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Die schaurigste Geschichte der Welt (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
352 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0802-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die schaurigste Geschichte der Welt -  Philip Kerr
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Roald Dahl trifft Frankensteins Monster! Ein schaurig-spannend-komischer Gruselschmöker von Bestsellerautor Philip Kerr Billy Shivers führt nicht gerade ein aufregendes Leben - am liebsten verbringt er seine Tage in der öffentlichen Bibliothek des kleinen Städtchens Hitchcock. Doch eine außergewöhnliche Buchhandlung namens «Das Spukhaus der Bücher» sowie die Ankündigung einer gruseligen Lesenacht, in der «Die schaurigste Geschichte der Welt» vorgelesen werden soll, verändern sein Leben von einem Tag auf den anderen! «Das Spukhaus der Bücher» ist eine Mischung aus Buchhandlung und Geisterbahn. Und auch sein skurriler Besitzer Mr. Rapscallion könnte direkt einem Gruselkabinett entsprungen sein. Doch das Allerunheimlichste an der Buchhandlung sind die Geschichten, die in ihren Regalen stehen. Sie sind so unheimlich, so gruselig, so schaurig, dass derjenige, der sie liest, danach nicht mehr derselbe ist. Wird Billy sich trauen, sie zu lesen? Traust du dich?

Philip Kerr wurde 1956 in Edinburgh geboren. 1989 erschien sein erster Roman «Feuer in Berlin». Aus dem Debüt entwickelte sich die Serie um den Privatdetektiv Bernhard Gunther. Für Band 6, «Die Adlon-Verschwörung», gewann Philip Kerr den weltweit höchstdotierten Krimipreis der spanischen Mediengruppe RBA und den renommierten Ellis-Peters-Award. Kerr lebte in London, wo er 2018 verstarb.

Philip Kerr wurde 1956 in Edinburgh geboren. 1989 erschien sein erster Roman «Feuer in Berlin». Aus dem Debüt entwickelte sich die Serie um den Privatdetektiv Bernhard Gunther. Für Band 6, «Die Adlon-Verschwörung», gewann Philip Kerr den weltweit höchstdotierten Krimipreis der spanischen Mediengruppe RBA und den renommierten Ellis-Peters-Award. Kerr lebte in London, wo er 2018 verstarb. Uwe-Michael Gutzschhahn, geboren 1952, studierte Anglistik und Germanistik und schloss sein Studium mit der Promotion ab. Er war viele Jahre als programmverantwortlicher Verlagslektor in diversen Verlagen tätig und lebt heute als Autor, Übersetzer, Herausgeber und freier Lektor in München. Seine Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet. Regina Kehn studierte Illustration an der Hochschule für Gestaltung in Hamburg. Seit 1990 arbeitet sie als freie Illustratorin für Zeitschriften und Kinder- und Jugendbuchverlage. Für ihre Illustrationen wurde Regina Kehn 1993 und 2014 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und erhielt 1996 die Bronzemedaille in der Sparte Illustration vom Art Directors Club. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in Hamburg. Literaturpreise: ›Das literarische Kaleidoskop‹: Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2014 (Kritikerjury)

2. Kapitel Das Spukhaus der Bücher


Billy verließ die Bibliothek und ging um die Ecke bis zur High Street. Wie üblich war diese Straße voller Autos und Fußgänger, und ein großer Hund knurrte ihn ohne Grund wütend an, was Billy sehr nervös machte. Billy mochte Hunde, doch diese schienen ihn nicht besonders zu mögen. Mit Katzen war es noch schlimmer. Also beschleunigte er seine Schritte, so gut er konnte, bis er schließlich vor der Buchhandlung stand.

Er brauchte das Schild, das neben der Tür an einem Haken hing, gar nicht zu lesen, um zu wissen, dass er richtig war. Die Tür und die Fensterrahmen waren pechschwarz gestrichen. Das Fenster war mit diesen falschen Spinnweben überzogen, mit denen man seine Großmutter besprühen kann, wenn sie in ihrem Sessel eingeschlafen ist. Im Schaufenster selbst sah man einen Liegestuhl, auf dem ein erwachsenes Skelett im Badeanzug lag und in einem Buch mit dem Titel Der Schatten des Toten schmökerte. Neben dem Liegestuhl befand sich ein großer Bücherstapel, so als ob das Skelett all diese Bücher noch lesen wollte. Es waren Das Phantom von Foggy Bottom, Das Wort des Todes, Aus dem Leben eines Vampirs, Eine dunkle, stürmische Nacht, Die Rache des Hausgespenstes, Ein Kichern in der Dunkelheit und Knarren auf meiner Treppe. Direkt hinter dem Schädel des Skelettes schwebte ein Geist – oder zumindest ein Bettlaken, das wie ein Geist angemalt war. Doch das Aufregendste an der Schaufensterdekoration war ein großer Spiegel, in dem alle paar Sekunden das Gesicht einer sehr gruseligen Hexe auftauchte und wieder verschwand.

