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Die wundersamen Talente der Kalendario-Geschwister -  Louisa Söllner

Die wundersamen Talente der Kalendario-Geschwister (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
256 Seiten
Verlag Carl Ueberreuter
978-3-7641-9352-2 (ISBN)
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Magische Geschwister und ein mysteriöser Kriminalfall Als selbsternannter Detektiv für Magisches und Geisterhaftes liebt Pablo sein Zuhause, denn Maubach ist ein Ort voller Geheimnisse. Eines Morgens ziehen der unheimliche Herr Kalendario und seine fünf sonderbaren Kinder in der Nachbarvilla ein. Jenes Haus stand leer, seit vor 25 Jahren die Familie Knopfloch spurlos verschwand. Zusammen mit seiner Schwester Penny und den Kalendario-Geschwistern will Pablo aufdecken, was damals geschah. Doch plötzlich fängt Pennys Pudel an zu sprechen und ein Elefant verschwindet einfach ... Steckt vielleicht noch viel mehr hinter alledem? Eine Detektivgeschichte der besonderen Art voller Freundschaft und mit einer großen Portion Komik. Hier können sich Leser*innen ab 10 Jahren auf eine gelungene Mischung aus Wohlfühlatmosphäre, liebenswerten Figuren und tiefen, ernsthaften Gefühlen freuen.

Louisa Söllner, *1982, studierte Philosophie und Komparatistik in Freiburg, Göttingen, Perugia, München und Cambridge. Anschließend promovierte sie im Fach Amerikanische Literaturgeschichte. Nebenbei entdeckte sie ihre Vorliebe für Kinderbücher, insbesondere solche, die ihre Leser*innen in fantastische Welten entführen. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Reutlingen, wo sie seit 2019 an der Hochschule im Gender- und Diversity-Bereich arbeitet. Die Geschichte über den selbsternannten Detektiv Pablo, seine sportliche Schwester Penny und die so wundersamen wie schrägen Kalendario-Geschwister ist ihr literarisches Debüt.

Louisa Söllner, *1982, studierte Philosophie und Komparatistik in Freiburg, Göttingen, Perugia, München und Cambridge. Anschließend promovierte sie im Fach Amerikanische Literaturgeschichte. Nebenbei entdeckte sie ihre Vorliebe für Kinderbücher, insbesondere solche, die ihre Leser*innen in fantastische Welten entführen. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Reutlingen, wo sie seit 2019 an der Hochschule im Gender- und Diversity-Bereich arbeitet. Die Geschichte über den selbsternannten Detektiv Pablo, seine sportliche Schwester Penny und die so wundersamen wie schrägen Kalendario-Geschwister ist ihr literarisches Debüt.

Der Garten der Villa Knopfloch war alles andere als schaurig. Es sei denn, jemand hatte Angst vor hohem Gras und morschen Bäumen. Pablo kickte einen halbvermoderten Apfel vor sich her, während er sich dem Haus näherte. Ohne Penny im Nacken kamen ihm sogar die Gargoyle-Gesichter, die aus dem Stein ragten, zahm vor.

Pablo erklomm die moosbewachsenen Stufen einer Treppe, die auf eine Veranda führte. Oben angekommen bemerkte er, dass die Scheibe der Glastür bereits eingeschlagen war. Anscheinend war schon vor ihm jemand auf die Idee gekommen, der Villa Knopfloch einen illegalen Besuch abzustatten.

Pablo griff vorsichtig durch die zerbrochene Scheibe und drückte die Türklinke herunter. Der Raum hinter der Tür sah wüst aus. Die schwarz-weißen Bodenkacheln waren mit Scherben und hereingewehten Blättern bedeckt. Pablo tänzelte zwischen den Glasscherben hindurch, vorbei an zwei vertrockneten Zimmerpalmen. Dann atmete er tief ein, um den Moment zu würdigen: Er stand tatsächlich in der Villa Knopfloch. Die Ermittlungen konnten beginnen!

Die Zimmer, durch die Pablo spazierte, waren voll möbliert. Nur Staub und Spinnweben gaben Aufschluss darüber, dass die Villa bereits seit 25 Jahren unbewohnt war. Im Wohnzimmer warteten ein gewaltiges grünes Samtsofa und eine Reihe schwerer Bücherregale auf die Rückkehr der Bewohner. Im Esszimmer baumelte ein Kronleuchter an der Decke. Die Glaskristalle malten Lichtmuster auf einen langen Tisch.

