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Der kleine Vampir (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
128 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0697-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der kleine Vampir -  Angela Sommer-Bodenburg
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Anton liest für sein Leben gern Gruselgeschichten -- vor allem über Vampire. Von einem Vampir wie Rüdiger aber hat Anton noch nie gehört. Ein richtig netter Vampir ist das. Wenn bloß seine Eltern nicht so neugierig wären. Wie soll Anton ihnen erklären, warum sein neuer Freund nie den schäbigen schwarzen Umhang ablegt, immerzu eine Hand vor den Mund hält und dazu noch so merkwürdig riecht? Die berühmte Serie von Angela Sommer-Bodenburg mit Zeichnungen von Amelie Glienke.

Angela Sommer-Bodenburg hat Pädagogik, Soziologie und Psychologie studiert. Sie war 12 Jahre Grundschullehrerin in Hamburg und lebt in Silver City, New Mexico, USA, wo sie schreibt und malt. Ihre Erfolgsserie «Der kleine Vampir» wurde in 34 Sprachen übersetzt. Zudem gibt es Musicals, Theaterstücke und Hörbücher zur Serie, außerdem wurde sie zweimal für das Fernsehen verfilmt. Im Jahr 2000 kam eine internationale Großproduktion auf die Kinoleinwand, und 2017 hatte die erste 3D-Animation von «Der kleine Vampir» als europäische Koproduktion Premiere.

Angela Sommer-Bodenburg hat Pädagogik, Soziologie und Psychologie studiert. Sie war 12 Jahre Grundschullehrerin in Hamburg und lebt in Silver City, New Mexico, USA, wo sie schreibt und malt. Ihre Erfolgsserie «Der kleine Vampir» wurde in 34 Sprachen übersetzt. Zudem gibt es Musicals, Theaterstücke und Hörbücher zur Serie, außerdem wurde sie zweimal für das Fernsehen verfilmt. Im Jahr 2000 kam eine internationale Großproduktion auf die Kinoleinwand, und 2017 hatte die erste 3D-Animation von «Der kleine Vampir» als europäische Koproduktion Premiere. Amelie Glienke studierte Malerei und freie Grafik bei Professor Georg Kiefer, Hochschule der Künste in Berlin. Sie arbeitet als Grafikerin, Zeichnerin und (unter dem Namen HOGLI) als Karikaturistin in Berlin und hat zwei Kinder. Amelie Glienke illustrierte u. a. Werke von Hanne Schüler und Roald Dahl.

Das Ding im Fenster


Es war Samstag, der Ausgehabend der Eltern.

«Wohin geht ihr denn heute?», wollte Anton am Nachmittag wissen, als seine Mutter im Badezimmer ihre Haare auf Lockenwickler drehte.

«Ach», sagte die Mutter, «erst gehen wir essen und dann vielleicht tanzen.»

«Wieso vielleicht?», fragte Anton.

«Wir wissen das noch nicht genau», meinte die Mutter. «Aber ist das denn so wichtig für dich?»

«Nö», brummte Anton. Dass er den Krimi sehen wollte, der um elf anfing, würde er lieber nicht zugeben. Aber die Mutter hatte schon Verdacht geschöpft.

«Anton», sagte sie und drehte sich so, dass sie ihm fest in die Augen sehen konnte, «du willst doch nicht etwa fernsehen?»

«Aber Mutti», rief Anton, «wie kommst du denn darauf?»

Glücklicherweise hatte die Mutter wieder mit dem Aufdrehen der Haare begonnen, sodass sie nicht mehr sehen konnte, wie sein Gesicht rot anlief.

«Vielleicht gehen wir auch ins Kino», sagte sie, «auf jeden Fall sind wir nicht vor Mitternacht zurück.»

 

Inzwischen war es Abend geworden, und Anton war allein in der Wohnung. Er saß im Schlafanzug auf seinem Bett, hatte die Decke bis zum Kinn hochgezogen und las «Die Wahrheit über Frankenstein». Die Geschichte spielte auf einem Jahrmarkt. Ein Mann in einem wallenden schwarzen Mantel hatte soeben die Bühne betreten, um das Erscheinen des Monsters anzukündigen. Da klingelte der Wecker. Ärgerlich über diese Störung sah Anton von seinem Buch auf. Oh! Gleich elf, höchste Zeit, den Fernseher einzuschalten!

