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Die Traumgänger -  Markus Heitz

Die Traumgänger (eBook)

Aufbruch nach Deseo

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
143 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-81359-6 (ISBN)
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(CHF 10,70)
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Finn hat eine besondere Gabe: Er kann seine Träume beeinflussen. Doch eines Nachts taucht ein fremdes Mädchen in seinem Traum auf: Sanja. Sie sucht nach ihren Eltern. Vermutlich hält sie Mrak, der böse Herrscher des Albtraumlandes, gefangen. Ihre Suche führt Sanja und Finn ins Traumland Deseo. Dort stellt sich heraus, dass Sanja wegen mehrerer Diebstähle gesucht wird. Gehört sie zu den Bösen? Als Finns Gabe im Traumland versagt, kann er nicht mehr zurück - er ist gezwungen, Sanja zu vertrauen. Ein aufregendes Abenteuer in faszinierenden Traumwelten, von Fantasy-Bestseller Autor Markus Heitz unwiderstehlich und magisch erzählt - auch für Kinder, denen das Lesen noch nicht leichtfällt.

Markus Heitz, geboren 1971, ist einer der bekanntesten deutschen Fantasy-Autoren. Er hat bislang über 50 Romane, in den Genres Phantastik, Horror und Space Fiction veröffentlicht. Seine Bücher landen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Kein anderer Fantasy-Autor erhielt in den vergangenen Jahren öfter den Deutschen Phantastik Preis. Mehr zum Autor: www.mahet.de

KAPITEL 1


Finn sah die riesige, fliegende Weltraumschlange auf sein kleines Raumschiff zukommen. Sie hatte das Maul weit aufgerissen, die langen Zähne schimmerten im Licht der beiden Sonnen. Die Schlange war größer als ein Hochhaus, hatte schwarze Schuppen – und sie wollte Finn zu ihrer Beute machen!

Aber der 13-jährige Junge lenkte sein Raumschiff gelassen zur Seite und das gefährliche, tödliche Maul schnappte knapp daran vorbei.

»Basis, hier spricht Commander Finn.« Mit einem Knopfdruck schaltete Finn den Fangstrahl ein. Das bläuliche Kraftfeld schloss die überraschte Weltraumschlange ein.

»Ich habe sie gefunden. Die Berichte stimmten. Sie hatte sich in einem Asteroidenfeld versteckt und wollte mich angreifen. Wie bei den drei Raumschiffen vorher.«

»Ausgezeichnete Arbeit, Commander«, sagte eine blecherne Roboterstimme aus der Funkanlage. »Sie hatten wie immer recht mit Ihrer Vermutung.«

»Ich bringe sie in Sicherheit. Das ist das Beste für alle.« Danach schleppte Finn die Schlange auf den Planeten Wildfang, wo alle gefährlichen Tiere der Galaxis ein neues Zuhause bekamen. Niemand sollte Angst vor ihnen haben müssen. Auch die Weltraumschlange konnte sich dort wohlfühlen, anstatt im All Raumschiffe anzugreifen. Sie ernährte sich von Eisen und Stahl und hatte es auf die äußeren Platten der Schiffe abgesehen.

Finn setzte das gewaltige Tier in einer Felslandschaft ab, wo es genug Höhlen und Spalten zum Verkriechen gab. Und Eisenerz, das es aus den Wänden nagen konnte. Ein Kraftfeld verhinderte, dass es erneut ausbrechen und durch den Weltraum fliegen würde. Die Reisenden zwischen den Planeten waren in Sicherheit.

Danach kehrte Finn zur Basis zurück: der berühmten Weltraumstation Sonnenwind. Von hier flogen er und sein Team Planetenretter zu neuen Aufgaben.

»Das hast du niemals so geträumt«, sagte sein bester Kumpel Linus und zerstörte das Abenteuer, das Finn eben begeistert erzählt hatte. Die schönen Bilder verblassten und verschwanden. »Du und ein Commander? Was ist das überhaupt, Digga?«

»Ein Kapitän. Für Raumschiffe.« Finn saß leider nicht in seinem Traumraumschiff. Sondern in der miefigen Turnhalle neben der Ersatzbank in seinem Rollstuhl. »Und ja: Genau das habe ich gestern Nacht geträumt. Weil ich es wollte.« Er war stinksauer. Nicht auf Linus, der so gerne Digga sagte, weil er es cool fand. Sondern auf seine Situation. Und zwar seit dem Tag des Unfalls mit dem BMX. Alles in allem seit ganzen sechs Monaten dauersauer.

»Willst du einen?«, fragte Linus und hielt ihm eine offene Packung hin. Schoko-Karamell-Kekse. Sie dufteten himmlisch. »Ein Trostkeks.« Er wusste, wie sich sein Freund fühlte. Linus durfte kein Basketball spielen, weil er ohne Brille ziemlich schlecht sah. Und ohne Brille war Sportunterricht zu gefährlich. Er rannte sonst gegen alles und jeden. Außerdem kümmerte er sich um seinen Freund. Gemeinsam gingen sie in die siebte Klasse des Herrlich-Gymnasiums im kleinen Städtchen Buchstrand.

Finn zog zwei Kekse heraus. »Danke.«

Auf dem Feld spielte seine Klasse Basketball in gemischten Mannschaften gegeneinander. Die Jungs und Mädchen rannten und riefen und warfen einen Korb nach dem anderen.