Obwohl Pablo die Einrichtung gefiel, begann er sich nun doch ein wenig zu gruseln. Alles in der Villa schien ein Ausdruck von Abwesenheit zu sein. Der Sessel mit dem noch aufgeschlagenen Buch. Die leeren Kaffeetassen auf dem Küchentisch. Die offene Flasche Anti-Schluckauf-Mittel. Die Mäntel, die an der Garderobe hingen wie schlafende Gespenster.

Nachdem Pablo das Erdgeschoss gesehen hatte, stieg er eine knarzende Treppe hinauf in den ersten Stock. Der Raum gegenüber von der Treppe beherbergte ein pompöses Himmelbett, einen riesigen Kleiderschrank, einen Frisiertisch und einen Kamin, der dem übrigen Prunk eine Spur von Gemütlichkeit verlieh. Direkt daneben befand sich ein Zimmer, in dem alles ganz in Rosa gehalten war. Pablo warf nur einen kurzen Blick hinein und wandte sich dann direkt wieder ab.

Im nächsten Raum hingegen stockte ihm kurz der Atem: Hier sah es ein wenig aus wie in seinem eigenen Zimmer. Es gab eine verstaubte Spielkonsole und einen roten Sitzsack. Auf dem Boden stapelten sich alte Comichefte (sogar ein Sebi Seltsam-Comic war dabei) und in einem der Regale standen Reihen bunter Actionfigürchen: He-Man, Transformers, Ninja Turtles. Pablo hätte sich gerne genauer umgesehen, aber in Hinblick auf seinen Fall war auch dieses Zimmer nicht sehr vielversprechend.

Zuletzt betrat Pablo ein Zimmer mit einem großen Schreibtisch und mehreren Bücherregalen darin. Das musste das ehemalige Arbeitszimmer von Alfred Knopfloch sein – mit Sicherheit der beste Ort, um Hinweise darauf zu finden, was den Knopflochs vor 25 Jahren zugestoßen war.

Der Schreibtisch war mit Krimskrams übersät. Pablo griff wahllos nach einzelnen Objekten: Einem Füllfederhalter, einem Stempelkissen, einem Briefumschlag. Er wollte gerade ein schwarzes Notizbuch begutachten, da erklangen von unten plötzlich Geräusche.

Ein Schlüssel drehte sich im Schloss um. Dann hörte Pablo eine Männerstimme sagen: »Da wären wir also! Kommen Sie herein, Herr Kalendario. Es ist alles etwas staubig, aber prinzipiell noch gut erhalten. Darf ich Sie durch die einzelnen Räume führen?«

»Gerne«, erwiderte eine andere Stimmt. Pablo verharrte schockgefroren in seiner Position vor dem Schreibtisch. Eine Hausbesichtigung! Und das ausgerechnet heute.

Hastig sortierte Pablo seine Gedanken. Er musste irgendwie aus dem Haus kommen. Am besten unbemerkt. Den Geräuschen zufolge waren die beiden Männer im Wohnzimmer beschäftigt. Vorsichtig schlich Pablo sich aus Alfred Knopflochs Arbeitszimmer. Wenn er Glück hatte, schaffte er es ungesehen nach unten. Dann könnte er durch die Eingangstür flüchten.

Knaaaarz. So ein Mist! Schon auf der ersten Treppenstufe gab er den Plan wieder auf. Flink huschte er in das Schlafzimmer mit der pompösen Einrichtung. Nach kurzem Grübeln griff er sich eine rosa Tagesdecke und kroch damit unter das Himmelbett. Wenn Pablo sich in die Decke rollte und mucksmäuschenstill blieb, bemerkte ihn vielleicht niemand.

Kurz darauf hörte Pablo auch schon die Schritte der Männer auf der Treppe. »Hier haben wir das Schlafzimmer der Eheleute Knopfloch, Hugo Knopflochs Zimmer, Augustine Knopflochs Zimmer und das ehemalige Arbeitszimmer von Dr. Alfred Knopfloch«, sagte der eine Mann.

»Alles, wie ich es in Erinnerung habe«, erwiderte der andere Mann.

»Ach?«, fragte der erste Mann erstaunt. »Sie waren schon einmal hier?«

»Vor vielen, vielen Jahren, Herr Frey.«

»Wirklich? Ich erinnere mich gar nicht an Sie. Ich habe früher hier gearbeitet – als Assistent von Herrn Knopfloch.«

»Weiß ich.«

»Komisch, dass ich gar nicht weiß, wer Sie … Aber Sie müssen auch noch sehr jung gewesen sein. Waren Sie mit Hugo Knopfloch befreundet?«

»Das erzähle ich Ihnen vielleicht später. Lassen Sie uns erstmal mit der Besichtigung fortfahren.«

Als die Männer das Schlafzimmer betraten, in dem Pablo sich versteckt hielt, konnte er nicht anders: Er musste einfach spionieren. Von seiner Position aus sah er nur Schuhe und Hosenbeine, also robbte er ein wenig nach vorne, bis er einen Blick auf die zwei Männer werfen konnte.

