
Keine lästige Ogerleibwächterin.
Er war endlich allein.
Es war eine unglaubliche Erleichterung.
Und superdeprimierend.
War dies für ihn nun die einzige Art weiterzumachen?
War dies von Anfang an ein Teil des schrecklichen Plans seiner Mutter gewesen?
Ihn von allen zu trennen, die ihm etwas bedeuteten, und abzuwarten, bis er endgültig zusammenbrach?
»Das kannst du vergessen.«
Keefe sprach die Worte laut aus, froh, seine Stimme wiederzuhaben.
Der Befehl hatte sich in jene düstere Ecke seines Geistes zurückgezogen, aus der er gekommen war – und dort würde er auch bleiben.
Keefe räusperte sich und setzte sich auf. »Ich werde lernen, diese Fähigkeiten zu beherrschen.«
Es klang beinahe, als glaubte er daran.
Aber er musste daran glauben – auch wenn Dex es nicht geschafft hatte, ein Gerät zu erfinden, das ihm helfen konnte, und Elwins und Keslers widerliche Gebräue alles nur noch schlimmer gemacht hatten.
Es musste einen Weg geben, diese Sache in den Griff zu kriegen.
Sonst hatte seine Mom gewonnen.
Der Gedanke an ihre selbstgefällige, herzlose Miene, als sie ihm erklärt hatte, er solle die Veränderung annehmen, reichte aus, um ihn zurück auf die Beine zu bringen. Er klopfte sich ein paar zerbröselte Blätter von seiner Tunika und schwang sich den Rucksack wieder auf die Schulter.
Er war nicht aus den Verlorenen Städten geflohen, weil er aufgegeben hatte.
Er war fortgegangen, um dafür zu sorgen, dass alle in Sicherheit waren, während er herausfand, was mit ihm passierte, und die Sache dann entweder aufhielt oder dafür sorgte, dass niemand jemals erfuhr, wozu er in der Lage war.
Und wenn es den Mitgliedern von Black Swan gelungen war, Fosters Existenz über zwölf Jahre lang geheim zu halten, indem sie sie bei den Menschen versteckten, dann sollte dieser Trick auch bei ihm funktionieren.
Es war ein solider Plan.
Er musste sich nur daran halten.
Klar, vermutlich würde es härter werden, als er es sich ausmalte – aber das war ja nichts Neues.
Er war mit einem kaltherzigen, ablehnenden Vater und einer bösartigen, labilen Mutter aufgewachsen, die ständig versuchte, seine Freunde zu ermorden.
Er konnte mit allem fertigwerden.
Tatsächlich freute er sich schon richtig auf den finalen Showdown mit seiner herzallerliebsten Mutter.
Denn genau damit sollte das Ganze doch enden, oder?
Mit einer epischen Schlacht, in der er ein für alle Mal bewies, dass sie ihren kleinen Vermächtniswunderknaben niemals dazu bringen würde, nach ihrer Pfeife zu tanzen?
Und als Bonus: Er würde seine grauenvollen neuen Kräfte dazu nutzen können, alles zu zerstören, was sie erschaffen hatte.
Und dann würde er auch sie erledigen.
Bei diesem Gedanken lief ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken – aber nicht vor Angst.
Oder böser Vorahnung.
Oder Schuldgefühlen.
Nicht einmal vor Zweifeln.
Es war eher eine Art … freudiger Erwartung.
Früher hatte er sich immer Sorgen gemacht, er wäre nicht stark genug. Oder dass seine Elfeninstinkte – wie Ro sie nannte – ihn innehalten lassen würden, bevor er den entscheidenden Schlag ausführen konnte.
Doch das war eine Veränderung, die er tatsächlich angenommen hatte.
Er war mittlerweile zu wütend, um zu zögern.
Sich viel zu bewusst, wie sehr seine Mutter verdiente, was auf sie zukam.
Er war bereit, mit all seiner Kraft gegen sie zu kämpfen.
Ohne Zurückhaltung.
Ohne Gnade.
Und wenn er überlebte …
Er wusste nicht, wie er diesen Satz beenden sollte.
Es gab einfach zu viele Was, wenns.
Zu viele riskante Möglichkeiten.
Doch das hielt sein Gehirn nicht davon ab, erneut diese wunderschönen braunen Augen heraufzubeschwören – und sich vorzustellen, wie ein glückliches Funkeln in ihren Winkeln aufblitzte.
Foster lächelte nicht annähernd so oft, wie sie es verdiente – aber wenn sie es tat?
Dann war es einfach nur perfekt.
Andererseits … hatte sie vielleicht keine Lust mehr, ihn anzulächeln, nachdem sie seinen Brief gelesen hatte.
Sie war ohnehin schon superwütend auf ihn gewesen, weil er der Anweisung des Hohen Rats zugestimmt hatte, sich von ihr fernzuhalten, bis er seine neuen Fähigkeiten beherrschte. Und sie war ganz sicher kein Fan seines Plans, sich bei den Menschen zu verstecken.