»Ich finde es super, dass ich meine Träume selbst bestimmen kann.« Finn hasste es, nur zuschauen zu dürfen, zumal er das Spiel sehr mochte. Aber er konnte nicht mitmachen. Nicht so. Denn sein rechtes Bein war komplett eingegipst und ließ sich nicht bewegen. Am Unterschenkel des anderen Beins saß eine Schiene aus Hartplastik. Beides sollte den gebrochenen Knochen und gerissenen Sehnen beim Heilen helfen.

»Klar. Würde mir auch gefallen. Oder hast du wieder was Komisches gesehen?«, neckte ihn sein Kumpel, packte ein Schokobonbon aus und steckte es sich in den Mund. Er war nicht ganz so sportlich wie Finn, aber ziemlich clever und wusste immer einen lockeren Spruch. »Beim Träumen mit offenen Augen, meine ich. Das kannst du doch auch so gut. Wie nennst du das?«

»Tagträumen. Und mach dich nicht lustig«, bat Finn mit vollem Mund. »Du glaubst mir sowieso nie.«

Linus lachte und dabei sah man seine schokobraunen Zähne. »Nee, Digga. Weil du dir alles ausdenkst. Aber es ist sehr unterhaltsam. Und lustig.«

»Tu ich nicht«, grummelte Finn.

Manchmal träumte er tagsüber vor sich hin, wie es alle Menschen tun. Zum Beispiel wenn es im Unterricht langweilig war. Oder wenn er die Wolken betrachtete. Oder wenn er nach der Schule auf seinen Vater wartete, der ihn abholte. Dann flogen seine Gedanken davon und machten, was sie wollten.

In diesen Momenten konnte es passieren, dass Finn etwas sah – und zwar Dinge, die nur er sehen konnte.

Mal waren es rätselhafte Wesen wie aus Märchen oder einem Abenteuerfilm. Mal sprechende Pflanzen. Mal aber auch Bilder von unbekannten Häusern oder fremde Brunnen oder Brücken aus Stein. Als würden sie wie aus dem Nichts in der Welt von Finn erscheinen.

Das waren mehr als Träume.

Die Figuren und Wesen und Pflanzen bemerkten ihn auch. Manchmal versuchten sie sogar, mit ihm zu sprechen.

Aber Finn verstand sie leider nicht. Es war keine Sprache, die er beherrschte.

Angst machte es ihm nicht, er wunderte sich bloß und staunte.

Sobald Finn aufhörte, vor sich hin zu träumen, verschwand alles. Und das fand er sehr, sehr seltsam, denn normalerweise gehorchten ihm seine Träume. Nachts zumindest.

War das der Unterschied: Tag und Nacht? Konnte er bei Nacht bestimmen und bei Tag nicht?

»Weißt du, was kein Traum ist?«, fragte Linus und machte ein geheimnisvolles Gesicht.

»Der dritte Keks, den du mir geben willst?«, sagte Finn grinsend.

Sein Kumpel hielt ihm die Packung erneut hin. »Der Professor hat Besuch.«

»Welcher Professor?« Finn langte zu.

»Na, der in der Spukvilla!« Linus schob sich jetzt auch einen Keks in den Mund. »Der kleine Herr Barfuß.«

Finn musste jedes Mal lachen, wenn er den Namen hörte. Dass jemand so heißen konnte und ein Professor war, fand er witzig. »Was ist daran so besonders?«

»Es ist ein Mädchen. Bisschen älter als wir. Hat der Postbote gesagt. Er hat sie gesehen, als er die Briefe brachte«, sagte Linus verschwörerisch. »Stell dir das mal vor: Der Barfuß hat eine Enkelin oder so! Und sie soll nur schwarze Sachen tragen! Das ist voll gruselig, Digga! Die hat bestimmt Spinnen als Haustiere oder so.«

»Oh. Dann ist vielleicht jemand gestorben?«

»Mhm.« Linus überlegte. »Könnte sein. Oder sie ist genauso seltsam wie der Professor. Niemand weiß, was er eigentlich macht. Das Licht hinter den Fenstern flackert manchmal nachts und dann ist tagelang niemand zu sehen. Keine Lampe ist eingeschaltet.«

»Vielleicht will er nur Strom sparen?«, schlug Finn vor.

»Nee. Der macht bestimmt Versuche«, flüsterte sein Kumpel und rollte mit den Augen. »So was Unheimliches wie in den Serien im Fernsehen. Mit Geistern.«

Finn lachte ihn aus. »Nein, der ist Sternenforscher. Er sucht nach neuen Planeten, auf denen die Menschen eines Tages leben können. Mit großen Fernrohren im linken Turm der Villa. Wie in einer Sternwarte.«

»Sagt wer?«

»Auch der Postbote.«

Die Sportlehrerin pfiff das Spiel ab. Die Stunde war beendet und schon schepperte der Gong aus dem Lautsprecher. Pause. Danach stand Mathe an.

»Ob diese seltsame Enkelin zu uns in die Schule kommt?« Linus klimperte übertrieben mit den Wimpern. »Das wäre doch was! Bisschen Geisterbahn in der Klasse.«

Finn zuckte mit den Schultern. Für ihn zählte nur, dass er schnell gesund wurde und wieder normal laufen konnte. Er wollte unbedingt wieder Sport in seinen Vereinen machen. Das fehlte ihm sehr.

»Okay, zurück in den Klassenraum.« Er löste die Bremsen des Rollstuhls. »Schiebst du mich? Ich halte auch die Kekse.«

»Du willst sie nur aufessen, Digga!«, lachte Linus und stand auf. Er fasste die Griffe und schob an.

»Kekse dienen meiner Genesung«, grinste Finn und...

Erscheint lt. Verlag 19.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-407-81359-7 / 3407813597
ISBN-13 978-3-407-81359-6 / 9783407813596
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