Herr Frey war klein und rundlich. Er redete viel und gestikulierte dabei in Richtung des Kamins. Herr Kalendario war groß, dürr und ganz in Schwarz gekleidet. Ein wenig wirkte er wie ein großer zusammengeklappter Regenschirm. In einer Hand trug er eine altmodische Aktentasche. Als Herr Frey seinen Monolog unterbrach, sagte Herr Kalendario freundlich: »Meine Tochter Dezi wird den Kamin lieben. Sie kann sich in eine Katze verwandeln und hat viel Freude daran, sich vorm Kaminfeuer zu rekeln.«

»Was?!«, hätte Pablo beinahe gefragt. Auch Herr Frey schien diese Information zu verblüffen: »Verzeihung, ich habe wohl nicht ganz richtig gehört. Haben Sie gerade gesagt, dass …?«

Herr Kalendario lachte: »Ja! Ich habe gesagt, dass Dezi sich in ein Katze verwandeln kann. Alle meine Kinder haben magische Talente.«

Herr Frey hüstelte. Anscheinend fühlte er sich mit dieser Wendung des Gesprächs unwohl. »Wie viele Kinder haben Sie denn?«, erkundigte er sich.

»Fünf«, erwiderte Herr Kalendario.

Fünf Kinder mit magischen Talenten! Pablos Herz machte einen kleinen Sprung. Woher hatten Herrn Kalendarios Kinder ihre Talente? In Oma Ilses Maubach-Erzählungen war es Alfred Knopflochs einmalige Gabe gewesen, magische Fähigkeiten zu verteilen …

»Also, Herr Kalendario, diese Sache mit den magischen Talenten war ein Witz, oder?«, unterbrach Herr Frey Pablos Gedankengang.

»Keinesfalls«, erwiderte Herr Kalendario todernst.

»Nun, dann …«, hüstelte Herr Frey. »Herr Kalendario, ich glaube inzwischen, wie soll ich es sagen, dass Sie vielleicht doch nicht der richtige Käufer für dieses Haus sind.«

»Oh«, erwiderte Herr Kalendario kühl. »Herr Frey, dann lassen Sie mich den schlechten Eindruck, den ich gemacht habe, bitte schnell korrigieren. Sie haben sich vorhin darüber gewundert, dass Sie sich nicht an mich erinnern. Das hat einen guten Grund. Denn auch ich habe ein kleines magisches Talent. Ich bin der Meister des Vergessens. Vor 25 Jahren habe ich alle Menschen in Maubach vergessen lassen, dass es mich gibt.«

Pablo in seinem Versteck war richtig mulmig zumute. Herr Kalendario schien tatsächlich in das Verschwinden der Knopflochs verwickelt zu sein. Warum sonst hätte er sich vor genau 25 Jahren aus dem Gedächtnis aller Maubacher radieren sollen? Er musste damals etwas Furchtbares getan haben.

Im Gespräch zwischen Herrn Frey und dem Meister des Vergessens gab es eine merkwürdige Pause. Dann sagte Herr Kalendario: »Und jetzt, Herr Frey, möchte ich, dass Sie alles vergessen, was gerade geschehen ist und was ich in den letzten zehn Minuten gesagt habe!«

Herrn Freys Stimme klang seltsam leiernd, als er sagte: »Hier haben wir das Schlafzimmer der Eheleute Knopfloch, Hugo Knopflochs Zimmer, Augustine Knopflochs Zimmer und das ehemalige Arbeitszimmer von Dr. Alfred Knopfloch.«

In Pablos Ohren rauschte es. Genau das hatte Herr Frey bereits vor zehn Minuten gesagt. Hatte Herr Kalendario wirklich Herrn Freys Erinnerung gestohlen? Es sah ganz danach aus. Der seltsame Kerl besaß tatsächlich...

Erscheint lt. Verlag 15.7.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Abenteuergeschichte für Kinder • Detektiv • Elefant • Erinnerung • Familiengeheimnis • Freundschaft • Geschwister • Gestaltwandlung • Kalendario • Magie • Maubach • Rätsel • Schleim • Schwarze Katze • sprechender Pudel • Talente • talentlos • Umzug • Vergessen • Verlassene Villa • verschwunden • Zaubern
ISBN-10 3-7641-9352-2 / 3764193522
ISBN-13 978-3-7641-9352-2 / 9783764193522
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