 

Anton sprang aus dem Bett und drückte auf die Einschalttaste. Dann kuschelte er sich in seine Decke zurück und wartete, dass langsam das Bild auftauchte. Aber noch lief das Sportprogramm. Im Zimmer war es schön schummrig-duster. King Kong auf dem Poster an der Wand zog eine grässliche Fratze, die zu Antons Stimmung passte: Er fühlte sich wild und wüst, wie der einzige Überlebende einer Schiffskatastrophe, gestrandet auf einer von Kannibalen bewohnten Südseeinsel. Und das Bett war seine Höhle, weich und warm, und wenn er wollte, konnte er sich darin verkriechen und unsichtbar werden. Ein Haufen Proviant lag vor dem Höhleneingang, nur das Feuerwasser fehlte noch. Sehnsüchtig dachte Anton an die Flasche Apfelsaft im Kühlschrank – aber bis dahin war es ein langer Weg über den dunklen Flur! Sollte er zum Schiff zurückschwimmen, vorbei an den blutrünstigen Haien, die nur auf Opfer warteten? Brrr!!! Aber kamen Schiffbrüchige nicht viel eher durch Durst als durch Hunger um?

Also machte er sich auf den Weg. Er hasste den Flur mit der ewig kaputten Lampe, die keiner reparierte! Er hasste die baumelnden Mäntel an der Garderobe, die wie Wasserleichen aussahen! Und jetzt grauste ihm sogar vor dem ausgestopften Hasen in Mutters Arbeitszimmer, obwohl er sonst so gern anderen Kindern einen Schrecken damit einjagte. Endlich hatte er die Küche erreicht. Er nahm die Apfelsaftflasche aus dem Kühlschrank und schnitt sich eine dicke Scheibe Käse ab. Dabei horchte er nach draußen, ob nicht in der Zwischenzeit der Krimi angefangen hatte. Er hörte eine Frauenstimme. Vermutlich die Ansagerin, die den Beginn des Films ankündigte. Anton klemmte die Flasche unter den Arm und sauste los.

Aber er kam nicht weit, denn schon im Flur merkte er plötzlich, dass irgendetwas nicht stimmte. Er blieb stehen und horchte … und auf einmal wusste er, was es war: Er hörte den Fernsehton nicht mehr! Das konnte nur eins bedeuten: Irgendwer musste sich in sein Zimmer geschlichen und den Fernseher ausgeschaltet haben! Anton spürte, wie sein Herz einen Sprung machte, dann klopfte es wie verrückt. Und vom Bauch hoch stieg so ein komisches Kribbeln und blieb im Hals stecken. Schreckliche Bilder tauchten vor ihm auf – Bilder von Männern mit Strumpfmasken vor dem Gesicht, mit Messern und Pistolen, die nachts in verlassene Wohnungen eindrangen, um sie auszurauben, und die alles umlegten, was sich ihnen in den Weg stellte! Das Fenster im Zimmer hatte offen gestanden, fiel Anton ein – der Einbrecher könnte also über den Nachbarbalkon hereingeklettert sein.

Plötzlich krachte es: Die Apfelsaftflasche war Anton aus der Hand gefallen und rollte über den Flur, genau bis vor die Zimmertür. Anton hielt die Luft an und wartete … aber nichts passierte. Ob er sich die Sache mit dem Einbrecher nur einbildete? Aber warum ging dann der Fernseher nicht mehr?

Er hob die Flasche auf und öffnete vorsichtig die Tür zu seinem Zimmer. Ein merkwürdiger Geruch stieg ihm in die Nase, modrig und muffig wie im Keller, und so, als sei etwas angebrannt. Ob das vom Fernseher kam? Schnell zog er den Stecker aus der Wand. Wahrscheinlich waren Kabel durchgeschmort.

Da hörte Anton ein seltsames Knacken, das vom Fenster zu kommen schien. Und auf einmal glaubte er, hinter dem Vorhang einen Schatten zu sehen, der sich dort vor dem hellen Mondlicht abzeichnete. Ganz langsam, mit weichen Knien, schlich er näher. Der komische Geruch wurde stärker, es roch, als hätte jemand eine ganze Schachtel Streichhölzer abgebrannt. Auch das Knacken wurde lauter. Plötzlich blieb Anton wie angewurzelt stehen – – auf dem Fensterbrett, vor der im Luftzug flatternden Gardine, saß etwas und starrte ihn an. Es sah so schrecklich aus, dass Anton dachte, er müsste tot umfallen. Zwei kleine, blutunterlaufene Augen funkelten ihm aus einem kalkweißen Gesicht entgegen, zottiges Haar hing in langen Strähnen bis auf einen fleckigen, schwarzen Umhang herab. Der riesige blutrote Mund öffnete und schloss sich, und dabei stießen die Zähne, die leuchtend weiß und spitz wie Dolche waren, mit einem abscheulichen Klicken aufeinander. Anton sträubten sich die Haare, und das Blut stockte in seinen Adern. Das Ding am Fenster war schlimmer als King Kong, schlimmer als Frankenstein und schlimmer als Dracula! Es war das Grauenvollste, was Anton je gesehen hatte!

