Hummelbi - Der verflixte Feenstreit (eBook)
224 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0584-1 (ISBN)
Tanya Stewner wurde 1974 im Bergischen Land geboren und begann bereits mit zehn Jahren, Geschichten zu schreiben. Sie studierte Literaturübersetzen, Englisch und Literaturwissenschaften in Düsseldorf, Wuppertal und London und widmet sich inzwischen ganz der Schriftstellerei. Ihre Trilogie über die Elfe »Hummelbi« hat unzählige Fans, und ihre Kinderbuchserie »Liliane Susewind« ist ein Welterfolg, der fürs Kino verfilmt wurde. Die Autorin lebt mit ihrer Familie am Rhein.
Tanya Stewner wurde 1974 im Bergischen Land geboren und begann bereits mit zehn Jahren, Geschichten zu schreiben. Sie studierte Literaturübersetzen, Englisch und Literaturwissenschaften in Düsseldorf, Wuppertal und London und widmet sich inzwischen ganz der Schriftstellerei. Ihre Trilogie über die Elfe »Hummelbi« hat unzählige Fans, und ihre Kinderbuchserie »Liliane Susewind« ist ein Welterfolg, der fürs Kino verfilmt wurde. Die Autorin lebt mit ihrer Familie am Rhein. Mila Marquis erschuf schon als Kind phantasievolle Traumwelten mit Stift und Pinsel und konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als Tag für Tag darin zu versinken. Seit ihrem Modedesignstudium an der HAW setzt sie ihre lustigen, hübschen oder verträumten Ideen in zahlreich Kinderbüchern, auf Postkarten oder Kalendern um. Sie lebt glücklich in Hamburg mit ihrem Sohn, einem weißen Wuschelhund, einer kleinen frechen roten Katze und vielen wilden Pflanzen und freut sich jeden Tag aufs Neue, einen so wundervollen Beruf ausüben zu dürfen!
Die kleine Elfe schaute vorsichtig durch die Fensterscheibe und presste ihre winzigen Hände gegen das Glas. Mit ihren blitzenden braungrünen Augen spähte sie hinein in den Spatzenwinkel – das alte, etwas windschiefe Fachwerkhaus am Waldrand. Die Flügel der Elfe surrten leise wie kleine Propeller, während ihr pummeliger Körper leicht im Wind vor dem Dachbodenfenster schaukelte.
Mit vorgestreckter Nase lugte die Elfe ins Innere. Hatte sie nicht soeben jemanden zwischen den alten Kisten und Kartons rumoren hören? Die Mitglieder der Familie Buchmacher, die im Spatzenwinkel lebten, gingen so gut wie nie auf den Dachboden. Deshalb hatte das leise Rumpeln und Knarren die Elfe so neugierig gemacht, dass sie mit schnellen Flügelschlägen zum Dachfenster hinaufgeflattert war. Und tatsächlich, da war jemand! Auf allen vieren kroch ein Mädchen mit einem langen dunkelbraunen Zopf zwischen den Kisten herum. Florentine! Das Herz der Elfe machte einen Sprung, denn Florentine war eine ganz besondere Freundin von ihr.
Florentine war zehn Jahre alt und eine der beiden Zwillingstöchter der Familie Buchmacher. Es war erst wenige Wochen her, da hatte Florentine herausgefunden, dass es Elfen wirklich gab, dass sie nicht nur in Büchern und Geschichten existierten. Trotzdem waren nur sehr wenige Menschen in der Lage, sie zu sehen. Denn um die Anwesenheit einer Elfe wahrnehmen zu können, musste man zu allererst einmal an Elfen glauben. Und das tat kaum ein Mensch. Florentine jedoch glaubte an Elfen. Durch ein Buch hatte sie herausgefunden, dass dies aber noch nicht genügte – man musste noch etwas anderes tun, um Elfen sehen und hören zu können: Man musste ein Elfenritual vollziehen. Das hatte Florentine getan, obwohl es gar nicht so leicht gewesen war. Doch sie hatte das Ritual geschafft und gleich darauf eine wahrhaftige Elfe kennengelernt.
Die kleine Elfe, die Florentine nun durch das gekippte Dachbodenfenster beobachtete, erinnerte sich sehr gerne an den Beginn ihrer Freundschaft mit dem Menschenmädchen zurück. Die Elfe hieß Hummelbi. Hummelbi war eine Waldelfe, zuständig für Hummeln. Aber sie mochte Florentine so gern, dass sie auch mehrere Male am Tag bei der Familie Buchmacher vorbeischaute, um nach dem Rechten zu sehen.