Billy fand, es war die beste Schaufensterdekoration, die er je gesehen hatte, und klatschte so begeistert die Hände zusammen, dass ein paar Fußgänger ihn befremdet ansahen, als wäre irgendwas mit ihm nicht in Ordnung, und dann schnell weitergingen.

Glücklich grinsend öffnete Billy die Ladentür.

An manchen Ladentüren befindet sich eine kleine Klingel, die bimmelt, wenn man die Tür öffnet. Das Spukhaus der Bücher war jedoch kein normaler Laden. Darum ertönte beim Öffnen der Tür ein hohles, bösartiges Lachen, das direkt aus einem alten Horrorfilm zu kommen schien. Und nicht nur das: Beim Hereinkommen trat man auf ein altes U-Bahn-Gitter, und ein Schwall kalter Luft blies von unten herauf. All das sollte dem Kunden einen kleinen Schrecken einjagen. Und Billy war keine Ausnahme. Er schrie laut auf, aber dann musste er natürlich lachen.

Das Innere des Ladens war keineswegs weniger interessant als das Schaufenster.

Billy Shivers fand sich in einer Art altem Herrenhaus wieder. Es gab eine richtige Eingangshalle mit einem staubigen Kerzenleuchter an der Decke, einem Konzertflügel, einer geschwungenen Holztreppe und am Fuß der Treppe einem glänzenden Holztresen in Form eines Sargdeckels. Auf dem Tresen stand eine antike Registrierkasse aus Messing mit einer Kurbel an der Seite. Billy fand, die Kasse sah aus, als gehöre sie zu dem alten U-Boot in dem Buch von Jules Verne, das 20000 Meilen unter dem Meer hieß.

Die Kasse schien nicht weniger alt als der sonderbare Mann dahinter. Billy fand sogar, dass es der sonderbarste Mann war, den er je gesehen hatte.

Er war ein wenig stämmig, aber nicht fett.

Seine Kleidung war die eines altmodischen Bestattungsunternehmers: ein langer schwarzer Gehrock, schwarze Hosen, ein weißes Hemd und eine schwarze Schnürsenkelkrawatte.

Er war sehr alt – ungefähr sechzig – und nicht sehr groß, doch auch nicht besonders klein.

Sein langes graues Haar hatte er hinten zu einem Zopf gebunden. Sein silbriggrauer Bart passte genau zu den Lachfalten in seinem Gesicht und rahmte seinen Mund ein wie ein zusätzlicher Ober- und Unterkiefer. Und eine seiner Augenbrauen war geschwungen wie die Brücke von Sidney.

An seinen kurzen Fingern trug er mehrere Silberringe mit Totenköpfen, und in seinem Ohr war ein Ring, und an dem Ring hing ein winziger Dolch, und an der Spitze des Dolches war ein winziger Klecks rote Farbe, so als hätte der Dolch gerade jemanden sehr Kleines erstochen.

Auf der Nase hatte er eine dick umrandete Brille mit seltsam gelblichen Gläsern, die den neugierigen Glanz in seinen Augen zu verstärken schienen. Billy war davon überzeugt, dass er noch nie solche glänzenden Augen gesehen hatte. Oder auch so ein weißes, wölfisches Lächeln. Das Lächeln dieses Mannes war so weiß und wölfisch, dass Billy sich einen Augenblick fragte, ob er vielleicht Reißzähne hatte und eigentlich ein Vampir war. Aber das Lächeln war nicht unfreundlich. Verschmitzt, ja, vielleicht auch ein bisschen müde, aber keineswegs böse.

«Kann ich dir helfen?», fragte der Mann höflich.

Seine Stimme war tief und hallte wie ein Bariton in einer Kohlengrube.

Billy näherte sich nervös dem sargdeckelförmigen Tresen. Seine Mutter hatte ihm beigebracht, niemals mit Fremden zu sprechen, doch das galt wohl nicht, wenn man sich in einem Laden befand und jemand, der vermutlich dort arbeitete, einen fragte, ob er einem helfen könnte.

«Ich suche nach einem Buch über Geister», sagte er darum.

