Young Guardians (Band 3) - Eine mutige Entscheidung (eBook)
272 Seiten
Karibu (Verlag)
978-3-96129-437-4 (ISBN)
Andreas Schlüter, geboren in Hamburg, leitete mehrere Jahre Kindergruppen in sozialen Brennpunkten. Er gründete ein Journalistenbüro, schrieb Reportagen für Zeitungen und arbeitete als Nachrichtenredakteur fürs Fernsehen. Seit seinem Durchbruch als Schriftsteller hat er über 120 Kinder- und Jugendbücher geschrieben und arbeitet immer wieder auch als Drehbuchautor.
Andreas Schlüter, geboren in Hamburg, leitete mehrere Jahre Kindergruppen in sozialen Brennpunkten. Er gründete ein Journalistenbüro, schrieb Reportagen für Zeitungen und arbeitete als Nachrichtenredakteur fürs Fernsehen. Seit seinem Durchbruch als Schriftsteller hat er über 120 Kinder- und Jugendbücher geschrieben und arbeitet immer wieder auch als Drehbuchautor.
DIE GROSSE ENTTÄUSCHUNG
Kaum hatte Robins Vater die schlechten Neuigkeiten überbracht, ahnte Robin auch schon, was das bedeutete. Mit verzweifelter Hoffnung fragte er lieber noch mal nach: »Aber ich kann doch trotzdem zu dir ziehen, Papa, oder? Ich könnte helfen, deinen Kollegen zu finden.«
Doch wie Robin befürchtet hatte, schüttelte sein Vater den Kopf. »Das geht leider nicht, Robin«, begann er zu erklären. »Erstens ist es zu gefährlich. Solange das ganze Material nicht veröffentlicht ist, könnten immer noch Leute hinter mir her sein, um die Veröffentlichung zu verhindern.«
»Aber Sie können doch trotzdem Strafanzeige stellen und die Unterlagen der Staatsanwaltschaft übergeben«, wandte Bruder Tuck ein.
Robin und Ronja nickten eifrig.
»Ja!«, rief Robin. »Das ist doch eine super Lösung!«
Doch sein Vater widersprach erneut.
»Schon damals, als es um erste Anzeichen der Umweltverseuchung in Entenwerder und den Zirkusskandal ging, hat die Staatsanwaltschaft sehr schnell die Ermittlungen eingestellt. Seitdem habe ich kein Vertrauen, ihr das Material zu übergeben, ohne mich mit einer gleichzeitigen Zeitungsveröffentlichung abzusichern.«
»Sie meinen, jemand in der Staatsanwaltschaft steckt mit den Tätern unter einer Decke?«
Robins Vater zuckte mit den Schultern. »Oder es wurde Druck auf sie ausgeübt. Möglicherweise geht es bis in höchste politische Kreise. Immerhin wurde ein Kollege von mir getötet, zwei gelten als vermisst, und auf mich und meine Familie wurde ein Anschlag verübt, bei dem meine Frau ums Leben kam. Es handelt sich also um eine ganz, ganz große Sache. Irgendwelche Mächtigen wollen um jeden Preis eine Veröffentlichung und eine Strafanzeige verhindern. Und um jeden Preis ist hierbei wörtlich zu nehmen. Wer schon einige Morde zu verantworten hat, hat nichts mehr zu verlieren.«
Dann wandte er sich an Robin, der schon jetzt enttäuscht den Kopf hängen ließ. »Und es gibt noch einen zweiten Grund, aus dem du nicht sofort zu mir ziehen kannst.«
Robin hob zaghaft den Kopf. Was kam nun noch?
»Man hat mir damals das Sorgerecht entzogen«, erinnerte sein Vater ihn. »Man wusste nicht genau, ob ich noch im Lande oder überhaupt noch am Leben bin. Mindestens aber hielt man mich für einen, der in Alkoholismus und Obdachlosigkeit abgedriftet ist. Ich muss das Sorgerecht für dich erst wieder beantragen. Das geht aber erst, wenn ich aus dem Untergrund aufgetaucht bin und …«
Robin hob die Hand. »Schon gut. Ich habe verstanden.«
Sein Vater sagte nichts mehr, sondern machte nur eine bedauernde Miene, nahm seinen Sohn in den Arm und drückte ihn innig. »Wir werden bald wieder zusammen sein«, flüsterte er ihm dabei ins Ohr. »Ganz sicher. Das verspreche ich.«
Robin nickte zaghaft, sagte aber nichts.