Es schien der Elfe nun, als suche Florentine auf dem Dachboden nach irgendetwas. Das Mädchen öffnete einen Karton nach dem anderen und blickte erwartungsvoll hinein – nur um ihn gleich darauf mit enttäuschtem Gesichtsausdruck wieder zu schließen.
Hummelbi runzelte die Stirn. Sollte sie gegen die Scheibe klopfen und Florentine auf sich aufmerksam machen? Vielleicht konnte sie ihr bei der Suche behilflich sein.
Da öffnete Florentine einen alten, schäbigen Koffer, in dem ein ganzer Haufen halb zerfledderter Bücher lag. Ihre Miene hellte sich schlagartig auf. Offenbar hatte sie gefunden, wonach sie gesucht hatte. Rasch nahm sie ein Buch nach dem anderen heraus und betrachtete jedes genau. Die Bücher schienen allesamt sehr alt zu sein. Als Florentine ein besonders abgegriffenes Exemplar hervorholte, hörte Hummelbi sie einen kleinen Freudenjauchzer ausstoßen. »Na also!«, rief das Mädchen erfreut.
Die Elfe drückte neugierig ihr Näschen gegen die Scheibe, um das Bild auf dem Buch, das Florentine in der Hand hielt, erkennen zu können. Es zeigte ein bildschönes, zartgliedriges Wesen mit fedrig wallendem Traumhaar und funkelndem Zauberstab – eine Fee.
Die Augen der Elfe verengten sich besorgt. Was wollte Florentine denn mit einem alten Feenbuch?
Florentine begann, konzentriert in dem Buch zu blättern. Plötzlich rief sie: »Hier!«, und ihr Zeigefinger tippte auf eine Stelle im Buch. »Ein Feenritual!«
Hummelbi schnappte nach Luft. Danach hatte Florentine also gesucht! Sie wollte ein Feenritual machen! Sie wollte nicht nur Elfen, sondern auch Feen sehen können!
»O nein!«, stieß die kleine Hummelelfe erschüttert hervor. Florentine wusste ja gar nicht, worauf sie sich da einließ! Sobald sie das Feenritual erfolgreich durchgeführt hatte – und das würde sie bestimmt ohne Probleme schaffen, denn bei magischen Dingen war sie sehr begabt –, würde Florentine echte Feen kennenlernen! Und das war etwas, das die Elfe ihrer Menschenfreundin ganz und gar nicht wünschte …
Da hörte Hummelbi plötzlich eine glöckchenhaft zarte und gleichzeitig geradezu eisig klingende Stimme hinter sich. »Elfe! Was machst du da?«
Hummelbi drehte sich erschrocken um. Hinter ihr schwebte ein makellos schönes Wesen in der Luft. Eine Fee! Sie war umgeben von einer kleinen Glitzerwolke, die im Licht der Sonne wie tausend Diamanten strahlte und funkelte.
»Marasamsara!«, ächzte die Elfe entsetzt.
»Genau.« Die Fee warf eine perfekte Strähne ihres hüftlangen, schimmernden Silberhaars über die Schulter zurück und verschränkte die schlanken Arme. Dann musterte sie Hummelbi abfällig mit ihren goldenen Sternenfunkelaugen. »Ich habe dich gefragt, was du da machst!«, verlangte sie in herrischem Tonfall zu wissen.
»Ich … gucke nur …«, stammelte Hummelbi und sah sich hektisch nach einer Fluchtmöglichkeit um, obwohl sie wusste, dass es zwecklos war. Marasamsara war doppelt so schnell wie sie. Feen hatten große, wuchtig-zarte Schmetterlingsflügel, mit denen sie blitzschnell in der Luft manövrieren konnten. Die Flügel waren von silbrig glänzendem Staub überzogen, der wie eine kleine Glitzerwolke um sie herumtanzte, sobald eine Fee sie ausbreitete und sich in die Luft erhob.
»Habt ihr Elfen schon getan, was wir von euch verlangt haben?«, wollte Marasamsara nun wissen.
Unter dem strengen Blick der Fee duckte Hummelbi sich. »Nein, bis jetzt noch nicht«, presste sie hervor.
Marasamsaras schönes Gesicht verdunkelte sich. Langsam kam sie näher, und Hummelbi lief ein kalter Schauer über den Rücken. Auf bezaubernde Weise duftete die Fee nach Veilchen und Rosen, doch Hummelbi hielt vor Angst die Luft an.