Der Mann seufzte und deutete auf ein Schild links neben der Kasse. Darauf stand:

Sehr geehrter Kunde: Sie befinden sich im SPUKHAUS DER BÜCHER. Spuk wie in GEISTER, herrje. Dinge, die nachts Krach machen. DAS BEDEUTET, WIR VERKAUFEN KEINE BÜCHER ÜBER COMPUTER, REISEN, MUSIK, THEATER, SELBSTHILFE ODER STARS. Wenn Sie nach einem Buch über einen Star fragen oder auch nur daran denken – raus! Wir verkaufen auch keine Bücher über den 2. WELTKRIEG, FERNSEHEN, GEOGRAPHIE, RELIGION, KOCHEN und schon gar nicht über Sport. Wenn Sie nach einem Buch über Sport fragen oder auch nur daran denken, dann müssen Sie total bekloppt sein. Gehen Sie weg und suchen Sie Ihr Hirn, bevor es dunkel wird, Sie armseliger Trottel. WIR VERKAUFEN GRUSELIGE BÜCHER AN LEUTE, DIE SICH SCHNELL GRUSELN WOLLEN. DAS HEISST, BÜCHER ÜBER GEISTER, GHULE, GESPENSTER, HERUMIRRENDE SEELEN, ERSCHEINUNGEN, VAMPIRE, WERWÖLFE, ZOMBIES, HEXEN UND SPUK. Wir haben außerdem eine große Abteilung für Kinder. Alles klar?

«Äh, ja», sagte Billy. «Alles klar. Ja. Danke. Äh, was ist ein Ghul?»

«Ein Grabräuber», sagte der Mann hinter dem Sargdeckel-Tresen. «Jemand, der Leichen aus den Gräbern holt und sie verkauft oder aufisst. Was mich angeht, so halte ich es für sinnvoller, sie zu verkaufen, als sie zu essen. Der Geschmack von Menschenfleisch hat mir noch nie besonders zugesagt. Ghule stehen jedenfalls oben, wenn du die Treppe raufgehst links, letzter Raum, im hintersten Regal.»

«Wer würde denn eine Leiche kaufen wollen?»

«Oh, es gab mal einen durchaus schwunghaften Handel mit Leichen in einer Stadt namens Edinburgh.»

«Dann werde ich sicherlich niemals nach Edinburgh fahren», sagte Billy.

«Ich werde ihnen gleich heute schreiben und sie darüber informieren, bevor ich irgendetwas anderes tue», sagte der Mann. «Ich gehe davon aus, dass man den Schotten diese schlimme Nachricht so schnell wie möglich mitteilen möchte.»

«Danke», sagte Billy.

«Keine Ursache.»

Billy bemerkte ein Namensschild am Revers des Mannes und beugte sich vor, um es zu lesen. Darauf stand: REXFORD E. RAPSCALLION, EIGENTÜMER.

«Eigentümer», sagte Billy. «Das heißt, Ihnen gehört die Buchhandlung, oder?»

Der Mann, von dem Billy nun wusste, dass er Rexford Rapscallion hieß, seufzte und deutete auf ein Schild auf der rechten Seite der Kasse. Darauf stand:

WERTER KUNDE. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH! KLOPFEN SIE SICH AUF DIE SCHULTER, DENN SIE SIND NICHT GANZ SO DUMM, WIE SIE AUSSEHEN. JA, ICH BIN DER EIGENTÜMER, UND DAS BEDEUTET, MIR GEHÖRT DER LADEN. UND BEVOR SIE WEITERFRAGEN, ICH HABE DEN LADEN SEIT BEINAHE ZWANZIG JAHREN. SUPER IDEE, WAS? UND NEIN, VORHER WAR ES KEIN RESTAURANT. ES WAR EIN CAFÉ, DOCH DER KAFFEE SCHMECKTE WIE SCHLAMM, WAS VERMUTLICH DER GRUND IST, WESHALB SIE PLEITE MACHTEN UND MIR DAS GANZE FÜR eine Menge GELD VERKAUFTEN. GELD, DAS ICH GERN NOCH HÄTTE. JA, WIR HABEN UNS SCHON IMMER AUF GEISTERGESCHICHTEN ETC. SPEZIALISIERT. UND WENN SIE SCHON FRAGEN: IN DIESEM HAUS SPUKT WIRKLICH EIN GEIST HERUM. ICH HABE IHN NOCH NIE MIT EIGENEN AUGEN GESEHEN, DOCH MIR HABEN LEUTE GESAGT, DASS MAN IHN MANCHMAL IN DER VOODOO-ABTEILUNG ZU SEHEN BEKOMMT. ABER DARAUF WÜRDE ICH NICHT VIEL GEBEN. Er soll ganz schön unheimlich sein, habe ich gehört. Ich habe Sie gewarnt. Das Management übernimmt keine Verantwortung für jemanden, der hier vor Angst stirbt. Wenn Sie eher der nervöse Typ sind, was Gespenster angeht – was machen Sie dann hier in diesem Laden?!! Sind Sie verrückt? DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT.

Billy nickte. «Keine Ursache», sagte er....

Erscheint lt. Verlag 1.6.2024
Illustrationen Regina Kehn
Mitarbeit Aufgeführt von: Uwe-Michael Gutzschhahn
Übersetzer Christiane Steen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Billy • Buchhandlung • Geist • Gruselgeschichte • Mary Shelley • Rapscallion • Roald Dahl
ISBN-10 3-7336-0802-X / 373360802X
ISBN-13 978-3-7336-0802-6 / 9783733608026
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