Dann wollte sein Vater sich verabschieden und gehen.
Doch Robin hielt ihn noch mal zurück. »Können wir uns zwischendurch nicht treffen?«
Nun war es sein Vater, der nickte. »Die Tage kann ich dir noch nicht sagen. Aber wenn ich dich treffen kann, dann komme ich um 13 Uhr in die Suppenküche. Oder ich hinterlasse dort eine Nachricht. Die Suppenküche erschien mir recht vertrauenerweckend.«
Bruder Tuck bestätigte ihm: »Das ist sie.«
Dann streichelte Robins Vater seinem Sohn noch einmal kurz über die Wange und wollte gehen.
»Darf ich eine Frage stellen?«, rief Ronja ihm nach.
Robins Vater drehte sich verblüfft zu ihr um. »Ja, natürlich. Welche denn?«
»Wie heißt Ihr Freund und Kollege, der plötzlich verschwunden ist?«
»Philip Richter«, antwortete Robins Vater. »Wieso fragst du?«
Ronja zuckte mit den Schultern. »Nur so. Wenn Sie ihn suchen, kann es ja ganz praktisch sein, dass wir den Namen auch kennen.« Sie zeigte in die Runde aus Robin, Bruder Tuck und ihr selbst. »Vielleicht läuft uns der Name ja zufällig mal über den Weg.«
»Da hast du recht«, räumte Robins Vater ein, verabschiedete sich nochmals und ging nun endgültig.
Robin schaute ihm so lange hinterher, wie er ihn sehen konnte. Neben ihm blieben Ronja und Bruder Tuck wortlos stehen und warteten ab, bis Robins Vater aus ihrem Sichtfeld verschwunden war.
»Und jetzt?«, fragte Bruder Tuck.
Robin sah ihn fragend an.
»Wo willst du bleiben?«, präzisierte Bruder Tuck seine Frage.
Robin wandte den Kopf zu Ronja. »Ich dachte …«
»Das wird nicht gehen«, unterbrach Bruder Tuck ihn sofort.
Auch Ronja schaute den alten Mann nun verwirrt an. »Wieso nicht?«
»Arndt Spalter hat euch bis zu Ronja nach Hause verfolgt und ist bei euch eingebrochen«, erinnerte Bruder Tuck die beiden Kinder. »Das bedeutet, deine Mutter wird jetzt noch viel vorsichtiger und aufmerksamer sein, Ronja. Ich glaube nicht, dass Robin bei euch noch lange von deiner Mutter unentdeckt bleiben würde. Außerdem ist überhaupt nicht sicher, ob nicht plötzlich irgendein Komplize von Arndt Spalter noch mal bei euch auftaucht, wenn Robin sich dort weiterhin im Gartenhaus versteckt hält. Es ist kein geheimes und sicheres Versteck mehr.«
Ronja und Robin schauten sich bedrückt an. Sie wussten, Bruder Tuck hatte recht.
Aber: Wo sollte Robin denn sonst hin?
»Ins Kinderheim gehe ich nicht zurück!«, stellte Robin sofort klar. »Auf keinen Fall!«
Bruder Tuck schüttelte den Kopf. »Nein! Das sollst du auch nicht. Dort bist du genauso wenig sicher, wie wir wissen. Dieser komische Bernd … Wie heißt der noch gleich?«
»Bernd Ross!«, half Robin ihm aus.
»Genau«, erinnerte sich Bruder Tuck nun auch wieder. »Irgendwie hatte der sich ja von Arndt Spalter anwerben lassen. Nicht unwahrscheinlich, dass er dich sofort verpfeifen würde.«
Das sah Robin auch so. Nur blieb die Frage: Wo sollte er wohnen und schlafen?
Bruder Tuck schaute ihn mitleidig an. »Mich als Obdachlosen nach einer Unterkunft zu fragen, ist ein bisschen seltsam, findest du nicht? Ich habe ja selbst keine. Ich kann dir nur anbieten, bei mir zu bleiben. Zumindest die nächsten Tage, bis wir eine bessere Idee haben.«
»Robin soll wieder auf der Straße leben?«, entrüstete sich Ronja.
»Hast du eine bessere Idee?«, hakte Bruder Tuck nach.
Ronja öffnete den Mund zu einer Antwort. Dann schloss sie ihn wieder. Nein, sie hatte keine bessere Idee.