Er konnte ihr deswegen keinen Vorwurf machen, denn als er das letzte Mal davongelaufen war, hatte alles in einer riesigen Katastrophe geendet.
Dieses Mal allerdings hatte er echt gute Gründe!
Er … hatte sie ihr bloß nicht erklären können.
Er hätte es gern getan – doch dazu hätte er ein Geheimnis offenbaren müssen, das nicht seines war.
Also hatte er seine Nachricht so vage wie möglich formuliert und Foster gebeten, ihm zu vertrauen. Was wahrscheinlich dazu führen würde, dass sie seine Worte komplett ignorierte und sich sofort daranmachte, ihn aufzuspüren und wieder in die Verlorenen Städte zurückzubringen.
Ehrlich gesagt würde es ihn nicht überraschen, wenn sie bereits nach ihm suchte.
Wie lange war er inzwischen fort?
Er rechnete schnell nach und …
Wow. Hatte er Havenfield wirklich vor kaum fünfzehn Minuten verlassen?
Er rechnete noch einmal nach und … jap.
Er konnte nicht exakt sagen, wie lange es her war, da er nirgendwo auf eine Uhr geschaut hatte, aber er hatte sich bestimmt nicht länger als zehn Minuten an den Pyramiden aufgehalten, bevor er von den Emotionen überwältigt worden war. In dem Stadion war er nur ein paar Sekunden geblieben, ehe er die Flucht ergriffen hatte. Und in diesem Wald war er vor höchstens fünf Minuten gelandet.
Also … ja.
Er ließ sich erneut auf den Boden sinken und rollte sich wieder zu einem Knäuel der Erbärmlichkeit zusammen.
Es hatte keinen Sinn, hier rumzustehen und so zu tun, als wäre er zuversichtlich, wenn er es noch nicht mal eine Viertelstunde unter Menschen aushielt, ohne beinahe die Kontrolle zu verlieren – zwei Mal.
Aber … er hatte die Kontrolle nicht verloren.
Und das musste etwas wert sein, richtig?
Außerdem war es ihm vielleicht nur deshalb so schwergefallen, weil alles so schnell passiert war.
Er hatte gar keine Chance gehabt, sich zu orientieren.
Wenn er für eine Weile an ein und demselben Ort bleiben könnte, um sich an die neue Situation zu gewöhnen, dann würde sein nächster Sprung sicher viel glatter laufen.
Er war zwar nicht hundertprozentig von dieser kleinen Motivationsrede überzeugt, doch immerhin brachte sie ihn dazu, sich wieder aufzurappeln.
Und hey – da er noch nicht sehr lange fort war, brauchte er sich auch keine Sorgen zu machen, dass bereits jemand nach ihm suchte.
Gradys Worte hatten sich angehört, als würde es noch eine Weile dauern, bis Foster wieder nach Hause zurückkehrte.
Keefe bekam eine Gänsehaut, als ihm wieder einfiel, warum.
Sie hat ein Lager der Neverseen in Brand gesteckt.
Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er mit dieser Entwicklung umgehen sollte – aber er würde niemals die Angst in Gradys Augen vergessen, als er ihm davon erzählt hatte.
Grady hatte ihn sogar gebeten, in den Verlorenen Städten zu bleiben, für den Fall, dass Foster Hilfe brauchte.
Solche Angst hatte er.
Nur darum hatte Keefe sich einverstanden erklärt, den Verbinder mitzunehmen – und versprochen dranzugehen, sollte Grady ihn tatsächlich anrufen.
Er konnte sich jedoch nicht vorstellen, dass das wirklich passieren würde.
Foster kam schon klar.
Im Grunde war Keefe schwer dafür, dass die Ratsmitglieder riesige Banner mit der Aufschrift Unsere Mondlerche hat mächtig FEUER! anfertigen ließen und sie an ihren Schlössern aufhängten.
Immerhin war dieser Sieg etwas völlig Neues.
Wer wusste schon, wie viele der ausgeklügelten Pläne seiner Mutter dadurch gerade in Flammen aufgegangen waren?
Allerdings …
Die Sache würde Folgen haben.
Keefe versuchte, sich vorzustellen, wie seine Mom auf die Neuigkeit reagieren würde.
Würde sie schreien, fluchen und mit irgendwas um sich werfen?
Nein.
Sie würde einfach nur dastehen, vollkommen ruhig. Das Kinn heben und ihr Haar glatt streichen. Und wahrscheinlich lächeln, während sie bereits ihre Rache...
Erscheint lt. Verlag | 11.12.2024 |
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Übersetzer | Doris Attwood |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch |
ISBN-10 | 3-8458-6176-2 / 3845861762 |
ISBN-13 | 978-3-8458-6176-0 / 9783845861760 |
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