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Jim Knopf und die Wilde 13 (eBook)

Kinderbuchklassiker in kolorierter Neuausgabe

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
288 Seiten
Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-61142-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jim Knopf und die Wilde 13 - Michael Ende
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Ein weiteres Abenteuer mit Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer Die kleine Lokomotive Molly ist von der Wilden 13 - einer Piratenbande - entführt worden. Jim Knopf und sein bester Freund Lukas müssen sie unbedingt befreien! Dafür ist ihnen kein Weg zu weit, kein Wasser zu tief und kein Berg zu hoch. Weltweiter Bestseller, übersetzt in über 25 Sprachen! Nominiert für den deutschen Jugendliteraturpreis

Michael Ende (1929-1995) zählt zu den bekanntesten deutschen Schriftstellern. Neben Kinder- und Jugendbüchern schrieb er poetische Bilderbuchtexte und Bücher für Erwachsene, Theaterstücke und Gedichte. Viele seiner Bücher wurden verfilmt oder für Funk und Fernsehen bearbeitet. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche deutsche und internationale Preise. Seine Bücher wurden in mehr als 50 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von über 35 Millionen Exemplaren.

Erstes Kapitel


in dem die Geschichte mit einem Bums anfängt

In Lummerland war die meiste Zeit schönes Wetter. Aber es gab natürlich auch manchmal Tage, an denen es regnete. Sie waren zwar selten, aber dafür regnete es dann gleich wie aus Gießkannen. Und so ein Tag war der, an dem diesmal unsere Geschichte anfängt. Es regnete und regnete und regnete.

Jim Knopf saß in der kleinen Küche bei Frau Waas und Prinzessin Li Si war auch da, denn sie hatte gerade vierzehn Tage schulfrei. Jedes Mal, wenn sie zu Besuch kam, pflegte sie ein hübsches Geschenk für Jim mitzubringen. Einmal war es eine Glaskugel, in der eine winzige mandalanische Landschaft zu sehen war, und wenn man die Kugel schüttelte, dann schneite es darin. Ein anderes Mal schenkte sie ihm einen bunten Sonnenschirm aus Papier oder einen praktischen Bleistiftspitzer in der Form einer kleinen Lokomotive.

Diesmal aber hatte sie für Jim einen wunderschönen mandalanischen Malkasten mitgebracht. So saßen die beiden Kinder nun an dem kleinen Küchentisch einander gegenüber und malten. Zwischen ihnen saß Frau Waas. Sie hatte sich eine Brille aufgesetzt und las aus einem dicken Geschichtenbuch vor, während sie an einem Schal für den Jungen strickte.

Es war eine sehr schöne und spannende Geschichte, aber Jim blickte doch immer wieder ein wenig zerstreut zum Fenster hinaus, an dem die Tropfen in kleinen Bächen herniederrannen. Der Regenschleier war so dicht, dass man kaum bis zu der Bahnstation von Lukas hinüberzusehen vermochte, wo die kleine Lokomotive Molly sicher und trocken bei der dicken alten Emma unter dem vorspringenden Dach stand.

Aber man darf nun nicht etwa glauben, dass es ein trübseliger Regen war, wie er bei uns manchmal vorkommt. Nein, ganz und gar nicht, denn in Lummerland war selbst das schlechte Wetter nicht wirklich schlecht, sondern fröhlich und übermütig. Es war eher eine Art Wasserkonzert. Die Regentropfen plitschten und platschten und trommelten lustig auf dem Fensterblech, die Dachrinnen gurgelten und schwatzten, und in den Pfützen rauschten die Wassergüsse, als ob eine begeisterte Menge in die Hände klatschte.

Jim sah Lukas aus seinem kleinen Bahnhof kommen. Der Lokomotivführer blickte prüfend zum Himmel hinauf, bestieg dann seine Emma und fuhr mit ihr in den Regen hinaus. Molly blieb im Schutz der Station zurück. Sie war übrigens inzwischen schon beinahe halb so groß wie Emma. Sie hatte die richtige Bimmelbahngröße und ein halber Untertan wie Jim konnte bequem in ihrem Führerhäuschen Platz finden.