»Ihr Elfen scheint uns nicht ernst zu nehmen«, zischte Marasamsara, und ihre goldenen Augen wurden schmal. »Ich glaube, es ist Zeit, euch eine Lehre zu erteilen.«
»Wie meinst du das?«, hauchte Hummelbi kaum hörbar.
Anstatt zu antworten, zückte die Fee ihren Zauberstab und schnippte damit zweimal in die Luft. Kaum hatte sie das getan, spürte Hummelbi einen starken Sog am Rücken. Im nächsten Augenblick wurde sie wie von Zauberhand rückwärts durch das gekippte Fenster in den Dachboden hineingezogen. Hilflos purzelte Hummelbi durch die Luft, bis sie unsanft in dem alten, schäbigen Koffer landete, der unter dem Fenster stand.
Einen Moment lang blieb Hummelbi verdattert liegen, dann rappelte sie sich auf. Vor dem Fenster hörte sie Marasamsara lachen, hell wie ein Glöckchen. Der Wohlklang ihrer Stimme konnte jedoch nicht über ihre Schadenfreude hinwegtäuschen.
Marasamsaras Gesicht erschien auf der anderen Seite des Fensters. Grinsend betrachtete sie Hummelbi, die verwirrt in dem Koffer hockte, und schnippte noch einmal mit dem Zauberstab in die Luft.
Daraufhin schloss sich das Fenster mit einem Knall.
Hummelbi sah die Fee höhnisch lachen, bevor sie mit ihren glitzernden Schmetterlingsflügeln und dem wallenden Märchenhaar davonschwirrte. Danach war alles still.
Hummelbi stand mühsam auf, rieb sich den Kopf und blickte sich suchend um. Wo war Florentine? Hatte sie etwas von der Auseinandersetzung mitbekommen? Mit zittrigen Gliedern kletterte Hummelbi aus dem Koffer und rief: »Florentine? Hallo?«
Da erbleichte die kleine Elfe. Die Falltür zum Dachboden war verschlossen! Florentine musste schon wieder fort sein und die Tür hinter sich zugemacht haben. Hummelbi war eingeschlossen! Und die Buchmachers gingen so gut wie nie auf den Dachboden …
Die Elfe schüttelte entsetzt den Kopf und griff mit bebenden Fingerchen nach der Trillerpfeife, die an einem Band um ihren Hals hing. Jede Elfe hatte ein Elfenwerkzeug – einen magischen Gegenstand, der ihr half, ihre Elfenaufgaben zu erledigen –, und Hummelbi besaß eine Trillerpfeife. In diese blies sie nun so kräftig hinein, wie sie konnte. Keine Minute verging, da erschienen auf der anderen Seite des Fensters ein paar dicke, schwere Hummeln.
»Hilfe!«, gellte Hummelbi, flatterte zum Fenster und ruderte hektisch mit den Armen. Daraufhin prallten einige der Hummeln mit einem dumpfen Bumpf gegen die Scheibe.
»Nein! Tut euch nicht weh!«, rief die Elfe. Was hatte sie sich nur gedacht? Die Hummeln konnten ihr natürlich nicht helfen. Normalerweise holte Hummelbi sie mit ihrer Trillerpfeife herbei, um ihnen die schönsten Blüten zum Nektarsammeln zu zeigen. Die ungewöhnliche Situation schien die Hummeln nun völlig durcheinanderzubringen. Die Elfe hob die Ärmchen und rief ihnen, so laut sie konnte, zu: »Fliegt weg!«
Die Hummeln starrten Hummelbi verstört an und summten unschlüssig auf der Stelle, aber schließlich flogen sie eine nach der anderen davon.
Hummelbi raufte sich verzweifelt das braungrüne erdverklumpte Borstenhaar. Dann fiel ihr plötzlich etwas ein, das...
Erscheint lt. Verlag | 24.7.2024 |
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Reihe/Serie | Hummelbi |
Illustrationen | Mila Marquis |
Zusatzinfo | 30 s/w-Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuergeschichten zum Vorlesen • Antolin Quiz Buch • Body Positivity • Buch für Mädchen • Buch im Buch • Elfengeschichten • Familiengeschichten • Fantasiegeschichten für Kinder • Fantasy Kinderbuch • Feengeschichten für Kinder • für Leseanfänger • gemeinsam lesen 2. Klasse • gemeinsam lesen 3. Klasse • Kinderbuch ab 8 • Kinderbuch Klassiker • Liliane Susewind • Magische Geschichten • magisches Kinderbuch • Waldgeschichten • Wie weckt man eine Elfe |
ISBN-10 | 3-7336-0584-5 / 3733605845 |
ISBN-13 | 978-3-7336-0584-1 / 9783733605841 |
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