»Dann komm mit mir«, schlug Bruder Tuck vor. »Du weißt, dass ich wenigstens ein paar Plätze kenne, an denen es sich halbwegs aushalten lässt. Zumindest haben wir ja noch Spätsommer. Da ist es draußen auch nachts nicht so kalt.«
»Aber du hast gar keine Sachen hier«, wandte Ronja ein. »Lasst uns wenigstens zu mir fahren und ein bisschen was für dich einpacken.«
Robin wusste, wovon Ronja sprach: Wechselwäsche, Zahnbürste, Waschsachen, etwas Geld …
»Ich habe einen guten Schlafsack«, bot Ronja an. »Den kannst du haben. Und ein Zelt und …«
»Ein Zelt?« fragte Robin. »Ich verreise doch nicht in den Urlaub.«
Gerade wollte Bruder Tuck etwas dazu sagen, doch Ronja war schneller. »Wieso eigentlich nicht?«, fragte sie. »Gibt es in Hamburg keine Zeltplätze? Da hättet ihr Waschgelegenheiten, einen Einkaufsladen, ein Dach über dem Kopf.«
»In der Nähe kenne ich nur einen«, antwortete Bruder Tuck. »Aber der ist wohl ständig ausgebucht, habe ich gehört. Und einen Camper oder gar ein Wohnmobil haben wir nicht. Doch da wäre der Stellplatz sowieso zu teuer für uns.«
Ronja verzog das Gesicht. Sie hatte zwar einiges Geld auf dem Sparkonto. Aber so viel nun auch nicht. Zumindest nicht zu ihrer Verfügung. Und ohne ihre Mutter käme sie ohnehin nicht an das Geld heran.
»Aber ein Zelt ist trotzdem keine schlechte Idee«, sagte Bruder Tuck. »Wir könnten das sogar im Entenwerder Park aufschlagen.«
»Darf man da zelten?«, fragte Ronja.
Bruder Tuck ließ wieder sein rasselndes Lachen ertönen. »Wir Obdachlose fragen nicht, was erlaubt, sondern was geeignet ist. Wenn Ordnungshüter kommen und uns fortjagen, packen wir eben unsere Sachen und bauen sie woanders wieder auf.«
Über Ronjas Gesicht zog ein leichtes Lächeln. »Okay. Dann lasst uns zu mir fahren. Ich gebe euch mein Zelt. Und vielleicht könnt ihr sonst noch etwas gebrauchen.«
Bruder Tuck winkte ab. »Fahr du mit Robin allein. Ich brauche nichts von deinen Sachen. Vielen Dank, das ist sehr nett. Aber gib Robin und Little John, was sie benötigen. Wir treffen uns dann am Bismarck-Denkmal.«
»Okay«, stimmte Ronja zu.
Die beiden verabschiedeten sich von Bruder Tuck und zogen los Richtung U-Bahn.
Als sie bei Ronja ankamen, blieben sie überrascht stehen. Vor der Haustür stand ein Mann in Arbeitskleidung und schien irgendetwas zu montieren. War er wirklich nur ein Handwerker?
»Ich habe keine Ahnung, wer das ist«, informierte Ronja Robin. »Meine Mutter hat nichts von einem Handwerker gesagt.«
Die beiden standen noch ungefähr fünfzig Meter von der Gartenpforte entfernt.
»Wenn es einer von Arndt Spalters Leuten wäre, würde er doch hinten durch die Terrassentür einbrechen und nicht vorn an irgendetwas herumschrauben.«
Das klang einleuchtend, fand Ronja. Trotzdem kam es ihr komisch vor.
»Normalerweise bleibt meine Mutter zu Hause, wenn Handwerker kommen«, erläuterte sie. »Aber dann müsste ihr Auto vor der Tür stehen.«
»Vielleicht hat sie es in der Garage...
Erscheint lt. Verlag | 2.11.2024 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer-Buch • Action für Kinder • Agenten-Thriller Kinderbuch • Detektiv-Geschichte • kinder-buch ab 10 jahre • Kinder-buch ab 11 Jahren • Kinderbuch für Jungs • Kinderbuch Klimaschutz • kinderbuch tierschutz • kinderbuch umweltschutz • Kinder-Krimi • Naturschutz • Öko-Krimi • Spannung • Spannungs-Roman • Young Agents • Young Detectives |
ISBN-10 | 3-96129-437-2 / 3961294372 |
ISBN-13 | 978-3-96129-437-4 / 9783961294374 |
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