Lukas fuhr nur ein paar Runden um die Insel, bloß damit niemand behaupten konnte, auf Lummerland fiele der Eisenbahnverkehr bei Schlechtwetter aus. Dann brachte er Emma zu Molly unter das Dach der Station zurück, schlug seinen Kragen hoch, zog seine Mütze tief ins Gesicht und kam mit langen Schritten zum Haus von Frau Waas herüber. Jim sprang auf und öffnete seinem Freund die Tür.

»Brrrr, was für ein Wetter!«, brummte Lukas, während er eintrat und seine Mütze ausschüttelte.

»Guten Tag, Lukas!«, sagte Jim und strahlte.

»Guten Tag, Kollege!«, antwortete Lukas.

Jim wusste zwar nicht genau, was dieses Wort bedeutete, aber er verstand, dass es etwas war, was Lokomotivführer zueinander sagen. Verstohlen blickte er zu Li Si hinüber, ob sie es auch gehört habe. Aber die kleine Prinzessin schien nichts Besonderes dabei zu finden.

Lukas begrüßte die beiden Damen, dann ließ er sich am Tisch in einen Sessel nieder und erkundigte sich: »Kann man bei euch vielleicht eine schöne Tasse heißen Tee mit einem ordentlichen Schuss Rum bekommen?«

»Natürlich, Lukas«, sagte Frau Waas freundlich, »heißer Tee schützt vor Erkältung bei so einem Wetter. Li Si hat mir eine Büchse vom feinsten Mandalatee mitgebracht und ein Schlückchen Rum ist auch noch da.«

Während Frau Waas den Tee aufgoss und sich ein unbeschreiblich köstlicher Duft in der kleinen Küche verbreitete, bewunderte Lukas Jims und Li Sis Gemälde. Dann räumten sie die Malsachen weg, weil der Tisch gedeckt wurde. Und schließlich brachte Frau Waas als Überraschung noch einen großen, goldgelb gebackenen Gugelhupf, dick mit Puderzucker bestreut. Dass er ganz unvergleichlich gut schmeckte, braucht wohl nicht erst betont zu werden, denn es ist ja allgemein bekannt, dass Frau Waas in diesen Dingen eine Meisterin war.

Als kein Krümelchen mehr übrig war, lehnte Lukas sich in seinem Sessel zurück und stopfte seine Pfeife.

Draußen senkte sich schon die Abenddämmerung hernieder und der Regen ließ ein wenig nach. In der Küche war es warm und gemütlich.

»Was ich dich schon längst fragen wollte, Li Si«, begann Lukas, nachdem er seine Pfeife gemächlich angezündet hatte, »wie geht’s eigentlich dem Drachen Mahlzahn?«

»Er schläft immer noch tief«, antwortete die kleine Prinzessin mit ihrer lieblichen Vogelstimme. »Aber er ist ganz wunderbar anzusehen. Er glänzt und funkelt vom Kopf bis zur Schwanzspitze, als ob er aus purem Gold wäre. Mein Vater lässt ihn Tag und Nacht von Wächtern behüten, damit sein Zauberschlaf durch nichts gestört wird. Er hat befohlen, sofort Meldung zu erstatten, wenn der Drache anfängt aufzuwachen. Er will euch dann gleich benachrichtigen.«

»Fein«, sagte Lukas, »lange kann’s ja nicht mehr dauern. Der Drache hat doch gesagt, er würde in einem Jahr wieder aufwachen.«

»Nach der Berechnung unserer Blüten der Gelehrsamkeit«, erwiderte Li Si, »muss der große Augenblick in drei Wochen und einem Tag eintreten.«

»Dann werd ich den Drachen als Erstes fragen«, erklärte Jim, »wo mich die dreizehn Seeräuber geraubt haben und wer ich in Wirklichkeit bin.«

»Ach ja«, seufzte Frau Waas bedrückt. Sie fürchtete, dass Jim dann vielleicht für immer von Lummerland und von ihr fortgehen könnte.