Dem Ding schien es Spaß zu machen, Anton in Todesängsten zittern zu sehen, denn jetzt verzog es seinen riesigen Mund zu einem scheußlichen Grinsen, bei dem es seine nadelspitzen, weit herausragenden Eckzähne ganz und gar entblößte.

«Ein Vampir!», schrie Anton.

Und das Ding antwortete mit einer Stimme, die aus den finstersten Tiefen der Erde zu kommen schien: «Jawohl, ein Vampir!» Und schon machte es einen Sprung ins Zimmer und stellte sich vor die Tür. «Hast du Angst?», fragte es.

Anton brachte keinen Ton heraus.

«Bist ja ganz schön mickrig! Nicht viel dran, schätze ich.» Der Vampir musterte ihn mit wilden Blicken. «Und wo sind deine Eltern?»

«Im K-Kino», stotterte Anton.

«Soso. Und dein Vater, ist der gesund? Gutes Blut?» Dabei kicherte der Vampir, und Anton sah die Eckzähne im Mondlicht aufblitzen. «Wie du sicher weißt, ernähren wir uns von Blut!»

«Ich habe ganz schlechtes B-Blut», stammelte Anton, «ich muss immer Ta-Ta-Tabletten nehmen.»

«Du Armer!» Der Vampir kam einen Schritt auf Anton zu. «Stimmt das auch?»

«Fass mich nicht an!», schrie Anton und versuchte auszuweichen. Er stieß genau gegen die Tüte mit den Gummibärchen vor seinem Bett, und sie kullerten über den Teppich. Der Vampir brach in ein dröhnendes Gelächter aus. Es klang wie Donnergrollen.

«Guck mal, Gummibärchen», rief er und wurde ganz sanft, «wie niedlich.» Er nahm ein Gummibärchen in die Hand. «Früher hatte ich auch immer welche», murmelte er, «von meiner Oma.»

Er steckte das Gummibärchen in den Mund und kaute eine Weile darauf herum. Plötzlich spuckte er es in hohem Bogen aus und begann furchtbar zu krächzen und zu husten. Dabei stieß er die entsetzlichsten Flüche und Verwünschungen aus. Anton nutzte die Gelegenheit, um hinter seinem Schreibtisch in Deckung zu gehen. Aber der Vampir war durch den Hustenanfall so geschwächt, dass er auf das Bett sackte und sich minutenlang nicht rührte. Dann zog er ein großes, blutbeflecktes Tuch unter seinem Umhang hervor und putzte sich lange und umständlich die Nase.

«Das kann auch nur mir passieren», ächzte er, «dabei hat mich Mama ausdrücklich gewarnt.»

«Wieso gewarnt?», fragte Anton neugierig. Hinter seinem Schreibtisch fühlte er sich schon bedeutend wohler.

Der Vampir warf ihm einen wütenden Blick zu. «Weil man als Vampir einen empfindlichen Magen hat, du Dussel! Süßigkeiten sind Gift für uns.»

Er tat Anton richtig Leid. «Kannst du denn Apfelsaft vertragen?», wollte er wissen.

Der Vampir stieß einen entsetzten Schrei aus. «Willst du mich vergiften?», brüllte er.

«Entschuldige bitte», sagte Anton kleinlaut, «ich dachte nur.»

«Schon gut.»

Anscheinend hatte der Vampir es ihm nicht übel genommen. Eigentlich ist er ein ganz netter Vampir, dachte Anton, obwohl er so abscheulich aussieht. Er hatte sich Vampire jedenfalls viel schrecklicher vorgestellt.

«Bist du schon alt?», fragte er.

«Steinalt.»

«Aber du bist ja viel kleiner als ich.»

«Na und? Ich bin eben als Kind gestorben.»

«Ach so.» Damit hatte Anton nicht gerechnet. «Und bist du schon – ich meine, hast du auch ein Grab?»

Der Vampir kicherte. «Kannst mich ja mal besuchen, wenn du willst. Aber erst nach Sonnenuntergang. Tagsüber schlafen wir.»

«Weiß ich alles», protzte Anton. Endlich konnte er mal zeigen, was er alles über Vampire wusste. «Wenn Vampire an die Sonne kommen, sterben sie. Deshalb müssen sie sich nachts auch immer so beeilen, damit sie vor Sonnenaufgang wieder im Grab sind.»

«Kluges Bürschchen», sagte der Vampir giftig.

«Und wenn...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2024
Reihe/Serie Der kleine Vampir
Illustrationen Amelie Glienke
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Freundschaft • Grusel • Kinderbuch für Jungs ab 8 • Kinderbuch für Mädchen ab 8 • Kinderbuchklassiker • Lustiges Kinderbuch ab 8 Jahren • Schullektüre • Vampir
ISBN-10 3-7336-0697-3 / 3733606973
ISBN-13 978-3-7336-0697-8 / 9783733606978
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