Aber andererseits sah sie natürlich auch ein, dass der Junge das Geheimnis seiner Herkunft durchaus erforschen musste. Deshalb sagte sie nichts weiter, sondern seufzte nur noch einmal aus tiefstem Herzen.

Dann holte Jim die Schachtel mit den Spielen und sie spielten zu viert »Mensch ärgere dich nicht« und »Fang den Hut« und alle anderen Spiele, die da waren.

Die meiste Zeit gewann natürlich die kleine Prinzessin. Das war allerdings nichts Neues, aber Jim konnte sich noch immer nicht so recht damit abfinden. Er mochte Li Si wirklich sehr gern, aber noch lieber hätte er sie gemocht, wenn sie nicht immer so gescheit gewesen wäre. Er hätte sie ja sogar ab und zu gewinnen lassen, aber das ging leider nicht, weil sie sowieso dauernd gewann.

Draußen war es inzwischen ganz dunkel geworden und der Regen hatte aufgehört. Plötzlich pochte es.

Frau Waas machte die Tür auf und herein trat Herr Ärmel. Er klappte seinen Schirm zusammen, stellte ihn in die Ecke, nahm seinen steifen Hut ab und verbeugte sich.

»Guten Abend, guten Abend allerseits! Wie ich sehe, ist man mit der interessanten Tätigkeit des Spielens beschäftigt. Wissen Sie, meine Damen und Herren, ich saß nämlich drüben in meinem Hause und fühlte mich ein wenig einsam und da fragte ich mich, ob es Ihnen wohl recht wäre, wenn ich ein wenig an Ihrer Geselligkeit teilnähme.«

»Es ist uns sehr recht«, sagte Frau Waas freundlich und stellte für Herrn Ärmel eine Tasse auf den Tisch, die sie aus der großen bauchigen Teekanne füllte. »Setzen Sie sich zu uns, Herr Ärmel.«

»Danke!«, erwiderte Herr Ärmel und nahm Platz. »Ich will Ihnen gestehen, dass ich seit einiger Zeit über etwas nachdenke, und ich würde gerne Ihre Meinung hören. Die Sache ist nämlich so: Jeder Einwohner von Lummerland ist doch zu etwas da – außer mir. Ich gehe hauptsächlich spazieren und werde regiert – einfach so. Sie werden gewiss zugeben, dass dies auf die Dauer etwas unbefriedigend ist.«

»Ach was!«, warf Frau Waas ein. »Wir haben Sie alle gern, so wie Sie sind.«

Und die kleine Prinzessin meinte: »Gerade deswegen.«

»Vielen Dank«, erwiderte Herr Ärmel, »aber dennoch nur so da zu sein, sozusagen ganz ohne was, das ist nun einmal kein Leben. Dabei kann ich von mir sagen, dass ich ein ungewöhnlich gebildeter Mensch bin und über Kenntnisse verfüge, die mich selbst bisweilen in größtes Erstaunen versetzen. Aber leider fragt danach niemand.«

Lukas lehnte sich in seinem Sessel zurück und paffte schweigend einige Rauchringe zur Decke, dann sagte er bedächtig:

»Ich denke, Herr Ärmel, das wird sich eines Tages finden.«

In diesem Augenblick gab es draußen plötzlich einen heftigen Bums, als sei irgendetwas gegen die Insel gestoßen.

»Grundgütiger Himmel!«, rief Frau Waas und ließ vor Schreck beinahe die Teekanne fallen. »Habt ihr das gehört?«

Lukas war schon aufgesprungen und hatte sich seine...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2024
Illustrationen F. J. Tripp, Mathias Weber
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Augsburger Puppenkiste • Drache • Fantasievoll • Freundschaft • Kinderbuch ab 6 • Kinderbuchklassiker • Lummerland • Meer • Piraten • Reise • schönste kinderbücher • Seefahrt • Seeräuber • spannend • Unterwasserwelt • Vorlesen • vorlesen ab 6
ISBN-10 3-522-61142-X / 352261142X
ISBN-13 978-3-522-61142-8 / 9783522611428
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